Die äußerst fleissige Musikredaktion hat sich wieder gemeldet und die neuesten 3 Alben vorgestellt, die ihr zu Ohren gekommen sind. Vielleicht schaffe ich es ja auch irgendwann, die Rezensionen auch zeitnah zu veröffentlichen. Genug lamentiert, los geht es mit Neuigkeiten vom Clan of Xymox. Das Album Kindred Spirits widmet sich der schwarz-kulturellen musikalischen Geschichte, auf dem der Clan die wichtigsten Titel „ihrer“ schwarzen Szene covern, ob das immer gelungen ist? Andreas Gross, der bereits auf eine 10-jährigen Vergangenheit zurückblicken kann, dürfte den wenigstens bekannt sein, mit seinem achten düster-poppigen Album „Grounds of Ashes“ könnte sich das ändern. Auch Boyd Rice, bei dem es sich um eine der umstrittensten Figuren der Post-Industrial Ära handelt, besinnt sich auf seine Vergangenheit. Das Album „Back to Mono“ kehrt zu den musikalischen Ursprüngen zurück und versucht sich ebenfalls an einer Coverversion des „The Normal“ Klassikers „Warm Leatherette“.
Clan of Xymox – Kindred Spirits
Auf ihrem neuen Album versucht sich der „Clan of Xymox“ an Cover-Stücken, also eine Art Ehrerbietung alter Helden. Diese Idee ist nicht zwar nicht neu und wurde bereits von Bands wie „Love Like Blood“ („Chronology of a Love Affair“) sehr gut umgesetzt, doch ist dies gerade bei einer Band, welche in den 80ern zu den wichtigsten Gruppen im Dark Wave Umfeld zählte und sich bis heute hält (wenn auch nicht alle Fans ihre Entwicklung zu immer moderneren elektronischen Sounds mitgegangen sind) eine besonders interessante Angelegenheit. Bei einer guten Umsetzung könnte man wohl alte wie neue Fans wieder zusammenführen, doch die Bewertung der Umsetzung gestaltet sich schwierig. Es ist nun mal schwierig mit einer Stimme wie sie Ronny Moorings hat ein „Siouxsie and the Banshees“ Lied zu covern. Außerdem passt der moderne Sound, welche „Clan of Xymox“ mittlerweile vertreten nicht wirklich zu allen Liedern. Doch gibt es auch hier absolute Empfehlung wie Alice („The Sisters of Mercy“), Decades („Joy Division“) oder auch A Forest („The Cure“). Doch wie bereits erwähnt tun sich bestimmt nicht wenige mit der Neuinterpretation von Red Light („Siouxsie and the Banshees“) als auch Blue Monday („New Order“) sehr schwer, da entweder stimmlich oder auch rein musikalisch das nicht so wirklich passen will und auch nicht die Energie des Originals weitertragen können. Trotzdem ein schönes Album mit einigen guten Stücken und vielleicht schafft es Herr Moorings & Co damit dem Nachwuchs etwas Nachhilfe in Sachen schwarz-kultureller Geschichte zu geben. Wünschenswert wäre es.
Internetseite: Clan of Xymox – Label: Trisol – Preis: 15€
Andreas Gross – Grounds of Ashes
Wer noch ein passendes Album für trübe Herbsttage sucht, welches nicht allzu schwer genießbar oder zu tiefgründig ist, sollte sich das neue Album der Formation „Andreas Gross“ anhören. Auch wenn es die Band schon seit über 10 Jahren existiert, scheint sie für die meisten noch immer unbekannt zu sein. Mit „Grounds of Ashes“ veröffentlichen sie bereits ihr 8. Album auf dem sie ihren Weg weiter bestreiten. Gut gemachte – düster angehauchte – Popmusik welche eine angenehme Melancholie verbreitet aber dennoch leicht konsumiert werden kann. Elektronische Untermalung mit zartem Frauengesang und Pianoeinlagen, nicht überladen, aber auch nicht minimalistisch und Texten, welche nicht wirklich innovativ wirken, aber dennoch Kraft in sich tragen. Besonders die Lieder „Vermillion pt.2“ (Slipknot Cover), bei dem Andreas Gross selbst für die Stimme verantwortlich ist, sowie „Planets in peril“ welches von einem Dudelsack begleitet wird (was erstaunlicherweise sogar sehr gut passt) stechen besonders hervor. Reinhören lohnt sich also für all diejenigen, welche es nicht immer undergroundig rau haben wollen, sondern auch mal einfache Kost haben möchten.
Internetseite: Andreas Gross – Label: Bob Media Preis: 13€
Boyd Rice – Back to Mono
Eine der umstrittensten Figuren im (Post-) Industrial kehrt zu seinen Wurzeln zurück. „Mr. Intolerance“ zeigt auf „Back to Mono“ wer Noise und Industrial mitbegründet hat. Doch auch Menschen die weniger auf Lärm bis zum Anschlag stehen, dürften hier das eine oder andere „schöne“ Stück finden können. Mit dem ersten Stück „Turn me on, Dead Man“ wird der Zuhörer langsam, aber sicher in die alptraumhafte Welt des Boyd Rice gezogen um dann mit „Watusi“ die volle Ladung an Lärmgeräuschen ins Gesicht zu bekommen. Ob das (bewusst?) an „Total War“ erinnernde Stück „Fire shall come“ oder das vor Verstörtheit und Aggression nur so wummernde „Scream“, es gibt auch auf diesem Album wieder weit mehr Abwechslung als auf den meisten aus diesem Genre. Es ist schön zu hören, wie die alte Garde es den Jungen immer wieder zeigt, wie man den Geist einer mittlerweile in die Jahre gekommenen Bewegung in die Neuzeit katapultieren kann. Doch warum gerade in letzter Zeit so viele Bands das Stück „Warm Leatherette“ covern müssen bleibt mir ein Rätsel. Natürlich ist es ein absolutes Kult-Lied, doch wenn jetzt jeder anfängt das Stück zu covern, verliert es schnell den Charme des Besonderen. Herr Rice orientiert sich hier noch sehr stark am Original von „The Normal“ baut er doch weit mehr Störgeräusche ein die einen sehr schönen Kontrast zu seiner (eher weichen) Stimme bilden lassen. Ein Album, welches auch für Nicht-Noise-Hörer durchaus interessant sein dürfte.
Andreas Gross unbekannt? Sehe ich nicht so, dass er unbekannt ist. Also ich kenne doch etliche, die seine Musik hören. Auf jeden Fall ein sehr fleißige rund kreativer Künstler. Der mir aber auf Facebook eher deswegen auffällt, weil ich durch ihn immer neue Bands kennnlerne. :D
Ansonste kann ich mit den Tipps nicht so sonderlich viel anfangen. Boyd Rice mag ich nicht. Und Clan of Xymox hatten ihre stärkste Zeit in den 80ern und 90ern. Heute sind die wie die meisten Electro-Combos: austauschbar.
Axel: Also mir war er unbekannt :) Du musst zugegeben, das Deine Affinität für Musik und seine Vielfalt nicht jedem in die Wiege gelegt ist. Es gibt immer Bands, die einem vertraut und verbreitet vorkommen, es aber letztendlich nicht sind. Deswegen finde ich Piets Entdeckung als sehr bereichernd.
Ich konnte mich auch noch nie mit Boyd Rice als Person anfreunden, gerade sein unreflektierter Umgang mit kritische Themen machen ihn für mich unsympathisch. Und auch mit der vorgestellten Musik kann ich nicht anfangen. Die Xymox finde ich nicht gut und auch nicht schlecht, dennoch finde ich ihre Konstanz und Langlebigkeit bewunderswert. Das ein oder andere Stück auf dem Cover-Album finde ich sogar richtig gelungen ;) Und Herr Gross empfinde ich als Bereicherung meines Geschmackes!
Tja, die Sequenzen sind etwas wuchtiger geworden. Elektronik spielte by CoX allerdings schon immer eine Rolle, man erinnere sich nur an den alten Tanzhit „Going Round“ (kennt den noch wer?). Auf mich wirken die aktuellen Sounds allerdings auch etwas deplaziert, weil zu sehr EBM-orientiert. Das passt nicht ins CoX-Schema.
„Turn me on, Dead Man“ von NON find ich als Reprise besser. Einfach dunkler und bedrückender, mit leichter Dark-Ambient-Note. „Man Cannot Flatter Fate“ und „Watusi“ treffen meine Vorstellung von Noise/Heavy Electronics am besten. „Warm Leatherette“ ist mehr eine Karaoke-Version, der Song ist zur Hälfte im Original verblieben. Hier hätte ich mir eine extremere Stimme gewünscht, wie sie einen Song zuvor noch zu vernehmen war. Daraus hätte man mehr machen können.
Andreas Gross‘ „Planets in Peril“ gefällt mir hingegen gar nicht. Das Stimmchen kann mich nicht beeindrucken. Einfach zu unausgereift dahingeträllert. Kein Blues drin, keine punkige Rotzigkeit, nicht mal irgendwie ätherisch. Null Ausdrucksstärke und völlig austauschbar. Da ließen sich problemlos ein paar Trance-Sounds und ein Dance-Beat drunterlegen – es würde keinen Unterschied machen. Gerade der Part ab 01:30 hatte schlimme Erinnerungen wach gerufen. Solche Stimmchen gab es im Eurodance zuhauf, da war Blümchen noch das geringere Übel.
Anscheinend sollte es in Richtung Chandeen gehen. Da fehlt’s aber mächtig an Übung.
Ach ja… letztens übrigens über eine französische Zeitschrift namens Obsküre entdeckt:
Linea Aspera – Malarone
Keine Ahnung, ob das schon einmal gepostet wurde. Britisches Duo, minimal instrumentiert. Geht locker leicht ins Gehör. Softe Synths à la Gary Numan, teils kakophoner Sprechgesang, eingängiger Refrain. Synth-Wave, wie er sein sollte. ;-)
@Death Disco: Linea Aspera sagt mir SEHR zu, ich glaube, die habe ich auch schon auf irgendeinem Sampler gehört. So was lockt mich unbremsbar auf die Tanzfläche ;) Geht thematisch stark in die selbe Richtung wie Lebanon Hanover, ich stimme den Parallelen zu Gray Numan absolut zu, auch wenn ich erstmal nachschlagen muss, was kakophoner Sprechgesang ist.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es andere schon kennen. Bei uns in der Provinz sickert sowas ja immer erst Monate später durch. Schade, dass das Album so überteuert ist. EUR 17,- für 8 Titel halte ich für übertrieben. Da kann man nur warten und hoffen, dass es irgendwann für ein paar Taler bei eBay auftaucht.
Linea Aspera – Synapse