Konzertbericht: Von verpassten WGT Bands und Cure-Vergleichen

Am 21. September 2024 lud die Moritzbastei auf ihr Dach, zum Open Air mit Klez.e, The Foreign Resort und Lament. Anfänglich war ich etwas unsicher, ob ich diesen Artikel schreiben soll, habe ich es gleich mit drei Bands zu tun gehabt, deren Musik absolutes Neuland für mich ist und war. Die Zweifel, meine Worte könnten weder der Musik noch den Auftritten gerecht werden, waren groß. Nachdem aber im Artikel zu Klez.e nochmal der Vergleich mit The Cure Thema wurde, dachte ich mir, ich wage es einfach. Alleine schon um meinen persönlichen Eindruck wiederzugeben.

WGT – Festival der verpassten Gelegenheiten

Bereits zum diesjährigen WGT hätte ich die Möglichkeit gehabt, diese 3 Bands entdecken zu können. Aber ich möchte ehrlich sein, den Volkspalast empfand ich als schreckliche Location, sodass ich beim Konzertbeginn von The Foreign Resort geflüchtet bin, wodurch auch Klez.e hinfällig war. Und Lament hatte ich einfach nicht auf dem Schirm gehabt. Anscheinend war aber das Universum der Meinung, ich müsste unbedingt diese drei Bands sehen und gab mir die Möglichkeit dies nachzuholen. Und wo, wenn nicht in der Stadt des WGTs, sollte das Ganze stattfinden!?!

Bereits am frühen Nachmittag traf ich dann erneut in Leipzig ein. Nachdem ich im Hotel eingecheckt hatte, machte ich mich auf die Suche nach etwas essbaren. Mein Weg führte mich dabei an der Moritzbastei lang, wo schon fleißig der Soundcheck lief. Und natürlich nutzte ich die Gelegenheit, mir einen kleinen Vorgeschmack auf den Abend zu holen, bevor ich wieder in meinem Hotelzimmer verschwand.

Einlass sollte dann 17 Uhr sein, also ging ich rechtzeitig zur Veranstaltungslocation los. Mein Ziel pünktlich erreicht, konnte ich schon die ersten Schwarzen Gestalten erblicken, und es sollten nach Einlass noch weiß Gott mehr werden. Als die Pforte zum Dach sich öffnete, erblickte ich eine professionell hergerichtete Bühne, die nicht nur Equipment für Aufnahmen besaß, sondern auch die Bühnendeko für die erste Band.

Open Air auf der Moritzbastei

Man muss dazu sagen, dass bereits ein gutes Vierteljahr vorher die Moritzbastei schon einmal ein Open Air veranstaltet hatte, mit Nikita Curtis, Freunde der Italienischen Oper und Die Art. Damals war der komplette Aufbau noch recht schlicht gehalten, was dem Event aber keinen Abbruch tat, sondern seinen persönlichen Charme verlieh. Die Zeit schritt nun also voran und immer mehr aufgehübschte Gruftis betraten das Dach. Diese hatte ich im Juni, bei Die Art, etwas vermisst.

Klez.e – Warum immer diese Cure-Vergleiche?

Auf die Minute genau ging es dann mit den Jungs von Klez.e los, deren Bühnendeko spiegelartige Leinwände waren, die auf der Bühne verteilt standen. Ich muss gestehen eigentlich kein großer Freund von deutschsprachiger Musik zu sein, aber die Band schaffte es mich für sich zu gewinnen. Umso schade fand ich es, dass der Gesang immer wieder unter der Lautstärke der Instrumente unterging und ich somit die Texte teilweise schlecht verstand.

Ihr Set bestand neben dem Lied „Herbstherz“, vom aktuellen Album Erregung, auch aus „Flammen“, welches förmlich dazu einlud, sich dem Sound hinzugeben und selber wie eine Flamme von einer Seite zur anderen zu schwingen. Immer wieder schafften die sanften, teilweise verträumten Klänge der Stücke, dass man die Augen schloss und einfach in die Musik eintauchte.

Eine Frage begleitete mich aber den Auftritt über, und zwar die „Wieso der Vergleich mit The Cure?“ und wo nun die Parallelen liegen sollen. Vor mir stand ein Sänger, der weder optisch noch in seiner Performance mich groß an Robert Smith erinnerte. „Wild toupierte Haare haben nicht wenige.“ dachte ich mir. Die Texte von ihm gefühlvoll und melancholisch vorgetragen, während der Gesang von Smith für mich doch vielmals weinerlich klingt. Und ja, auch die Klangfarbe der Stimmen brachte wenig Übereinstimmung. Das einzige waren kleine Nuancen in der Melodie, wo man Mal kurz dachte „Das könnte Richtung The Cure gehen“. Oder das Stilmittel, die Worte auf eine bestimmte Art langzuziehen.

Aber um ehrlich zu sein, fiel das für mich nicht ins Gewicht, um zu sagen, „Ja, das ist eine 1:1 Kopie von The Cure bzw. Robert Smith“. Es scheinen tatsächlich die Feinheiten zu sein, die Klez.e doch etwas Eigenständiges geben, was ich sehr begrüße.

The Foreign Resort – Kraftvolle Band mit Haltung

Nach etwa 45 Minuten war der Gig vorbei und auf der Bühne begann ein wildes Gewussel von Künstlern und Technikern. Man bereitete den Auftritt von The Foreign Resort vor, die als Nächstes an der Reihe waren. Nachdem alles aufgebaut war und Bandmitglied Steffan liebevoll das Bandshirt über das Schlagzeug von Lament gelegt hatte, konnte es auch losgehen.

Gerade noch bei Klez.e auf sanften Tönen gebettet, stand nun wildes abtanzen auf dem Plan. Von der ersten Minute an gab es kraftvolle und dynamische Klänge, bei denen man nicht still stehen konnte. Viele der gespielten Stücke waren neue Sachen der Band. Bei einem der Lieder verriet Sänger Mikkel, der an diesem Abend eigentlich Steffan das reden überlassen wollte, weil er nach eigener Aussage beim Konzert am Vorabend zu viel geredet hatte, dass die kürzlichen Wahlen von Sachsen und Thüringen, Anregung dafür war. Das passende Statement, ein Männlein, welches ein Hakenkreuz wegschmeisst, trug er auf seinem Shirt.

Wie ich finde ein gutes und wichtiges Statement in heutiger Zeit. Für kleine Erheiterung im Publikum sorgte der regelmäßige Platz- und Instrumententausch von Mikkel und Bandkollege Steffan. Aber leider ging auch hier immer Mal wieder der Text durch die Instrumente unter.

Lament – Die perfekte Mischung

Den Abschluss an diesem Abend sollte die Leipziger Gruppe Lament machen. Durch technische Probleme der Aufnahmegeräte, verzögerte sich zwar der Konzertbeginn etwas, dafür war dieser aber umso schöner gestaltet. Die Bühne fing an sich in Nebel zu hüllen und ein sanftes, fast schon verträumtes, Intro erklang.

Schemenhaft erkannte man die Bandmitglieder, die ihre Positionen einnahmen und nach einem kurzen Moment der Stille setzte ein kraftvoller und zugleich schwermütiger Sound ein. Im Set wechselten sich Energie geladene Lieder mit gefühlvollen ab. Die perfekte Mischung, wie ich fand. Und schnell hatte ich auch Sänger Sebastian ins Herz geschlossen. Vor mir stand ein extrem sympathischer Mann. Manchmal schüchtern und leicht verlegen wirkend, erinnerte er mich an einen kleinen Jungen, der aber auch zu Schabernack aufgelegt war. Zum Beispiel als er sich bei „Last Dance Of Sumer“, hinter Gitarrist Tom stellte und mit den Fingern Hasenohren andeutete. Und immer wieder tänzelte er leicht beschwingt zum Sound des Liedes über die Bühne.

Die Besonderheit an diesem Abend war, dass der Lament Frontmann Geburtstag hatte, wie Klez.e Sänger Tobias innerhalb seines Auftrittes verriet, und so gab es aus dem Publikum sogar ein kleines Geburtstagsständchen. Auch wenn ich in einem Artikel aus dem Jahr 1999 gelesen habe, dass die Band den Vergleich mit The Cure nicht mag, muss ich zugeben, dass ich sowohl bei Performance als auch beim Klang, immer wieder mal an Robert Smith denken musste. Eine gewisse Ähnlichkeit war hier und da schon vorhanden.

Das musikalische Highlight und somit auch der Abschluss sollte dann „Hold On“ werden. Ein mehr als gefühlvolles Lied, welches im letzten Part nochmal richtig kraftvoll wird. Als würde der anfängliche Schmerz, den man fühlt, plötzlich bahnbrechen. In diesen Song hatte ich mich prompt verliebt und so lief er die Tage darauf bei mir in Dauerschleife. Toll fand ich auch diese enge Freundschaft zwischen den drei Bands, die man spürte, als Sebastian alle noch einmal auf die Bühne holte. Und wie er berichtete, schienen die Jungs von Klez.e und The Foreign Resort sofort begeistert gewesen zu sein, als er von seinem Vorhaben, dieses Konzert machen zu wollen, erzählte.

Fazit: Keine Minute bereut

Mein Fazit ist, egal ob nun bewusst oder unbewusst, Bands wie Klez.e und Lament Parallelen zu The Cure bzw. Robert Smith aufweisen, das Wichtigste ist, dass die Musik gefällt und was sie in einem auslöst. Persönlich stört mich das nicht und ich gebe auch nichts auf die Kritik, die manch einer alleine wegen der Gleichheiten äußert. Vielmals geben die Bands doch auch ihre eigene Essenz, in die Musik, dazu. Ich bin an diesem Abend auf meine Kosten gekommen und habe keine einzige Minute bereut.

Info:

Klez.E kann man am 29.10.24 mit Lyschko in der Berghain Kantine sehen, am 31.10.24 im Grend in Essen, am 01.11.24 in Reutlingen und am 2.11.24 in Wien. Guckt mal hier. The Foreign Resort sind am 2.11.24 in Hannover, am 13.12.24 in Chemnitz und am 14.12.24 in Berlin live zu sehen. Guckt mal gerne hier.

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Kommentare

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Maren
Maren(@milk)
Vor 10 Stunden

Graveyardqueen, wie gut, dass Du Dich doch trotz anfänglicher Bedenken dafür entschieden hast, Deine Eindrücke von diesem Konzert hier in einem gelungenen Bericht zu teilen. Danke!
Obwohl ich den Volkspalast auch keine ansprechende Location fand, konnte ich dies am WGT bei Klez.e noch ausblenden, hielt es dann aber danach entgegen meiner ursprünglichen Pläne auch nicht länger aus. Auf mich wirkten Klez.e auch nicht wie eine Cure-Kopie, sondern eigenständig. Und schließlich stimme ich Deinem Fazit absolut zu: „Das Wichtigste ist, dass die Musik gefällt und was sie in einem auslöst.“
Die anderen beiden Bands kannte ich auch noch nicht. Die von The Foreign Resort an Tag gelegte Haltung finde begrüßenswert. Ja, ich denke auch, dass solche Statements wichtiger denn je sind.
Sehr schön finde ich, dass Du Dein persönliches Konzerthighlight, den Abschluss durch Lament mit „Hold on“, zum Abschluss Deines Berichtes durch das Video teilst. Danke auch für die tollen Bilder!

Letzte Bearbeitung Vor 10 Stunden von Maren
Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Antwort an  Maren
Vor 11 Minuten

Ich schließe mich Maren mal an!
The Foreign Resort hab ich vor der Pandemie beim WGT gesehen, es war ein grandioser Liveauftritt. Schön, dass es sich für dich gelohnt hat, für das Ereignis nach Leipzig zu reisen!

Letzte Bearbeitung Vor 11 Minuten von Tanzfledermaus

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