Der Blick aus dem Fenster verrät, dass der Herbst vor der Tür steht. Die Tage werden kürzer und die eigenen vier Wände werden zum wohlig warmen Rückzugsort schwarzer Seelen. Was gäbe es da besseres, um das Prasseln des Regens mit frischer Musik zu übertünchen? Die Musikredaktion ist ihrer Leidenschaft nachgegangen und hat im September gleich eine ganze Wagenladung Musik gehört um sich ein Bild zu machen. Es ist sogar soviel, dass der September in eine Doppelausgabe daherkommt. Mit der Band Those Poor Bastards bringt er uns das Genre „Death Country“ näher um uns gleich im Anschluss das neue Album von Velvet Acid Christ um die Ohren zu hauen, die das vom schwarzen Country in das Genre „Electro-Industrial“ zu überführen. Abschließend kehrt er mit The Breath of Life zurück zu den Wurzeln, auch wenn er sich mit dem neuen Album eher unzufrieden zeigt. Aber so ist das im schwarzen Wald der Musik, nicht alle Wurzeln sind gute Wurzeln.
Those Poor Bastards – Behold the Abyss
„Those Poor Bastards sind ein amerikanisches gothic country-Duo aus Madison (Wisconsin). Sie spielen eine düstere, bewusst unterproduzierte Musik, die Folk, „Cowboy“-Musik und Country der 1930er Jahre zitiert, aber punkig verzerrt. Zu ihren Einflüssen zählen sie so unterschiedliche Künstler wie Louvin Brothers, Johnny Cash, Hank Williams, Hank III, Einstürzende Neubauten, Misfits, The Birthday Party, Nick Cave, Tom Waits und Christian Death.“ 1 Besser kann man diese einzigartige Band wohl kaum beschreiben. Mit „Behold the Abyss“ veröffentlichen sie bereits ihr sechstes Album auf welchem sie ihren Stil konsequent fortführen und sich sogar noch ein wenig steigern können. Auch (oder vor allem) weil diese Gruppe in Deutschland noch nicht sehr bekannt ist sollte jeder der gute düstere Musik mit schrägen Einflüssen mag hier unbedingt reinhören. Das ist Musik die bekannter werden muss, da ich keine andere Gruppe kenne die nur annähernd solche Musik macht. Von ruhigeren, nachdenklicheren Stücken („Everything is Temporary“) bis hin zu dreckigen „Gute-Laune-Liedern“ („The Sacrificial Lamb“) reicht das Spektrum. Wenn auf eine Band die Bezeichnung „Gothic Country“ passt sind es eindeutig „Those Poor Bastards“ auch wenn sie ihre Musik selbst als „Death Country“ bezeichnen, was man aber durchaus auch unterschreiben kann.
Internetseite: Those Poor Bastards – Label: Tribulation Recording Company – Preis: ~17 $
Velvet Acid Christ – Maldire
Nachdem „Velvet Acid Christ“ auf ihrem letzten Album „The Art of Breaking Apart“ eine sehr eigene Mischung aus „Electro-Industrial“, Akkustik-Gitarren und „Shoegaze“ Elementen verbanden, kehrt Bryan Erickson mit „Maldire“ wieder zu seinen Wurzeln zurück. Ein „Electro-Industrial“ Album wie man es lange nicht im „Future Pop“ und „Hellectro“ verseuchten Gebiet des dunklen Electros gehört hat. Auch wenn durchaus Elemente aus dem „Techno“ vorkommen, wirken sie nie so platt und aufgesetzt wie beim Durchschnitts-Electro-Techno der die Clubs immer noch infiziert hat. Zur Begründung warum hier wieder zurück zum harten Electro gegangen wird, gibt Mastermind Bryan Erickson an, dass ihn so viele Dinge zur Zeit derart wütend machen, dass er wieder ein Ventil braucht, welches sich in den letzten Veröffentlichungen doch sehr ins melancholische und ruhige entwickelt hat und somit schon fast versiegelt wurde. Auf „Maldire“ wird zum einem die Hexenverfolgung in Europa thematisiert, zum anderen aber auch – wie gewohnt – sehr aktuelle Geschehnisse. Doch werden auch bei diesen Themen nicht irgendwelche primitivst Parolen von sich gegeben sondern man merkt, dass hier Leute am Werk sind, die schon lange im Geschäft sind und es noch verstehen sich mit etwas richtig zu beschäftigen.
Internetseite: Velvet Acid Christ – Label: Metropolis Records – Preis: 12,50 Euro
The Breath of Life – Whispering Fields
Seit Ende der 80iger sind die Belgier von „The Breath of Life“ jetzt schon unterwegs. Nach ein paar Jahren Pause melden sie sich mit „Whispering Fields“ zurück, worauf sie auch ihrem „Dark Wave“ Ursprung treu bleiben. Das große Problem was diese Platte hat: Es wirkt alles irgendwie sehr ähnlich bis gleich. Der für das Genre seltene, hohe Frauengesang ist für die Band auch nichts neues und hat in der Vergangenheit ( z. B.„The Nasty Cloud“), als auch bei anderen Bands wie „Die Laughing“ auch gut funktioniert aber irgendwie wirkt er hier schon sehr poppig-gelangweilt. Auch die Musik selbst hat nicht mehr die Intensität des „Dark Wave“ und die Atmosphäre des „Ethereal“ wie in alten Tagen. Textlich durchaus solide, zerstört dieses Dahingeplätscher trotzdem den Großteil der Musik. Es mag ein paar Ausnahmen geben, „The Dark Side“ ist durchaus angenehm zu hören, was aber auch nicht mehr so viel retten kann, leider. Man fühlt sich etwas an „Inkubus Sukkubus“ erinnert, welche es auch nicht schaffen Abwechslung in ihre Musik zu bringen. Man kann durchaus in ein paar Stücke reinhören, aber wirklich überzeugen wird dieses Album nur wenige. Das interessanteste wird wohl auch für alte Fans die Tatsache sein, dass bereits erwähnter alter Hit in 2 neuen Versionen aufgenommen wurde, einmal eine neue, moderne Vertonung und eine Akkustik-Version, doch ob das ausreicht um zum Kauf des Albums zu überzeugen?
Internetseite: The Breath of Life – Label: Danse Macabre – Preis: 12 Euro
Einzelnachweise
- Quelle: http://www.lastfm.de/music/Those+Poor+Bastards[↩]
Danke für die Hinweise. Auch Velvet Acid Christ gefällt mir sogar, obwohl, was die für gewöhnlich machen, nicht ganz so mein Ding ist ;-)
Auch ich bedanke mich artig für die Tipps. Da ich ungewöhnliche Kombinationen von Musikstilen mag (sofern sie nicht um ihrer selbst willen geschehen), sprechen mich „Those Poor Bastards“ durchaus an. Obwohl ich Country im Normalfall eher wenig abgewinnen kann.
Velvet Acid Christ hat mich schon in den knapp zwei Minuten überzeugt, dass ich mal mehr in diese Richtung hören muss. Vorgenommen habe ich es mir schon oft, aber wirklich nach guten (Electro-)Industrial-Bands habe ich kaum. Immerhin, jetzt kenne ich eine mehr ;-)