„Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran!“ Dieser Refrain steht stellvertretend für den Punk in Deutschland, obwohl der beim Erscheinen dieses Songs bereits seit einigen Jahren in vollem Gange ist. Der Ratinger Hof in Düsseldorf war eine Keimzelle der deutschen Punkbewegung, in der sich bereits Anfang 1977 Bands im wöchentlichen Takt gründeten. Die Band Male, die erst seit Dezember existierte, löste mit ihrem Auftritt im März 1977 eine wahre Flut von Neugründungen aus, der sich auch Peter Hein, späterer Sänger der Fehlfarben, nicht entziehen konnte. Mit Charlys Girls, S.Y.P.H., KFC, Mittagspause, DAF oder auch Östro 430 gründen sich viele kreative Punkbands, die einen bleibenden Eindruck hinterließen und von der Landeshauptstadt am Rhein die deutsche Musikszene nachhaltig beeinflussten.
Eine Dokumentation des WDR bringt diese Ereignisse in sehr gelungener Art und Weise auf die Bildschirme. Interviews mit den damaligen Bandmitgliedern, sehenswertes Archivmaterial und eine gelungene Verknüpfung der Ereignisse machen einfach mal einen anschaulichen Geschichtsunterricht.
Mit Beginn der 80er Jahre überschlagen sich die Ereignisse, vielen Bands und Entwicklungen gelten bereits als kommerzialisiert und spätestens mit dem Siegeszug der Neuen Deutschen Welle, der sich über mit seiner Belanglosigkeit über die deutschen Charts ergießt, war der Kampf gegen das Establishment scheinbar verloren. Das Punk-Mädchen aus dem vorangegangenen Video kommt zur selben Einschätzung.
Die Idee des Punk sollte jedoch nie ganz untergehen. Denn auch in den kommenden Jahrzehnten sollte es weiterhin unkommerzielle Musik und Künstler geben, die das, was sie fühlen und denken, aus der Gitarre quetschen oder in Texten den Publikum entgegenschleudern. Doch konzentrierte Brutstätten von autonomen Bewegungen – wie der Ratinger Hof – versickern im digitalen Brei der Omnipräsenz von Musik, Meinung und Menschen.
Hier gibt es noch mehr zu hören und zu sehen: 1981 – Die verschmähten Perlen der NDW