Urheberrecht ist nicht nur undurchsichtig sondern scheint auch undurchdringbar. Was urheberrechtlich geschützt ist und was nicht, scheint in der Hand der Musikindustrie zu liegen, die den Gesetzgeber durch ihre Marktmacht immer wieder zu offenbar halbherzigen Novellierungen zwingt. Der deutsche Normaluser (NU) ist ein gesetzestreuer Bürger, der nicht vorsätzlich beabsichtigt diese zu brechen. Leider wird es dem NU immer schwerer gemacht, nichts falsch zu machen. Mario Sixtus fragt: Ist jeder Nutzer ein Pirat? Obwohl er damit ein wenig Licht in die schier endlose Dunkelheit zu bringen versucht, scheint immer noch nicht klar, was zu tun ist. Was tun, wenn keiner kauft? liefert löblicherweise auch gleich ein paar Vorschläge. Doch wo bleibt der Künstler?
In einem Interview der FAZ mit dem Musiker Farin Urlaub (Die Ärzte), das ich bei der Hasenfarm entdeckt habe, geht der Künstler kurz auf die Vermarktung von Musik über das Internet eingeht.
Braucht es heute noch Plattenkonzerne, wenn die Musik übers Internet verkauft wird?
[…] Der schlaue Steve Jobs hat mit seinem iPod ganz schlechte Bedingungen für Künstler zur Norm gemacht. Das Wenige, was der digitale Vertrieb kostet, steht in keinem Verhältnis zu dem, was Apple einstreicht. Reich wird man als Band damit nicht, deswegen muss man das Geld mit Konzerten und Merchandising reinholen. Ich glaube, wir landen in Zuständen wie vor 100 oder 120 Jahren: Musik an sich ist wertlos. Nur das Konzert oder die gedruckte Note kostet etwas.
Ganz unrecht hat Farin Urlaub nicht. Trotz massiver Bemühungen um eine Preisregulierung anderer Unternehmen beharrt Apple auf die von Steve Jobs proklamierten 99 Cent für einen Musikdownload. Hier nutzt Apple seine Marktmacht aus und zwingt die Konkurrenz zu drastischen Preisnachlässen. Der Eindruck, das Kunst und Kreativität zum Gegenstand freier Marktwirtschaft verkommt, wird stärker.
Es bleiben als rund 8 Cent für den Künstler über, dessen Song dann etwa 40000 mal im Monat gekauft werden müsste, damit er nach deutschen Maßstäben 1.800€ Netto sein Leben bestreitet. Die Musikfirmen haben aber in der gleichen Zeit etwa 18.000€ umgesetzt. Es ist und bleibt aber nur ein Rechenbeispiel, dessen Praxistauglichkeit wahrscheinlich fraglich ist.
Jetzt schon leidet die Qualität der Musik erheblich, so werden Plagiatvorwürfe immer lauter und Castingshows fokussieren offenbar die Einnahmen durch Werbung anstatt die Qualität der Produktion zu verbessern. Was soll ein Lied kosten oder soll gar nur das ganze Album zum Kauf angeboten werden? In einem Interview mit Dieter Gorny stellt dieser sich schützend vor die Künstler.
Wie sichert denn das Urheberrecht diese Märkte?
Ein Künstler kann frei entscheiden, ob er sein Werk der industriellen Verwertung zuführt oder nicht. […] Sonst wäre das, was kreatives Eigentum genannt wird, so allgemein verfügbar, dass sich ökonomische Prozesse nicht mehr in Gang setzen ließen. Das würde am Ende dazu führen, dass ein Künstler oder eine Künstlerin sagt: „Wenn ich keine Chance habe, mit meiner Kunst meinen Lebensunterhalt zu verdienen, dann mach ich das auch nicht mehr.“
Interessant, denn eben dieses Vertreter der Musikindustrie bekommt ja den größten Batzen vom Kuchen des Onlineverkaufs ab und fördert nur Kunst, die sich aus finanzieller oder persönlicher Sicht zu fördern lohnen. Künstler finden Wege, sich und ihre Musik gewinnbringend zu vermarkten, der jüngste Trend zeigt, das immer mehr Künstler den Weg zu Selbstvermarktung nutzen und sich so den Umweg über die Major-Labels sparen. Einige setzen gezielt auf das Medium Internet und sorgen bei den „unmenschlichen“ Plattenfirmen für ein äußerst menschliches Gefühl, Angst.
Wiedermal ein toller Beitrag und ein tolles Jahr zu Ende! Ich wollte mich bei Dir für die unterhaltsamen aber auch informativen Beiträge bedanken und wünsche dir ein Frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Ich fahre jetzt erstmal in Urlaub! Bis denne…
Kein Problem, es freut mich, dass Dir der Beitrag gefallen hat. Schön das du ein tolles Jahr gehabt hast, meins war auch nicht so schlecht.