Shane MacGowan, Sänger der legendären Band „The Pogues“, starb am 30. November 2023 im Alter von 65. Seine Ehefrau Victoria Mary Clarke teilte bei Instagram: „Shane wird immer das Licht sein, das ich vor mir halte, und das Maß meiner Träume und die Liebe meines Lebens.“ Zusammen mit den Pogues gründete er Anfang der 80er-Jahre den irischen Folk-Punk und verknüpfte den volkstümlichen Sound mit der Rohheit des Punks. In poetisch-lyrischen Texten brachte seinen Texten thematisierte er schonungslos die gesellschaftlichen Missstände. Gleichzeitig schuf er mit dem Song „Fairytale Of New York“ das meistgehörte Weihnachtslied der Briten im 21. Jahrhundert.
ARTE hat zu seinem Tod den 2020er-Dokumentarfilm „Mein Leben mit den Pogues – Die wilde Karriere des ShaneMacGowan“ ins Programm genommen:
„Der Regisseur und Wegbegleiter des Punk, Julien Temple, hat Shane mit seinem Dokumentarfilm ein Denkmal gesetzt: ein Feuerwerk aus intimen Aufnahmen der britischen Punk-Kultur u.a. aus Temples eigenen Archiven. Temple beschwört in seinem Film Aufstieg und Niedergang eines rotzigen Genies, der sich selbst mit seinen Exzessen aus der eigenen Band katapultierte und bis in den Rollstuhl brachte.“
Selbstzerstörung als Lebensmaxime war nie mein Weg, aber wohlmöglich war es genau das, was seinen „Legenden-Status“ besiegelte. Die Lieder, die zwischen 1984 und 1987 auf drei Alben veröffentlicht wurden, waren absolut atemberaubend. Aus dem Milieu aus Kneipen, Drogen, Geisteskrankheit und Armut entstanden Songs, die ihre Zuhörer in einen merkwürdigen Bann zogen. Selten hat es jemand gewagt, über die Ausgestoßenen und Abgehängten so authentisch zu singen wie Shane MacGowan. Mit Empathie und einer gewissen Zärtlichkeit beschrieb er die Abgründe, in denen er sich selbst bewegte.
Letztendlich überholten ihn seine eigenen Lieder. Er schaufelte alles in sich hinein, was Geist, Kreativität und Kunst tötet und hatte letztendlich „Erfolg“. In Würde zu altern, war nicht sein Ding. Auch bei einer späteren Reunion der Band, war Shane allenfalls das nuschelnde Aushängeschild einer ikonischen Vergangenheit.
So ist es Schicksal, dass sein berühmtestes Stück „Fairytale Of New York“ von einem Paar handelt, dessen Hoffnungen von Alkohol und Drogen zerstört wurden. RIP.
Grandioser Film eines tragischen Helden des Punks. Interessant, ich glaube es war die Wortmeldung seiner Schwester, dass es von außen so wirkte, als würde er sich bewusst selbst zerstören, er in Wahrheit nur den Tod nicht akzeptieren konnte und deswegen das Leben mit allen Konsequenzen (inklusive Drogen) genoß, halt nur nie ohne Glas Alkohol. Jetzt musste er ihn akzeptieren.
R. I. P.
Ich frage mich immer bei solchen Leuten, sind sie so genial dass sie nur mit Drogen die Welt aushalten können oder mach die Drogen sie so mutig und genial weil sie sich sonst nicht trauen? Warum enden viele kreative Geister so erbärmlich? Die Doku ist wirklich großartig. Vor allem weil sie auch zeigt wie schlecht es den Iren in den 60ern bis 80ern noch ging. Mit dem Beitritt zur EU kam dann der Fortschritt. Nun geht es wieder andersrum. The Pogues haben viel dazu beigetragen, dass es ab den 80er einen regelrechten Irland und Schottland Hype gab. RIP Shane, nun gibt es wieder ein Original weniger der seinen Stiefel bis zum bitteren Ende durchgezogen hat.
Ich denke nicht, dass es nötg, ist, Drogen zu nehmen, um sich künstlerisch ausdrücken zu können. Für viele Künstler ist gerade ihre Kunst das Ventil, das sie brauchen und das ihnen hilft, verschiedenen Dinge zu verarbeiten, heraus zu lassen und zu bewältigen.
Die vermeintliche tolle Kreativität, die manche in Drogen zu finden glauben, kehrt sich irgendwann um, wenn es meist zu spät ist, aus dem Sumpf wieder (unbeschadet) aufzutauchen. Drogen und Suff sind keine Lösung, sie schaffen nur neue/weitere Probleme – spätestens dann, wenn der Körper nicht mehr mitspielt und es gar nicht mehr „ohne“ geht. Dann hat man nämlich keine Kontrolle mehr über sein Handeln und Denken, sondern die Droge bestimmt es. Das kann die Kreativität auch letztendlich killen, vor allem wenn der Verstand drunter leidet.
Ich habe schon einige Leute kennen gelernt bzw. getroffen, die es echt besch… im Leben hatten, aber andere Wege gefunden haben, damit umzugehen, anstatt sich zuzudröhnen und am Ende noch mehr Probleme aufzuhalsen. Da hab ich großen Respekt vor, dass die die Kurve gekriegt haben. Andere haben es noch rechtzeitig geschafft, aufzuhören, bevor sie kaputt gehen – auch davor habe ich großen Respekt.
Ich habe die Doku mit sehr gemischten Gefühlen geschaut. Leider hat mich das selbstzerstörerische Verhalten von Shane und sein desolater Anblick in späteren Jahren sehr an meinen eigenen, etwa im selben Alter verstorbenen Vater erinnert. Der nahm zwar keine Drogen (soweit ich weiß), aber er hat sich als Kettenraucher und Dauer-Biertrinker auch total zerstört. Nicht nur den Körper (er hatte u.a. am Ende auch keine Zähne mehr), sondern leider auch den Geist. Dabei war er eigentlich ein hochintelligenter, an vielem interessierter Mann, aber doch auch durch Erfahrungen in seiner Jugend gebrochen…
Als Angehöriger oder nahestehende Person so einen Verfall miterleben zu müssen, nicht aufhalten zu können und am Ende dann auch noch unter den Psychosen leiden zu müssen, ist furchtbar. Bei mir kamen leider viele unschöne Erinnerungen durch die Doku wieder hoch.
Unfassbar, dass Shane schon als kleines Kind von seiner Familie zum Säufer und Raucher gemacht wurde. Selbst wenn das medizinische Wissen auf dem Land damals weniger verbreitet war, so sollten Erwachsene doch soviel Grips und Verartwortungsgefühl haben, einen Kind keine Suchtmittel zu geben. Sicher dürfte es in der Familie oder im Dorf so das eine oder andere Negativbeispiel gegeben haben, wo so ein Lebenswandel hinführen kann…
Leider ist es so. Als normaler Mensch bist du ein Alki oder sonst was. Berühmte Leute werden oft zu Ikonen gemacht mit ihrer Art ständig drauf zu sein. Siehe Harald Juhnke, Harry Rowohlt, Morrison, Lemmi, Sid und so viele andere mehr.