Goth-Stories: Als „The Cure“ 1981 Robert Palmer mit einem 9-minütigen Lied ärgerten

Eine charmante Video-Anekdote aus der Zeit, in der „The Cure“ noch keine Band der „Rock and Roll Hall of Fame“ waren und als Vorband deutlich bekannterer Bands spielten, ist die Geschichte mit der extra langen Live-Version von „A Forest“, die sie im Juli 1981 beim Werchter-Festival in Belgien präsentierten, um Robert Palmer, der damals als nächstes auftreten sollte, zu ärgern.

Der Ärger begann im Grunde schon im Vorfeld, denn der Zeitplan des Festivals war typischerweise völlig durcheinandergeraten. Nervosität machte sich hinter der Bühne breit, offenbar wurde der Robert Palmer, der als nächster auftreten sollte, ungeduldig. Und weil der nicht irgendwer war und die Headliner „Dire Straits“ ebenfalls in den Startlöchern standen, sollten es „The Cure“ ausbaden. 12 Lieder hatten „The Cure“ bereits gespielt, als die Roadies von Robert Palmer letztendlich damit drohten, den Stecker zu ziehen, wenn Robert Smith nicht endlich fertig werden würde. Ein letztes Lied blieb der Band allerdings noch.

Nachdem Smith den letzten Song mit den Worten ankündigte, „because everybody wants to see Robert Palmer“ wurde schnell deutlich, dass die Band sich Zeit lassen würde. Während einer improvisierten, ziemlich großartigen und 9-minütigen Version von „The Forest“ schien es Smith sichtlich zu genießen, die neu erfundene Textzeile „such a long end“ wieder und wieder in Mikrophon zu hauchen.

Als The Cure nach einen nahezu orgastischem Ende den Song endlich zum Abschluss brachten, ließ es sich Bassist Simon Gallup nicht nehmen, im vorbeigehen „Fuck Robert Palmer, Fuck Rock’n’Roll!“ ins Mikrophon zu brüllen, bevor man die Bühne verließ. Nicht belegte Gerüchte behaupten, die Roadies waren in der Umbau-Phase dann so sauer, das sie die Instrumente der Band kurzerhand von der Bühne schmissen.

Zum neuen Album, das hoffentlich bald erscheinen wird, haben sich die Gothic-Ikonen von „The Cure“ einen strammen Tourplan zurechtgeklöppelt, bei dem sich jedoch keine Rücksicht auf nachfolgende Bands nehmen müssen, sondern nur auf den zunehmenden Verfall der Bandmitglieder. Ab Oktober bereist der Fürst der Finsternis den europäischen Kontinent, um mit seiner Band und neuem Material – das bis dahin hoffentlich erschienen ist – die besuchten Länder in Dunkelheit zu hüllen. Über das kommende Album „Songs Of A Lost World“, sagt Robert Smith gegenüber dem Rolling-Stone: „Die neuen Songs haben „nicht sehr viel Leichtes an sich“, würden sich eher nach den Dark-Wave-Tracks aus „Disintegration“ von 1989 anhören, als nach den poppigeren Titeln von „The Head On The Door“. Mit diesem „schonungslosen“ Konzept würde die Band „den Großteil unseres Publikums ansprechen“, so Smith.

Wir bleiben gespannt und sind neugierig, ob Euch die neue Sommerloch-Rubrik „Goth-Stories“ gefällt und ihr weitere Geschichten aus der Vergangenheit hören wollt, in der wir auch von Hintergründen berühmter Gothic-Hymen erzählen wollen. Vielleicht habt ihr ja auch selber Anregungen dazu? Nutzt das Kontaktformular und erzählt davon.

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das H.Gen
das H.Gen(@hagen)
Vor 2 Jahre

Hintergrundstorys zu Songs und Bands? So was habe ich nicht :-D

Graphiel
Graphiel(@michael)
Vor 2 Jahre

Herrlich… Ich muss gestehen ich liebe solche Hintergrundgeschichten ähnlich wie die, welche direkt aus der Reihe der Szene kommen. Von daher triffst du mit deiner Sommerloch-Rubrik bei mir wieder einmal voll ins Schwarze.

Leider beschränkt sich mein Wissensschatz zu diesem Thema auch nur auf Storys die dir sicherlich aus diversen Büchern bekannt sind. Zum Beispiel die von dem Bauhaus Konzert, bei welchem die Band völlig entgegen der Erwartungshaltung zahlreicher anwesender Grufties „Bela Lugos´s dead“ bereits als Intro spielten. Oder Geschichten um diverse Prügelleien, teils auch mit Leuten aus dem Publikum, so wie es etwa bei einem Konzert von Joy Division passierte.

Daher vermute ich nun mal ganz stark, dass wieder einmal ich es sein werde, der durch deine Arbeit etwas neues zu diversen Hintergrundgeschichten erfahren kann. Dafür schon mal ein ebenso großes Dankeschön wie auch zu dem vorliegenden Beispiel.

Letzte Bearbeitung Vor 2 Jahre von Graphiel
John Doe
John Doe(@arno-siess)
Vor 2 Jahre

Kam mir bis dato noch nie zu Ohren, wie genial ist das denn! :-)

Markus
Markus (@guest_61430)
Vor 2 Jahre

Die Geschichte vom Werchter-Festival zwischen Palmer und Robert Smith kannte ich bereits. Bin schon gespannt, wann jemand den Hintergrund des Songs „This Corrosion“ von TSOM erklärt? Oder die Entstehungsgeschichte des Albums „Gift“ von The Sisterhood, auf dem Andrew „Eldritch“ Taylor ja gar nicht selber singt? ;o)

Graphiel
Graphiel(@michael)
Antwort an  Markus
Vor 2 Jahre

Oh, ja… die zu „This Corrosion“ ist auch sehr unterhaltsam. Naja… gut… eigentlich auch irgendwie peinlich, aber Herr A.E. war/ist ja leider häufiger ein Quell solcher Geschichten. Die Story zu seiner „Band“ mit dem wunderbaren Namen SSV-NSMABAAOTWMODAACOTIATW (Ja, aus Wikipedia kopiert. Das kann sich doch eh keiner merken^^) finde ich da ebenfalls empfehlenswert. :-D

Klein Grün
Klein Grün (@guest_61442)
Antwort an  Graphiel
Vor 2 Jahre

Ich lese gerade „Schattenwelt“, da wird auf den Streit zwischen Eldritch und Hussey eingegangen. Aber viel mehr als das Zitat hat der Autor zu „this corrosion“ nicht geschrieben. Hast Du da noch mehr Infos?

IMG_20220730_202304.jpg
Markus
Markus (@guest_61443)
Antwort an  Robert
Vor 2 Jahre

Da lasse ich mich nicht lange bitten.🙂 Ich war Ende der ’90er Jahre mal im Besitz einer etwa 20-seitigen, englischsprachigen Broschüre im A5-Format und typischem The Sisters of Mercy-Artwork, die als Fan-Material im Web zum Kauf angeboten worden war und die angeblich von Eldritch selbst verfaßt worden sein soll (er selbst bezeichnet sich darin lediglich als „the author“) sowie zahlreiche Hintergründe zu den Sisters of Mercy offenbarte, die später aber leider bei einem meiner zahlreichen Umzüge verschollen ist, sonst hätte ich eine PDF davon Meister Roberto überlassen.

Die Lyrics zu ‚This Corrosion‘ sind eine direkte Abrechnung Eldritchs mit Wayne Hussey, der ja bekanntlich unmittelbar aus den Trümmern der The Sisters Of Mercy mehr oder minder erfolgreich The Mission formte. Das schmutzige Ende der barmherzigen Schwestern muß Eldritch sehr tief getroffen haben, wenngleich der Rest der Band ihn selbst und seine Allüren als Grund für den Bruch der Band nannten. Wer mal das Video auf YouTube des Interviews von Stefanie Tücking (damals Formel Eins) mit Eldritch https://www.youtube.com/watch?v=RyxKWeza5MA anläßllich des Release von ‚This Corrosion‘ gesehen hat, kann sich ungefähr vorstellen, was für ein streitbarer Charakter Eldritch damals gewesen sein muß.

Eldritch und Hussey stritten sich nach Split der TSOM 1985 um den Bandnamen The Sisterhood, weil Hussey beabsichtigte, nach dem (damals noch vorläufigen) Tod der Sisters neues Material unter diesem Bandnamen zu veröffentlichen. In England war es zu der Zeit rechtlich so, daß ein Bandname erst dann geschützt war, wenn unter ihm released worden war. Eldritch kam Hussey 1986 mit dem hastig produzierten Album ‚Gift‘ unter dem Namen The Sisterhood zuvor und sicherte sich somit den Namen, ließ jedoch den Gastsänger James Ray, der Eldritch unglaublich ähnlich klingt, das komplette Album singen.

In den Lyrics von ‚This Corrosion‘ finden sich u.a. folgende Textzeilen: ‚Kill the king when love is the law‘ – eine direkte Anspielung von Eldritch auf die Lyrics des Mission-Songs ‚Severina‘ (Album ‚God’s Own Medicine‘, dem ersten ‚Mission‘-Album). Darüber hinaus brüllt Eldritch seinen Schmerz über den Niedergang der TSOM in ‚This Corrosion‘ am Ende des Titels mit folgenden Zeilen heraus:

I got nothing to say I ain’t said before
I bled all I can, I won’t bleed no more
I don’t need no one to understand
Why the blood run hold
The hired hand

😉

Als kleiner Waver mit endgültigem Einstieg in die Szene um ’85/’86 war ich todunglücklich, das meine gerade erst gemachte Neuentdeckung The Sisters Of Mercy sich nur kurz zuvor getrennt hatten. Als ich im Sommer 1986 das erste Mal ‚Temple Of Love‘ in unserer Kleinstadtdisco spielen hörte, war ich irre geflashed, weil der Sound über die Musikanlage dort noch einmal wahnsinniger, gewaltiger, weil bombastischer rüberkam.

Umso ungläubiger und elektrisierter war ich dann, als Eldritch mit ‚This Corrosion‘ im Herbst ’87 (Video-Premiere ebenfalls auf ‚Formel Eins‘ – und ich hab’s gesehen!!!! 😝) und dem folgenden Release von ‚Floodland‘ die Sisters wieder auferstehen ließ. Die BRAVO veröffentlichte seinerzeit regelmäßig Songtexte in ihrer Pickel-Postille, darunter auch den von ‚This Corrosion‘ nach dessen deutschen Charts- Einstieg. Hatte Orphi da nicht ihrerseits ein VLOG auf YT veröffentlicht? So recht anfangen konnte mit dem Text aber weder die BRAVO etwas, noch zahlreiche alte Fans, weil er so kryptisch und persönlich ist, mit dem Hintergrundwissen aber etwas verständlicher wird.

Noch eine nette Anekdote aus der damaligen Zeit: Die noch junge ‚Zillo‘ fragte ihre Leserschaft zum anstehenden Jahreswechsel nach ihren Hoffnungen und Wünschen fürs neue Jahr und ein (wohl sehr ungnädiger) Sisters-Fan antwortete in einem Leserbrief: ‚Wayne Hussey lernt singen“. Der Streit über die Gründe für den Tod der ‚alten‘ Sisters lief damals also nicht nur zwischen Eldritch und Hussey, auch die Fans waren abgrundtief in zwei Lager gespalten.

Letzte Bearbeitung Vor 2 Jahre von Markus
Orphi
Orphi(@orphi)
Editor
Antwort an  Markus
Vor 2 Jahre

Ja, richtig. Ich hatte da ein Video zu gemacht. Es gab da in der Bravo Nr. 52 / Dezember 1987 einen kleinen Songbook-Text, der die Sache erklärte. Ich hab einen Screenshot gemacht. Vielleicht kann man es ja lesen.

Sisters.png
Durante
Durante(@durante)
Vor 2 Jahre

Echt geniale Story, kannt ich noch nicht – Danke Robert! :D

Markus
Markus (@guest_61445)
Vor 2 Jahre

Ich weiß ja nicht, ob in 2022 noch irgendeine Band die Songs von Robert Palmer covert, da haben The Cure wohl deutlich mehr Eindruck und Einfluß hinterlassen.. 😉

https://happyphantommusic.bandcamp.com/track/cold

Gruftfrosch
Gruftfrosch(@gruftfrosch)
Antwort an  Markus
Vor 2 Jahre

Stimmt, Bryan Ferrys cover von Johnny and Mary ist auch schon wieder 8 Jahre alt.

das H.Gen
das H.Gen(@hagen)
Vor 2 Jahre

Schön ist auch die Geschichte wie Lol Tolhurst von The Cure auf dem Klo Billy Idol von Generation X ans Bein gepinkelt hat. Idol hatte sich gerade auf dem Pissoir mit einer Dame vergnügt. Danach brachen Generation X die Tour mit The Cure ab. Der wahre Grund war aber wohl die Tatsache, dass The Cure als Vorband viel mehr Aufmerksamkeit bekamen als Generation X. Jahre später haben sich Lol und Billy wieder vertragen.

Orphi
Orphi(@orphi)
Editor
Antwort an  das H.Gen
Vor 2 Jahre

Hey, das hast Du aus meinem Buch :-)

das H.Gen
das H.Gen(@hagen)
Antwort an  Orphi
Vor 2 Jahre

In dem Buch „Cured“ wurde sie noch mal von Lol Tolhurst bestätigt. Zum ersten Mal taucht die Geschichte im Buch „10 Jahre The Cure“ auf.

Markus
Markus (@guest_61511)
Vor 2 Jahre

Gibt es denn inzwischen eine Hintergrundstory zum angeblichen Ausstieg von Simon Gallup bei The Cure? Die Gerüchteküche brodelte ja was von „Verrat“ und nachdem ich die Trilogy auf YT gesehen habe, täte mir ein Ausstieg von Gallup wirklich leid. Wo sind die Promi-Experten?

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URL (@guest_65994)
Vor 11 Stunden

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