Zur Erinnerung: Ich suchte nach einer Lösung, musikalische Zusendungen einer Hörprobe zu unterziehen. Mangels Objektivität habe ich beschlossen, Euch die musikalische Analyse der Einsendungen zu überlassen. Endgültig habe ich die immer noch nicht gefunden, aber die sehr angenehme Diskussion zur ersten Ausgabe motivierte mich, meinen Posteingang erneut zu durchforsten. Diesmal gibt es jedoch eine Besonderheit, denn tatsächlich bin ich in den letzten Wochen über Musik gestolpert, die in meinem Warenkorb gelandet ist und die ich Euch ganz freiwillig zeigen möchte. Ob das richtig war, dürft Ihr entscheiden.
Eigentlich wollte Lyn Conary nur eine Location in Neu-Ulm für unseren Dunkeltanz empfehlen, dabei ist aber auch ein Link zu ihrem eigenen musikalischen Schaffen aus der Tasche gefallen. Wenn wir Lust hätten, so schreibt sie, können wir ja mal vorbeischauen. Schöne Videos kann sie auch.
The Search aus Schweden haben mir Musik für nächtliche Autofahrten geschickt. So steht es jedenfalls in der E-Mail die mich neulich erreichte. Mutig und neugierig wie ich eben so bin, habe ich dann das „retro-inspirierte Album: A Wave from the Sidelines“ während einer eben solchen Fahrt zwischen 04:15 und 04:45 angespielt. Eine erfrischende Wirkung blieb unglücklicherweise aus, ich musste den Versuch aufgrund wiederholter Müdigkeitswarnungen meines Fahrzeugs abbrechen.
[bandcamp width=100% height=42 album=3507241014 size=small bgcol=333333 linkcol=e32c14]Die Band Principe Valiente fand ihr Debütalbum so klasse, das sie es gleich nochmal veröffentlicht haben. Sagt jedenfalls die Plattenfirma. Kannte ich bis jetzt noch nicht, finde den Song „The Night“, zu dem es auch dieses Video gibt, ganz gut. Glaub ich. Den Sinn des Videos habe ich allerdings noch nicht gefunden. Wer ihn findet, klärt mich in den Kommentaren auf.
Von Sixth June erreichte mich eine weitere Nachricht. Die habe ich mal beim WGT sehen wollen, erinnerte ich mich dunkel, und so nutzte ich wenigstens die Gelegenheit, bei Bandcamp ein paar Ohren in den Stream zu legen. Aufnahme + Wiedergabe, ein Label aus Berlin, ist schuld daran. Ist aber nicht schlimm, im Gegenteil.
[bandcamp width=100% height=42 album=3002805709 size=small bgcol=333333 linkcol=e32c14]Nicht reden möchte ich allerdings über Joachim Witts „Quo Vadis“ (Au weia, das alte Schmerzgefühl ereilt mich wieder), Evanescences „Hi-Lo“ (Gothic Metal bleibt eine crossmediale Erfindung) und Marilyn Mansons Cover-Version vom alten Gerard McManns Klassiker „Cry little Sister“ aus dem Film „Lost Boys“. (Geht nicht als künstlerische Freiheit durch, sorry.)
Freiwillig und Absichtlich – Was in meinem Warenkorb landete
Jetzt muss ich aber mal schwärmen. Lebanon Hanovers neues Album „Let them be Alien“ ist richtig gut gelungen! Es dauerte Sekunden, bis sich die bei Post-Punk.com entdeckte Videoauskopplung „Alien“ in meine Synapsen brannte. Gänsehaut inklusive. Einen beherzten Kauf später landete das Album in meiner digitalisierten Welt und den entsprechenden Playlisten. Das Album kann man mehrfach ganz durchhören, ganz ohne Übertreibung. Bei „Du Scrollst“ bleibe ich aber regelmäßig auf der Repeat-Taste hängen. Freiwillig. Ich glaube, stelle das Album mal getrennt vor.
Das Moon, die polnische Band die ich von ein paar WGTs als Bereicherung empfunden habe, geht mit ihrem aktuellen Album „Dead“ auf Tour (leider nicht in Deutschland) und haben auch gleich frisches Videomaterial beigesteuert, um den audiovisuellen Eindruck zu verbessern und in meinen Neuigkeiten bei Youtube zu erscheinen. Hat geklappt. „Owl“ finde ich gut. Absichtlich!
Auch mit dem neuen Album „Let them be alien“ laden uns Lebanon Hanover wieder zu einer gefühlvollen und nachdenklich stimmenden Reise ein. Auf meinem letzten Konzertbesuch wanderte es direkt in meine Tasche, nachdem ich vorher schon den Song „Alien“ rauf und runter laufen gelassen hatte – absolute Identifikation, um nicht zu sagen „Soundtrack of my life“. Ich stimme dir absolut zu: eine weitere Perle ist sicherlich das Stück „Du scrollst“. Vielleicht auch nicht zuletzt, weil wir uns alle ein wenig ertappt fühlen… Ebenfalls besonders berührend: „Lavender Fields“, der Song, welcher meinen inneren Kampf Großstadtleben/Hektik vs. Kleinstadtleben/Natur perfekt darstellt. „Really small towns are a catastrophe“ – kann man es treffender ausdrücken? Ich freue mich auf deine separate Album-Review.
*Schauder* Lebanon Hanover hatten ein nettes Debütalbum, das war es dann aber auch. Seitdem herrscht musikalische repetitivität und langeweile. Das ist wieder so ein Beispiel, wie jemand jedes Mal dasselbe Album aufnimmt – ohne jegliche stilistische Weiterentwicklung – weil es das erste Mal so gut funktioniert hat. Und das trifft leider nicht nur auf Lebanon Hanover, sondern recht viele Bands und Projekte aus dem derzeitigen Wave & Post-Punk Bereich. Da gehen Musiker ohne jegliche Anspruchshaltung an die eigene Kunst an die Sache und das ist schade, sehr schade.
Dann doch lieber ein Projekt wie The Search, was seit 1998 immer wieder neue Stile probiert. Mal Synth-Pop, mal Goth-Rock, jetzt aben mal Synthwave. Sowas finde ich spannend!
Und: Wieso ist Gothic Metal eine „crossmediale Erfindung“? Ist doch seit Mitte der 90ern fest in der Szene verwachsen.
Mina Miau : Auf den Text bin ich noch gar nicht eingegangen :-) Gerade das von Dir angesprochene „Lavender Fields“ strotzt ja nur so vor Seitenhieben. Stichwort „Creepy Accent“.
Axel : Ich lasse Dir Deine Sichtweise auf das Album von Lebanon Hanover. Musik ist eben Geschmackssache. Das die Musiker – oder die anderen Bands aus dem Bereich, die du so pauschalisierst – dabei jedoch ohne Anspruch herangegangen sind, ist eine völlig haltlose Behauptung von Dir. Oder auf welchen Fakten beruht Deine Einschätzung?
Lustigerweise empfinde ich bei „The Search“ das, was Du offensichtlich bei Lebanon Hanover denkst. Langweilig, einfältig, einschläfernd. So ist das mit Musik. Sie ist und bleibt völlig subjektiv.
Nachtrag: Das Gothic-Metal schon seit den 90ern in der schwarzen Szene „verwachsen“ ist, macht die Sache nicht richtiger. Ich bin der Meinung, es gibt Gothic und es gibt Metal. Jedes Genre hat seine Eigenheiten und seine Daseinsberechtigung. Das „Gothic-Magazine“ schon in den 90ern Metalbands vorgestellt haben und „Metal-Magazine“ die Gothicbands ins Portfolio genommen haben sorgte meiner Ansicht nach für eine zunehmende Vermischung. Spätestens 10 Jahre später wuchsen daraus die ersten Hybriden, die sich dann dem „Gothic-Metal“ Label unterwarfen.
Die Kritik an Lebanon Hanover, dass diese eintönig und wenig innovativ bei neuen Alben seinen, habe ich schon öfter vernommen. Irgendwie ist das nicht ganz falsch. Irgendwie haben die aber trotzdem was. Genau der Stil, den die haben macht sie aus, auch für mich nutzt sich das aber nach einiger Zeit ab. Ich finde die Band kann vorallem textlich punkten. „Alien“ finde ich ganz persönlich auf jeden Fall schön.
The Search sind irgendwie „nett“. Die hört man, wenn man an einem lauen Sommertag durch blühende Landschaften fährt, sich der Natur und des Lebens freut und die ganze Welt irgendwie nett und einfach ist. Mir auf Dauer aber vermutlich auch etwas zu „flach“.
Das Moon finde ich dagegen interessant und mal einen genaueren Blick wert. In dem Sinne, ein lob auf den Grufti-Briefkasten :)
Ich sehe bei Lebanon Hanover eher ein Evolution als eine Revolution. Let them Be Alien ist besser produziert als vorherige Alben, es gibt neue Details wie das Saxophon. Hatte ich auf älteren Alben manchmal das Gefühl, dass großartige neue Songs mit alten, noch nicht so ausgereiften Aufnahmen gemischt wurden, um das Album voll zu bekommen, stellt sich bei mir das Gefühl beim neuen Album nicht ein, es wirkt mehr, wie aus einem Guß.
Grundsätzlich haben ich kein Problem damit, wenn eine Band ihren Stil eher verfeinert als verändert, wenn gute Sachen dabei herauskommen. Es gibt Bands, die seit 40 Jahren oder länger das Gleiche machen und damit Erfolg haben. Warum auch nicht? Für mich haben radikale Stiländerungen oft einen Beigeschmack, als versuche die Band, sich an das Publikum anzubiedern oder wäre nicht von ihren bisherigen Sachen überzeugt. Das mag Kreativität freisetzen, endet aber oft auch auch darin, dass die Eigenständigkeit (die „Marke“) verlorengeht und die feinen Details und das handwerkliche Können verschwinden.
Also,alles nicht schlecht.Besonders Lebanon Hanover.Meine Favoriten sind auch momentan Sextile mit Visions of you,und Then comes Silence mit Stranger,noch unbekannt wurde aber beides in der Rofa Augsburg bei Alles Schwarz gespielt und kam sehr gut an
Principe Valiente gehört meiner Meinung nach sehr viel mehr Gehör geschenkt. Auch das kleine aber feine Label afmusic hat einige Perlen (zu denen ich auch The Search zähle). Der gesamte Bakkatalog wurde jetzt veröffentlicht, empfehle das Album „Choirs Of Blessed Youth“. Und eine generelle Anmerkung zum Video: sinnstiftend müssen Musikclips nicht sein, da das sinnstiftende Element die Musik ist. Oder hat man sich mal gefragt, was das Video von New Orders „Blue Monday“ bedeuten sollte? ;)