Willst Du eine Eule oder eine Fledermaus? Am Eingang zum Owls ’n‘ Bats Festival wurde ich direkt mit Fragen konfrontiert, die mich unmittelbar aus der normalen Welt in die heimelig-warme Szenewelt katapultierten. Damit ist die echte Szenewelt gemeint und nicht die, auf der man sich zwischen Fetischpferden, Kostümen und selfiesüchtigen Models fehl am Platz fühlt. Am Niederrhein würde man sagen: „Janz normale Leute, ohne Schnickschnack und Tamtam.“ – wobei „normal“ natürlich in diesem Fall noch subjektiver zu verstehen ist als sonst ohnehin schon.
Nachdem ich am kleinen Eingangspavillion mitgeteilt hatte, dass ich … na … was habe ich gewählt? Ja klar, die Eule! :-) Nachdem ich also die Eule gewählt hatte und der mir angetraute Ehe-Grufti ebenfalls, wurden unsere Eintrittskarten mit dem entsprechenden Eulen-Cutter ausgestanzt und dann waren wir schon mittendrin – im Wald und in einer Stimmung, die es wohl nur hier zwischen Bäumen, Zelten und Bühne gibt. Freizeit, Freiheit, Aufatmen!
Wir waren erst ein einziges Mal zuvor dort auf der Waldbühne am Hermannsdenkmal. Vor einem Jahr war ich im Zuge meines Schmuckverkaufs hier gelandet, weil die Veranstalter mir im letzten Moment noch einen kleinen Stehplatz auf dem Schattenmarkt eingeräumt hatten. Was für ein Glück, denn sonst hätte ich diese Veranstaltung niemals entdeckt. Manchmal fügen sich Dinge wie sie sollen. Der Schmuckstand ist Vergangenheit, das Owls ’n‘ Bats Festival hoffentlich noch lange nicht. Diese Location ist der absolute Hammer!
Ein kleines Szene-Paradies mit Herz
Das eintägige Festival wird getragen von vielen engagierten Helfern und von Zuzie und Matthias, die hier mit ganz viel Liebe zum Detail und ganz viel Aufmerksamkeit für die Belange der Gäste, Händler und Mitwirkenden eine echte Alternativ-Atmosphäre hinbekommen. Ich hatte mich schon im letzten Jahr gewundert, warum die Besucher auch bei richtigem Mistwetter so zahlreich und mit so guter Laune erscheinen. Am Ende des Tages wusste ich es. Das Owls ’n‘ Bats Festival ist ein wertvolles Kleinod unter den Szeneveranstaltungen. Alle Leute hier nehmen nicht einfach nur teil, sondern lieben das Festival. Einige Händler sagten mir in Gesprächen, dass dieses kleine Festival natürlich keine Unsummen in die Kasse spüle, dass der Schattenmarkt mit seinen kleinen Ständen aber zur Atmosphäre des Owls ’n‘ Bats Festivals beitrage und dass man – allein um die Veranstaltung zu unterstützen – liebend gerne dabei sei. Herz statt Kommerz. Das gibt es noch!
In diesem Jahr spielte dann auch das Wetter mit. Strahlender Sonnenschein, der hier unter meterhohen Bäumen nicht drückend, sondern angenehm erschien. Schon auf dem Parkplatz direkt vorm Gelände wehte einem ein Hauch von Urlaub entgegen, denn viele Besucher kommen im Wohnmobil aufs Owls ’n‘ Bats und sitzen an kleinen Tischen neben ihren Fahrzeugen, um sich schick zu machen oder mit Freunden zu essen oder zu trinken.
Ach ja: Essen und trinken! Hier gibt es das, was andere Festivals selten bis gar nicht hinbekommen: Freundliche, lächelnde Mitarbeiter am Getränkestand, bezahlbare Preise und ein Catering, das für Fleischesser, Vegetarier und Veganer gleichermaßen sorgt. Und ich meine nicht Pommes für 7 Euro – wie sonst so auf Festivals – sondern abwechslungsreiche Bratlinge im Fladenbrot mit frischem Salat, Röstzwiebeln und tollen Saucen. Pommes gab es auch, allerdings nicht ohne ein hervorragendes Saucenangebot – ich glaube, die Harakiri-Sauce war der Favorit der Besucher.
Wie ich zum Fangirl wurde
Es klingt vielleicht doof, aber eigentlich fahre ich selten wegen der Bands auf ein Festival. Es ist nicht so einfach, mich musikalisch zu begeistern, deshalb erwarte ich diesbezüglich nie viel. Ich fahre hin, um Leute zu treffen und das Ambiente zu genießen. Als wir aber auf dieser umwerfenden Tribüne an der Waldbühne saßen und mit Freunden quatschten, spielte eine besondere Band – erst nahm ich sie nur als Hintergrundmusik wahr, dann drangen die Klänge und der Gesang immer mehr in den Vordergrund, bis ich schließlich fasziniert direkt vor der Bühne stand und intensiv zuhörte. „Traitrs“ hieß die Band – und ich wusste, dass ich fortan ein Fan dieses Duos bin. Deshalb kaufte ich am Merchandise-Stand direkt die CD, ein Booklet, zwei Buttons und … das T-Shirt durfte ich nicht kaufen, weil der Ehegrufti meinte, ich hätte schon genug. Stimmt ja auch. Hier sind sie:
Und hier noch ein Bild vom einstündigen Auftritt.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass es an der Waldbühne kaum Handyempfang gibt. Ein angenehmer Nebeneffekt: Die Leute lassen bei den Auftritten der Bands die Smartphones in der Tasche und hören einfach nur zu. Klar, ab und zu macht man mal ein Foto, aber alles in allem hat man doch eher kein Display vor der Nase, sondern die Band.
Rahmenprogramm und Aftershow
Sehr schön fand ich auch die Verlosung, die zwischen den Auftritten auf der Bühne durchgeführt wurde. Beim Eintritt aufs Gelände hat jeder Besucher ein Ticket mit einer Nummer bekommen. Es wurden dann zwischen Bühnenumbau und Soundcheck aus einem Karton erst CDs, T-Shirts, Eintrittskarten und Merchandise gezogen und dann die entsprechende Nummer. Superlustig, weil die Gewinner aus allen Ecken des Geländes angetrabt kamen, mal mit Fladenbrot in der Hand, mal zu langsam, mal zu schnell. Wurde alles charmant begleitet, ohne die Leute vorzuführen – eine sehr familiäre Atmosphäre, die wir von einem Sitzplatz weit oben genossen. Ich hab eh noch nie was gewonnen. Diesmal auch nicht.
Während die letzte Band spielte – Skeletal Family – haben wir schlapp gemacht. Das muss ich ja mal zu unserer Schande gestehen. Wir hatten ja auch noch über zwei Stunden Rückfahrt vor uns, auch wenn das keine Entschuldigung ist. Es sei gesagt, dass die Live-Auftritte auf dem Festival bis Mitternacht gehen und dass es danach noch nicht vorbei ist. Es gibt eine Aftershow-Party, auf der man den Tag ausklingen lassen kann. Wir hingegen waren da schon wieder auf dem Rückweg vom wunderschönen Teutoburger Wald nach Hause. Nächstes Jahr sind wir wieder dabei!