Irgendwo in einem unschuldigen Kölner Fahrstuhl. Angelika M. (53) fährt mit ihren Habseligkeiten ins Erdgeschoss eines sonst so anonymen Hochhauses und bemerkt den schwarz gekleideten jungen Mann in der Ecke, der sie mit seiner blonden Vokuhila und dem Karussell-Bremser Bart mächtig Eindruck auf sie macht. Ein kurzer Smalltalk, ein kleiner Flirt, verlegene Blicke. Viel zu schnell endet die Fahrt. Noch schnell ein freundliches Lächeln, als sie den Fahrstuhl verlässt. Auf dem Weg nach Draußen ist sich Angelika M. unsicher, was da gerade passiert ist und warum der junge Mann so einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Angelika M. hatte keine Chance. Sie ist dem Fahrstuhlboy verfallen. Das ist der legendäre Kölner Rauf- und Runterfahrer, der schon seit den 80er Jahren hunderten Frauen zwischen dem Erdgeschoss und der 27. Etage das Herz gebrochen hat. Eine Legende der Stockwerke, ein tanzender Mythos auf 3qm metallischem Fahrstuhlboden, ein Casanova im flackernden Neonlicht des Personenaufzugs.
Jetzt haben sich Tilly Electronics, die semi-erotischen Minimalisten im Checker-Muster in ihrem aktuellen Song dieser Legende angenommen und in einem Video zahlreiche Opfer versammelt, die ihre unvergesslichen Begegnungen mit der Legende Revue passieren lassen.
Ein besonderer Gruß geht an die zahlreichen Protagonisten, die sicherlich mit ihrem Coming-Out nun einen wichtigen Schritt zur Selbsterkenntnis gegangen sind. Für sie ist klar: Dem Fahrstuhlboy ist kein Herz gewachsen.
Wer Tilly Electronics Live sehen möchte, hat dazu Gelegenheiten. Vermutlich ohne die Legende, denn dort ist nirgendwo ein Fahrstuhl.
- 08. Februar im Blue Shell in Köln
- 21. März in Wommelgen (Belgien)
- 17. April im Djazz Jazzkeller in Duisburg