X-mal Deutschland – Mondlicht
Die stark unterkühlte und ehemalige Frontfrau Anja Huwe hat sich ja mittlerweile der Kunst verschrieben und ist mit ihrer Ausstellung „Listen to the Pictures“ auch in Deutschland selbst unterwegs. Sie prägte in den frühen 80ern eine Bühnenpräsenz, die man durchaus als arrogant bezeichnen dürfte. „Wenn ich mich selber so rückwirkend betrachte, ich habe nie mit meinem Publikum gesprochen, ich hab die ja nicht mal angeguckt. Wir haben da irgendwie unsere Nummer abgezogen und sind gegangen. Das war auch so Teil der Zeit das war ein Stil den man irgendwie gepflegt hat und den man auch bis zum Exzess gepflegt hat.“ Die Band, die ihre größten Erfolge im Ausland feierte, gehörte zu den Stilikonen dieser Zeit wobei man das sicherlich auch auf die Verhaltensweisen und Gesten übertragen kann. Arroganz als Markenzeichen, Ignoranz als Stilmittel. Mit Mondlicht erreicht auch der Klang eine Kühle, die man bei diesem Wetter wie einen kühlen Schleier des Klangs empfinden kann.
https://www.youtube.com/watch?v=f62j9wxRrCQ
Malaria! – You, you
Ein anderes deutsche All-Girl-Phänomen sind Malaria! die sich ebenfalls zu Beginn der 80er in Berliner Musikkreisen sehr untriebig zeigten. Als sie 1981 mit ihrem Debütalbum Malaria den Begriff neue Deutsche Welle umdeuten, gelten sie in Untergrund-Kreisen schon länger als Geheimtipp. Vor allem in den USA erfreuten sie sich größter Beliebtheit, dem Marlene Dietrich Stil der 4 Frauen aus Berlin, die deutsche Texte mit so ungewöhnlicher Musik auskleiden konnte man sich einfach nicht entziehen. Anfang der 90er kam es durch die erneute Veröffentlichung alten und neuen Materials zu einem neuen Flash in den Untergrund-Discotheken. Als ich zu dieser Zeit das Video zu You, You sah war es um mich geschehen, seit dem ziert das Album Compiled mein Regal, früher auch ein altes Poster von Malaria! auf das ich besonders stolz war. Leider ist es der Zeit zum Opfer gefallen.
KAS Product – Never come Back
Untergrund-Club klingt immer so speziell, eigentlich war das früher die Disco im Jugendzentrum, der ich alle 4 Wochen treu war, da man sich der schwarzen Szene verschrieben hatte – Untergrund klingt natürlich viel cooler. Und obwohl populäre Stücke von Depeche Mode und The Cure im Vordergrund standen, verstand es der Plattenaufleger mich immer wieder mit Fragezeichen auf meiner Stirn an das Mischpult zu locken. So erging es mir auch mit KAS Product, das ich jahrelang nicht mehr gehört habe, bis ich vor einer Weile bei YouTube ein Video entdeckte, das zu einem sofortigen Deja-Vu führte. Heute betrachtet ist das Stück der französischen Band ein klassischer Vertreter des Coldwave, das dazugehörige Video schon fast kultig, der Stil einmalig. Mick Mercer schrieb einmal: „Gorgeously provocative duo of Mona Soyoc and Spatz who released a couple of singles on their own punk label, then signed to RCA which seemed a remarkably odd union, which produced two blindingly brilliant albums, ‚Try Out‘ and ‚Bypass‘ that found the haunting, mad vocals hemmed in by and stretched out over the alternately boiling/icy keyboards, the shattering chatter of arching/dive bombing guitar and stabbing electronic rhythms.“
X-mal Deutschland: Die Kühle mag ich, die Breaks nicht.
Malaria: läßt mich ziemlich kalt
KAS Product: Sehr schön. Vor 20 Jahren hatte ich mal eine ähnliche Frisur wie der Keyboarder.