Formel Goth: Die Verniedlichung des Satans ist überraschend nett

Heute ist mal Klartext angesagt. In der Vergangenheit habe ich immer wieder intensiv darüber nachgedacht, wie man Musik am spannendsten beschreibt. Da kommen einem hochtrabende Musik-Magazine in den Sinn, die möglichst mit vielen Worten, die ich sonst nie benutzen würde – beschreiben, wie der Song dann so klingt. Allerdings weicht meistens das, was die Beschreibung in meinem Kopf hinterlässt, stark von dem ab, was meine Ohren wahrnehmen. Deshalb gibt es jetzt hier „Musikwahrnehmungsworte“ im Klartext. So, wie mir der Schnabel eben gewachsen ist und so wie sie in meinem Kopf stattfinden. Die Leserchallenge: Welche Worte hinterlassen diese Songs in Eurem Kopf?

Aesthetic Perfection – Summer Goth

Obwohl der Sommer im Augenblick einem verfrühten Herbst Platz gemacht hat, will ich euch „Summer Goth“ von Aesthetic Perfection nicht vorenthalten. Eingefleischte Fans der Band lassen sich selbstverständlich nicht vom plätschernden Sound mit Jamaica-Feeling einlullen, sondern erwarten das unvermeidliche ab 1:15 eigentlich schon viel früher. Kommt überraschend gut, dieser „Summer Goth“ Sound. Gewürzt mit einem Video, das kein Klischee unversucht lässt und auch die eigene Subkultur auf die Schippe nimmt, schwanke ich zwischen bangen und wippen.

Sataninchen – Männerschnupfen

Wie das überraschend freundliche Sataninchen in einer Mail an mich äußerte, wünschte er sich eine „Verkündung“ seines neuesten Gesamtkunstwerkes mit dem Titel „Männerschnupfen“. Obwohl ich persönlich musikalisch inkompatibel bin – das antwortete ich ihm auch – darf ich meinen persönlichen Musikgeschmack nicht über das Kunstwerk stellen, das es tatsächlich geschafft hat, meinem Anspruch an Kunst gerecht zu werden – nicht so wie zum Beispiel diese bescheuerte Sandeimerinstallation. Sataninchen macht hier ganz großes Kino. Toll! Und mit kleinstem Geldbeutel. Er schreibt mir dazu: „Die selbstgewählte Challenge war, mit einem bescheidenen Budget große artifizielle Bildwelten – ohne KI – zu erzeugen. So wurden die Aufnahmen mit einem einfachen Handy gemacht und dann in einem aufwändigen Post-Produktionsprozess komplexe 3D-Welten inszeniert.“ Ganz nebenbei erfahrt ihr im Song die Wahrheit über die schlimmste aller Krankheiten, den Männerschnupfen.

OMD – Bauhaus Staircase

Nein, hat nichts mit der Band zu tun. Also mit Bauhaus. Sondern? „“The title is derived from an Oskar Schlemmer painting.” McCluskey explains,” He taught at Bauhaus, and created the amazing futuristic costumes for The Triadic Ballet (referenced in the song).”“ Spannend, wie OMD versuchen, auch 2023 ihre 80er-Jahre Relevanz wiederzubeleben. Und tatsächlich. Der Patient lebt! Aber Obacht, OMD sind und waren nie eine typische Goth-Band mit melancholisch düsterem Sound, sie verströmen hier vielmehr die Synthie-Pop  Schwaden, die – je nach Track – immer schon von der Szene assimiliert wurden. Ich finde es einfach audio-visuell gelungen und fühlte mich verpflichtet, nach der Telefon-Zellen-Story noch eine Referenz dazulassen. Der Song haut mich jetzt nicht um, ich renne allerdings auch nicht schreiend aus den Kopfhörern.

 

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Gruftwurm
Gruftwurm (@guest_63616)
Vor 1 Jahr

Sataninchen:
Musikalisch ist der Song überhaupt nicht meine Welt, aber das Video ist wirklich gelungen.
Allein das für die Aufnahme statt teures Equipment nur ein Handy genommen wurde, fällt das qualitativ überhaupt nicht ins Auge. Zwar lässt sich schon ein kleiner Unterschied zwischen 3D und der realen Welt erkennen, aber für die Umsetzung ein großes Lob. Jedenfalls macht es deutlich, was auch ohne großes Budget möglich ist.

Ich finde nur den Vergleichen zwischen dem Musikvideo und die Kunst von Roman Signer vielleicht etwas falsch gewählt :-). Aber ich verstehe schon, worauf Du hinaus wolltest.  

Letzte Bearbeitung Vor 1 Jahr von Gruftwurm
Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Antwort an  Gruftwurm
Vor 1 Jahr

Mich spricht der Song auch so gar nicht an – metallische Klänge und Grunzgesang rollen mir generell die Fußnägel auf. Daher hab ich auch sehr schnell wieder auf „Stop“ geschaltet… Werde es mir gleich nochmal ohne Ton anschauen ;-)
Das Video ist optisch gut gemacht, das stimmt.

Letzte Bearbeitung Vor 1 Jahr von Tanzfledermaus
Das H. Gen
Das H. Gen(@hagen)
Vor 1 Jahr

Da kann man doch sagen was man will, Humor kommt in der Szene echt nicht zu kurz. Oder sollen die ersten beiden Songs ein Hinweis darauf sein, dass im Bereich Gothic eh alles egal und verloren ist?

Grabgeflüster
Grabgeflüster (@guest_63889)
Vor 1 Jahr

Danke fürs Sataninchen! Love it! Es ist viel Gelacht worden

Blackangel
Blackangel (@guest_63890)
Antwort an  Grabgeflüster
Vor 1 Jahr

also ich mag ja ausser new wave und gothicrock das ich überwiegend höre, zb auch die electro futurepop band mind.in.a.box sie haben einfach ne besondre atmosphäre in ihren songs es ist keine gewöhnliche kommerz techno band, nach meiner meinung ich mag halt mind.in.a.box und sänger stefan poiss er hat eine markante und besondere stimme es gibt nichts vergleichbares die band gehört auch zur szene, da es halt nun mal überwiegend aber nicht ausschliesslich das szene publikum ist das diese band kennt und hört.

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