Neulich im Briefkasten: „Wir haben sie nicht angetroffen, sie können ihre Sendung ab 10:00 des folgenden Werktages bei folgender Filiale abholen…“ Ich habe doch gar nichts bestellt? Wird mein Mausfinger auf irgendeiner Shopping-Seite mit mir durchgegangen sein? Nagende Ungewissheit bis zum nächsten Tag. Dann die Überraschung: In einem Paket fand sich die Schallplatte 1 „Remains“ von der Band Dusk to Dawn, über die ich bereits vor einiger Zeit berichtet habe. Seit 1991 treiben sich Achim Zolke, Jörg Erren und Andreas Kleinwächter musikalisch herum, bevor sie 1997 eine kleine Pause einlegten. Einer aktiven Netzgemeinde ist es wohl zu verdanken, dass man sich 2011 wieder zusammensetzte, um neue Songs aufzunehmen.
Vor genau 20 Jahren veröffentlichten die Band aus der lokalen Nachbarschaft ihr Debüt „Before the Eye“, die sie jetzt in aufpolierter Form beim spanischen Laben Atemporal Records in Vinyl verewigen ließen. Die Band geht mit der Zeit, denn „Before the Eye“ erschien damals ausschließlich auf Kassetten, die leichter und günstiger zu produzieren waren. Jetzt gehen sie den nächsten „logischen“ Schritt und veröffentlichen eine Schallplatte bei einem Label. Klingt doch einleuchtend, oder? Für mich ist das die konsequente Fortsetzung eines Stils, den ich schon lange in den Tiefen der Digitalisierung vermisst habe. Warum den dritten Schritt vor dem zweiten wagen? Die Musik passt zur Entschleunigung unseres Alltag, klassischer Gothic-Rock mit einem Schuss Wave erinnern mich an alte Zeiten.
Doch zurück zur Anfang. Mir fällt auf, dass ich es in Zeiten von Mp3 Downloads und CDs in Luftpolsterumschlägen einfach nicht mehr gewohnt bin, Musik bei der Post abzuholen. Verrückt, früher war mir kein Weg zum Plattenladen zu weit. Ich halte also die Schallplatte in meinen sichtlich überraschten Händen, bin verwundert und dankbar für dieses Geschenk, dass ich so nicht erwartet habe. Doch was jetzt? Ich habe gar keinen Plattenspieler! Es war wohl Ende der 80er Jahre, als ich meinen Plattenspieler, den ich von meinem Vater geschenkt bekam, zum letzten mal benutzte. Ich fand es wohl unheimlich toll herauszufinden, wie man dass mit dem „Scratchen“ macht, dass mich damals in Form eines alten Klassikers neugierig machte. Lange rede kurzer Sinn, die Nadel überlebte nicht. Eine neue kostete damals 50 DM, was mein knappes Budget deutlich überstieg. 1 Jahr später folgte der erste CD-Player.
Jetzt habe ich immer noch die Platte in der Hand und frage mich, was ich machen soll. Ich bin aufgeschmissen. Und doch regt sich in mir die Lust an der Nostalgie, die Neugier die Platte der sympathischen Grevenbroicher zu hören und wieder einmal Musik so zu genießen, wie ich damit groß geworden bin. Dusk to Dawn hat es geschafft, ich habe mir einen Plattenspieler bestellt. Mit ihrem Album „Remains“ haben sie es geschafft, mir etwas von dem wiederzugeben, was ich verloren glaubte. Nostalgie, Aufmerksamkeiten und gute Musik. Eine guten Gelegenheit, ein paar alte Platten aus dem Keller zu holen, in alten Kartons zu wühlen und auf dem Trödelmarkt nach alten Schätzen zu forschen. Ich bin geneigt, Plattenliebhabern recht zu geben, Musik ist auch ein haptisches Gefühl. Vielleicht werde ich auch einfach älter.
Immerhin kann ich jetzt auf die Frage, warum ich mir jetzt noch einen Plattenspieler kaufe, ein kleine Geschichte erzählen. Von Kassetten, Mp3, CDs und von Dusk to Dawn:
Informationen:
- Die Homepage der Band „Dusk to Dawn“
- Das Plattenlabel „Atemporal Records“ mit Bestellmöglichkeit der limitierten Schallplatte
- Der YouTube-Kanal der Band
Einzelnachweise
- Falls sich jemand erinnert, eine große schwarze Scheibe mit einem Loch in der Mitte, die bei 33 Umdrehungen mit einem mechanischen Tonabnehmer in elektrische Signale umgewandelt wird, um dann aus den Lautsprechern zu erklingen. Oder so ähnlich.[↩]
Willkommen im Kreis der Plattenliebhaber, Robert!
Freut mich, dass nach Karnstein du nun auch nen neuen Plattenspieler hast, es werden viel zu wenig Platten gehört heutzutage :D
Hmmm da kann ich mich nur anschließen meine Ma und ich haben uns auch wie ein Schneekönig gefreut als wirs geschafft haben ihren alten Plattenspieler anzuschließen und ich denke ich werd mir auch einen anschaffen.
Fremdnostalgie ist was schönes vor Allem ist der Klang auf Vynil irgendwie schon besser als auf CD.
Besser ne Karte als dass der Postbote versucht hat die Schallplatte zu falten und in den Briefkasten zu stopfen :)
Unglaublich… Briefkästen und Straßen werden heutzutage immer kleiner und kleiner und kleiner, während sich der Mann von Welt riesenhafte Geländewagen kauft und sich dann über die Schmalheit und Beschaffenheit der Pfade aus Asphalt auslässt :-) Fiel mir nur gerade ein…
Das ist man ja schon gewohnt. Bei der Post wundert mich nichts mehr. Was nicht passt, wird da passend gemacht. Digipaks sind bei mir besonders gefährdet. Das Heartland-Doppelalbum von Client durfte ich samt zersplittertem Tray aus dem Briefkasten angeln.
Obige LP erschien übrigens auf dem spanischen Markt. Dem Anschein nach ein genehmigtes „Fan-Release“ auf ’nem Mini-Label.
Habe letzten Monatg auch eine Platte gekauft und bin kurz davor, meinen alten Blaupunkt wieder aus dem Keller zu holen. Der Sound ist einfach viel wärmer als der von CD.
Bei all der Nostalgie-Schwärmerei möchte ich an dieser Stelle nur ungern dazwischengrätschen, aber ich tu es mal: wisst ihr wie teuer solch eine Vinylproduktion ist? CD-Produktion können sich ja viele Bands schon nicht leisten. Vinyl ist da ja gleich ziemlich astroomisch von den Kosten her. Wer soll das denn bezahlen? Musik gewinnt oder verliert doch nicht den Wert je nach Medium wo es veröffentlicht wird.
Oh, doch. Ich mag jetzt gar keinen Streit vom Zaun brechen, ob nun Vinyl oder CD… solang es „anfassbar“ ist, ist es auch qualitativ hochwertiger in meinen Ohren. Digital verbreitete Musik hat was von Wühltisch und sicher nicht nur für mich einen fahlen Beigeschmack.
Zur Ergänzung: Menschen, die Musik zu schätzen wissen, schauen da auch nicht wirklich auf´s Geld, wenn es um ´ne Band geht, die ihnen am Herzen liegt. Das sind sicher nicht mehr die Massen wie einst, aber auch Mini-Vinyl-Auflagen machen eben jene glücklich. Vergiss die Jäger und Sammler nicht. *lechz :-)
Jo, daran dachte ich auch noch bis vor kurzem… an die Jäger und Sammler, als ich bei eBay meine heiß geliebte „Current News“ von Invincible Spirit anbot, Original von ’87. Ein Schlag ins Gesicht. Der Käufer, der sie für EUR 1,- ersteigerte, war ein undankbarer Wicht, der nicht mal ’ne Bewertung abgab…
Das einzige, das heute offenbar noch Abnehmer findet, sind Noise-Platten und Vinyl mit Neofolk-Gezupfe. Da bieten die Leute wie die Irren.
@Death Disco: Nein, kein Fan-Release, sondern eine offizielle Re-Release alter Stücke. Darüber hinaus sind darauf einige Versionen alter Stücke, die so noch nicht erschienen sind. Siehe auch: http://dusktodawnofficial.blogspot.com/2012/06/vinyl-record-remains-in-making_06.html
Und genau DAS ist doch wohl ein großer Irrtum! Du kannst Musik nicht anfassen, sondern nur hören. Es ist doch egal auf welche Art und Weise man die Musik hört. Aber eh ich mir jetzt nen Wolf rede, vor ein paar Wochen habe ich just zu genau diesem Thema mal was in meinem kleinen Blog geschrieben:
Hier hat Sid von Antichrisis so ganz andere Erfahrungen gemacht. Siehe den Eintrag „O tempora, o mores“: http://www.antichrisis.net
Eieiei… bitter. :/ Bevor Du das nächste Mal was bei Ebay reinstellst, magst Du mir ne Liste via Email schicken mit Deinen Preisvorstellungen?
Zu Axel:
Habe gerade beide Beiträge hinter den Links gelesen. Und offensichtlich ist meine Seele verstaubter als geglaubt, bin ich doch weder im Besitz von Smartphone, noch iPad und Notebook. Booklets, die Du als „zuviel“ empfindest, empfinde ich als Bereicherung und freue mich jedesmal auf´s Neue, wenn ne Band sich die Mühe macht, Ihr musikalisches Werk auf diese Art und Weise zu schmücken. *hm
Ich habe auch kein Smartphone, keinen iPad (aber wohl ein Notebook) und mag es auch nicht ständig erreichbar zu sein. Ja, aich habe nichtmal ein Handy!
Es geht mir in meiner Argumentation auch nicht darum Musik ständig bei sich zu haben, sondern dass dies ein gutes Mittel ist Musik preiswert und ohne viel finanzielles Risiko zu veröffentlichen. Eine vernüntige Produktion im Studio, mit ner guten CD-Auflage und nem schönen, farbigen Booklet – rechne da mal mindestens 6000€ wenn nicht mehr.
Ich sage Euch: gerade in unserer Szene und anderen alternativen und indie Szenen haben solche altmodischen Veröffentlichungsstrategien kaum mehr Zukunft, wenn man nicht das finanzielle Risiko tragen kann. Es ist doch jetzt schon so, dass immer mehr Bands auf digitale Downloads umsteigen um eben diese enormen Produktionskosten zu sparen. Das muss man auch mal bedenken.
Natürlich ist es für die Sammler schwer. Ich war früher selber mal Sammler. Aber dann habe ich gemerkt: was bringt mir das? Die CDs habe ich alle digitalisiert und nun steht das alles im Schrank rum und staubt vor sich hin. Da habe ich für mich gemerkt wie unsinnig das doch eigentlich ist. Mittlerweile genieße ich es auf Onlineshops zu surfen und Musik digital zu kaufen. Für mich ist es billiger und ich unterstütze weiterhin die Bands. Und zwar Bands die ich sonst nicht unterstützen könnte, weil deren CDs schlicht nicht in Deutschland erhältlich sind.
Zudem habe ich auch den Umweltfaktor im Kopf. Hier wäre doch ein enormes Sparpotential für Papier ud Plastik.
Tjo… natürlich kann ich Deiner Argumentation folgen und bin ja auch nicht blind, was die Entwicklung des Musikmarktes angeht. Der Unterschied ist: Ich favorisiere trotz allem physische Tonträger und kann einer verstaubten CD- oder Plattensammlung durchaus sehr viel abgewinnen.
Digitale Musiksammlungen … die allgegenwärtige Angst vor dem Festplattencrash lässt grüssen…
Und die Sicherung auf Extern will auch nochmal gesichert werden, für alle Fälle.
Ach, was liebe ich mein CD-Regal.
Dann lade ich mir das eben nochmal runter. Wenn man sich einmal was bei cdbaby oder itunes gekauft hat, dann kann man sich das ja so viel runterladen wie man möchte. Was macht man wenn die CD mal heftige Kratzer bekommt? Die Katze spielt z.B. in einem unbeaufsichtigten Moment mit der CD rum?
Du siehst, die Argumentation kann man auch ganz leicht umkehren. ;-)
Als Download kaufe ich es nur wenn man es wirklich in guter Qualität anbietet (Mp3 min. 320 oder FLAC). Bei unserer Musik nicht so schlimm aber bei typisch kommerziellen Releasen wo man für den download bezahlt und hat Juhuu ne 128 KBit MP3 dann ist das nicht lustig. Dann kauf ich es mir auf Vinyl oder CD und mach mir selbst ne digitale Sicherheitskopie von der CD wo ich die Qualität auch selber bestimmen kann.
Und handfestes verkauft sich nun mal besser – auch in der sog. „schwarzen Szene“ scheint das ja zu laufen, FOTN mit dem 140 € Ceromonies Set das nach ein Tag ausverkauft war, auch Uneilig und co die sich mit den X ten Boxset um die Gunst des Kunden ziehen.
Axel,
deswegen gehört die CD nach dem Abspielen auch in die Verpackung (sprich Jewelcase & Co.).
Ich weiß ja nicht was andere Leute mit ihren CD’s anstellen, aber Kratzer hat bei mir während der letzten Jahrzehnte noch keine einzige CD bekommen.
… CD’s als Tierspielzeug? Teure Anschaffung! :-)
Dito. Die Zeiten, in denen ich CDs ausborgte, sind lange lange vorbei. Das hat den Nebeneffekt, dass 20-25 Jahre alte CDs auch heute noch in sehr gutem bis neuwertigem Zustand sind. Das ist eben der Unterschied zwischen einem Sammler und einem reinen Konsumenten. Bei letzterem kann man sich sicher sein, dass der Tonträger nach ein paar Wochen mit Fingerabdrücken und Haarlinien übersät ist.
Vieles, meist Sachen, die sich mehrmals in meiner Sammlung tummelten, hatte ich leider schon abgestoßen. Bei den Schallplatten tat es mir am meisten weh. Vinyl sollte man grundsätzlich nur noch mit höheren Startpreisen (ab EUR 5,-) anbieten. Es ist schon erstaunlich, was so eine CD oder LP heute noch wert ist. Früher hatte man für gesuchte Sachen locker EUR 30,- hingelegt, heute gehen sie für EUR 3,- (oder weniger) weg. Das Einstellen an Sonntagen hat leider auch nicht viel gebracht.
Soweit kam es bei mir garnicht erst. Sprich: das ein oder andere abschreckende Beispiel anderer hat mir geholfen zu verhindern, dass meine CD’s beispielsweise aussehen, als wären sie bei einem Pokerabend als Untersetzer für’s Bier verwendet worden.
Die Konsumenten und deren Hörverhalten – Wiedergabetechnologie und Hörgewohnheiten (viele scheinen Musik fast nur noch über Autoradio oder Knopf im Ohr zu hören) – wird leider immer mehr sogar die Komposition und Abmischung der Musik beeinflussen.
Ich sage nur: Loudness War.
Interessant, welche Diskussion um das Medium, auf dem wir Musik hören, entstanden ist. Finde ich wirklich toll!
Zum Thema: Ich glaube unser Verhältnis zur Musik hat sich durch die neuen Medien verändert. Nicht nur positiv, sondern auch negativ. Positiv ist, dass wir durch die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Musik und die globale Vernetzung in den Genuss von Dingen kommen, die uns sonst verborgen geblieben wären. Negativ ist, dass wir ohne eine festes Medium, für das wir Arbeit, Pflege und mehr Geld aufwenden, den Bezug zu einzelnen Werken verloren haben. Ein Beispiel:
Eine meine ersten Alben, war (wie schon mal erwähnt) „Music for the Masses“ von Depeche Mode. Ich musste sparen um es mir zu kaufen, ich muss laufen um es zu bekommen und hatte sonst nicht allzuviel Musik zur Auswahl. Dementsprechend habe ich das Album „rauf- und runter“ gehört. So begann ich die Texte intensiver wahrzunehmen, entdeckte die Idee hinter dem Album und konnte auch Lieder lieben, die nicht sofort ins Ohr drangen. Ich wurde neugierig, forschte nach, sammelte und las nach.
Heute werde ich erschlagen von Alben zum Schleuderpreis. 99 cent für ein Lied? Schnell erliegt man der Versuchung sich seine „Ohrwürmer“ zusammenzustellen, ohne einem vielleicht vorhandenen Gesamtkunstwerk eine Chance zu geben. Wird das dem Künstler gerecht? Ist Musik ein Produkt, dass dem Lebensunterhalt des Künstlers dient, oder ist es Kunst, die uns etwas vermitteln möchte oder kann? Im Idealfall macht Musik beides, den Schaffenden und den Konsumierenden satt (den einen als Finanzierung, den anderen erfüllt es körperlich und/oder geistig). Doch dieser Idealzustand ist schwierig zu erreichen.
Ich persönlich bewege mich in beiden Welten, ich schätze die Verfügbarkeit und die Preise des Internet. Schätze es aber genauso, ein gutes Album losgelöst und komplett zu hören. Obwohl es in unserer schnelllebigen Zeit immer schwerer wird, sich diesen Freiraum zu gönnen.
Aktuelles Beispiel ist die Classixx-Reihe auf Infacted Recordings. Lautstärke und Bass um jeden Preis. Übersteuerungen nimmt der heutige Konsument offenbar nicht wahr (kennt er’s nicht anders?), die Teile verkaufen sich nämlich recht gut.
In diese Versuchung kam ich eigentlich schon immer. Einerseits hatte man natürlich seine Lieblingsbands, von denen man ganze Alben am Stück hören konnte und mit denen man sich intensiver auseinandersetzte. Andererseits hatte ich mir stets Tape-Compilations nach Wunsch erstellt, Brenner und MP3 gab es da noch nicht. Diese Tonbandkassetten wurden dann kunstvoll beschriftet und mit einem selbst kreierten Inlay versehen (gemalt oder aus Zeitschriftenbildern erstellt).
Der Verkauf von Alben macht heute niemanden mehr satt. Die Künstler verdienen doch überwiegend an den Konzerteinnahmen. Selbst bei bekannteren Gruppen wie Dead Can Dance dürfte das so sein. Von CDs allein kann man sich sicher keine Quivvy Church leisten (übrigens kein empfehlenswerter Wohnsitz für Fledermäuse *g*)
Ich bin der Meinung, dass der Durchschnitts-Musik-Hörer von heute die Übersteuerung durchaus wahrnimmt; diese sogar befürwortet.
Lautstärke hat die Vorteile
1. Hintergrundgeräusche werden überdröhnt
2. Mitmenschen, welche bekehrt werden müssen, werden durch Lautstärke auf die Lieblingsmusik aufmerksam gemacht.
Zusammen mit dem Argument der Industrie, dass man
3. sich durch Lautstärke von der Konkurrenz abhebt
… eine tödliche Kombination für den Musikliebhaber.
Der Trend zum Loudness War wird – so befürchte ich – noch weiter zunehmen (oben erwähnte Dead Can Dance verwenden ihn auf ihrem aktuellen Album zum Beispiel auch).
Dies ist aber kein ausschließliches Phänomen der Independent Szene. Sogar Musiker wie Peter Gabriel oder Tori Amos glänzen auf ihren neuesten Veröffentlichungen nicht gerade mit differenzierten Klangbildern.
Loudness War ist meiner Meinung nach nichts anderes als der Marktschreier der Musikwelt.
Nur, wie heisst es so schön: Wer am lautesten schreit, hat noch lange nicht Recht.
Erst mal dazu:
Ich bin ein bekennender Liebhaber von physischen Medien. Nicht nur, aber auch, weil es sich im Regal gut macht. Es mag ein bisschen altmodisch klingen, aber ich habe gerne etwas in der Hand, wenn ich es kaufe. Darum kaufe ich auch eher wenige andere digitale Medien (also Apps fürs Smartphone, Videospiele, …). Bisher habe ich glaube ich genau ein Album digital gekauft, weil das nach einigem Suchen nicht mehr zu finden war. Ich wollte also nicht, ich musste ;-)
In dem Fall habe ich in den sauren Apfel gebissen, aber normalerweise würde ich digitale Versionen nur kaufen, wenn sie mir mindestens das gleiche bieten wie die CD. Das heißt also schon mal, dass die Musik als FLAC vorliegen sollte. Ich rippe längst nicht alles als FLAC und „brauche“ das auch nicht, um glücklich zu sein, aber wenn ich Geld ausgebe, möchte ich gerne ein verlustfreies Original haben, das ich bei Bedarf immer noch konvertieren kann.
Was toll wäre aber unverständlicherweise niemand macht, wäre mal Musik von höherer Qualität als auf einer CD. Möglich ist das ja, auch und gerade mit FLAC.
Bezüglich der Verfügbarkeit der Musik sehe ich Digitalisierung aber uneingeschränkt positiv. Ja, man kann dadurch schnell „überflutet“ werden, aber es ist ja jeder selbst dafür verantwortlich, zu selektieren. Das durch einen äußeren Einflussfaktor ( = Verfügbarkeit im Plattenladen) zu ersetzen, ist für mich keine Lösung.
Zum Thema Loudness War:
Das Schöne ist, ich dachte tatsächlich mal, gerade, weil das doch Independent sein soll, wäre man auch unabhängig von solchen tollen Trends der Musikindustrie wie eben dem Hang zu wenig Dynamik (denn nichts anderes ist das). Aber von wegen, das ist nicht mal irgendwie abhängig davon, wie bekannt ein Interpret ist. Bei Dead Can Dance wäre das vielleicht noch irgendwie zu vermuten, aber ich habe das auch schon bei Solblot gehört, die nun bei einem wirklich kleinen Label (bzw. genauer bei Kim Larsen von OTWATM) sind. Da wüsste ich wirklich zu gerne, wer diesen Quatsch zu verantworten hat.
Ich meine, wäre das jetzt Black Metal, könnte ich es ja verstehen, da stört viel Dynamik (oder überhaupt eine hohe Aufnahmequalität) ja eher ;-) Aber es ist Neofolk, also Gitarrengezupfe, wenn man so will. Warum muss das laut sein? Das müsste mir mal jemand vernünftig erklären. Zumal solche Nischenbands doch sowieso vermutlich nur Musikliebhaber hören.