I don’t like Mondays

Es gibt Montage, da bleibt einem jedes Lachen im Halse stecken. Es klebt fest, es will nicht herauskommen, es soll nicht herauskommen, es darf nicht herauskommen. Heute ist mir nicht nach lachen zumute, hätte ich doch bloß keinen Zugang zu den Nachrichten. Könnte man doch einfach mal die Augen verschließen vor dem, was da draußen ist. Ausschalten. Ich kann nicht ausweichen, ich will wissen, möchte Fragen stellen: Warum das alles?

Suchen wir nicht nach Gründen für Dinge, die wir nicht verstehen können, weil die Gründe selbst über die Vorstellungskraft jedes einzelnen gehen würden. Es findet statt, auf der ganzen Welt, jeden Tag, auch ohne dass jemand eine Kamera darauf richtet.

Die Boomtown Rats besangen die Antwort auf die Frage, warum 1979 ein 16-jähriges Mädchen auf dem gegenüberliegenden Schulhof 2 Menschen erschoss und 9 weitere verletzte, in einem Lied. Auf die Frage nach dem Warum antwortete das Mädchen: „I don’t like Mondays. This livens up the day.

Stellt keine Fragen zu Dingen, deren Antwort ihr nicht hören wollt.

They can see no reasons
Cause there are no reasons
What reasons do you need to be shown?

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Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.

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orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 13 Jahre

Ich möchte mit einem anderen Lied antworten:

http://www.youtube.com/watch?v=5tp-v_H_RWQ

Madame Mel
Madame Mel (@guest_15860)
Vor 13 Jahre

Ich halte überhaupt nichts davon, den Mördern eine Plattform – wie in diesem Falle ein Musikstück – zu geben, damit sie damit „unsterblich“ gemacht werden. Genau das ist das Ansinnen dieser Verbrecher – sie wollen sich noch Jahrzehnte nach der Tat tief in die Köpfe der Menschheit fressen. Das Einzige, was unvergessen sein sollte, sind die Opfer. So hatte das Musikprojekt „Silke Bischoff“ damals ein ganz klares Zeichen gegen das schnelle Verblassen eines gewaltsam aus dem Leben gerissenen Namens gesetzt.

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 13 Jahre

@Madame Mel

Musikstücke oder sogar die Berichterstattung über solche Amokläufe oder andere Geschehnisse sind sicher immer ein zweischneidiges Schwert. Man gibt den Tätern irgendwie eine Plattform (Star for a week). Auf der anderen Seite steht neben dem Transport von Informationen auch immer die Frage nach dem WARUM, die sich jeder unweigerlich stellt.

Hier gehe ich vom „normalen“ Menschen aus, der solche Taten nicht dazu nutzt, seine Sensationsgier zu befriedigen oder sie dazu nutzt politische Ziele (Vorratsdatenspeicherung etc.) durchzudrücken.

Gerade Künstler beschäftigen sich mit Abgründen und – im besten Fall – sogar auch mit der Gesellschaft, wenn sie solche Themen aufgreifen. In diesem Fall, so denke ich, die Verrohung einer Gesellschaft. Soweit ich weiß, saß Bob Geldof damals bei einem Interview, als die Nachricht von dem Amoklauf der Schülerin reinkam (deshalb die Textstelle mit dem Nachrichtenticker). Das Mädchen nannte als Grund für die Morde:

Ich mag keine Montage!

Eine unglaubliche Begründung, die sprachlos macht. Ich denke, dass hier nicht der Täterin eine Plattform gegeben wird. Es ist vielmehr die Sinnlosigkeit der Tat, die im Vordergrund steht und die zutiefst schockiert. Es gibt keinen Grund! Und immer wieder die Frage: Warum?

Tell me why?
I don’t like Mondays
Tell me why?
I don’t like Mondays
Tell me why?
I don’t like Mondays

Ich finde es ganz gut, wenn Künstler sich mit solchen Themen beschäftigen und vielleicht auch zum Nachdenken anregen, indem sie Situationen oder Geschehnisse noch einmal deutlich aufzeigen. Was der Hörer draus macht, bleibt ihm überlassen. Der Song ist sicher auch eine Erinnerung an die Opfer dieser sinnlosen und schrecklichen Tat, denn Sympathie/Entschuldigungen für die Täterin kann ich nicht erkennen.

Ich mag es übrigens absolut nicht, wenn dieser Song zwischen Werbung, Wetter, Gewinnspiel und seichter Popmusik im Radio gespielt wird. Da gehört er nicht hin!

Madame Mel
Madame Mel (@guest_15882)
Vor 13 Jahre

 Orphi
Du magst sicherlich Recht haben, dass Herr Geldof sich ernsthaft und nicht sensationsgeil mit dieser Tragödie auseinander setzte und auch nicht die Absicht hatte – wie du schon so treffend erwähntest – dass das Lied als Fahrstuhlmusik endet – ohne Sinn und Verstand für den Hörenden. Ich bin fest überzeugt, dass heutzutage viele denken, dass Herr Geldof keine Montage mochte ;-)

Allerdings muss man sagen, dass es wohl eines der populärsten wenn nicht sogar das erfolgreichste Stück der Band ist und sicherlich einen großen Batzen Geld daran zu verdienen war. Und das ist eben das Zweischneidige daran. Darf man das Statement „I don´t like Monday“, der Gesinnung eines verwirrten Geistes zitieren, um damit kräftigen Umsatz zu machen? Ich habe jedenfalls so meine Probleme damit.

Tatsächlich gibt es niemals einen Grund, so profan er auch scheint, einen Menschen umzubringen. Man kann nur hoffen, dass es niemanden einfällt, die Gesinnung für das Norwegen-Massaker als Titel für ein Musikstück zu verwenden.

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 13 Jahre

Tja, darf man Profit aus solchen Taten schlagen? Gute Frage! Eine eindeutige Antwort habe ich da für mich noch nicht gefunden. Zumal man ja leider sieht, dass das Publikum wild jubelt, weil Bob Geldof so geil aussieht (nehm ich jetzt mal an) und die Radiostationen noch Jahre später ohne Sinn und Verstand den Nummer-1-Hit von damals spielen, ohne dass irgendwer die Hintergründe begreift. Die Intention des Songs – welche auch immer es nun tatsächlich war – fällt in der Praxis hinten runter und es bleibt ein Sack voll Geld.

Bei deinem Satz, dass viele Leute sicher denken, dass Bob Geldof keine Montage mag, musste ich lachen. Das wird wohl so sein. :-) Und das zeigt dann auch wieder die Schattenseite des Ganzen.

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 13 Jahre

»I don’t like Mondays.«

Zweifelsohne ein großartiges Zitat. Da es diesen Grad an verachtender Ehrlichkeit besitzt, den viele verdrängen wollen. Zu viele sitzen vor den Medien. Hadert und fiebern den Gründen entgegen. Wollen Aufklärung und tiefen Einblick in das Warum, das Wieso und in das Weshalb. So, wie es einem gutes ehrliches Fernsehen vormacht.

Doch im Grunde gibt es keine Gründe. Keine ausgeklügelten Zusammenhänge. Der Film »8 Millimeter« brachte es da zur Abwechslung einmal genau auf den Punkt. Viele Dinge geschahen, weil diejenigen es einfach wollten und konnten. Nichts mehr und nicht weniger.

Die Gründe werden ihnen meistens in den Mund gelegt. Weil man es als ausgleichende Gerechtigkeit betrachtet, deren Privatleben rückwirkend auszuschlachten. In den Taten und Handlungen Motive zu suchen, ohne überhaupt wissen zu können, ob diese mit den wirklichen Gedanken einhergingen.

Was jedenfalls Norwegen anbelangt. Ein Kerl, der mal wieder angab auch Videospiele zu mögen. Ich freue mich schon darauf, wenn der nächste Depp wieder über dieses Schlagwort stolpert, anstatt beim Wesentlichen zu bleiben.

Zu orphi:

[…]Musikstücke oder sogar die Berichterstattung über solche Amokläufe oder andere Geschehnisse sind sicher immer ein zweischneidiges Schwert. Man gibt den Tätern irgendwie eine Plattform […]

Das ist der Punkt. Selbst wenn die Kunst schweigen würde, so wäre diesen Individuen so oder so eine Plattform gesichert. Da sich die Medien bzw. der Journalismus nicht mundtot machen lässt und ebenso wenig von Schweigeminuten hält.

Es soll sich die Intelligenz der Kunst lieber zehnmal mit den Themen auseinandersetzen, als dass ich auch nur eine weitere BILD-Schlagzeile ertragen muss. O-Ton: »Hier grinst die Killer-Bestie« Jawohl. Applaus und Beifall.

Zu Madame Mel:

[…]Darf man das Statement »I don´t like Monday«, der Gesinnung eines verwirrten Geistes zitieren, um damit kräftigen Umsatz zu machen? Ich habe jedenfalls so meine Probleme damit[…]

Durchaus eine gerechtfertigte Frage. Ich sage: Ja, man darf. Sollte man auch in der Kunst, da die Kunst nicht nur die Aufgabe hat, die Herzen zu erfreuen. Kunst hat ebenso die Pflicht, Fokus zu sein, Pranger, Kommentator und Meinungstreiber. Und das funktioniert zumeist nur mit schonungsloser Offenheit oder zumindest mit dem unverblümten Aufgreifen von Themen. Kunst muss auch einmal bitter sein, um nicht auf den Magen zu schlagen.

Es ist allerdings unweigerliche Folge von erfolgreichem Schaffen, dass dieses zu Kapital wird. Daran kann man wohl kaum etwas ändern. Selbst wenn es der Künstler selbst ablehnt, kommt immer einer daher, der daraus Profit schlägt. Warum auch nicht.
Ganz streng genommen ist Kunst auch eine Dienstleistung, geistige Arbeit. Diese kann ehrenamtlich und kostenfrei sei. Muss aber nicht. Die Entscheidung darüber sollte aber kein Gegenstand für einen Vorwurf sein. Zudem gibt es genug andere, die für fragwürdigere Arbeit mehr kassieren.

Karnstein
Karnstein(@karnstein)
Vor 13 Jahre

Fahrstuhlmusik ohne Sinn und Verstand…
Ja, ich befürchte ich habe auch jetzt gerade erst mitbekommen worum es darin tatsächlich geht – und plötzlich lief mir beim Hören ein Schauer den Rücken runter…

Insofern hat das Konzept vielleicht schon funktioniert und man erreicht auch Jahrzehnte später noch Menschen mit dieser Botschaft, aber im Großen und Ganzen muss ich Mel schon recht geben – ich finde gerade Felix Flauchers Konzept von „Silke Bischoff“ (und ja auch „18 Summers“) hat einen schöneren Ansatz der bei mir persönlich auch voll aufgeht – ich weiß sehr genau wer Silke Bischoff ist und dass sie erst 18 war, aber wie die Täter hießen? Keine Ahnung…

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