Da es jüngst zu einigen Verwirrungen gekommen ist, möchte ich „Formel Goth“ und den „Musikperlentaucher“ kurz voneinander unterscheiden. Der Taucher holt aus der Tiefe des Vergessens die möglicherweise verschollenen Perlen, beschäftigt sich also mit Musik, die älter als 20 Jahre ist. Formel Goth, in Anlehnung an „Formel Eins“, beschäftigt sich mit Neuerscheinungen und frischen Flitzern, die an der Konkurrenz vorbei in meinen Gehörgang schießen und nicht älter als 5 Jahre sind.
Curses – Gold & Silber (feat. Perel)
Curses, alias Luca Venezia, hat sich entschieden, den Sound seiner Jugend neu zu interpretieren und hat sich für das Stück „Gold & Silber“ Verstärkung von Perel geholt, die selbst auch auf Solo-Pfaden unterwegs ist. Aber das ist nebensächlich, denn tatsächlich steht hier das Gesamtkunstwerk mit Video im Vordergrund, das zwar ziemlich Gaga ist, aber schon wieder so Gaga, das es wieder cool klingt und aussieht. Soll mir doch mal einer die Bodybuilderin erklären.
Void Vision – Body Says
Ein kleines Tütchen Dunkel-Pop reißen uns die beiden Damen von Void Vision auf, das sie über ihr merkwürdig verstörendes Video zu ihrem neuesten Song „Body Says“ streuen. Der Song knistert auf der Zunge wie knatschbuntes Magic Gum, obwohl man hinter dem Mikro redlich bemüht, dunkel und düster zu klingen. Der Song ist eingängig und tanzbar, bleibt aber langweilig und eintönig zurück. Das Video, mit den vier Morlocks am Tisch der Obszönitäten reißt es auch nicht raus. Wer möchte, erlebt Void Vision am 7. Juni um 17.50 auf dem WGT im Stadtbad.
Konstantin Unwohl – Mein Verstand
Entgegen des prophezeiten Unwohlseins fühle ich mich bei „Mein Verstand“ ganz und gar nicht unwohl, aber ich heiße ja auch nicht Konstantin. Tatsächlich finde ich das Stück sogar äußerst (!) gelungen. Kantige Synthesizer die bisweilen melodisch verspielt über dem Ohr schweben erregen meine Aufmerksamkeit. Die hämmernden und stampfenden Beat sind von der Sorte, die auf der positiven Wortbedeutung von „hämmernd“ und „stampfend“ liegen und nicht unangenehm hämmern und stampfen, wie man es beispielsweise von eintönigen Techno-Platten her kennt. Dazu kommt ein tatsächlich sehr spannender Text, dessen Deutungshoheit dem Zuhörer viel Spielraum lässt. Find gut. Richtig gut.
Bonus: Corners – We’re Changing
Aus der sonnigen Stadt der Engel kommen die Ecken, also „The Corners“ um die Ecke und pflanzen ihr Stück „We’re Changing“ irgendwo in eine Ecke meines Gehörgangs, wo es jetzt schon die ganze Zeit dudelt. So ein bisschen erinnert mich der Typ auf der Bühne ja an den Ian, musikalisch beschreitet man geringfügig andere Wege. Post-Punk passt dazu immer. Mir gefällt es aber richtig gut. Fast so wie der Konstantin. Der hat das andere Ohr in Beschlag genommen. Und nein, ein Mashup wird daraus nicht werden.