Diese Woche ist eine der Wochen, die ich am liebsten aus meinem Leben streichen würde. Neben meinem Beruf, der mich um 5:00 morgens aus dem Bett scheucht, besuche ich auch noch in dieser Woche wieder die Meisterschule. Zwischen Arbeit und Weiterbildung bleibt also wenig Platz für den Alltag, selbst die Fahrt mit dem Auto zur Arbeit erscheint wie eine besondere Zeitverschwendung. Das da Zeit zum Bloggen fehlt, brauche ich nicht zu erklären. Eile ist der Tod eines guten Blogbeitrages wusste schon Konnafuzius in seinem Artikel über Blogweisheiten zu sagen.
Die Runde durch meinen Google Reader lasse ich mir trotzdem nicht nehmen und genieße dabei die kurze Ruhepause bei einer Tasse Kaffee. Subjektiverweise verändert sich der Inhalt meiner abonnierten Feeds in gleichem Maße. Offenbar leiden noch andere Blogger und den Pflichten des Alltags. Deshalb geht mein Appell heute an die Augenblicke der inneren Ruhe und dem kleinen Stück Entspannung, das sich jeder einmal gönnen sollte. Nicht abends vor dem Fernseher, sondern mittendrin im Alltag.
Jeder Tag hat wichtige Momente und Rituale der Entspannung an denen man festhalten sollte auch, wenn man dafür ja überhaupt keine Zeit hat. Ich werde gleich den Weg zu Schule wie immer zu Fuß zurücklegen, meine Kopfhörer aufsetzen und mir die neuesten Errungenschaften diverser Platteneinkäufe anhören. In den 30 Minuten, die ich benötige, laufe ich vorbei an der lärmenden Straße, die den Verkehrsmassen nicht gewachsen scheint. Ich durchquere einen Park und bewege mich dabei auf den historischen Teil der Stadt zu, durch die Wipfel der blätterlosen Bäume ragt das prächtige Münster in den abendlichen Himmel. Irgendwie scheint jedes Lied auf meinem MP3 Player zu passen und schickt meinen Geist auf eine Reise, ich wünschte ich könnte meine Gedanken als Film aufzeichnen, der dann von der Musik untermalt wird.
Ein kurzes Stück bergauf endet auf dem Marktplatz, dem höchsten Punkt der Stadt und dem Ende der Einkaufszone. Menschen laufen an mir vorbei, mustern mich oft eindringlich was aber bei meinen riesigen, silbernen Kopfhörern auf meinen schwarzen Haaren auch unausweichlich ist. Ich stelle mir vor, was ein vorbeilaufender Passant wohl macht, wenn er nicht gerade mit Tüten beladen die Stadt hinaufhetzt, welche Musik er gerne hört und was ihm Spaß macht. Kenne ich den nicht von irgendwo her? Erinnerungen aus meiner Jugend werden wach, verstummen aber sogleich beim Anblick des nächsten Gesichtes. Ich biege ab und erreiche einen ruhigeren Teil der Innenstadt, in dem die Menschen die mir eben noch begegnet sind ihre Autos geparkt haben. Ich schaue mir die schönen alten Wohnhäuser an, die an mir vorbeiziehen, jedes Mal. Und jedes Mal scheint es, sie möchte mehr von ihrer Geschichte erzählen, die seit meiner Schulwochen begonnen wurden.
Ich erreiche die Schule und bin wie immer 5 Minuten zu spät, ich setze die Kopfhörer ab und setze mich entspannt in den Unterrichtsraum. Das sind meine 30 Minuten der Ruhe, obwohl es gar nicht ruhig ist, ein Ritual um wieder zu fühlen das ich noch lebe ein Moment der Einsamkeit inmitten vieler Menschen.
Obwohl ich Konnas Appell für Qualität durchaus nachvollziehen kann, finde ich auch einen weiteren Punkt seiner Liste, nämlich ein bisschen von sich selbst zu erzählen viel wichtiger, viel persönlicher und viel menschlicher. Ich hoffe, ich war nicht zu persönlich :)
Dann belästige ich dich mal nicht weiter mit einem gewissen Projekt ;)
Entspann dich lieber und wenn du wieder mehr Zeit hast – ich halte dir einen Posten frei… ansonsten findest du einige Infos bei Schwarzdenker.
Du warst auf keinen Fall zu persönlich, gerade solche Beiträge sind doch zwischendurch wirklich mal eine nette Abwechslung und sagen viel über den Menschen hinter dem Blog aus, was mich immer sehr interessiert.
Und auch ansonsten: Volle Zustimmung. Ohne diese Momente der „Ruhe“ geht man irgendwann kaputt. Egal auf welche Weise man sich seine Portion Ruhe gönnt. Und besonders wohltuend sind diese Momente, wenn man sie dann auch wirklich bewusst erlebt.
Ich habe mich auch sehr über den Beitrag gefreut^^ Allzu unpersönliche Blogs werden irgendwie uninteressant.
Ohne Musik wäre das Leben wirklich ungeniessbar ^^
hach ja… ich bräuchte auch mal wieder ein paar ruhemomente *seufz*
@Tears: Du belästigst mich nicht, ganz im Gegenteil. In meinem Alter ist man froh, wenn man noch gebraucht wird ;)
@Konna: Schön, das Dir diese Abwechslung gefallen hat. Bewusste Momente sind genau so wichtig wie die erste Tasse Kaffee am Morgen, denn erst dann erlebe ich die Dinge wirklich bewusst :)
@Atanua: Finde ich auch, unpersönliche Blogs verlieren meiner Meinung nach viel von ihrem ganz eigenen Charme. Es soll tatsächlich Menschen geben, die Musik zuhause nicht mögen. Das ist so, also würde man das Brötchen ohne Wurst essen,den Kaffee ohne Zucker oder das Leben ohne Inhalt.
@Iweliene: Badewanne? Auch ein netter Platz, den ich sehr genieße. Ich habe sogar extra für diesen lästigen Lüfter im Badezimmer einen Schalter gelegt, damit ich diesen auch bei eingeschaltetem Licht deaktivieren kann.