Es ist wieder Zeit für so einen Artikel. Wenn die Politik sich schon nicht um dieses Thema kümmert, müssen Blogger selbst darüber berichten, dass das Internet mittlerweile ein Minenfeld ist, in dem man nur noch versucht, Abmahnungen zu verhindern. Vorbei sind die Zeiten, in denen man einfach seine Gedanken, Erlebnisse und Tipps in einem „Online-Tagebuch“ teilen konnte. In einem professionalisierten und kommerzialisierten digitalen Umfeld wird jeder kleine Fehler zum finanziellen Desaster. Trotz aller Vorsicht hat es mich wieder getroffen. Diesmal soll ich fast 300 Euro zahlen.
Was diesmal geschah
In einer Wochenschau vor über acht (!) Jahren, im April 2014, habe ich über den Fotografen Chris Parker berichtet, der auf der Plattform „Behance“ Bilder seines Schaffens hochgeladen hatte, darunter auch das Bild von ein paar Punks, die vor den „Houses of Parliament“ in London posierten. Ich fand die Aufnahmen klasse und berichtete kurz über den Fotografen. Ich stellte natürlich ein Beispielbild dazu, damit man sich einen Eindruck machen konnte und das Besucher animieren sollte, das ganze Album zu bewundern.
Behance ist eine Plattform, bei der man als Kreativer eine Art Portfolio in Form von „Projekten“ erstellen kann. Sie dient dem Künstler dazu, seine Arbeiten vorzustellen und entdeckt zu werden. Sinn und Zweck ist es also, dass jemand auf das Profil aufmerksam wird und darüber berichtet. So wie ich es damals getan habe. Diese kostenlose Werbung für Chris Parker kommt mich nun teuer zu stehen.
Der Künstler hat offensichtlich im Verlauf der letzten Jahre sein Album mit den Punks bei Behance gelöscht. Die Bilder werden nun über den Stockfotografie-Giganten „Alamy“ verkauft. Das besagte Bild, das ich damals als kostenlose Werbung für den Fotografen verwendet hatte, kostet dort nun 40 Euro. Von dieser Entwicklung habe ich nichts gewusst, denn ich kann nicht die über 10.000 Fotos, die ich im Blog im Laufe der Jahre verwendet habe, ständig auf mögliche „Lizenz-Besitzerwechsel“ überprüfen.
Zahlung bequem per Portal
Spontis ist kein Business-Blog, wo man sowas vielleicht verlangen könnte. Es handelt sich um einen nicht-kommerziellen, privaten Blog, mit dem niemand Geld verdient – außer die Abmahnanwälte. Zur Erinnerung: Die letzten Abmahnungen beliefen sich auf rund 715 Euro und 1.400 Euro, eine weitere Nachlizenzierung kostete mich 400€. Diesmal habe ich sogar die bequeme Möglichkeit, auf einem eigens eingerichteten Portal, zu bezahlen. Immerhin kann ich mehrsprachig, superbequem und auf sechs verschiedenen Wegen 274,95 Euro überweisen. Offensichtlich schreibt die Plattform viele Abmahnungen – natürlich immer im Sinne der Künstler, oder wofür war das Urheberrecht nochmal?
Düstere Blog-Zukunft
Spinnen wir den Vorgang einmal weiter und malen schwarz, so wie es mir in die subkulturelle Wiege gelegt ist. Es kommen beängstigende Szenarien zustande. Was ist beispielsweise mit dem netten Fotografen den ich bei einem Festival kennenlerne und den ich frage, ob ich ein paar Bilder von ihm für einen Bericht benutzen darf? Was ist mit Spontis-Lesern, die mir ihre Bilder zur Verfügung stellen. Irgendwann könnten diese Fotos theoretisch auch bei einer Agentur landen, die extra ein Portal für Strafzahlungen eingerichtet hat – natürlich ohne Ausnahme – auch nicht bei nicht-kommerzieller Nutzung, die nur dazu dient, den Fotografen zu unterstützen.
Vermutlich wäre es dann mal wieder an der Zeit für so einen Artikel. Daran bin ich natürlich nicht interessiert, deshalb werde ich in Zukunft nicht mehr über Fotografen berichten und muss versuchen, für bereits verwendetes, angeblich „freies“ Material schriftliche Lizenzen zu bekommen, die ich dann im Falle eines Falle vorweisen kann.
Nur zur Erklärung: Ich achte bereits seit der ersten Abmahnung bei der Verwendung von Fotos akribisch auf die Nutzungsrechte. Doch selbst bei der Verwendung von Fotos, die über entsprechende Portale, wie beispielsweise unsplash.com zur freien Verwendung angeboten werden, können sich die Nutzungsrechte jederzeit ändern. Ob ich Bilder von Bands, Plattencovern oder Screenshots neuer Musikvideos auch besser lassen soll?
Ich empfinde es als hanebüchene Ungerechtigkeit, als Blogger, der nicht einen einzigen Cent mit seinem Content verdient und der viel Kohle vom 3-Schicht-Lohn als Schlosser investiert, um dieses kleine Universum am Laufen zu halten, so gelackmeiert am Ende der Nahrungskette zu stehen. Datenschutz, DSGVO, Cookie-Hinweise, Impressumspflicht, kostenpflichtige Erweiterungen und eine verfremdete Adressen gegen Trolle reichen nicht aus. Ja, ich weiß, jetzt heule ich rum. Ich profitiere ja auch von diesem Blog. Mir fällt es nur immer schwerer, daran zu glauben.
Lieber Robert, hast du sowas wie eine Kaffeekasse wo man die was spendieren könnte? Ich les deine Beiträge immer wieder gerne, sie erinnern mich an gute Zeiten und helfen mir immer wieder.
Bitte gib nicht auf.
Und das mit der Abmahnerei ist wirklich die Hölle…. Es ist traurig, dass man mit dem Quatsch Geld machen kann….
Also von Albencovern kenn ich es auch bereits. Aber man kann sich ja auf das Zitatrecht berufen. Also kein Foto nehmen, sondern besser einen Screenshot oder ein selbstgemachtes Foto vom besagten Tonträger.
Alternative immer ein Vertrag zur Nutzung machen :-/ Bei TfP Shootings (oder auch gegen Geld) gibt´s immer Model-Release-Verträge. Da auch hier das Model/Fotograf Rechte und Pflichten hat – und da regelt man auch die Nutzung.
Aber ich gebe dir Recht.. „früher“ war das einfacher :-/
Das einzige, was früher einfacher war: Es gab kein Internet :-) Bislang versuche ich immer selbst gemachte Bilder zu verwenden und solche, die ich zur Verfügung gestellt bekommen habe. Allerdings ist das bei einer Form der Berichterstattung, wie ich sie gerne mache, immer sehr kompliziert, für jeder Bild eine schriftliche Nutzungsvereinbarung einzuholen. Oftmals ist es auch schon schwer, überhaupt eine Einwilligung per FB oder Mail zu bekommen.
Bei Bildern, die ich beispielsweise von „Ratte“ veröffentlichen möchte, arbeite ich seit 1 Jahr daran, Genehmigungen und Lizenzen zu bekommen. Entweder findet man die Fotografen nicht mehr, die Bildrechte wurde an irgendwelche Agenturen verkauft und die wiederum antworten nicht.
Bei aktuellen Bildern wird es auch nicht besser: Möchtest du tagesaktuell berichten oder kurz etwas ankündigen, bist du auf bereitgestelltes Pressematerial angewiesen. Als „kleiner Blogger“ kriegst du das Zeug aber nicht oder es existiert schlicht und einfach nicht, Deshalb laufe ich manchen Leute tagelange hinterher, um über ein „Okay“ für die Verwendung eines Bilder zu bekommen. Von Regelungen der Rechte und Pflichten sind wir da noch weit entfernt.
Da ich eigentlich nur berichten will, gebe ich mich damit zufrieden in dem guten Glauben, ein „Okay“ reicht. Ich meine, wenn ich jetzt ein Bild von einem Künstler nehmen will, um seine neue Platte zu bewerben, müsste ich dann erst mal an den Fotografen kommen, denn die Künstler fotografieren sich selten selbst. Also erst mal den ausfindig machen, anschreiben, einen Nutzungsvertrag unterschreiben lassen und dann kann ich das Bild nehmen. In einem Artikel, der rund 7 Künstler vorstellt, ist das quasi eine Wochenfüllende Aufgabe, Viele musikalische Beiträge gehen daher nur mit den Videos an den Start, weder mit Bildern von der Band oder den Leuten, noch mit Albencovern.
Grundsätzlich hast du natürlich VOLLKOMMEN recht. Nur so läuft das. Allerdings vernichtet das jeden leidenschaftlichen Impuls, über etwas zu berichten oder euphorisch über neue Musik zu berichten, schließlich sitze ich hier auch allein vor dem Bildschirm.
Ja ein „Okay“ ist etwas dünn.. aber ein Ok per E-Mail sollte bestand haben. Wenn es da keine Einschränkung gibt (nur bis ende 2030) dann gilt das ja auch unbeschränkt. Gerade bei Labels nur das Material nehmen was man bekommt oder eben eigne Fotografie des werkes 😬 Am besten ist es bei Platten mit dem Label in Kontakt zu stehen – die haben / müssen lizensierte Bilder haben. Da hat man schonmal nur ein Ansprechpartner.
Aber ja, „früher“ haben sich alle drüber gefreut wenn es Werbung gab und man „im Internet war“ – heute ist das (teilweise) nur noch Kommerz. Aber sicher auch dem geschuldet, dass windige Geschäftsleute Geld machen mit Sachen die ihnen nicht gehören ..
Ja, das sind praktikable Hinweise! Leider pflegen zu wenige Labels einen entsprechenden Medien-Bereich. In einer Wünsch-Welt würde ich mir genau das wünschen, bei den Labels einen Bereich, wo man Bilder (mit den entsprechenden Hinweisen) einfach übernehmen kann. Das pflegen noch viel zu wenige.
Die Idee, die Plattencover auf dem Bildschirm abzufotografieren und diese Bilder dann zu nehmen, würde durch das Zitatrecht funktionieren, bei direkten Screenshots ist das wieder ein wenig fraglich.
Danke für die guten Tipps!
Ich sehe gerade, dass du auch fotografisch unterwegs bist und gut gefüllte Alben bei flickr unterhältst. Könnte ich beispielsweise Fotos bei Bedarf (sei es nun als Bericht über etwas oder nur als Beiwerk zur einer Hintergrundstory) nehmen mit entsprechenden Hinweisen, Urhebervermerken oder Verlinkungen?
Außerdem sehe ich gerade, dass du auch bei monkeypress dabei bist, könnte man da nicht fotografisch irgendwie zusammenkommen?
Mir fehlt leider Zeit und Equipment, selbst Bildmaterial anzufertigen, aber vielleicht kann man ja da irgendwie zusammenarbeiten. Wenn ich darf, würde ich mich dazu mal persönlich bei Dir melden.
Das ist ja leider keine ganz neue Entwicklung und betrifft auch nicht nur vermeintliche künstlerische Fotos von Fotografen. Mittlerweise sieht man in immer mehr Szenelocations, Diskotheken usw Schilder, die darauf hinweisen, dass das Fotografieren dort verboten ist. Das liegt aber nicht notwendigerweise daran, dass die Locations daran verdienen wollen, sondern eher daran, dass vermieden werden soll, das sie wegen der Fotos ihrer Gäste von anderen Gästen in Haftung genommen werden. Auch wenn ich grundsätzlich verstehe, wenn man nicht fotografiert werden will, so bin ich doch der Meinung dass man sowas auch immer direkt und gütlich klären kann, ohne gleich einen Anwalt in die Spur zu schicken. Aber auch in der Szene scheint so langsam der Egoismus die Oberhand zu gewinnen, so dass auf Teufel komm raus versucht wird, aus allem noch ein paar Kröten zu quetschen…
So ist es. Es gibt mittlerweile auch in der Szene eine furchtbare Überschwemmung der Verhaltensweisen, die man eigentlich hinter sich lassen wollte.
Das von Dir angesprochene Problem ist ebenso schrecklich, obwohl es hier eher um Persönlichkeitsrechte geht oder? Mir sind auch Schilder, oder besser gesagt Zettel, aufgefallen, bei denen man mit Betreten der Discothek oder des Festival-Geländes damit einverstanden ist, abgelichtet zu werden.
Ich finde es allerdings auch traurig, wie man in der Szene und überhaupt miteinander umgeht. Ist das eigentliche eine deutsche Mentalität? „Sie hören von meinem Anwalt!“ ist doch so eine typische Phrase. Das Internet wird zu einer User-Melkmaschine und ein Paradies für Abmahn-Anwälte. Gilt nicht nur für mich, sondern für fast jeden Shop-Betreiber des kleinen Szene-Ladens von nebenan.
Währenddessen pumpt man bedenkenlos Bilder im Sekundentakt in die sozialen Netzwerke und kümmert sich meist überhaupt nicht um Bild- oder Persönlichkeitsrechte und ermöglicht es den Milliardenschweren Konzernen, mit dem Content noch mehr Geld zu verdienen.
Vielleicht ist das ja auch so ein „Trend“ der aus den USA übernommen wurde. Da verklagt man sich dem Klischee nach ja auch liebend gern für jeden Mist bis auf die Unterhose.
Aus meinem beruflichen Alltag an Schulen (nein, ich bin kein Lehrer) kann ich dir aber zumindest versichern: Das ist nicht nur im Internet und in der Szene so. „Warum hat mein Kind eine 5 auf dem Zeugnis?“ „Weil es mehr auf dem Tisch gelegen und geschlafen hat, als am Unterricht mitzuarbeiten.“ „MEIN!!11elf Kind? Niemals! Unverschämtheit, Sie werden von meinem Anwalt hören! Wenn mein Kind schlechte Noten bekommt, dann kann das nur an Ihnen liegen.“ – Überspitzt dargestellt, zugegeben. Aber in etwas abgeschwächter Form schon mehrfach an verschiedenen Schulen miterlebt.
Ich habe generell das Gefühl, dass sich die Gesellschaft bzw. der Umgang der Menschen miteinander in den letzten 30 Jahren sehr verändert hat.
Es wird weniger aufeinander geachtet, jeder ist nur noch auf seinen eigenen Vorteil bedacht, muss sich ständig profilieren und lässt dabei jede Höflichkeit und Rücksichtnahme fallen.
Die Geschichte mit den Bildern ist da nur ein Symptom, es fällt mir jeden Tag hunderte Male auf: Menschen, die im Supermarkt mit Ihrem Korb ganze Gänge versperren und denen egal ist, ob jemand mal vorbei möchte. Kinderwagen werden wie Panzer durch den kleinsten Laden geschoben, wo selbst kleine Menschen kaum Platz haben. Verkehrsteilnehmer sind gnadenlos aggressiv, halten sich nicht an die Regeln und schimpfen dann noch auf alle Anderen. Niemand sucht mehr Fehler bei sich selbst, es sind immer die Anderen. Niemand denkt mehr voraus und reflektiert sein Handeln.
Ursachen gibt es dafür sicher viele, vor allem dürfte aber die in den letzten Jahren nach meinem Eindruck sowohl in den Medien als auch im wirtschaftlichen und politischen Geschehen immer stärker werdende Propaganda wirken, dass jeder der Beste, Schönste und (wirtschaftlich) Erfolgreichste sein muss. Einfach nur Sein ist nicht mehr genug, Wertschätzung für eine Person bemisst sich ausschließlich an der Sichtbarkeit und am Einkommen, welches völlig davon entkoppelt ist, was die Person eigentlich für die Gesellschaft tut.
Früher mochte ich Menschen, mittlerweile kippt das bei mir aber immer öfter in Misanthropie um.
Ehrlich gesagt mochte ich Menschen noch nie. Jedesmal wenn irgendwo eine Kerze der Hoffnung flackert und ich tolle Menschen und Situationen erlebe, kommen danach meistens 100fach diese Art von Erlebnissen, die mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
Würde ich diesen Blog nicht betreiben und mit Euch diskutieren, würden vermutlich keine Kerzen der Hoffnung mehr flackern. Hier ist es noch ein Schutzraum, in der meine Misanthropie sich in Grenzen hält.
Umso belastender, wenn jemand diesen Schutzraum angreift.
Ach, Robert, bitte nicht resignieren! Auch ohne Fotos wäre dies ein toller Blog und schöner Ort zum Austauschen und Zurückziehen von all dem Scheiß… Ein Schutzraum, wie Du so trefflich beschreibst.
Nein, resignieren werde ich nicht. Ich muss allerdings diese Dinge wieder und wieder zur Sprache bringen. Als „User“ oder reiner „Leser“ bekommt man von solchen Sachen ja in der Regel wenig mit. Da ist man nur von Cookie-Hinweisen, Paywalls und toten Links genervt, ohne zu wissen, warum das eigentlich alles so ist.
Ja, es ist gut und wichtig, hier den Finger in die Wunde zu legen und Mißstände aufzudecken. Man kann nur hoffen, dass es mal eine Rechtsprechung gibt, die solche Praktiken unterbindet. Niemand kann sich ständig darum kümmern, ob jahrealte Bilder, die zuvor problemlos verfügbar waren, plötzlich andere Lizenzen bekommen haben. Da sollte wirklich die Praxis in die Richtung gehen, dass bei solchen Wechseln Infos an die Nutzer verschickt werden müssen, damit man sich überlegen kann, wie man damit umgeht. Vermutlich ist das dann den Bilder-Hostern zu umständlich, weil aufwendig. Und diese ganze Abzock-Anwalt-Mafia muss endlich mal Grenzen gesteckt bekommen.
Haargenauso geht es mir auch. Diese grenzenlose Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung führt zu immer mehr Ellenbogenmentalität, Gedanken- und Rücksichtslosigleit. Sich für andere einschränlen, das Ego auch mal ein Stückweit zurückstellen? Völlig out. Ich hab ja vor einiger Zeit mal einen Artikel dazu geschrieben, hinter dem ich auch immer noch voll und ganz stehe. Es wird aber mittlerweise immer schlimmer, habe ich das Gefühl.
https://www.spontis.de/schwarze-szene/ansichtssache/caros-gedanken-wir-leben-in-einer-ich-gesellschaft/
Da reihe ich mich doch gerne mit ein: Ganz eurer Meinung. Ob nun im Straßenverkehr, beim Einkaufen oder wo auch immer. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dieses ganze „Mehr, mehr, mehr, ich, ich, ich, schneller, höher, weiter wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Ich hatte wirklich gehofft Corona würde den Menschen einen gehörigen Denkzettel verpassen und sie an die Dinge erinnern, die wirklich zählen. Wie zum Beispiel Gesundheit oder jene Menschen, die man gern hat. Aber davon ist bereits jetzt schon nichts mehr zu merken. Die „Prügelei“ um Mehr und das Besser geht munter weiter.
Mein Schwiegervater in spe unkte mal herum für sowas müsste es schon eine Alieninvasion geben. Inzwischen glaube ich nicht einmal das würde helfen, da einige versuchen würden selbst daraus einen persönlichen Vorteil zu ziehen.
Genau. Selbstoptimierung und Bedürfnisbefriedigung um jeden preis. Und das nennt sich dann „persönliche Weiterentwicklung“. Ob ein Teil dieser Bedürfnisse ohne diesen ganzen Konsum- und Optimierungszirkus überhaupt existieren würde, da kräht kein Hahn nach. Und wer da nicht mitmachen will, oder nicht stark genug ist kommt halt unter die Räder.
Manchmal möchte ich einfach nur die Tür hinter mir schließen und die Welt da draußen ignorieren, aber das geht halt nicht.
Ich kann da eigentlich nur noch zustimmend nicken und mich ebenfalls anschließen. Wer bis jetzt noch nicht misanthrop war, wird es zunehmend. Mache die gleichen Beobachtungen und im Straßenverkehr wird es dann auch zudem schnell lebensgefährlich. Da ich mittlerweile auch auf Tiktok und Instagram unterwegs bin, wird einem dieser „Drang zur Selbstoptimierung und Bedürfnisbefriedigung um jeden Preis“ zur Genüge jeden Tag vor Augen geführt.
zurück zum Thema und was mir oft durch den Kopf geht, weil es so häufig der Fall ist:
Eigentlich gute Neuerungen in der Gesetzgebung, zum Beispiel in puncto Schutz des geistigen Eigentums, werden ins Gegenteil verkehrt, pervertiert, weil es bestimmten Menschen nur darum geht, die Grauzonen und Schlupflöcher in dieser auszuloten und auszunutzen ohne Rücksicht auf Verluste. Da gibt es ganze Firmen und Anwaltskanzleien die sich fast ausschließlich darauf spezialisieren und richtig Asche abpressen, eben oder gerade von kleinen Bloggern. Zum Kotzen.
Du tust mir wirklich leid, lieber Robert. Das du bei dem Sch… noch immer wieder die Kraft findest um weiterzumachen hat mir schon beim letzten mal imponiert. Ehrlich.
Vor ein paar Jahren schlug mir meine Freundin vor gemeinschaftlich mit ihr zu bloggen und über den mal mehr, mal weniger gruftigen Alltag unserer subkulturellen Patchworkbeziehung zu schreiben. Zwar fand ich die Idee damals verlockend, doch kannte ich da ja schon Spontis und auch deine Erfahrungen mit diesem Abmahnwahn. Ich muss gestehen, dass hat mich damals so abgeschreckt, dass ich mir ein Projekt, wie es meiner Freundin vorschwebte überhaupt nicht mehr vorstellen konnte. Bei diesem Trend hätte ich inzwischen echt Sorge, ich könnte auf einem Foto nicht doch noch irgendwo, irgend eine Kleinigkeit übersehen haben die mich dann teuer zu stehen kommt. Nach keine Ahnung wie viel Jahren.
Ich meine mal ernsthaft, was soll das denn? Wenn wir hier von Bildern sprechen, die brandaktuell sind und quasi „aus erster Hand geklaut“ wurden, würde ich das alles ja noch einsehen. Aber wie soll man denn über Jahre die verschiedenen Bilder und deren zwischenzeitlich lustig hin und her wechselnden Nutzungsrechte überblicken können? „Oh, Sie haben da vor X Jahren ein Foto verwendet. Ja, DAMALS war das kostenlos, aber die Lizenzen des Bildes haben zwischenzeitlich 4x den Besitzer gewechselt und wir finden sie schulden dem Letzten davon mindestens soundso viel.“ Ja, ich weiß… alles sehr vereinfacht und unreflektiert und so. Aber über das Thema könnte ich mich einfach jedes mal aufs neue in Rage reden.
Fall du für den Quatsch eine Spen… ähm… eine Schenkung brauchst, du weist an wen du dich wenden kannst. ;)
Genau das ist der Punkt. Rechteverwerter wir Alamy gehen sogar noch einen Schritt weiter und nehmen uralte Bilder um die neu zu lizenzieren. Das kann niemand überblicken und ich kann nicht die Arbeit leisten, alle Bilder stets darauf zu prüfen.
Was sich ändern müsste, wäre eine Art von gesetzlicher Kenntnisnahme. Der Rechteinhaber informiert mich, dass er jetzt die Rechte hat und räumt mit 30 Tage Zeit ein, die Bilder zu entfernen oder eine Lizenz zu erwerben, komme ich dem nicht nach, kann er gerne eine Rechnung schicken. Ich habe dann jedenfalls Zeit, zu reagieren.
Ich vermute, die betreibe Bots für die Aufgabe, Urheberrechtsverstöße zu finden. Die könnten dann automatisch eine entsprechende Mail absetzen.
Es ist sehr unfair das sich Blogger, vor allem wenn sie keine kommerziellen Ziele verfolgen, trotzdem mit diesen „Nervkram“ herumschlagen müssen. Es ist nahezu unmöglich über alles den Überblick zu behalten und sich ständig über Veränderungen zu informieren, vor allem wenn man eigentlich einem ganz anderen Beruf nachgeht.
Die ursprüngliche Idee von privaten Blogs, seine Ideen und Gedanken auszutauschen und online eine Gemeinschaft zu bilden und zu inspirieren wird damit ad absurdum geführt. Immer geht es nur um die Kohle, der soziale und kreative Aspekt spielt immer weniger eine Rolle, ääätzend.
Du gibts deiner Spontis Familie so viel, von daher, wenn du Dampf ablassen musst oder andere Unterstützung brauchst (das Stichwort Kaffeekasse ist ja auch schon von anderen gefallen) – immer raus damit : )
Die gute alte „ursprüngliche“ Idee. Schöne und moderne Dinge wir Remix-Kultur, Memes oder „Fair Use“ sind höchstens was für anderen Lände, wie mir erscheint. In Deutschland zerschellt die „ursprüngliche“ Idee und jede Form von Leidenschaft an den Wänden der Gesetzgebung und deren Möglichkeit, diese auszunutzen.
Als ich 2008 anfing zu bloggen, gab es gemeinschaftliche Aktionen der Blogger, wie zum Beispiel Blogparaden, und eine große, sehr euphorische Fangemeinde. Ich führte eine Linkliste mit gut 35 Blogs, die sich thematisch ergänzten oder bereicherten. Szeneblogs, Musikblogs und Tagebuchblogs.
Weißt du was traurig ist? Von diesen Blogs gibt es nahezu KEINEN mehr. Jetzt nicht nur wegen Bildern, aber in der Summe hat das sicher dazu beigetragen.
Zum (sehr bedauerlichen) Blogsterben dürfte da teilweise auch das beigetragen haben was imho auch am Forensterben primär schuld war:
Die unsägliche Zentralisierung des einstmal vielfältigen, dezentralen, und anarchischen Netzes.
Facebook & Co. waren halt „einfacher“ und „bequemer“ als themenspezifische kleine Foren oder gar ein eigener Blog.
Und Blogs ebenso wie Foren boten i.d.R. primär Text… und Instagram-Bildchen, YT- oder Tiktok-Videos entsprechen dem heutigen Zeitgeist (leider) mehr als das „anstrengende“ Lesen langer Texte/Posts… :(
(Die zunehmende Schikane der man als kleiner nicht-kommerzieller Webseiten-Betreiber ausgesetzt war und ist hat aber sicher auch nicht geholfen, da hast du def. recht. :( )
Absolut richtig, sehr interessante Ergänzung!
Es gibt ja auch nur noch wenige Band-Homepages, die noch gepflegt werden, weil alles nur noch auf Facebook ausgerichtet ist. Viele Band-Webseiten sind schon seit Jahren nicht mehr aktualisiert worden, was wirkich traurig ist, weil sie oft sehr liebevoll gestaltet waren im Gegensatz zum langweiligen Facebook-Einheitslook.
Stimmt absolut, ich hatte vorhin noch gar nicht konkret an Band-Seiten gedacht aber jetzt wo du es sagst… :(
Ich finde es erstmal richtig richtig gut, dass du dieses Thema wiederholt auf den Tisch legst, man kann das garnicht oft genug machen. Ich lese neben deinem Blog jetzt nicht suuuperviele andere schwarze Blogs, aber ich schnuppere hier und da mal rein, ab und zu gibt es sogar noch eines der Szene-Magazine aus Papier, und die sozialen Medien finden auch noch Beachtung. Was mir insgesamt auffällt ist, du bist (meiner Meinung nach) eigentlich so ziemlich der Einzige, der überhaupt noch kritische Themen anspricht. Ganz generell, wer berichtet denn über gierige „Fotorechte-Besitzer“, über Bands die ihre Fans ausbeuten, über zwielichtige Clubbetreiber, Labelbosse, Plattenfirmenchefs, über Naziverstrickungen vielerorts, unfähige Festivalveranstalter, und und und? Bei mir entsteht oft der Eindruck, die breite Masse einer vielbeschworenen „schwarzen Gemeinschaft“ setzt mehr auf alles-ist-gut-Themen, verschließt die Augen oder hat einfach nicht genug Mut, einfach mal ein paar unschöne Fakten zu präsentieren. Eine sehr bedauernswerte Entwicklung. Von daher leistest du wirklich hervorragende und wichtige Arbeit, immer weiter so :-)
Schöner Kommentar. Dankeschön. Ich versuche die Balance zu wahren, gerade was Fotorechte angeht, denn tatsächlich ist die „Kostenlos-Kultur“ eine nervige Randerscheinung des Internets. Für manchen Fotografen sogar eine existenzbedrohende Gefahr. Allerdings ist das in den letzten Jahren in ein anderes Extrem gekippt, denn oftmals geht es – so wie du schreibst – nur darum, Kohle zu generieren. Es gibt sogar „Fotografen“, die unterhalten riesige „Honigtöpfe“ an gut sortierten Bildern, die nur darauf warten, dass jemand in die Falle tappt.
Dieser Zustand kann niemandem der beiden Seiten dienlich sein, außer den Leuten, die dazwischen sitzen und die Kohle einstreichen.
Kritische Themen ist ein kritisches Thema :-) Tatsächlich versuche ich stets ein Blick hinter die Kulissen zu werfen und Dinge, die meine Alarm-Synapsen triggern, anzusprechen. Aber auch ich leide unter dem Shitstorm-Syndrom und der Furcht, Menschen durch Kritik anzulocken, die wie Heuschrecken über das Thema herfallen und überhaupt nicht diskutieren, sondern herumstänkern wollen.
Ich bemühe mich aber trotzdem, „kritisch“ zu berichten und fasse Deinen Kommentar als Motivation auf, dabei zu bleiben.
Toller Kommentar und ein berechtigtes Lob für Robert! Das was dir bei anderen „schwarzen Publikationen“ auffällt liegt vermute ich daran dass diese zumeist (offen oder verdeckt) kommerziell sind und rein konsumorientiert. Spontis.de ist das halt gottseidank nicht. :)
Zunächst erstmal bedaure ich, dass Du diese einschüchternden Abmahnschreiben erhalten hast. Immerhin hast Du dir für diesen Blog viel Mühe gegeben und ich freue mich, über die schwarze Subkultur und deren Entwicklung zu lesen.
Nichtsdestotrotz beschleicht mich das ungute Gefühl, dass es sich hierbei um einen rechtich nicht unumstrittenen Fall handelt. Mir erscheint hier besonders dubios, dass Du über die Vertragsänderung beim (Urheber-)Rechteinhaber nicht informiert. Das wäre so, als bekäme man (ohne es zu wissen) einen neuen Vermieter, der im Verborgenen die Miete erhöhte und dann einen Gerichtsvollzieher losschickte, um die Forderungen einzutreiben
Das Urheberrecht in digitalen Zeitalter stellt für viele ein Novum dar; Präzedenzfälle wurden in den seltenen Fällen geschaffen. Inzwischen hat sich ja eine ganze Abmahn-Industrie entwickelt; da schaffen es diverse Abmahnanwälte und Inkasso-Büros, die rechtlichen Grauzonen zu erkennen und mit Paragraphen versehene Schreiben die Leute einzuschüchtern. Sie spielen ja letztendlich auch mit „unseren“ juristischen Laienkenntnissen. Doch sind die Forderungen erstmal berechtigt?
Ich würde in einem solchen Fall erstmal prüfen, ob und inwieweit die Forderungen berechtigt sind. Sollte es sich lohnen, würde ich gegen ein solches Schreiben erstmal Widerspruch (auch wegen diverser Formfehler) einlegen, sofern sich die Kosten nicht dadurch erhöhen. Den Verbraucherschutzzentralen sind Fälle des Abmahn-Wahnsinns mehr als bekannt. Übrigens wird an einem Gesetz gegen Abmahnmissbrauch gearbeitet.
Es handelt sich nicht um eine Abmahnung, sondern eine Nachlizenzierung. Grundsätzlich hatte ich nie eine Lizenz, das Bild zu nutzen oder einen Vertrag, den es einzuhalten gegeben hätte. Ich habe das damals für eine Möglichkeit gehalten, Werbung FÜR den Fotografen und seine Bilder zu machen. Seinerzeit waren die Bilder auch noch nicht bei einem Rechteverwerter zu sehen.
Eine „Nachlizenzierung“ ist zunächst ein unverbindliches Angebot des Lizenzinhabers, das ich annehmen kann, um rechtlichen Schritten aus dem Weg zu gehen. Eine Abmahnung wäre unter dem Strich teuerer, da der von der Bildagentur beauftragte Anwalt dann seine Gebühren draufrechnet.
Jetzt kann ich natürlich einen Anwalt nehmen und die Höhe der Summe bezweifeln. Das hat allerdings in der Vergangenheit nur schwache Entlastungen und viel Ärger und Arbeit gebracht. Bei der <a href=“https://www.spontis.de/schwarze-szene/ansichtssache/laute-gedanken-ist-mein-kleines-szene-museum-spontis-am-ende/“>letzten Nachlizenzierung </a> wurde mir sogar von einem Anwalt geraten, zu bezahlen.
Mir geht es da auch um Kopfschmerzen. Sitze ich den Fall aus, lasse ich es drauf ankommen und gehe ein Risiko ein? Das macht mir Kopfschmerzen, Unhruhe, Bauchschmerzen. Mein Idealismus gilt der Szene und nicht der Vermeidung einer Ungerechtigkeit.
Wieder ein informativer Artikel und ich spreche Dir in vielen Punkten zu. Tatsächlich habe ich in der Vergangenheit ähnliches mit einer Abmahnung erleben müssen. Das ist sehr belastend und nimmt einem den Spaß. Besonders wenn man selber mit seiner Arbeit keinen Cent verdient.
Aktuell ist wieder eine Abmahnwelle aufgrund von Google Fonts im vollen Gange.
Ja, das habe ich mitbekommen. Es wird und wird nicht besser. Immer wieder werden neue Lücken in der Gesetzgebung entdeckt, die von skrupellosen „Anwälten“ dazu verwendet werden, sich zu bereichern.
Allerdings habe ich die Schriftarten von Google lokal eingebunden und diese Möglichkeit des Abmahnens hoffentlich unterbunden.
Dann sollte auch nichts schief gehen. Mit dem was Du zu diesem Thema schon erleben musstes, finde ich Deinen Willen und Stärke weiter zu machen sehr inspirierend!
Danke für den Einblick! Ja, deshalb verwende ich nur eigene Fotos. Bei meinen Blogthema geht es auch; es ist echt besch… dass in DE die Abmahnkultut nicht begrenzt oder abgeschafft wurde und vermutlich wird; da viele in die sozialen Medien ihr „blogging“ betreiben und da gibt es nichts zu holen, weil reguliert; aber die Welt ist bunt und vl. setzen sich decentrale Netze wie Mastodon weiterhin mehr durch, die auch mit Microblogging-Schnittstellen verbinden lassen, die es auch in WordPress realisiert werden können …