Ich weiß es doch auch nicht, liebe Leser. Die schicken mir sowas! Ob das ein perfider Plan zu Eroberung der Goth-Herrschaft ist? Die Infiltration einer schleichenden sexistischen Seuche? Wieder möchte ich dem neugierigen Leser eine Band präsentieren, das Fragezeichen in den Gesichtern der Sehenden zurücklassen wird und das mich in eine moralisch schwierige Position bringt. Der Grund: Joanna von der Band Massenhysterie schrieb mir jüngst in einer E-Mail, dass sie sich über ein Berichterstattung freuen würden und sie gespannt auf ein Feedback seien. Ein paar Klicks auf angehängte Videos und Bilder später dachte ich: „Das machen die doch extra!“ Mein leerer Blick gleitete hilflos durch den Raum. Die Helden von Einst blickten von ihren Postern streng auf mich herab. Wie hat Bauhaus damals für Aufmerksamkeit gesorgt, ist die Nazi-Armbinde von Siouxsie Sioux mit einem ähnlichen Hintergrund in Szene gesetzt worden? Was sollte ich tun? Darüber berichten und Aufmerksamkeit generieren oder freundlich absagen und die Sache totschweigen? Ich fasse mich dieses mal kurz: reden ist Silber und Gruftis tragen kein Gold.
Wer ist also Massenhysterie? Die selbst ernannte Electro-Kinky-Punk Band aus Wien glänzt nicht nur durch ihre Outfits, sondern besticht auch durch musikalische Vielfalt zwischen Kirmes-Techno und Goth Schlager. Das am 3. März erscheinende Debütalbum „1. Akt“ spricht mich allein durch seine Titelliste nicht an und liest sich stellenweise wie die Titel schlüpfriger Filmchen aus der Schmuddel-Ecke. „Knüppel aus dem Sack“, „Schmutzige Finger“ oder auch „Hart ist der Stiefel“ begeistern dann doch eher die Sorte Hörer, die früher durch die Regale der 18+ Abteilung der Videothek geschlichen sind und so ziemlich jedes Cover begutachteten, das Befriedigung versprach. Der dazu überlieferte Pressetext der Band lässt dann jeden Keim von Kunst im selbigen ersticken.
Die Dominatrix aus dem Cyberspace ist fleischgeworden und befiehlt euch, auf den Dancefloor zu rücken und alle Hemmungen fallen zu lassen! Untermalt wird die kollektive Hysterie von mal schnellem, mal schrägem Elektropop, frecher PunkAttitüde und einer mächtigen Portion unartiger Frauenpower. Das verruchte visuelle Image hält, was es verspricht, denn bei den fulminant-extravaganten LiveShows bleiben weder Augen noch Höschen trocken.
Nun, dieses Ziel erreicht die österreichische Formation spielend. Meine Augen sind total feucht. Mir sei die Frage erlaubt, warum ausgerechnet Spontis solche Zusendungen in seinem Postfach findet. Besser negative Aufmerksamkeit als gar keine Aufmerksamkeit? Ich behaupte ja, das ist eiskaltes Kalkül! Man ist sich eben sicher, das ich eine solche Vorlage nicht ausschlagen werde. Ich hasse es, wenn fremde Pläne funktionieren.
Reim dich oder ich fress dich
Zurück zur Massenhysterie. Hatte ich erwähnt, dass es die Texte nicht wirklich besser machen? Wir sind stärker als Chemie, wir brechen die Monotonie, wir leben in Polygamie, Tod der Demokratie – wir sind Massenhysterie. Ich bezweifle jetzt einfach mal, dass man Massenhysterie ohne die Verwendung von Chemie freiwillig hören möchte. Das man mit dem x-ten Versuch durch sexuelle Schlüsselreize und stumpf-provokative Parolen versucht, schlechte Musik für schnelles Geld zu vermarkten ist dann für mich auch kein Brechen von Monotonie, sondern die Erfüllung der selbigen. Und dann dieses Polygamie-Gefasel. Kommt mir eher vor wie die stumpfe Sehnsucht endlich den passenden Partner zu finden, ohne sich jemals festlegen zu wollen. Es könnte ja was besseres kommen. Der Tod der Demokratie ist dann auch letztendlich die einzig logische Forderung, denn in einer funktionierenden Demokratie würde ich diese Band nicht wählen. Aber wer fragt mich schon.
Jetzt fällt es mir siedend heiß ein. Joanna fragte nach meinem Feedback in der Eingangs erwähnten E-Mail. Ich bin untröstlich, keine positivere Rückmeldung geben zu können, aber das völlig überzogene Auftreten der Band und das oberflächliche und offensichtliche brechen von Tabus in Form von Texten oder Bildern gleichen einer Parodie und können in meinen Augen keinerlei künstlerischen Anspruch erfüllen. Wenn es denn einen gegeben hat. Immerhin versteht man es, sich zu vermarkten. Ein Instagram Account mit noch mehr schlüpfrigem Inhalt, Facebook-Profil, YouTube-Kanal, Bandcamp Präsenz und sogar einer Amazon-Wunschliste in der Peitsche, Haltungs-Halsband, ledernde Hundemaske, Lackstiefel mit 20cm Absatz und Latex-Strümpfe darauf warten, von willigen Sklaven (so lautet die E-Mail Adresse) kredenzt zu werden. Nichts für ungut, Joanna. Ich wünsche Dir viel Erfolg mit deinem Schaffen. Vielleicht schreibst du mal an die zahlreichen Fetisch und BDSM Magazine und Blogs, vielleicht mögen die ja eine positivere Sichtweise auf Massenhysterie werfen.
Mit Gothic – oder dem was ich mir darunter vorstelle – hat das nichts zu tun. Aber wer will einem diese Verknüpfung übel nehmen, wenn führende Szene-Magazine Fetisch-Kalender beilegen oder ein gewisser Mozart der Formation Umbra et Imago seit Jahren versucht, sexuelle Präferenzen als Szene-Inhalt zu propagieren.
„Reden ist Silber und Gruftis tragen kein Gold“
Alleine für diesen Satz hat sich der Artikel gelohnt! :D
Zum Rest brauche ich glaube ich nichts weiter zu sagen, außßer vllt: ich glaube, dass die großflächig alles was sich irgendwie anbietet in die Gruftirichtung anschreiben, dann klappt es vllt irgendwo. Und Spontis ist bei der Google-Suche sehr weit oben…
Das ganze erinnert mich an eine sehr schlechte Variante von Scooters „Lass uns tanzen“. Im Gegensatz zu dieser Lila Kuh hat H.P. es aber geschafft, die gesamte spätrömische Dekadenz unserer heutigen Zeit auf nur einen Satz runterzubrechen und in ansprechende Musik zu verpacken. Sicherlich könnte diese, nun ja, „Künstlerin“ wieder mit dem Argument der Ironie kommen, den man als Rezipient nicht erkennt. Aber ganz ehrlich: Das ist mal wieder nur blöde Fleischbeschau mit Computermusik vom Discounter. Ironie und Sarkasmus funktioniert anders. Das ist weder Punk noch Gothic noch sonstwas, sondern einfach nur dumm und ärgerlich.
Es bedarf weniger Worte das auszudrücken was es ist:Kein Gruft. Wer das kauft ist seinem Geld echt böse.
Hip-hop angelehnte Textstruktur, die übelst rübergebracht wird,ohne Talent ,monoton knüppelnde Bässe mit einer Frequenzstörung ,die in Duerschleife läuft.
Ist das Kunst oder kann das weg? Kann schnell weg.
Die lila Wurstpelle ,das pseudolaszive Geräkel um und über das Sitzmöbel hab ich von diversen ähnlichen Bands bestimmt schon mal besser gesehen.
Und was mich immer wieder erstaunt ist die mangelnde Körperspannung ,die manche Menschen an den Tag legen.
Die auf der Toilette gecasteten Hupfdohlen runden das Schlechtegeschmackensemble erst richtig ab.Da
Ich hab auch nie Mozart und seine Pseudoerotik auch nie verstanden.
Das schau ich mir gar nicht erst an. Nachher freuen die sich noch über zahlreiche Klicks.
Der Artikel reicht mir, um zu wissen, dass das ganze mit der Szene rein gar nichts zu tun hat.
Bitte schenkt dem Ganzen nicht zu viel Aufmerksamkeit. Sonst denken diese Leute tatsächlich noch, sie gehören dazu.
Robert, mich würde interessieren, ob du dein Feedback so weitergegeben hast?
Uff, der Text macht ja schon irgendwie Lust, sich das mal anzusehen.
Zum Feierabend.
Daheim.
Damit die bitteren Tränen und das gewinselte „Warum?“, nicht unbedingt von den Arbeitskollegen bemerkt werden. ;-)
Ich ahne schon, dass ich mich nachher vor Herrn Smith (Poster) rechtfertigen und mit anderer Musik exorzieren muss.
Ganz im Ernst, ja, ich werds mir ansehen. Muss wohl Masochismus sein…
Ich dachte mir ich tappe auch mal in die Falle und schreibe etwas dazu aber nun muss ich feststellen, dass mir dazu eigentlich schon nichts mehr einfällt. Das ist ein Produkt wie es typisch ist (nicht nur aber besonders) für diese Zeit: kreativitätsbereinigt, geistfeindlich, plump, stumpf und auf seine übersexualisierte Machart absolut unerotisch. Glückwunsch an jeden, bei dem sich dabei noch was regt, sei es Tanzbein oder sonstige Körperteile. Bei mir reicht es nicht einmal mehr zum Brechreiz. Ich schiebe das nun fein säuberlich von mir und hoffe, dass allein vom Lesen der Textzitate nicht allzuviele Gehirnzellen abgestorben sind. Und nun schwuppdiwupp Zurück in die Glückseligkeit der Ignoranten. :D
Grausame Töchter sind schon grausam genug , aber das hier übertrifft es nochmal um Längen. Ich frag mich nur , was das mit „Musik“ zu tun hat und welche Hörer dies konsumieren.
Am 1. April hätte ich dir für den gelungenen Aprilscherz gedankt, Robert! Doch der Blick auf den Kalender verrät mir, dass noch nicht einmal Fasching vorbei ist. Ob das wohl ein Faschingssch(m)erz sein soll? Ich weiß es nicht … Es scheint jedoch gut in unsere Zeit zu passen, in der es nicht mehr auf Inhalte ankommt. Sicherlich wird diese „Band“ ihr Klientel von gehirnweichgespülten Zeitgenossen erreichen – obwohl es besser wäre, dieses Projekt würde ohne jegliche Hysterie wieder in der Versenkung verschwinden.
Die Musik macht mich nicht an, der Text nicht, erotisch ist das auch nicht…. nichtmal als Tanzvideo kann ichs gut kucken… denn das sagen schon die Wanzen, Gruftis können nicht tanzen… reimreim ;)… und was macht der Imker im Video? Bestäuben? ;) Resüme… fällt mir Loriot zu ein: Dickie sag mal ein Gedicht auf! Die Hand vor den Augen: Zicke zacke Hühnerkacke.
Das Problem an dieserlei Übel ist, dass da etlichste dumme Klischees zum BDSM ausgegraben werden. Wie es künstlerisch und vorallem mit Niveau geht, zeigen seit 40 Jahren Die Form aus Frankreich. Deren Werke erreichen nicht selten eine schöne Mischung aus bizarrer Erotik und der interessanten klanglichen Experimenten.
„Musikalisch“ ist das oben verlinkte Video aber mal richtig böse im tiefsten 90er Jahre Kirmestechno hängen geblieben. Kann man sich wohl wirklich nur mit ganz viel Drogen intus ertragbar machen. Ich kenne von den Fetisch-Leuten in meinem Bekanntenkreis ehrlich gesagt niemanden, der sich von diesem Müll repräsentiert fühlen würden.
Hm Zeitgemäßer Schrott, im Kino fifty shades of grey vielleicht sollten sie das lieber an Leute senden die sowas sehen, die mögen dann auch das hier. Solln ihre Musik machen aber bitte nicht die Gruftis damit belästigen. Ab in die BDSM Szene vielleicht mag es da ja jemand. :)
Und da ist er auch schon: Der nächste (vermeintliche) Blut-und-Sperma-Schlager-BDSM-Gothic-Whatever-Hype! Ououou…
Yep, in der Tat: die Steilvorlage nur zu offensichtlich angenommen – und landet mit beherztem Schuss als Eigentor…
Herrjeh, warum nur, warum? Ignorieren wäre auch gegangen. Warum zieht sich die „Gothic“-Szene auch jeden Schuh (in diesem Fall den konfektionierten billigen Massenware-möchtegern-S/M-Lacktreter) auch immer wieder nur zu gerne an? Auch dann, wenn er stilistisch anbiedernd angeboten wird, und einige Nummern zu klein ausfällt… (dieses dummdreiste Nümmerchen könnte auch auf einer Hausfrauen-Kappensitzung funzen, wenn die Damen nur mal richtig mutig in die Sektflasche geschaut haben… – da hat es sich auch schon mit „Gothic“, Lacktrinen und Bunthaare kann mittlerweile auch jedes Kuhkaff…)
Und bemerkenswert auch: kaum wird hier ein Machwerk mit offensichtlichem hyperkommerziellem auf-den-Zug-springen Inhalts mit dubioser Qualität gezeigt, so hagelt es Kommentare. Zwar mit Recht, aber leider auch dergestalt, was mich doch erschreckend immer wieder daran erinnert, wie ehemals die Verfechter des Wahren, Schönen, Guten den Untergang des Abendlandes beschworen, als Punk und New Wave mit überkommenem Rockismus aufräumten. Nun, rein kulturell sind wir mit dem Geldmachen-Projekt (?) „Massenhysterie“ weit davon entfernt, aber mit manchem Kommentar meiner Vorredner, bzw. Vorschreiber können die Verbrecher dieses Machwerks nur zu gut leben. Könnten diese doch auf die Idee kommen, wie einzigartig subversiv ihr „freches“ (muhahahaaa), ach-so-„frauengepowertes“ (schon mal was von wirklicher – gerade auch musikalisch/kultureller – Emanzipation gehört, Mrs. Hartstiefel?) S/M-Ballermann-Dingens doch wäre, daß sogar die altehrwürdige Gothic-Szene sich provoziert fühlt… Huihui!
Anyway, jetzt habe ich mich auch hinreissen lassen, hier meinen Senf zu dem Liedchen dazu zu geben (die Rechnung geht ja doch immer wieder auf…), aber ich möchte nicht auf dem gefühlten Bluesbrother-„früherwarallesbesser“-, bzw. Autistenrocker-„dasistdochkeinemusik“-Schema mit herumreiten. Sondern nur dezent anmerken, daß die Gothic-Szene selbst manchmal nicht ganz unschuldig daran ist, daß sie sich solche Kuckuckseier ins Nest legen lässt. Eben: warum darauf aus dem „Goth-Sichtwinkel“ anspringen? Man macht ja auch nicht den Clown mit, nur weil gerade der Zirkus in der Stadt ist, oder?
Und: ich würde mir wünschen, daß es hier auch mal eine ebenso zahlreiche Resonanz geben wird, wenn mal wieder wirklich ansprechende Musik-„Tipps“ verbreitet werden. Man kann auch positiv kommentieren, oder?
Bei mir reicht es nur für ein …. „Meine Fresse!“
Und das war eigentlich schon zu viel Zeitverschwendung….
Das einzige, was mir dazu durch den Kopf geht:
„If you listen to fools, the mob rules.“
Naja, genug des Stumpfsinns.
@T.S.: Interessant, nicht wahr? Mir wäre es persönlich auch lieber, wenn man zum Beispiel Artikel wie „2017 im Zeichen des Post-Punk“ mehr kommentieren würde als diese spezielle Band. Aber in der Tat fällt es leichter, die schlechten Dinge im Leben zu bejahen, als die guten Dinge. Mir geht es da manchmal genauso. „Was für scheiße!“ Geht leichter durch die Lippen als „Das ist aber großartig!“ Verrückt, oder? Ich verlasse mich da auf die Leserzahlen im Hintergrund. Die bescheinigen dann letztendlich dem „positiveren“ eine deutlich höhere Reichweite.
Zurück zum Thema:
Ist es tatsächlich zum Geschäftsmodell geworden, um jeden Preis Aufmerksamkeit zu generieren. Sind Backlinks und Relevanzen im Internet das Maß der Dinge? Da ist was wahres dran. Google ist es egal, ob Musik doof ist, aufgesetzt oder Inhaltsleer. Es misst die Erwähnungen, die Klickzahlen und den Verbreitungsgrad und generiert daraus die Relevanz. Somit wird „Massenhysterie“ relevanter als eine Band, weniger Aufmerksamkeit erregt und einfach nur gute Musik macht. Schlechte Publicity ist auch Publicity. Ob ihr es glaubt oder nicht. Seit Veröffentlichung des Artikels und der Teilung des Artikels durch Massenhysterie auf ihrer FB Seite, haben 3 weitere österreichische Bands gefragt, ob ich nicht mal über sie berichten würde.
Ist das verrückt?
Vielleicht sollte ich mir demnächst öfter auf Lippen beißen, wenn mir wieder was so offensichtliches untergeschoben wird? Das Schlechte einfach totschweigen?
Natürlich auf die Lippen beißen. Das hat mehrere Gründe
1. Du verwässerst damit, was Du mit Spontis eigentlich erreichen willst.
2. Du verhinderst mit, dass solche künstlichen Retortenprojekte Aufmerksamkeit bekommen
3. Du kannst die freistehende Zeit nutzen um echte Musik eine Plattform zu geben und damit weiter mithlfen die Szene aktiv mit voran zu bringen.
@Robert aus meiner Sicht solltest du schreiben, was dir gefällt, worüber du in einem Moment schreiben möchtest. Ständiges Bedenken von Statistiken wäre doch eine indirekte Zensur. Dann dürfte man über jedes Thema nur positiv oder gar nicht berichten. Würde man dies auf andere Themengebiete wie die Politik ausweiten, dann wäre es zwar wünschenswert einige Meinungen und Parteien wären nie so gehyped worden, aber noch deutlich schlimmer, wenn es nur eine einseitige Berichterstattung über sie gäbe. Man könnte auch keine Film-, Computerspiele-, Brettspielkritiken mehr verwenden. Wurde über etwas nur nicht berichtet, weil die üblichen Medien es nicht auf dem Schirm hatten oder ist es für schlecht befunden worden?
Ich kann auch nicht erkennen, was so schlimm sein soll, wenn diese Band etwas Aufmerksamkeit bekommt. Nein, nicht mein Geschmack, ja, kann man sich drüber lustig machen oder ignorieren. Aber wenn es Menschen gefällt, bitte. Da habe ich nicht drüber zu urteilen.
Axel: Das sehe ich ein bisschen anders. 1.) Spontis hat nicht das hauptsächliche Ziel neue Bands vorzustellen. Dafür gibt es mehr als genug andere Seiten, die das viel besser machen. Außerdem ist Musik immer Geschmackssache und die schwarze Szene hat sich das, was sie als „szenig“ empfunden hat, schon immer selbst ausgesucht. Das Ziel von Spontis ist, das zu zeigen (und zu fördern), was innerhalb der Szene sonst noch so passiert. Wenn ich mal eine Band vorstelle, dann ist es meist nicht nur wegen der Musik, sondern auch dem „Drumherum“. Spontis möchte erreichen, dass sich die Gruftis begegnen, unabhängig von der Band die sie mögen, der Musikrichtung, die sie bevorzugen und den Konzerten, die sie besuchen.
2.) Das könnte allerdings sein. Das ist ja auch der Punkt, der mich beschäftigt.
3.) Siehe 1.) Was „echte“ Musik ist, unterliegt meinem persönlichen und sehr subjektiven Geschmack. Außerdem habe ich keine Ahnung von musikalischen Zusammenhängen und Fertigkeiten. Der reicht meiner Ansicht nach nicht aus, um anderen Leute Bands zu empfehlen.
@Fremde: Ja, das deckt sich in vielen Punkten auch meiner Meinung, die ich mir seit dem letzten Kommentar gebildet habe. Ich finde, es muss auch berichtet werden, was scheiße ist – um es auf Deutsch zu sagen. Mein Zwiespalt entsteht dadurch, dass Bands mittlerweile so derbe um Aufmerksamkeit kämpfen, das ihnen jede Plattform und jeder Artikel recht zu sein scheint. Wie unwichtig ist die Musik und der Inhalt geworden? Unfassbar. Ein künstlerischer Anspruch fehlt meiner Meinung nach völlig. Es ist nicht nur Musik aus der Retorte, sondern auch Auftreten, Verhalten und Aussage. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich werde wohl dabei bleiben :-)
@Robert
Nenne mir mal drei deutschsprachige Seiten (die sich somit auch vor allem an die deutsche Szene richten) die das tun. Nur drei, würde mir schon genügen. :-) Also wo wirklich Musik abseits des Szene-Mainstreams im Mittelpunkt steht. Ich bin gespannt. :-)
Nun ist es doch so, dass die Gothic-Szene immer noch eine Szene ist, die sich hauptsächlich über Musik definiert. Das sieht man ja beispielsweise an all den Bands und Projekten wie Hante oder Kriistal Ann, wo es sehr wenig „drum herum“ gibt, wo sich die Vermarktung allein über die dargebotene Musik abspielt. Wo es sonst wenig Geschichten drumherum zu erzählen gibt.
Heute aben allein die richtig schlechten Acts es nötig sich über andere Dinge wie Provokation zu vermarkten. Das sorgt natürlich kurzzeitig für Empörungsreichweiten, mittel- und langfristig ist das aber wenig zielführend, möchte man einer Szene neuen Input geben, mithelfen diese in dem Maßen voran zu bringen das eben Künstler wieder Plattformen bekommen.
Und nein, Musik ist nicht nur Geschmackssache. Gute Musik kann man auch an rein objektiven Dingen festmachen wie Instrumentenspiel, Qualität der Texte, Originalität und dergleichen. Auch wenn es nicht unbedingt dem eigenen Geschmack trifft, kann man Musik ganz objektiv daran bewerten.
Sobald man ständig über alles schlechte schreibt, glaubt man wohl solche Sätze tatsächlich:
Was aber der eigentlichen Realität in der internationalrn Szene-Musik in den letzten Jahren nicht gerecht wird. Übrigens, selbiges wurde auch schon in den 80ern und 90ern gesagt. In den 80ern, als jede dritte Band nach The Cure oder Sisters klingen wollte, in den 90ern bei der unfassbaren Menge an Depeche Mode Clones die es mal für ein paar Jahre gab. Man kann sich immer auf alles Schlechte versteifen, die Frage ist nur: Wo bleibt dabei eigentlich die Freude?
@ Axel
Ich meine, du widersprichst dir ein wenig. Einerseits sagst du die Szene definiere sich überwiegend über die Musik, stellst aber gleichzeitig in Frage, ob es drei deutschsprachige Seiten gäbe, die darüber berichten.
Spontis hält ein gutes Gemisch aus Informationen und Obskuritäten bereit und ich find’s ok, auch mal einen Artikel zu lesen, der über Scheiße (Mensch Robert, wasn das für ein Wort?) berichet. Ist ja nicht so, dass sich hier nur an schlechten Dingen aufhängt wird, im Gegenteil, aber die gehören nun auch zum Leben. Zumindest zu Roberts, er hat das Zeugs ja schließlich zugeschickt bekommen. ;)
Das hat einfach den Hintergrund, dass sich deutsche Szene-Seiten einfach zu sehr auf Mainstream a la Mono Inc & Co. konzentrieren und alles „was man nicht kennt“ wird halt einfach nicht abgebildet. Ich habe da ja schon selber einschlägige Erfahrungen gemacht, wo die Betreiber solcher Webzines fast schon fordern erstmal das PR-Material von Labels abzuarbeiten „eh man sich obskuren Bands widmet die keine Sau interessiert“. Und genau das bekommen halt dann auch deutsche Szenebands, die nicht bei großen Labels sind, immer wieder zu spüren. Die können sich noch so viel Mühe machen, deren Musik kann noch so originell sein, sie werden allzuhäufig nur ignoriert: Von Webzines, Internetradios, kleinen Blogs, und und und. Und genau DAS hält die Entwicklung der deutschen Szene auf. Am Ende meckern dann wieder alle rum, dass es doch nix neues gibt und alle klopfen sich in ihrem Kulturpessimismus gegenseitig auf die Schulter. Da sind andere Musikszenen in Deutschland viel weiter, wenn ich da mal an das Singer/Songwriter-Genre denke oder an Dreampop, Jazz, Folk, etc.
Das sieht in anderen Ländern tatsächlich anders aus. Ich könnte dir eine große Liste an Blogs, Webzines und Internetradios aus Polen, Portugal, Italien, Griechenland, Spanien, Australien, Südamerika, Nordamerika, Skandinavien, Frankreich und England zusammenstellen, wo es diese Möglichkeiten für kleinere Bands gibt. Da ist auch dieser Kulturpessimismus unter den Szenemitgliedern nicht in dem Maßen verbreitet, im Gegenteil. Man bleibt such heute neugierig was es so neues gibt. Und genau das ist der deutschen Szene seit Jahren abhanden gekomemn und genau das kann man ja kritisieren. :-)
Nein, Robert, ich glaube nicht, daß ich dem Thema fern war, als ich zu diesem Bericht meinen ersten Kommentar verfasste. Man hat es nämlich auch nur zu gut mitschneiden können, daß Du selbst mit Dir am hadern warst, dieser Nullnummer überhaupt eine (weitere) Plattform zu geben. Und tatsächlich hat es wohl gefruchtet – klappern gehört zum Handwerk, und umso lauter das Geklapper, desto schlechter das Handwerk, ergo, das Klappern macht es dann umso nötiger… – schlechte Publicity ist auch eine. So wie ich es bereits schrieb, damit können die „Produzenten“ dieses Machwerks recht gut leben.
Es tritt nämlich der Effekt ein, „Herstellern“ solcher „Produkte“ (ich vermag mich mich vehement dagegen zu wehren, diesen Outputs von „Massenhysterie“ und Konsorten auch nur ansatzweise kulturelle Relevanz einzugestehen…), plötzlich einen positiven (der so empfunden werden kann…) Resonanzboden zu verschaffen, den sie vorfinden, indem ihre Machwerke den Touch des (unverdient) Kontroversen erreichen, auf einmal interessant im Sinne von „Provokation“ werden (you know: was ist, wenn „Provokation“ auch heutzutage funktioniert, auch wenn sie zu dieser vollkommen absurd über-/erhöht werden). Urheber und „Fans“ (solche wird es zweifellos geben, es soll auch Leute geben, die glühende Nachtmahr-, Arise X-, Mono Inc.- und/oder ASP-Verehrer sind…) fühlen sich an ihrer „Ehre“ (sic) gepackt – und geben dann den „Von-der-Gesellschaft-Unverstandenen-jetzt-erst-recht“-Möchtegern-Underdog (oder wahlweise auch den „Elite-Connaisseur“ – huah…). Das schweisst zusammen, nach dem Motto: „wer nicht für uns ist, ist gegen uns“, etc. (hat man ja oft bei solchen Geschichten, gell @Rammstein-„Fans“… ;-) ?). Sowas, was ich persönlich auch den „Böhse Onkelz“-Effekt nenne (so nach dem Motto: „ist der Ruf erst ruiniert, so lebt sich’s gänzlich ungeniert…). Oder auch: probiere als Eltern, mal Teenies im „schwierigen Alter“ ihre Lieblings-Charts-Schwärme und -Hupfdohlen zu kritisieren oder lächerlich zu machen. Was passiert? Kennen wir doch: gerade das Gegenteil tritt ein. So ist es in etwa auch mit solchen „zweifelhaften“ „Goth“(muhahahaa)-Produkten for the masses… (eben für diejenigen, die „Goth“ mit „Helloween“, „Event“ oder Fastnacht verwechseln…)
Und von daher kann es m.E. manchmal auch von Vorteil sein, einfach einen Bericht/Artikel abzulehnen. Auch wenn dieser vom reinen Inhalt negativ für denjenigen, über den berichtet wird, ausfallen wird, so ist die „Häme“ auch immer eine oberflächliche. Man glaube mir, ich spreche von Erfahrung – als ehemaliger Freizeit-„Schreiberling“ eines ehemals mittelmässig bekannten „Szene“-Magazins, kann ich nur sagen, daß wir seinerzeit nur zu gerne einmal mehr als weniger auf eine gewisse Qualität achteten. Quasi, die „Hofberichterstattung“ solchen Kalibern wie „Orkus“ überliessen…
Und hierbei ein ganz eindeutiges Nein in die Richtung, die hier schon wieder einmal übereifrig „Zensur“ skandierten: bitte einmal recherchieren, was Zensur wirklich bedeutet. Nur über etwas nicht berichten zu müssen, bzw. wollen hat mit Zensur recht wenig zu tun. Man muß ja nicht jeden Sack Reis erwähnen, der in China umfällt… Oder: man stelle sich nur mal vor, ein renommiertes Gourmet-Magazin müsste unbedingt auch über die Buddel „Rülpsthaler Pennerglück“, die zu 1.79 EUR bei einem namhaften Discounter deutschlandweit angeboten wird, ausführlich berichten, nur weil ein Sixpack davon in die Redaktion lanciert wurde… Aha, nicht wahr…?
Vielmehr finde ich es abschliessend noch wirklich interessant, was Axel in Beitrag 20 schrieb, „Musik als Geschmacksache“ betreffend. Hierzu absolute Zustimmung. Empfinde ich persönlich es auch schon seit vielen Jahren als Totschlagargument, Musik (nur) als „Geschmacksache“ zu bewerten. Irgendwie hilflos und der Materie nicht gerecht werdend, da derjenige, der „geschmäcklerisch“ versucht (meistens bleibt es nur beim Versuch…), seine Rezeption von Musik zu beschreiben, bzw. darzulegen, als „(halt) mein Geschmack“ zu betitulieren. Friss oder stirb. Wenn das so einfach wäre, so hätte jeder Formatradiohörer, bzw. „mir gefällt, was halt so läuft“-Berieselter absolut die Deutungshoheit über Musik, bzw. Kunst – und niemand müsste sich wirklich mehr Mühe mit Kultur und Diskussionen, bzw. Gesprächen darüber machen. Und warum das so sein kann, daß man auf sich persönlich gesehen, sowohl Musik von z.B. Dead Can Dance, Beethoven, King Crimson und Joy Division, als auch von ABBA, Pet Shop Boys oder Nancy Sinatra sehr gut vereinen kann. Alles „nur“ „Geschmacksache“? Na, wenn das so ist, viel Spaß mit „Massenhysterie“ (umptata, umptata, umptata…)
Axel: *seufz*
Du liest nicht richtig. Ich habe keine Ahnung von diesen Dingen. „Instrumentenspiel“ – ich bin kein Musiker, kann keine Noten lesen und völlig unmusikalisch. Wie soll ich das unterscheiden? „Qualität der Texte – meinst du Rechtschreibung? „Originalität“ – völlig subjektiv für mich. Musik ist und bleibt für mich Geschmackssache. ICH kann Musik nicht objektiv bewerten. Deshalb lasse ich es sein. Das wäre so, als würde ich mich über den Fahrstil anderer Autofahrer aufregen, ohne einen Führerschein oder ein eigenes Auto zu besitzen.
Meiner Ansicht nach ist das schon eine ganze Weile vorbei. Musik ist und bleibt ein Standbein, sie ist aber nicht mehr alleinige Identifikationsgrundlage dieser Subkultur.
Außerdem verwechselst du meinen aus dem Zusammenhang gerissenen Satz mit deinem beschworenen Pessimismus. Dreh Dir bitte nicht die Aussagen so, wie sie Dir passen. Es ging in meinem Statement NUR um die Band, die im Artikel angesprochen wurde. Mir ist vorzuwerfen, dass das nicht explizit rüberkam.
3 Gute deutschsprachige Seiten über Musik? Unterton, Darklands Radio Shadowplay, Klangwelt – Die find ich gut. Unruhr auch noch, aber die sind nicht so richtig schwarz ;)
Nachtrag/Berichtigung zu Kommentar #23, zweiter Absatz, erster Satz: ich meine natürlich sinngemäss, die „…Berichterstattung abzulehnen…“
Verzeihung – sollte ich für Verwirrung gesorgt haben…
@T.S.: „Geschmackssache“ war aber in dieser Hinsicht nicht als Totschlagargument gemeint, sondern bezieht sich in diesem Sinne nur auf mich. Wie in Kommentar #25 erwähnt, habe ich keine Ahnung von Musik, weiß nicht wenn die Instrumentalisierung gut oder schlecht gewählt oder gespielt ist, kenne mich nicht mit Noten oder Harmonien aus. Für mich entscheidet da: Gefällt mir was ich höre? Ja oder Nein. Punk ist zum Beispiel ebenso ein Bestandteil meines Geschmackes, dabei kann man gerade bei alten Punksachen davon ausgehen, dass die „Musiker“ keine Instrumente beherrschten und auch keine Ahnung von Noten hatten. Da lege ich schon mehr Wert auf den Text. Und da fällt es mir einfach schwer, objektiv zu werten, ob der Text inhaltlich gut oder schlecht ist. Beispiele: Musik finde ich gut, Text hat auch etwas. Gut oder schlecht? Seien wir ehrlich: Der Typ kann nicht singen, die Musik ist eintönig und hört sich furchtbar an :) Ich weiß es nicht. Ich will es auch gar nicht wissen! Ich fürchte, ich bin ein denkbar schlechter Musikkritiker ;) Ich bin im übrigen bei Dir. Ich finde es sehr interessant, wenn Seiten oder Magazine ein Album, einen Song oder einen Newcomer rezensieren. Das lese ich gerne und folge ggf. der Empfehlung.
Im Umkehrschluss gebe ich Dir natürlich Recht. Dann sollte ich mir vielleicht auch „negative“ Artikel sparen. Wobei „mal“ ablehnen natürlich schon geschieht. Du kannst Dir nicht vorstellen, was hier so alles eintrudelt. Meine Überlegung war eine andere: Ich berichte über „gute“ Musik. Musik, die mir gefällt. Lobe eine Band, die für mich etwas rüberbringt und aussagt und empfehle den Kauf eines Albums oder den Besuch eines Konzertes um den Künstler zu unterstützen. Daher muss es erlaubt sein, auch mal etwas doof zu finden (sch*** sage ich nicht mehr @Gabrielle ;)).
Es wird sowieso sehr wenig negatives in der Musiklandschaft berichtet. Das war meiner Erfahrung nach mal anders. In der Sounds/ME der 80er (hab sie alle) standen seitenweise Verisse schlechter Alben. Heute scheint es tatsächlich so zu sein, dass man entweder positiv oder gar nicht berichtet. Das finde ich auch nicht besser. Das ist jedenfalls mein Eindruck. Spontis würde sicherlich mehr über Musik berichten, wenn wir einen engagierten Musikredakteur zu unserem Team hinzufügen könnten, der sich auch mal wagt, Platten und Musik OBJEKTIV zu bewerten. Solange bleibe ich glaub ich bei meinen Leisten, wenngleich Deine Kritik nicht ungehört verhallt.
@Robert: Jetzt hast Du mir aber ne schöne Vorlage gegeben um zu referieren. :)
In Deiner Bewertung bleibst Du rein subjektiv. „Musik ist eintönig“ ist genauso wenig objektiv wie „Der Typ kann nicht singen“. Rein subjektiv würde ich, als jemand der die großen Stimmen und die filigranen Melodien mag, recht geben. Jetzt versuche ich das aber mal zu objektivieren und Du wirst sehen: Da kann man auf ein ganz anderes Ergebnis kommen.
Wir haben es hier mit einem Duo aus dem nortrhein-westfälischen Siegen zu tun, die Beiden machen seit 2011 gemeinsam Musik. Und hier musste ich schon lauthals auflachen, als ich das bei Facebook gesehen habe. Denn ich hätte diesen Song zu 100% in die frühen 80er Jahren gesteckt. Der kühle Sound und der roboterhafte Sprechgesang zeugen von einem Dadaismus, wie man ihn damals in den 80ern überall in den deutschen Wave-Szene vorfand. Manchmal aus Not heraus, eben weil in einem Projekt kein guter Sänger war, manchmal aber auch als absichtliches Stilmittel.
Bis ich gegooglet habe, bin ich felsenfest davon ausgegangen, dass es sich hierbei um eine original 80er Jahre Nummer handelt. Zu gut sind die einzelnen Merkmale kopiert. Die Qualität klingt tatsächlich nach einer analogen Aufnahme, wie man sie in den 80ern zuhauf bekommen hat.
Aber noch etwas ist auffällig: Dieser Song möchte destruktiv sein. Mit dieser Destruktivität möchten die Künstler eine ordnungliebende Gesellschaft hinterfragen, in der sich Menschen von ihrem Smartphone den kompletten Tagesablauf bestimmen lassen und die auf Leistung ausgelegt ist. Das wird durch die Außendarstellung unterstrichen, die sich nicht nur auf den Marxismus, sondern auch auf den russischen Kommunismus bezieht. Auch hier wieder findet man intelligente Verweise auf den Kalten Krieg von vor 30 Jahren, der jedoch auch aktuell wieder am aufköchern ist. Somit bleibt das Stück nicht nur eine Reminisenz an die Vergangenheit, sondern schafft es auch in der Moderne relevant zu sein.
Du siehst, ich habe mit keinem Wort etwas darüber verloren, ob mir die Musik zusagt oder nicht. Sondern ich habe versucht einzuordnen. Versucht Zusammenhänge zwischen der damaligen Zeit und der Moderne zu knüpfen und somit habe ich diesem Song wirklich eine kulturelle Relevanz gegeben, über die es sich lohnen würde weiter nachzudenken und zu diskutieren. Das macht in meinen Augen Kulturjournalismus aus. Hat jetzt der geneigte Leser eine Empfehlung bekommen ob er sich das anhören soll oder nicht? Nein, denn das ist ja tatsächlich Geschmackssache. Musikvorstellung geht aber darüber hinaus und ordnet ein, hinterfragt und kommentiert.
Das ist also etwas, was DU sehr gut kannst. Ich würde meinen, besser als ich. Vielleicht fallen Dir ja aufgrund der Objektivierung noch mehr Anknüpfungspunkte ein über die es sich lohnt nachzudenken – und über die man mit den Musikern auch sprechen kann. Und schon hast Du genug Material um Zo/Zo in einen Artikel vorzustellen, eine Plattform zu geben, ohne großartig über Geschmacksbefindlichkeiten zu schreiben. Denn letzteres entscheidet immer der Hörer selbst, das habe ich aber auch erst lernen müssen. Genau deswegen macht es häufig keinen Sinn zu sagen „Hört da mal rein“. Übrigens sind Daniels Texte auf Unter-Ton recht ähnlich, siehe beispielsweise die aktuelle Top 10 zu Songs über Revolution.
Nun wirst Du Dir sicher denken: „Aber das habe ich doch hier im Ausgangsartikel versucht“. Oberflächlich, sicherlich. Aber ist es diese Produktion wert? Will heißen: Steckt hinter dieser aufgesetzten Provokation oder den Bum-Bum-Beats noch etwas anderes, ein doppelter Boden? Nein, wenn Du das nämlich weg nimmst, fällt das Kartenhaus sofort in sich zusammen. Anders sieht es beispielsweise bei den schon erwähnten Grausamen Töchtern aus. Wenn man hier die Obszönitäten, die ganze Provokation mal bei Seite schiebt, stolpert man in den Texten immer wieder auf extrem eindeutige gesellschaftskritische Inhalte, welche den BDSM-Bezug häufig nur als Link nehmen um strukturellere, tiefgreifendere Mechanismen zu kritisieren. Diese Kritik wird dann häufig sogar noch durch die Stimmung der Musik unterstrichen. Hier lohnt sich also die Auseinandersetzung auf inhaltlicher Ebene enorm, selbst wenn man die Musik selbst überhaupt nicht mag. Hier lohnt es sich wirklich zu interpretieren, Fragen zu stellen und Diskussionen anzuregen.
Robert, das machst Du bei anderen Themen, bei anderen Gelegenheiten, immer wieder! Ich weiß das Du das kannst. Das kannst Du tatsächlich besser als ich. Du musst keine Noten können, nicht wissen wie ein gutes Instrumentenspiel aussieht um ein guter Kunstkritiker zu sein. Denn Kunst kommt nicht von Können, wie häufig fälschlicherweise angenommen, sondern vom gesellschaftlichen Hintergrund.
Ich hoffe, Du kannst jetzt etwas besser nachvollziehen, worauf ich eigentlich hinaus möchte. Versuche einfach mal Dein Handwerk, mit welchen Du anderen Themen begegnest, auf die Musik anzuwenden. Und dann mach das mal, damit es mehr Spaß bringt und weil es Hobby ist, mal auf Musik die DIR gefällt. Und du wirst auf einmal ganz viel Material finden worüber es sich lohnt zu schreiben, glaub mir. :-)
Natürlich ist es so: Ich selbst gehe in einer Musikkritik anders heran. Ich ziehe zu der obigen Allgemeinobjektivierung tatsächlich noch hinzu ob ein Album in sich harmonisch ausgearbeitet ist, ob die Produktion stimmt und das Instrumentenspiel nicht ganz scheiße ist. Das kann man aber, wenn ich so drüber nachdenke, auch weg lassen. Ich mach das halt, weil mich das interessiert und ich mittlerweile einige Einblicke in diese Themen habe. Es gibt, wie das Zo/Zo Projekt, natürlich auch Musik wo sich das verbietet. Es ist unsinnig bei dadaistischer Musik zu kritisieren, dass sie sich wiederholt und simpel ist. Denn genau DAS ist ja wiederum die Eigenschaft was Dadaismus zum Dadaismus erst macht.
Wie gesagt, das sind alles Erkenntnisse, die musste ich mir in den letzten Jahren selbst erarbeiten. Unabhängig vom eigenen Gefühl für die Musik ist das häufig nur Handwerkszeug, was bei Dir ja eigentlich schon seit Jahren da ist. :-)
Es scheint nicht nur so, es ist auch tatsächlich so. Und das ist gut so! Zum einen erschien doch vor 20-30 Jahren laaaange nicht so viel Musik wie heute. Allein was ich tagtäglich an neuen Veröffentlichungen in die Mailbox bekomme ist absurd. Was macht man da also? Man hält sich garnicht erst damit auf, was man uninteressant und schlecht findet. Sondern stürzt sich auf das, was man mag. Schau mal, es erscheint tagtäglich so viel Müll, das kann doch gar keiner mehr erfassen. Daher hat sich auch das Aufgabenfeld im Kulturjournalismus massiv verändert! War es früher die Aufgabe zu werten, ist es heute die Aufgabe zu kuratieren. Das ist ein eklatanter Unterschied. Und genau das wollen die Leute übrigens auch haben! Heute will niemand mehr über schlechte Dinge lesen, sondern über das was relevant und interessant ist.
Ich möchte auch noch kurz etwas dazu schreiben, auch weil ihr mich und meine Seite erwähnt habt.
Einer der Gründe, warum ich UNTER.TON ins Leben gerufen habe, war die Tatsache, dass man als Schreiberling bekannter Szene-Magazine wirklich nur die Texte verfassen konnte, die einem der Verlag vorgesetzt hat. „Friss oder stirb“ lautet da die Devise, in fast nicht nennenswerten Fällen wird auch mal Platz für eigene Ideen freigeräumt. Das Thema hatten wir bereits. Aber man kann sich auch dagegen stellen. Ich habe seinerzeit beim Zillo immer gesagt, dass ich nie über Nachtmahr schreiben werde, weil sie meiner Meinung nach nur um der Provokations willen provozieren.
Axel hat insofern recht, dass man als „Kulturjournalist“ (ich sehe mich sicherlich nicht als solchen) versuchen sollte, Interpreten, Alben oder Songs objektiv zu bewerten und in einen kulturhistorischen wie werkimmanenten Kontext zu stellen. Die Frage ist nicht, wie üppig oder toll etwas arrangiert ist, sondern wie wahrhaftig es ist. Technische und handwerkliche Aspekte spielen da nur eine Nebenrolle. So bin ich, wie man vielleicht auch schon gelesen hat, nicht ganz unbeeindruckt von der Art und Weise wie beispielsweise ASP an ihre Alben herangehen. Man mag es kitschig oder vielleicht zu klischeehaft finden. Fakt ist aber, dass sie über die Jahre hinweg ein schlüssiges Gesamtkonzept aufgebaut haben, das es m.E. nach zu würdigen gilt.
Wenn ich über Alben und Künstler schreibe, geht es mir um die Frage nach Melancholie und Weltschmerz in der Musik. Aber die Schwarze Szene besitzt ja nicht das alleinige Monopol darauf. Eine Lana Del Rey beispielsweise könnte ich mir ebenso auf meiner Seite vorstellen, obwohl sie nicht wirklich was mit den „Grufties“ zu tun hat (der nächste Artikel behandelt übrigens auch zwei Künstlerinnen aus dem Dunstkreis des Coverversionen-Projektes Nouvelle Vague).
Damit sind wir bei der Frage, wie hoch der Stellenwert der Musik in der Gothic-Szene ist. Ich bin da bei Robert, weil ich denke, dass diese Szene in erster Linie sich über gewisse Kleidungscodes definiert, die mittlerweile aber auch nicht mehr so klar sind. Die „Gothic“-Musik als solche gibt es nicht und gab es noch nie. Mittlerweile sind viele Stile, vom Gothic-Rock (den ich zusammen mit Minimal Wave als die „ursprünglichsten“ Stile sehe) über EBM hin zu Medieval, Neo-Folk, New Wave, New Romantic von der Szene assimiliert. Der gemeinsame Nenner ist die Musik nicht, vor allem, weil ja innerhalb dieser Szene die Lager sich spinnefeind sind.
Aber ich schweife ab: Bei aller Objektivität der Journalisten ist es letzten Endes so, dass jeder Kritiker einen anderen Background hat und dementsprechend auch andere Songs oder Gruppen für relevant hält. Wie oft habe ich schon den Kopf geschüttelt, wenn ich sehe, welche Alben von so namhaften Zeitschriften wie Spex, Musikexpress oder Rolling Stone als inkommensurabel gekürt wurden. Aber das macht es ja für den Leser auch spannend, verschiedene Herangehensweisen zu einem Werk vorgelegt zu bekommen. Am Ende entscheidet bei aller Tiefgründelei dann doch der Hörer selbst. Wir sind nur dazu da, zu zeigen, was es gibt. Und je weniger man da von Labels oder Promo-Agenturen beeinflusst wird und je mehr man sich selbst als musikaffiner Schreiber einbringt, umso interessanter wird es.
Ich schreibe keine Verrisse, aber behalte mir Kommentare vor, wie beispielsweise über Depeche Mode vergangenes Jahr, was vielen sogar sauer aufgestoßen ist. Das hätte ich auch nicht in einer großen Zeitschrift gekonnt.
„Und je weniger man da von Labels oder Promo-Agenturen beeinflusst wird und je mehr man sich selbst als musikaffiner Schreiber einbringt, umso interessanter wird es.“
Das ist ein sehr elementarer Satz, den ich gerne nochmal herausstellen möchte. Gerade als Hobbyprojekt empfinde ich es wichtig das Zeitkonto qualitativ und nicht quantitativ zu nutzen. Wenn jetzt nun also eine Promo-Agentur Dir etwas schickt was so dermaßen provokant ist wo Du, Robert, nicht anders kannst als darüber zu berichten, weil Du es so unfassbar hältst, dann wurde das Ziel erreicht. Ganz egal wie der Inhalt des schlussendlichen Textes ist. Das sind diese PR-Nummern, auf die fällt man gerne mal herein. Und gerade als Hobbyprojekt finde ich persönlich es eigentlich erstrebenswert, wenn man sich dann lieber auf die eigenen Interessen verlässt und dahin seine Energie lenkt. Und dann entsteht auch besserer Inhalt.
In dem Zusammenhang: Ich habe in den letzten Wochen rund 30 deutschsprachige Webzines angeschrieben, ob sie nicht Lust hätten ein Review oder sogar nur ne News oder dergleichen zur zweiten La Danse Macabre zu bringen. Auch weil ich die Veröffentlichung durch die Melancholie in den Songs für recht szene-relevant halte. Ich habe ne hübsche Presseinfos ausgearbeitet und alles drum und dran. Von ungefähr 50% habe ich überhaupt keine Rückmeldung bekommen. Und von den 30 Anfragen kamen 2 Antworten, dass sich jemand aus dem Auotrenstab dafür interessiert und es sich zumindest mal anschaut. Der Rest der Antworten ging von „Hey, Euer Projekt ist echt gut und erstrebenswert, aber leider müssen (sic!) wir die ganzen Einsendungen von den Labels abarbeiten (sic!!) und haben keine Zeit dafür“ über „Keine phyische CD-Bemusterung? Kein Artikel!“ bis hin zu „Die Bands kennt doch niemand, das interessiert unsere Leser nicht.“
Letzteres finde ich übrigens besonders schlimm, weil da Leute meinen es besser wissen zu wollen. Aber das Ding ist: Sämtliche „Szene-Medien“ im Internet halten sich nahezu sklavisch an die Veröffentlichungen von großen Labels statt einfach mal zu sagen „Hey, das hier ist interessant, das schaue ich mir mal genauer an.“
Es sieht also so aus, dass die allermeisten Medien im Netz sich inhaltlich dem anpassen was Zillo und Orkus vorgeben. Man möchte genauso statt anders und alternativ zu sein. Das kommt da immer wieder durch. Und das macht es für die hiesige Musikszene hier in Deutschland wirklich schwierig auf sich aufmerksam zu machen. Und es führt dazu, dass viele Szenegänger dann irgendwann sagen: „Ach, es gibt sowieso keine Musik mehr die mich interessiert, also höre ich auf mich dafür zu interessieren.“ – Diese Entwicklung ist meiner Ansicht nach hausgemacht, weil es schwierig ist in den Szenemedien stattzufinden. So kommt das Eine zum Nächsten.
Und auch aus diesem Grund sind halt Menschen wichtig, die Kunst eine Plattform geben, die sie selber interessiert. Nur dann lässt sich – zwar langsam – etwas ändern.
Ich sehe das bei unseren Hörern. Bevor die meisten mit unserer Arbeit in Berührung gekommen sind, war denen garnicht klar dass es eine Plattform wie Bandcamp überhaupt gibt. Dass es eine sehr, sehr aktive Musikszene gibt – abseits von dem was einem medial so präsentiert wird. Ich bekomme auch immer wieder Nachrichten von Menschen, die sich eben vorher garnicht mehr für Musik interessiert haben und erst durch unsere VÖs gezeigt bekommen haben, dass es eben doch spannende Projekte und Bands zu entdecken gibt. Viele hören tatsächlich unsere VÖs, entdecken da Bands und kaufen sich deren Alben auf Bandcamp. Ich habe da schon Nachrichten von Menschen bekommen, die offen sagen seit Jahren kein einziges Musikalbum mehr gekauft zu haben und sie dadurch wieder Lust bekommen haben.
Vielleicht ist das nur wieder so eine Filterbubble der ich selber erlegen bin, aber ich denke durchaus, dass viele Szenegänger durchaus halt noch Interesse an Musik haben, nur eben kein Interesse an Schlager und Techno. Und das da wirklich sehr viel ungenutztes Potential für die Bandszene und auch für die Berichterstattung vorhanden ist. Da bin ich fest von überzeugt. :-)
Ist das wirklich so extrem? Dass sich jetzt ein Waver nicht unbedingt für Darkfolk und Romantic interessiert und vice versa ist klar, aber dass sich die Lager so spinnefeind sind, den Eindruck habe ich zumindest in meiner Umgebung eher weniger. Aber das ist vielleicht nur meiner eigenen Beobachtung geschuldet.
Ich kenne auch fast ausschließlich Leute, die in ihrem dunklen Musikgeschmack (und zum Teil darüber hinaus) breit gefächert sind. Da wird sowohl 80er Pop, Wave, Darkwave, Gothic und Postpunk, als auch EBM und manchmal auch Mittelalter, Dark Romantic, Neofolk, Industrial, Punk und/oder Dark Metal gemocht. Von sich musikalisch spinnefeind sein kann zumindest unter den älteren Szenemitgliedern nicht unbedingt die Rede sein. Schnittmengen gibt es eigentlich immer. Wäre sonst ja auch etwas eintönig und langweilig auf die Dauer ;-)
Dass nahezu sämtliche Szene-Magazine, ob in Print- oder online-Version, sich da so berschränken, finde ich schrecklich. Vor allem von den weniger großen Plattformen hätte ich es anders erwartet, dass sie da noch mehr „independent“ sind und ihre Nischen finden. ich muss gestehen, dass ich seit bestimmt 10 Jahren keine Musikzeitschriften mehr kaufe, weil mir die Berichterstattungen zu sehr einseitig in Richtung Metal, NDH und Technokram gingen. Von den grottenschlechten Samplerbeilagen mal ganz zu schweigen ;-) Online-Musik-Plattformen kenne ich sonst kaum welche. Ich informiere mich gern über Youtube (die seitlichen Vorschlags-Listen) und diverse Musikblogs über neue interessante Musik. Und wenn ich in einem Club was Neues, Gutes höre, frage ich auch gern den DJ :-)
Ein großes Problem bleibt bestehen: Eine Seite, wie ich sie betreibe, wird – wenn überhaupt – nur auf lange Sicht auch mal etwas abwerfen. Viele andere Seiten sind aber auf Umsatz und Profit aus, weswegen dann auch jede Menge Werbebanner auf den Seiten zu sehen sind und das selbe System wie bei den Printmedien greift. Die Alben der Labels, die vielleicht etwas reinbuttern in eine Seite, werden bevorzugt. Würde ich dauauf aus sein, die Seite „rentabel“ zu gestalten, ich müsste wahrscheinlich auch in vielen Dingen Abstriche machen und mich dann auf Veröffentlichungen konzentrieren, die mir ein Label vorschreibt. Es ist dann eben die Frage: bleibt man seinen Idealen treu und schreibt für Luft und Liebe, oder fügt man sich dem System, wird entlohnt und muss dafür dann Themen ins Repertoire aufnehmen, die man eigentlich nicht will? Ich suche da noch nach dem goldenen Mittelweg.
Ich werde natürlich auch von einigen Promo-Agenturen bespielt, behalte mir aber vor, entsprechende Alben erst dann zu besprechen, wann ich will. Da gab es auch schon die eine oder andere gerümpfte Nase, aber ich bekomme auch kein Geld für meine Arbeit, deswegen erlaube ich mir auch die Freiheit, zu schreiben, wenn ich das Gefühl habe, jetzt den richtigen Zeitpunkt für eine Rezension dieses Werkes gegriffen zu haben. Was die „physische Bemusterung“ anbelangt, bin ich auch eher geneigt, mir zugeschikte CDs schneller zu besprechen als einen Stream oder Download (Ausnahmen wie eben die At Sea Compilation oder andere rein digital veröffentlichte Werke gibt es immer). Das hat aber weniger was mit materieller Gier zu tun, als das für mich Musik immer noch ein, mehrere Sinne umspielendes Erlebnis ist. Der Geruch des Booklets, das Artwork, im besten Fall die abgedruckten Texte, die man nachlesen kann: das alles wertet ein Album auf, auch wenn das im Zuge von mp3-Erwerb nicht mehr interessiert.
Und was die Diversität der Musikstile in der Schwarzen Szene anbelangt, so habe ich wenigstens immer mal kleine Sticheleien erlebt (keine offenen Kämpfe das wäre ja Humbug). Eine klar definerte musikalische Richtung wie in der Punk-, Rockabilly-, Techno- oder HipHopszene gibt es bei den Gothics nicht (wobei auch die letzten zwei genannten Szenen sich durchaus offener geben als noch vor zehn, 15 Jahren).
Danke @Robert, für Deinen Kommentar zu meinem Beitrag, der sehr ehrlich und konstruktiv ist. Am Rande bemerkt, war meine Kritik im Bezug auf die „Geschmacksache“-Wertung von Musik nicht persönlich (auf irgendjemanden) bezogen, sondern eine allgemeingültige Beobachtung, die ich über die Jahre hinweg (leider) machen musste. Allerdings, eine bedenkliche. Denn, wie sowohl Axel, als auch Daniel absolut richtig und fast schon analytisch bemerkten, definieren (und identifizieren) sich nicht gerade kleine Teile der „Szene“ immer weniger mit dem musikalischen Output, sondern primär über Optik, und erst sekundär kommt alles andere, wie z.B. Weltanschauung, Kunst, Kultur (d.h. Musik, Literatur, Historie, etc.) zum Tragen. So wird Kunst (legen wir uns nun in erster Linie mal auf Musik fest), mehr oder weniger zu einer Art „Soundtrack“ (fast schon nur noch Hintergrundbeschallung…), der primär Schlüsselreize bedient, und nicht wie eigentlich mal üblich, sinnstiftend begleitet. Was dann Tür und Tor sich öffnet, ist in vielen Fällen oft nur noch ein Zerrbild oder oberflächliche catchiness, eine Karikatur der Substanz. Da sind „szenefremde“ Künstler oftmals mit Emotionen und „Authentizität“ (wenn sie denn mal sein muß…) näher an der „Materie“ als die aufgesetzten Surrogate (oder/bzw. diejenigen, die einen schnellen Euro und/oder einen falsch definierten „Heimathafen“ ansteuern…).
Dies jedoch zu analysieren, bzw. zu durchschauen (und zu entscheiden, was von Wert ist, um darüber zu berichten) ist eine Aufgabe, die diejenigen, die eine Art Öffentlichkeitsarbeit verrichten (dazu gehört natürlich auch eine page wie „Spontis“, oder?), schon mal herausfordern kann. Von daher ist ein Abwägen notwendig, und ein Verriss sollte gut überlegt sein, ob er nicht am Ende nach „hinten losgeht“. Naja, Robert, wie schon von Axel nur zu richtig angemerkt, haben sich die Zeiten geändert, und „Verrisse“, bzw. negative Kritiken (obwohl ich selber diese manchmal ganz gerne habe und lese – und seinerzeit auch durchaus verfasst habe…) stellen mehr und mehr eine Art Zeitverschwendung dar, da man seine Energie und Zeit lieber auf nennenswerte Acts/Projekte/Bands fokussieren sollte. Vor allem, da diese tatsächlich nicht zu selten im Vergleich zu dem lancierten „Goth-Schrott“ der üblich verdächtigen, ach-so-„szenenorientierten“ Labels und „Lieblingen“ der Mainstream-„Szene“-Presse, den wirklichen Underground darstellen, auf den man ein gesondertes Augenmerk richten sollte.
Und ja, Robert, ich kenne die Musikpresse der 80er auch nur zu gut, konnte auch damals mal Vergnügen als auch Grimm über Verrisse mancher Alben ziehen, aber zu jenen Zeiten verstanden Musikkritiker auch noch ihr (durchaus ganz schön perfides) Handwerk, und nicht selten war ein (auf den ersten Blick) „Abwatschen“ eines Albums ein Hinweis auf eine interessante VÖ – und im umgekehrten Fall funktionierte das auch…
Aber da heutzutage sehr oft „befreundete“, d.h. eher bezahlte Zeitgenossen eines Künstlers und/oder Labels „Kritiken“ auf bestimmte Plattformen lancieren (dürfen), so ist deren „Qualität“ oftmals eine zweifelhafte…
Zum Schluß möchte ich noch auf den aufgekommenen Punkt des „Facettenreichtums“ (diplomatisch ausgedrückt…) der Hörgewohnheiten, bzw. Rezeption von Musik innerhalb der „schwarzen Szene“, meine (sicherlich subjektive) Sichtweise hinzufügen: als allererstes möchte ich kategorisch anmerken, daß ich keineswegs ein puristischer, dogmatischer, engstirniger Traditionalist bin, kein „Musikautist“, wie man sie unter den „früher-war-alles-besser“-Nostalgikern findet (ich möchte kundtun, daß ich absolut genreüberschreitend von 50s Acts wie Johnny Cash über 60s Psychedelia/Folk, 70s Prog/Glam/Kraut/Elektronik/Punk, bis hin zu dem üblichem 80s Wave-/Postpunk-/Goth-/Minimalelectro-/Indie-/EBM-/Industrial-/Neofolk-Beuteschema, 90s Techno/IDM, die Renaissance des Postpunk in den „2000ern“, viele weitere Stilarten schätze und höre). Jedoch war die allzu sorglose und zu oft unbedachte Öffnung (bei allem Verständnis für „Offenheit“ – meistens mutete es beinahe schon wie eine „feindliche Übernahme“ seitens der „Geöffneten“ an… – so BTW…) hin in Richtung Spielarten wie Metal, „Mittelalter“ (was soll diese Art „Musikgenre“ eigentlich vom Sinn her darstellen, vor allem für einen undergroundigen, szenischen und urban geprägten Menschen?), „Deppen“-Techno, Aggrotech, möchtegern-S/M-Gedudel (und peinliches -Getue), „NDH“, Rührselig-Schlager, etc. ein Fehler – ein allzu unbedachtes, unnötig anbiederndes und geschmäcklerisches Verwässern, ohne an Substanz zu gewinnen (gerade das Gegenteil war nur zu oft der Fall). Die Eigenständigkeit, die eine „Szene“ sich mal über den Lauf der Zeit „erarbeitet“ hat, so preiszugeben, konnte nur im Ausverkauf enden. Und deshalb kann sowas wie „Massenhysterie“ plötzlich fruchten und „relevant“ werden… (?)
Axel: Deine Bekehrungsversuche in allen Ehren. Ich berichte bereits gelegentlich über Musik und fühl mich in diesen Gewässern einfach nicht heimisch. Auch wenn sich der Künstler über Deine Rezension sicherlich freut, so ist es für mich vergleichbar mit dem Gespräch zweier Kunstexperten, die vor einem Bild stehen, das aus 2 farbigen Bereichen besteht um darüber zu sinnieren, was sich der Künstler dabei gedacht hat. Für mich hat Kunst tatsächlich etwas mit Können zu tun und nichts mit dem gesellschaftlichen Hintergrund. Ich sehe meine Aufgabe daher immer im darstellen der Wirkung solcher Musik.
Ist das dann nicht wieder subjektiv?
Ob es nun Sinn macht, „schlechte“ Dinge darzustellen oder Verisse zu schreiben, anstatt sich mit den positiven Dingen zu beschäftigen, ist dann allerdings noch ein – für mich – schwieriger Punkt. Möglicherweise werde ich das etwas zurückfahren um nicht den Eindruck zu erwecken, ich sei ein neuer Mecker-Hafen derer, die nichts leiden können ;) Ich gebe Euch Recht. Vermutlich ist es wirklich Zeitverschwendung sich mit schlechten Veröffentlichungen aufzuhalten und dabei die „guten“ Dinge ausser Acht zu lassen. Ich werde das beherzigen.
Zur Musik-Rezensions-Seite werde ich trotzdem nicht tendieren, aus oben genannten Gründen. Das überlasse ich lieber denen, die das meiner Meinung nach besser können. Ich biete jedoch gerne jedem Rezensierenden eine Plattform und finde es in der Tat spannend, den Musik im Interview zu begegnen, die sich nicht um das „übliche drehen“.
@Robert: War halt nur ein Feldversuch wie man halt noch an Musik herangehen kann auch wenn man von Noten, Produktion, Songstrukturen und dergleichen keine Ahnung hat. Aber ein was frage ich mich gerade: E mpfindest Du eigentlich die alten Veröffentlichungen von den Neubauten als Kunst oder als Krach? :-)
@T.S.: Natürlich ist das „Mittelalter-Genre“ ein sehr urbanes Genre. Ich will Dir auch erklären warum. Das ganze Genre in dieser heutigen Form hatte seine Ursprünge in der Folk-Rock-Musik der 60er und 70er Jahre. Das war die Zeit von Bands wie Pentangle. Die als Gegenentwurf zu damals lauten Rockmusik und zur Partymusik der aufkommenden Glam-Bewegung angefangen haben mit klassischen Instrumenten zu spielen. Die Texte waren häufig Vertonungen alter Gedichte und dergleichen. Das hat sich dann in den 70ern weiter entwickelt dahingehend, dass Bands immer ältere Texte vertont haben oder auch in der Instrumentierung mehr in die klassische Folk-Richtung gingen mit Streichinstrumenten oder verschiedenen Flöten. Und dann kamen Ougenweide! Die haben als eine Folk-Rock-Band von vielen angefangen und dann die Idee bekommen mittelalterliche Texte auszugraben und zu vertonen. Und gleichzeitig dann auch musikalisch die Tradition der Minnesänger aufzugreifen. Das war damals, wir reden hier Anfang der 70er Jahre mit den ganzen Studentenbewegungen, sehr mutig gewesen. Denn während damals von diesen Gruppen deutsche Kultur quasi komplett abgelehnt wurde, haben Ougenweide einen ganz anderen, einen freieren und sehr unpolitischen Zugang zur deutschen Kultur eröffnet, ohne dass man das gleich mit der Nazizeit oder dergleichen verbunden hat.
Ougenweide waren zu dieser Zeit nicht nur in Deutschland sehr populär, sondern haben auch ausländische Bands dazu inspiriert und ihren Kulturkreisen zu forschen und zu experimentieren. Hier in Deutschland jedoch haben sich dann um Ougenweide die ersten „Mittelaltermärkte“ formiert. Das waren lange nicht solche durchkommerzialisierte Veranstaltungen wie heute. Aber da wurde der Grundstein dessen gelegt, was dann in den 90ern wieder aufgegriffen wurde.
Das Genre ist auch deswegen so urban, weil es eben einen perfekten Punkt bringt sich aus dem Alltag zu verabschiedenen, Geschichten zu erleben, Romantik zu zelebrieren und dergleichen. Gerade Stadtmenschen haben nunmal das Bedürfnis nach Romantik. Allen voran Gruftis. Denn ist nicht auch Romantik sich in schwarzen Gewändern zu hüllen, sich stundenlang zurechtzumachen und auf Musikveranstaltungen dem Alltag zu entfliehen? Und da wunderst Du Dich, dass die mittelalterliche Szene von anfang an in der Szene guten Boden gefunden hast? ;-)
Übrigens kännen auch solche Bands sehr melancholische Stimmungen erzeugen. Da muss man sich nur mal Bands wie Omnia, Cesair oder Irfan anschauen. Das ist nicht so weit weg von beispielsweise dunkelromantischer Musik oder Dark Folk. Oder höre die mal die Folk-Rock-Band Favni aus Berlin an, eine Band die ursprünglich auch aus der mittelalterlichen Szene kommt. Viele derer Songs, wie das verlinkte „Leaving“, kannst Du ohne Probleme auf dunkelromantischen Veranstaltungen wie der Blauen Stunde spielen ohne das die Stimmung eine andere wird, im Gegenteil.
Nur, wie überall anders: Was große Labels unter „mittelalterliche Musik“ verkaufen ist zum Teil abenteuerlich. Würdest Du aber Bands wie die hier verlinkten Favni, Bands wie Omnia, Cesair, Irfan, Sangre De Muerdago oder selbst alte Bands wie Pentangle und Ougenweide von den Stimmungen her nicht auch kompatibel zur schwarzen Szene bezeichnen? Hör dir mal unsere beiden „Herbstmond“ Veröffentlichungen auf unserer Bandcamp-Seite an. Mich würde wirklich interessieren, ob Du das für persé „szeneinkompatibel“ empfindest.
@T.S. Was den „Soundtrack“ bzw. „Hintergrundbeschallung anbelangt, empfehle ich Dir „Every Song ever“, ein Buch des New York Times Kritiker Ben Ratliff. Er beschreibt das neue Musikkonsumverhalten in Zeiten von mp3s und Filesharing und spricht von einem „curational me“, also einem sich selbst kuratierenden Individuum, das sich über das Internet seine eigene Playlist, ergo seinen eigenen „Soundtrack“ kreiert, fern von Filtern wie Managern, Labels oder Radio-DJs. Für mich zwar ein wenig zu fortschrittsgläubig aber nicht uninteressant. Ich denke, dass in gewisser Weise dies auch in der Schwarzen Szene greift, vielleicht sogar noch etwas leichter, da sie ja ohnehin musikalisch sehr durchlässig ist.
Axel, natürlich war mein Seitenhieb in die Richtung „Musikstil“, der immer so gerne verzückt mit „mittelalterlichen Klängen“ assoziiert und beschrieben wird, ein relativ boshafter, ironischer und meine Aussage hat im Prinzip den Stellenwert einer Art rhetorischen Frage. Letztendlich und folgerichtig kann ich mir die Antwort darauf auch selber geben: Eskapismus und gleichzeitig Eventbefeuerung auf mal seltsamen, mal kitschig-rührseligen, mal total kindischen Niveau. Natürlich haben wir das bei manchen Musikformen und Habiten – gerade innerhalb der „Gothic“-Szene – öfters, aber gerade die nicht selten zu beobachtenden Ausprägungen, gar „Auswüchse“ (auch schon früher in den 90s), sind, bzw. waren schon wieder mal absolut typisch für die Neigung zu Übertreibungen und „Stilblüten“, für die die „Szene“ ja schliesslich auch berühmt berüchtigt ist…
Kaum kommt da so eine der zielgruppenorientierten und ach-so-authentischen „Spielmanns“-Gothaffine Truppe, und fidelt, schalmeit, rabaukt möchtegern-rustikal Landsknechtartig daher, und eine Säuselfee im Schlepptau trällert von der „Minne“ und Jungfer und Ritterherz, schon schalten die Synapsen um auf Triefromantik, wird das ach-so-„authentische“ „Feeling“ und Gedöns angeschmachtet, das Pannesamt-Kleidchen und die Bimmelglöckchen flattern im Wind der Geschichte, verzückt im Ausdruckstanz…
Bisweilen darf auch mal davon geträumt werden, auf einer waschechten Burg zu leben. Zu dumm aber auch, daß es sowas wie unser Jahrhundert gibt, mit seinen Denkmalschutzauflagen, exorbitanten Instandhaltungs- und Heizkosten. Da zählt der nüchterne Euro und nicht das verklärte Spielgeld „Silberling“… Aber auch gut, daß man mit seiner Krankenversicherungskarte zum nächsten Arzt gehen kann, wenn mal wieder Blümeranz Einzug hält…
In der Tat muß ich Dir an dieser Stelle durchaus Recht geben, Axel, das Ganze ist – nüchtern betrachtet – wirklich ein beliebtes Gesellschaftsspielchen für den modernen urbanen Menschen…
Naja, weiter im Text: ganz besonders in die Materie vertiefte und verbandelte im fortgeschrittenen Stadium, zimmern sich ihr Outfit natürlich nach „historischen Vorgaben“ selbst zusammen, so daß sie von einem ganz stilechten und historisch vorbildlichen Burgfräulein kaum mehr zu unterscheiden sind (…), zockeln so zum nächstbesten Mittelaltermarkt, um sich bestaunen zu lassen, während ihr männlicher Begleitpart immer ein wenig ausschaut wie eine Kreuzung aus DeBeukelaer-Prinz und Lacrimosa…
Gell, so denkt ihr, haben wir den T.S. ertappt, woher weiß er denn das alles – oder meint es zu wissen…, hm?
O.k., lassen wir die „einschlägig interessierten“ Mädels, die ich anno dazumals mal kannte (und mit denen man prächtige und kontroverse Diskussionen über das Thema führen konnte…), aussen vor.
Nun ja, als Papa eines Buben, der auch mal „Ritter“ sehen will, geht man schon einmal zu so einer VA namens „Mittelaltermarkt“. Und was macht man so zwischen Nachwuchs-Bespaßung und gelangweiltem Irgendein-Authentik-Trunk (nun ja, das Reinheitsgebot ist ja auch historisch…) für teuer Geld verzehren? (während zwischendurch immer mal wieder das x-mal gehörte und abgelutschte „Saltarello“ – genau, der „Lambada“ des „Mittelalters“ ;-) – catchy erschallt…) Genau, als ehemals „Szene“-Involvierter beäugt man belustigt den „szenischen“ Nachwuchs, der nicht lange auf sich warten lässt, angesichts eines solchen „Spektakels“… (o.k., laut neuester Persönlichkeits-„Szene“-Typisierung bin ich ja auch kein „Goth“ – nie gewesen – , nicht mal „Postpunk“, sondern stilechter „Cold Waver“ ;-) – so verzeihe man mir meine pragmatische Nüchternheit, das gar zu erschröckliche Fehlen jeglicher Romantik – und den unterkühlten „Zynismus“. Aber, um es in dieser Hinsicht auf den Punkt zu bringen: in meinem Plattenregal stehen mindestens 20 Tonträger von „Siglo XX“ – und von sowas wie „In Extremo“: exakt 0 )
Und jetzt kommst Du, Axel, nice try das, so mit Pentangle und 60s/70s Folk als Ursprung und Bezug. Da könnte ich auch noch mit Lindisfarne, Incredible String Band, dem „John Barleycorn“-Album von Traffic kommen, gar die später aktiven The Dancing Did (müsste doch beinahe in so ein „Szene“-Beuteschema passen…) benennen, so kommen wir den typischen gotischen „Mittelalter-Spezis“ aber nicht bei, Schulterzucken, etc. garantiert. Damit bekommen wir eher Leute ins Boot, die mit Current 93, Paul Roland oder aber auch The Moon Lay Hidden Beneath A Cloud zu tun haben…
Aber, wir sind zwar jetzt bei einem interessanten Thema gelandet, das durchaus würdig ist, es zu vertiefen (ebenso +VLFBERH+T: Danke für den Tipp. Yep, mir ebenfalls zu treuäugig und etwas zu kritiklos fortschrittsgläubig… – ich halte mich durchaus auch, oder trotz, meines recht „konventionellen“, ergo Tonträgergebundenen Hör- und Rezeptionsverhaltens als in der Hinsicht „eigenständiges“ – und vor allem: aufmerksames – Individuum), jedoch mal wieder relativ „offtopic“ unterwegs. Hmm, aber sind wir das wirklich…?
@T.S.:
Um mal noch weiter OT zu bleiben. Wir bringen im Mai ein Tribute zu Paul Roland raus. Als ich vor nem Jahr mit dem Ralf Jesek nen Brainstorming Telefonat geführt habe und ihm diese Idee erzählt hatte, lächelte er und meinte „Viel Glück, da bekommst Du keine Bands für.“ – Ein paar Facebook-Aufrufe später waren vor allem so typische Goth-Musiker wie der Per-Anders Kurenbach oder Bands wie Salvation AMP an Bord. Das fande ich dann durchaus interessant. Und selbst Paul war überrascht, dass ich 16 Bands dafür aufgetrieben habe. :D Hat mir aber mal wieder gezeigt, dass man vielleicht nicht allzusehr in Schubladen denken sollte.
Bin nur mal gespannt, wie das so bei den Hörern ankommt. Ich denke rund 90% kennen den Paul bestimmt nicht, könnte mich aber auch da wieder irren. Wir haben die von skizzierten Spezies bestimmt nicht unter den Hörern, oder vielleicht doch? Hach, schwierig das mit den Schubladen.
Nun denn, daß im Vorfeld aber ein (angedachtes) Paul Roland-Tribute-Projekt als so unattraktiv bewertet werden würde, hätte ich mir nicht vorstellen können. War es vielleicht doch so, daß nicht wenige Leute, die mit dem Herrn Roland was anfangen können, eine potenzielle (weitere/aktuelle?) Interessentenschicht als so gering einstufen? Dies würde ja tief blicken lassen, und einem gewissen Kulturpessimismus Steilvorlagen bieten…
Aber ich kann mich entsinnen, daß die Musik eines Paul Roland mal vor einiger Zeit recht gern gehört wurde in (erweiterten) „Goth“-Szenekreisen. Und wir den Herren damals auch regelmässig im „DJ-Set“ führten.
Anyway, wünsche ein gutes Gelingen (bin auch selbst recht interessiert und gespannt auf dieses Tribute-Projekt) – und warum sollte ein Song wie z.B. „Wyndham Hill“ nicht auch z.B. in einer Nine Circles-Bearbeitung funktionieren (nur mal so Wunschdenken… ;-) ).
Und: ja so ist das, bzw. kann das sein mit den „Schubladen“ (von „Vorurteilen“ ganz zu schweigen… ;-) ). Aber nicht ich, bzw. wir, stecken manche Leute da hinein (käme mir auch nie in den Sinn…), dorthin begeben die sich schon gerne von ganz alleine… (oftmals auch aus Bequemlichkeit, weil es darin so schön kuschelig scheint…). Offenbar ist es vielmehr so, daß man schon allzu pessimistisch und skeptisch geworden ist in der Vorstellung, diese Leutchen da wieder heraus zu locken… (ganz konkretes Beispiel, vor einiger Zeit auch passiert: wird man von einem blutjungen Zeitgenossen, optisch vage „szenisch“ verortbar, auf die altehrwürdige englische Postpunk/Artpunk-Band Wire angesprochen, bzw. befragt, so traut man kaum seinen Ohren, bzw. Augen – und malt in Gedanken bereits den legendären „Strich“ in den Kalender. So weit ist das schon. Aber freuen tut’s dann doch…)
„Wyndham Hill“ hat es von den wenigen meiner Lieblingssongs leider nicht aufs Tribute geschafft. :-( Der Per hat zusammen mit seiner Frau stattdessen „Reanimator“ bearbeitet, was in eine echt coole Wave-Version des doch rockigen Stückes gemundet ist. Fand ich so cool die Version, dass es der Opener geworden ist.
Fand ich interessant, dass bei euch der Herr Roland im „DJ-Set“ war. Wann immer ich hierzulande mal nen DJ fragte, kannte man entweder nur „Nosferatu“ oder man wurde mit großen Augen angeschaut. Dabei hat der gute so geniale Musik in den Jahrzehnten produziert, die wissen alle garnicht was sie verpassen.
In der Tat ist es ja sogar so, dass Paul aktuell mit seiner Musik erfolgreich wie lange nicht mehr ist. Gerade die sozialen Medien haben mitgeholfen, dass seine alten Fans und er sich wieder gefunden haben. War ja nie so ganz leicht, weil seine Alben ja ständig vom Markt verschwanden und dergleichen. Mittlerweile reist er aber echt häufig nach Italien und Griechenland, wo er seinen größten Fankreis hat.
Ach, ich denke schon das man die Leute aus Schubladen wieder rausholen kann. Sie selbst müssen es „nur“ wollen. ^^
Ich feiere diese Wortschöpfungen mit einem heißen Becher Tee + Honig. Großartig.
Tatsächlich habt ihr durch stichhaltige Argumente meine Sichtweise verändert. Ich werde solch offensichtlich „schlechten“ Projekten demnächst eine Absage erteilen und nicht weiter darüber berichten.
Schwer bleibt es für mich allerdings, den „guten“ Projekten ein Podium zu bieten, da ich meine eigenen Qualitätsansprüche nicht für ausreichend objektiv halte. Mein „Spezialgebiet“ ist dann doch eher das, was neben der Musik unser schwarzes Universum zum leuchten bringt. Ich werde versuchen, auch dafür eine Lösung zu finden. Bis dahin empfehle ich den durch die „Musikperlen“ ausgedrückte Geschmack und die Interviews, die demnächst erscheinen sollen.
Robert, ich finde du musst auch nicht objektiv sein. Immerhin ist Spontis immer noch dein persönlicher Blog. Ob einem die vorgestellte Musik gefällt oder nicht, entscheidet sich nicht anhand einer Plattenkritik und jeder, der feststellt, dass sein Musikgeschmack gänzlich anders ist, muss die vorgestellte Musik ja nicht anhören. Außerdem besteht ja immer auch die Möglichkeit von Gastbeiträgen, die das Repertoire erweitern, ohne, dass du dir damit bei persönlichem Nichtgefallen etwas abringen musst.
Davon ab, mich interessiert das Drumherum eh viel mehr. Ich finde Praxistipps z.B. ganz gut wie den Frisurenartikel. Sowas mit DIY-Klamotten-Anleitungen oder – tipps &-tricks fände ich noch gut. Oder ein kleines Stilmuseum angelehnt an die 40 years of Goth-Clips. Und auch auf die Gefahr hin, dass sich das bald liest wie die schwarze Version der „Brigitte“, ich guck auch gern in fremder Leute Wohnungen. :D
@Robert wie schade. Damit wird sicher auch etwas dieser wunderbar subjektiven Pausenhofatmosphäre verloren gehen.
@Fremde: Ich schätze, da musst du Dir keine Sorgen machen. Die beiden letzten Einsendungen, die mir im Zuge dieses Artikels ins Haus geflattert sind, waren so unterirdisch, dass ich mir meine gesamte Unterlippe blutig gebissen habe, um nicht wieder zu schreiben. Soll heißen: Ich bin gespannt, wie lange ich die selbst auferlegte „Zurechtweisung“ aufrechterhalten kann. Es bleibt eben auch ein persönlicher und unprofessioneller Blog :)