Im Juni 2025 sind die Sisters Of Mercy wieder auf einer Kurz-Tour durch Deutschland. Was früher ein Grund für herzklopfende Vorfreude war, löst jetzt etwas zwischen betretendem Schweigen und lautem Empören aus. Immer noch hat Andrew Eldritch kein neues Material herausgebracht und nach einigen desaströsen Auftritten in den letzten Jahren habe auch viel Fans den Glauben an die Band verloren. Irgendwann ist selbst das stärkste Nostalgie-Gefühl gestorben. In einem Interview, das er Ende 2024 gegeben hat, gesteht er Fehler ein und gelobt Besserung. Doch reicht das für eine Begnadigung durch die Fans?
Bereits vor dem Katastrophenjahr 2023, in dem die Sisters Konzerte abbrachen oder ausfallen ließen, war es nicht gut bestellt um das Ansehen der ehemaligen Kult-Band. Wir titelten unseren Artikel dazu „Demontage einer Legende“ und trafen damit in Szene-Herz. In den letzten Jahren haben die Sister of Mercy eine Schneise der Enttäuschung hinterlassen, zu jedem Konzertereignis finden sich in den sozialen Medien eine Vielzahl von enttäuschten Fans, die ihr Idol und die damit verbundende Nostalgie zu Staub zerfallen sehen. Im Netz finden sich Konzertberichte, die eine deutliche Sprache sprechen:
„Puuh, was soll ich zu dem Konzert gestern sagen? Ich fühl mich immer noch irgendwie wie durch den Fleischwolf gedreht und grübele über die Frage, von wem wir eigentlich verarscht wurden.“ (Carsten Weirich, 2017)
Sisters of Mercy starten ein zaghaftes Konzertjahr 2025
Als Anfang des Jahres die Ankündigung in meinen Briefkasten flatterte, dass Konzertveranstalter FK Scorpio eine Tour mit den Sisters ankündigte, ließen meine Gedanken dazu nicht allzu lange auf sich warten. In Kurzform: „Nicht schon wieder!“
Neben einer Spur Aktionismus, andere Menschen davor zu warnen, sich nicht durch einen Konzertbesuch bei den Sisters Of Mercy, die schönen Erinnerungen an ein „damals“ zu zerstören, schwebte nach dem Recherchieren nach weiteren Informationen auch eine Spur Mitleid im Raum. So zeigte sich Andrew Eldritch in einem Interview bei louder.com fast schon ein bisschen reumütig, erzählt sogar von einem neuen Song, den er geschrieben habe.
„2023 war wirklich schlimm und es sah aus, als wäre alles meine Schuld gewesen. Ich weiß, dass es nicht so war, aber es sieht so aus, als ob alles auf meiner Seite liegt, was bedauerlich ist. Ich persönlich habe mich also sehr elend gefühlt. Ich fühle mich immer noch elend, wenn ich daran denke, aber wir tun unser Bestes, um sicherzustellen, dass es nicht wieder passiert.“
Barmherzigkeit für die Schwestern?
Ja, was wäre es spannend gewesen, wenn sich Andrew Eldritch noch einmal mit neuem Material musikalisch zurückgemeldet hätte, Bands aus derselben Zeit konnten sich eindrucksvoll zurückmelden. „Songs Of A Lost World“ von The Cure ist da so ein Beispiel. Allerdings scheint die Flamme verloschen zu sein, denn weder stimmlich noch konzeptionell scheint es bei den Sisters rund gelaufen zu sein. Ob das die Konzertreihe ändern wird?
Ich glaube nicht. Vielleicht hat man ein Loch in der Kasse oder einfach nur wieder Bock, vor Publikum zu spielen. Es sei ihm gegönnt. Ich finde, Andrew Eldritch ist schon fast eine tragische Figur, wirkt er doch manchmal nahbar und sympathisch und dann wieder arrogant und abgehoben. Mitleid oder Verachtung? Ihm ist es offensichtlich egal.
„Wie ist es, wenn die Leute dir zurufen: „Andrew, wir lieben dich!“? Ich nehme es nicht persönlich. Genauso wenig wie ich es persönlich nehme, wenn sie schreien: „Du bist ein Versager!“ und die ganze Zeit pfeifen. Wenn ich da oben bin, ist es mein Job, Gott zu sein, und das kann ich ziemlich gut.“
Barmherzigkeit für die Schwestern? Was meint ihr? Werdet ihr wieder einmal eurem Nostalgie-Gefühl huldigen und einen der Auftritte besuchen?
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.
Ähm… NEIN!
Wer Andrew immer noch hinter her läuft muss ein Masochist sein. Der Lack ist mindestens schon 2 bis 3 Jahrzehnte ab. Und da es sich hier um einen Menschen handelt, der offenbar über keinerlei Selbstreflektion verfügt, würde ich dem auch keinen Cent noch in den Rachen werfen. Da kann ich meine hart erarbeitete Kohle auch gleich in einer Tonne verbrennen. Und außerdem… wer versucht sich auf seinen damaligen Lorbeeren auszuruhen, dem sei gesagt: „Ruhm und Ehre ist nie dauerhaft.“ Der Abstieg jedoch ist garantiert, wenn man so mit seinen „Fans“ umgeht und seine Lieder in einem ewigen Kreislauf bis zum erbrechen wiederholt, ohne etwas Neues hinzuzufügen. Da reißen auch optische, oft recht peinliche, Veränderungen nichts raus. ;)
Ich schließe mich dem an. Zu Ihren Anfangszeiten hätte ich die Band gerne live erlebt, bevor der Bruch mit Wayne Hussey und den anderen geschah.
So schaut´s leider aus. Ich gebe zu: Da ich die Sisters bislang nie live erlebt habe, gibt es immer noch einen Rest in mir der mir zuflüstert „Willste nicht doch mal? Also wenn die mal in deiner Nähe sind?“ Aber ich will mir ehrlich gesagt die Songs nicht noch weiter kaputt machen als ohnehin schon. Die allermeisten Livemitschnitte die man auf youtube so findet empfinde ich zum davonlaufen. Möchte ich mir es wirklich antun das ganze vor Ort ertragen zu müssen? – Ne, ich glaube das will ich lieber nicht.
Die Birne ist geschält, mehr ist dazu wohl nicht zu sagen…
Also ich wäre schon neugierig…wenn die für 30 Euro in Leipzig spielen würden 😅.
Dem allgemeinen „Nein!“ schließe ich mich an. Sie spielen zwar direkt in meiner Nähe (Saarbrücken Garage), also zur Abwechslung mal kein Hotelzimmer oder andere Übernachtungsmöglichkeit erforderlich, aber trotzdem: Das Ticket kostet 40 Euro plus Fahrtkosten. Das ist mir für vermeintliches Nostalgiefeeling mit höchst wahrscheinlicher Entäuschung zu viel. Bei einem günstigeren Ticketpreis könnte man ja mal darüber nachdenken. „Barmherzigkeit für die Schwestern?“ Nun, ich halte mich nicht für komplett empathielos, aber ich finde; dass neue Bands, die sich wirklich ins Zeug legen eher Wohlwollen und Solidarität verdient haben.