6 Tage Ausnahmezustand im Rheinland. 6 Tage lang Karneval, von Altweiber am Donnerstag bis zum gestrigen Veilchendienstagszug maskierte, verkleidete und kostümierte Menschen. 6 Tage lang haben Menschen jeder Gesellschaftsschicht, jeden Alters und jeder Gesinnung einen Grund Alkohol zu trinken und sich daneben zu benehmen. Manchmal fühlt es sich so an, als wären vielen dann das, was sich sich schon immer erträumt haben. Jugendliche Randgruppen und Szenemitglieder scheinen 6 Tage lang ausgeblendet, ein Gothic verkommt zum Kostüm, bunte Haare sind nicht mehr ein Symbol der Abgrenzung, sondern werden zum Symbol der Zugehörigkeit. Irgendwie scheint das Rheinland in dieser Zeit ehrlicher zu sein, bei vielen Menschen wirkt der Alkohol wie ein Verhaltenskatalysator, die einen werden Hemmungsloser, die anderen Aggressiver, andere werden auch einfach nur müde. Am Aschermittwoch ist alles vorbei, die Büros sind wieder voller Menschen die in ihrer Tätigkeit nachgehen und beim nächsten Besuch in den Innenstädten ist wieder alles beim alten. Äußerlich andere werden wieder Anstoß der Gesellschaft. Vielleicht aus Neid, Neid darauf das ganze Jahr über das zu sein, was man sich erträumt.
Eigentlich bin ja nicht fĂĽr Karnevalsvfestivität zu begeistern, aber im Rheinland scheint das unausweichlich. Während ich mich Altweiber noch beruflich im SĂĽden der Republik verkriechen konnte war ich am Wochenende mittendrin statt nur dabei, erst eine Geburtstagsfeier mit Karnevalsmotto, dann der Veilchendienstagszug in Mönchengladbach, den Rosenmontag habe ich geschickt ausgeblendet. Eigentlich wollte ich unverkleidet gehen, „mein altes ClownskostĂĽm passt mir sowieso nicht mehr…“ doch dummerweise passte es noch. So bin ich also als Clown unterwegs, also bunt. GlĂĽcklicherweise habe ich keine bleibenden Schäden davon getragen, eigentlich ging ich davon aus, das bunter Kleidung Hautirritationen auslöst, doch nichts davon ist eingetreten, das wirkt sich sicherlich sehr positiv auf meinen Vorurteilsabbau aus.
Heute ist Aschermittwoch, alles ist wieder beim Alten, viele verkleiden sich wieder so, wie es die Gesellschaft ihnen suggeriert. Modezeitschriften, Fernsehen und Plakate diktieren den Geschmack. Man kleidet sich wieder Altersgerecht, das ist das, was andere von einem erwarten wie man sich in einem entsprechenden Alter zu kleiden hat. Viele wünschen sich jetzt, wieder einmal jung zu sein, in dem man mit sich selbst beschäftigt ist und nicht täglich versucht, sich aus den Fesseln der Gesellschaft zu befreien von denen täglich neue dazukommen. Hoffentlich gibt es viele, die sich nicht daran halten, denn irgendwie hat Karneval ja auch etwas positives, jeder kleidet sich so, wie er möchte. Vielleicht auch ein bisschen so, wie man gerne sein würde. Halt Pohl!
*grins* … wie gut das wir hier im Norden davon nicht viel bis nix mitbekommen ;)
Steht Dir das bunt … aber die Haare passen nicht zur Brille *duw* ;)
Naja Karneval resp. bei uns Fastnacht, mag ich nicht besonders wegen der Musik (Guggemusik)…die bringt mich wirklich fast um…man darf also annhemen, dass du das bist auf dem Foto?
LG
Steffi: Leider habe ich keine passende Brille in meinem Fundus, schlieĂźlich bin ich ja rein aus visuellen GrĂĽnden darauf angewiesen. Aber ich gebe Dir recht, passt wirklich nicht. *g*
@Atanua: Die Musik ist wie eine Krankheit, in den tollen Tagen ist sie von überall zu hören, sie scheint unausweichlich. So bleiben mir nur meine privaten Rückzugsräume um meine Ohren mit richtiger Musik zu balsamieren. Das schlimme ist: Durch die jahrelange und unterschwellige Penetration meines Unterbewusstseins durch diese Klänge kenne ich die meisten und die Klassiker auch noch auswendig, obwohl ich sie nie gelernt habe. So was nennt man erfolgreiche temporäre Konditionierung seit 34 Jahren! Ach so und ja, in der Mitte des Bildes stehe ich :)