Im musikalischen Briefkasten hat sich etwas angesammelt und bevor ich mich darin verliere, weiter zu überlegen, wie ich das anfange, zusammenfasse oder beschreibe, schiebe ich die ersten Bands ins Rampenlicht unserer Öffentlichkeit. Der musikalische Briefkasten, für die, die es nicht mehr wissen, wird mit hauptsächlich mit Künstlerinnen und Künstlern gefüllt, die uns direkt oder über ihre Agentur anschreiben, ob wir sie nicht mal vorstellen würden, ihr neues Album präsentieren oder ihren aktuellen Song posten. Der Autor – in dem Fall meine Wenigkeit – sucht sich dann das heraus, worüber er schreiben möchte, sei es nun positiv oder negativ. Authentizität und Subjektivität gehen bei mir vor.
Kompromat – PLДYING / PRДYING
Am 24. Januar 2025 erscheint das neue Album „PLДYING / PRДYING“ von der Band französischen Band Kompromat, die zumindest mich mit ihrem Debütalbum „Traum und Existenz“ begeistern konnten. Während der Singleauskopplung „I Let Myself Go Blind“ noch gefällig über die Lautsprecher plätschert und durchaus Phasen hat, die eine gewisse Intensität ausstrahlen, wird es mir mit den beiden nachfolgenden Stücken des Albums deutlich zu gefällig und zu poppig, erst mit dem Namensgebenden Stück „PLДYING / PRДYING“ wird es wieder spannender und deutlich technoider. Wieder folgen 2 Stücke auf dem Album, die diese Stimmung fortführen. Mit „Only In Your Arms“ bricht diese Stimmung wieder ein bisschen auf und es wird deutlich „Kompromatischer“, was dann eher meiner Erwartungshaltung entspricht, auch der Ausklang des Albums ist dann spannend, weil man deutlich mehr experimentiert. „Die göttliche Anrufung durch Musik„, wie die Pressemitteilung vollmundig verspricht, wird erst durch die Inhalte deutlicher – das Album wirkt konzeptioneller und scheint für jeden (elektronischen) Geschmack etwas zu bieten. Auf die deutsche Sprache wird diesmal größtenteils verzichtet, mit Englisch/Französisch möchte man sich vielleicht einem größeren Publikum öffnen. Ich fand das Vorgängeralbum einen Tick besser, trotzdem mein Favorit in der Liste der Einsendungen.
The Chameleons – Live at The Camden Palace
Vier Jahrzehnte nach ihrer Gründung und mehrere Jahre, nachdem die Gründungsmitglieder Mark Burgess und Reg Smithies die Band neu zusammengesetzt haben, absolvierten The Chameleons ein arbeitsreiches Jahr 2024 mit der Veröffentlichung der EPs „Where Are You?“ und der „Tomorrow Remember Yesterday“ sowie einer Tournee unter dem Motto „Strange Times“. Um ihr Vermächtnis zu feiern, hat das britische Label Moochin‘ About Records zwei Auftritte von The Chameleons auf dem neuen Album „Live at The Camden Palace“ zusammengefasst. Da ist jetzt nichts Spannendes dabei, die Aufnahmen sind aber anständig aufbereitet und das Album könnte für Sammler und ausgewachsene Fans interessant sein. Das Album könnt ihr euch bei Bandcamp auch digital besorgen. Der Brüller ist das jetzt nicht.
Obe Dia – Geheimnis
Musik aus Hannover, so kündigt man Obe Dia bei Radio Hannover an, während Lukas Böhnke, der Mann hinter dem Bandnamen, seine Musik als Kombination aus Neue Neue Deutsche Welle, Cyberpop und Discogoth beschreibt, was dem Sound – der hier aus den Lautsprechern strömt, schon ziemlich nahekommt. Lauschen wir seinen Ausführungen weiter, erfahren wir, dass Corey Hart zu seinen musikalischen Vorbildern gehört. Allerdings weicht er musikalisch davon ab, wenn wir uns seine jüngste Veröffentlichung „Verpasst“ bei Bandcamp anhören. Seine markante Stimme hilft dem Sound und Inhalt zu seiner gewünschten Wirkung, am besten funktioniert das meiner Meinung nach bei „Geheimnis“ und „Kontrast“ – auch wenn sich der Effekt im Laufe der weiteren Veröffentlichungen ein wenig erschöpft. Für ein mögliches Album könnte ich mir ein wenig Abwechslung sehr gut vorstellen.
Tyske Ludder – Weimarer Trilogie
Es muss mir ja nicht alles gefallen, was da in unseren Briefkasten flattert und so ging es mir auch mit „Tyske Ludder“ und ihrer „Weimarer Trilogie“, die noch vor dem Album „Weltbühne“ erschienen ist. „Exklusives Hörerlebnis, limitiert […] Ein Muss für alle Fans, die die Musik von Tyske Ludder in ihrer reinsten Form erleben möchten.“ landet als Beschreibung dazu in meinem Briefkasten. Die Hörprobe (+ Anschauungsmaterial) klingt für mich weniger erfolgreich. Obwohl man sich inhaltlich auf Kurt Tucholskys Werke „Wahre Liebe“, „Rosen auf den Weg gestreut“ und „Der Graben“ stützt, erscheint mir die Form der musikalischen Darbietung unpassend und deplatziert. Überhaupt nicht meins. Das dazu erschienene Video macht es für mich nur schlimmer, denn Uniformästhetik in einem „KI“-generierten Muiskvideo, wirken dann auf mich doch einfach nur gewollt provozierend, als Text- und vor allem Sinnbegleitend. Ich finde es in seiner Gesamtheit schrecklich, sorry.
Corde Oblique – Cries and Whispers
Post von Riccardo Prencipe aus Italien. Die Band Corde Oblique, die bereits seit 2005 unterwegs ist und bereits auf 4 WGTs dabei war, bringen im Februar ihr neues Album „Cries and Whispers“ heraus. Ihre Musikrichtungen musste ich erstmal ausschneiden und hier einkleben, denn „Ethereal Neofolk“ und „Mediterranean progressive“, gehören nicht zu meinen üblichen Hörgewohnheiten. Aber was solls, reingehört habe ich, denn die Auskopplung „The Nightingale and the Rose“ basiert auf einem Text von Oscar Wilde – und da kann man schon mal ein Ohr dranlegen. Das traurige Märchen haben bereits Saltatio Mortis auf ihrem Album „Sturm aufs Paradies“ verewigt und nun eben die italienische Band. Und tatsächlich hält der Song, ebenso wie das Märchen, einigen Wendungen und Überraschungen bereit, die ihn durchaus spannend machen, wenngleich ich mehr „Gothic-Metal“ fühle, als „Ethereal Neofolk“. Durchaus spannend, wie ich finde
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.
Gute Tipps! – Live sind Kompromat auch sehr gut! https://www.youtube.com/watch?v=4B5cTzCw9JQ