Nachschub aus der Musikredaktion. Wie bereits angekündigt, hat Piet deutlich mehr auf die Ohren bekommen, als es für einen Artikel dazu ratsam wäre. Aus dem Bereich „Neofolk“ stellt er das zweite Album der ewigen Aeterna vor, dass er mit dem Titel Abyssos für eine Kaufempfehlung an die Fans dieses Genre weitergibt. Auch für Kenner, die Lucas Lanthier von „Cinema Strange“ schon vermisst haben, hat er Neuigkeiten. An Instructional Guide for Aspiring Arsonists nennt er das neueste Album seines Nebenprojektes „The Deadfly Ensemble“, in dem er gewohnte Klänge mit dem Stil folkloristischer Kammermusik mischt. Eine ganz andere Mischung präsentieren die Italiener von Eldar. Dark Ambient mit Elementen des Ritual versprechen sphärische Klänge. The Secret Golden Flower ist mit nachdenklich-poetischen Texten eine passenden Inspiration für die dunkleren Jahreszeiten.
Über euer Feedback zu den Neuveröffentlichung und Anregungen zu dieser Rubrik würden wir uns auch weiterhin freuen. Der Rückblick auf den (noch) aktuellen Monat wird auch nicht mehr solange auf sich warten lassen.
Aeterna – Abyssos
„Abyssos“ ist das zweite Album der deutschen Gruppe „Aeterna“ (lat. für „ewig“), welche damit erneut aus den Bereichen „Neofolk“, „Dark Ambient“ und „Martial Industrial“ speist und einen Stil (musikalisch, besonders aber textlich) weiter trägt den man endlich wieder getrost als „Apocalyptic Folk“ bezeichnen kann. Während das Debüt aus dem Jahre 2009 noch beim legendären Label „Cold Meat Industry“ erschien, haben sie nun ihre neue Heimat beim kleinen Label „Lichterklang“ gefunden.
Musikalisch nicht an dem Willen zur Perfektion leidend, schaffen sie hier ein Werk, welches viele Höhen, allerdings auch so manche Tiefen bereithält. Besonders der weibliche Gesang stößt hier bei Liedern wie „Eternal War“ oder „Secrets of the Hear“ recht schnell an ihre Grenzen, obwohl gerade hier die instrumentale Grundlage Hoffnung auf vieles macht. Es wechseln sich über das ganze Werk Frauen- mit Männergesang, als auch Lieder mit Text wie ohne ab. Besonders die Lieder „The End is near“ (zusammen mit den Schweden von „Sub Luna“), welches vielleicht vom Titel nicht besonders innovativ klingt, sich aber als wahrhaftige „Apocalyptic Folk“ Hymne entpuppt, sowieso das Stück „Antichrist“ welches von einer Männerstimme mehr vorgelesen als gesungen wird und Friedrich Nietzsche unter düster-martialischem Tone zitiert sind hier hervorzuheben.
Das es sich bei der Veröffentlichung um die eines kleinen Labels handelt, hört man leider manchmal ein wenig zu sehr heraus, ironischerweise gerade bei der schon erwähnten Hymne „The End is near“ besonders deutlich. Ansonsten eine klare Kaufempfehlung für all diejenigen, die sich für die erwähnten Genres interessieren und bei all denen die nicht nur Lagerfeuer und Naturlobgesänge sondern auch wieder Musik passend zum Weltuntergang hören möchten.
Internetseite: Aeterna@Facebook – Label: Lichterklang – Preis: 13 Euro
The Deadfly Ensemble – An Instructional Guide For Aspiring Arsonists
Ganze 5 Jahre musste man auf Neuigkeiten von Lucas Lanthier warten. Nachdem er mit „Cinema Strange“ sein letztes Werk bereits im Jahre 2006 veröffentlicht hat, widmete er sich vermehrt, seinem ehemaligen Nebenprojekt „The Deadfly Ensemble“. Wie auch auf den ersten beiden Alben werden hier Elemente verbunden, welche man noch aus Zeiten früherer „Cinema Strange“ Stücke als auch von folkloristischer Kammermusik her kennt.
In diese Musik werden – meist sehr gekonnt – Geschichten über alle möglichen illustren Gestalten eingebaut und verstärkt den Effekt des extrem schrägen Auftretens. Doch auch instrumentale Stücke sind wieder vorhanden. Hier besonders hervorzuheben ist das Stück „Commercial Success“, welches anfangs womöglich auch viele „strange“ finden werden – ganz besonders in Verbindung mit dem offiziellen Videoclip – verlässt aber die Gehörgänge unter Umständen erst nach Tagen wieder. Als Anspieltipp würde ich hier „Concerning Two Lunatic Vagabonds Of The Middle Ages„ empfehlen, ein Stück getragen von einer – angenehm von einem Streicher untermauerten – Melodie in welcher (wie der Titel schon vermuten lässt) ein Gespräch 2er Menschen im Mittelalter von Lucas Lanthier´s Stimme eingewoben wird. Wirkliche Aussetzer gibt es nicht, es gehört zu diesen Alben in die jeder einmal reingehört haben sollte.
Internetseite: The Deadfly Ensemble – Label: Projekt Darkwave – Preis: 14 Dollar
Eldar – The Secret Golden Flower
Es gibt Bands, die lange einen sehr ähnlichen Stil verfolgen und auf einmal kommt ein neues Album in dem zwar der alte Stil immernoch klar erkennbar ist, es aber in vielerlei Hinsicht doch anders klingt. Das neue Album von „Eldar“ gehört ganz klar dazu. Während noch auf den letzten Veröffentlichungen eine Mischung aus „Dark Ambient“ und einem bombastischen „Martial Industrial“ á la „Triarii“ zu hören war, hat man den letzten Teil größtenteils verworfen, den Stimmverzerrer in die Ecke gestellt und stattdessen mit echten, unverfälschten Stimmen und fast schon rituellen Schlagwerk abgelöst.
Diese Neuerung tut den Italienern sehr gut und wertet deren Musik noch einmal auf. Die „Dark Ambient“ Passagen laden weiterhin zu träumen ein, werden jedoch mit nachdenklich-poetischen Texten verbunden, was man besonders in diesem Genre nicht allzu oft hört. Man beschäftigt sich bei jedem Lied mit einem einzelnen Thema auf mythologisch-metaphorischer Ebene. Hierbei sei besonders das Stück „God“ erwähnt, welches besonders gut den neuen Stil darlegt.
Es wechseln sich auch hier über das ganze Album Männer- und Frauengesang, sowie langsame, ruhige mit schnelleren – von Schlagwerk durchzogenen – vom „Ritual“-beeinflusste Stücke ab. Ein sehr gelungenes Album für Tage an denen man am liebsten im dunklen Raum sitzt und bei Kerzenschein alleine der Musik lauscht um in andere Welten zu tauchen.
Internetseite: Eldar – Label: Old Europa Cafe – Preis: 13€
Aeterna hat mich durch die Hörprobe zwar nicht vollständig überzeugt, es gefällt mir aber dennoch. Und Weltuntergangsmusik ist immer gut ;-)
Eldar dagegen klingt wunderbar. Eine schöne Kombination verschiedener Stile, das passt gut zusammen.
Zum Deadfly Ensemble fällt es mir echt schwer, mir eine Meinung zu bilden. Es klingt… seltsam. Ich kann nicht mal sagen, dass es mir nicht gefällt, darum bleibe ich bei seltsam. Vielleicht kann ich es auch nur schwer einordnen. Aber gut, du schreibst ja selbst, dass das ein wenig ungewöhnlich ist. Was ich im Prinzip durchaus ansprechend finde, in diesem Falle allerdings nicht unbedingt. Vielleicht höre ich mir aber doch mal mehr an, wenn du das schon so empfiehlst ;-)
Zum Thema „Über euer Feedback zu den Neuveröffentlichung und Anregungen zu dieser Rubrik würden wir uns auch weiterhin freuen.“ bleibt mir zum Thema „Anregungen“ höchstens zu sagen „Alles so lassen wie es ist“ ;-) Die Musikauswahl passt mir sehr. Man kann ja nicht alles mögen, aber hier habe ich schon eine recht hohe Erfolgsquote bei Empfehlungen. Okay, wenn es mehr als ein Hörbeispiel gibt, könntet ihr eventuell die ein oder andere Alternative verlinken, speziell, wenn das besprochene Album etwas abwechslungsreicher ist.
@Irmin: Vielen Dank für Dein Feedback, ich bin ebenfalls froh, dass sich Piet Noir hier so eloquent auslässt. Ich finde eine Hörprobe auch besser, als durch einen Haufen Hörproben die Übersichtlichkeit durcheinander zu bringen. Darüber hinaus finde ich, dass so Piet’s Geschmack deutlich besser herauskommt und Musik ist und bleibt eine höchst subjektive Erfahrung. Diese verkrampfte Objektivität finde ich einfach nur schrecklich. Erst neulich habe ich eine Hörprobe zu einem neuem Album gehört, die der Autor als „bestes Beispiel für die musikalische Ausrichtung und die verwendeten Instrumente“ empfand. Mochte er es nun oder nicht? Ist das gut oder schlecht?
Was wir allerdings machen könnten, wäre eine deutlichere Verlinkung zu weiteren Hörproben, zu einem YouTube Kanal, der Soundcloud oder sonstwohin ;)
Hey Irmin, danke für deine Kritik. Es freut mich natürlich, dass ich eine hohe Erfolgsquote biete. Das mit der Hörprobe ist so eine Sache, bei manchen ist es schon sehr schwer nur EINE zu finden und ob 2 reichen? Eigentlich auch nicht, deswegen nur die eine um einen groben Eindruck zu erhalten, ein Anstoß quasi. Wenn er auch nur ein wenig interessant klingt, kann man sich ja weiter diesbezüglich informieren.