Konzertrückblick: Musikalisches Wiedersehen mit Nikita Curtis

Bereits 2024 berichtete ich über die Newcomer Band Nikita Curtis, die ich damals im Rahmen einer Open Air Veranstaltung als Vorband erleben durfte. Seit dem ist viel Wasser die Elbe und Weiße Elster heruntergeflossen und die Band hat inzwischen ein ordentliches Pensum an Konzerten absolviert. So spielten sie zum Beispiel dieses Jahr auf dem Owls ’n‘ Bats Winterfest in Detmold. Ein guter Zeitpunkt, die Leipziger Jungs ein weiteres Mal unter die Lupe zu nehmen.

Timing ist alles!

Bereits zum Jahreswechsel musste ich die Auswahl treffen, für welche schon bekannten Veranstaltungen ich mir Urlaub nehme. Für den Februar fiel meine Entscheidung auf Klez.e, sodass ein Besuch bei Nikita Curtis am 20. Februar in Leipzig unsicher war. Drei Wochen vorher sah der Schichtplan vielversprechend aus und so habe ich mir ein Hotelzimmer und eine entsprechende Karte gesichert. Jetzt durfte auf der Arbeit nur keiner krank werden!

Eine Fügung des Schicksals, dass ich es selber war, die sich eine Woche vorher einen fetten Schnupfen einfing. Nun hieß es schonen, beruflich etwas kürzertreten und ganz viel Vitamin C zu sich nehmen. Der Plan ging auf und so konnte ich am 20. Februar nach Feierabend meine Reise Richtung Leipzig antreten.

Der Winter erwischte Nikita Curtis eiskalt

Spielstätte war die Halle D des Werk 2 in Leipzig, die vielen von Euch durch das Gothic Pogo Festival ein Begriff sein dürfte, das jährlich parallel zum WGT stattfindet. Um 19 Uhr sollte Einlass sein und halbwegs pünktlich kam ich dort auch an. Man hörte noch die Band proben und am Eingang erfuhr ich, dass sich der Einlass verschiebt, da die Gruppe mit Verspätung eintraf. Also hieß es bis halb 8 warten und dann endlich öffnete sich die Tür.

Nach einer weiteren dreiviertel Stunde betrat die Band die Bühne. Wie Sänger Paul im Laufe des Konzertes erzählte, stellte sich der tschechische Schnee ihnen in den Weg. Dieser musste bei der Heimreise erstmal bezwungen werden. Am Vorabend hatten sie nämlich in Prag einen Auftritt absolviert.

Alles andere als Nachwuchsprobleme

Dass die Musik der 4 Leipziger großen Anklang findet, konnte ich schon vor der Halle erahnen. So versammelte sich ihnen dann beim Konzert ein Riesen-Publikum vor der Bühne, das vorwiegend aus jungen und alternativen Leuten bestand. Mit Einsetzen der ersten Töne von „The Traitor“ fingen die Leute an zu tanzen. Nicht nur das, es wurde das Konzert über heftig gepogt.

Bei „Transit“ lies Paul dann das Publikum teilen, um es auf Handzeichen aufeinander zu stürmen zu lassen. Anschließend wurde es mit „No Tomorow“ etwas ruhiger. Dieses Lied bestritt er mit Antonio, und Hilfe ihrer beider Gitarren, zu zweit. Bei „Gateways“ war das Quartett wieder komplett und stimmliche Untersützung kam aus der Leipziger Band „Nil“ dazu.

Bevor es bei „Where The Water Ends“ noch einmal actionreich wurde, weil Paul sich zum Stagediving in die Masse begab, verkündete er, dass ein neues Album geplant sei. Nach einer Stunde wilder Party sollte „Finally Monday!“ den Abschluss bilden. Doch bevor die Instrumente erklingen durften, nahm der junge Sänger nochmal einen Augenblick Zeit, um etwas ernstere Worte an das Publikum zu richten.

Da er im schulischen Umfeld gleich zweimal mit dem Thema Suizid konfrontiert wurde, gab er mit auf den Weg, dass man füreinander da sein solle und es immer eine Lösung gibt. Und dem kann ich nicht viel hinzufügen. Wir leben in einer Zeit und Gesellschaft, wo der Druck von Außen enorm ist. Wo man funktionieren muss und keine Schwäche zeigen darf. Wo Themen wie psychische Probleme immer noch zu wenig Beachtung finden. Schweigt nicht, vertraut euch an! Und wer im Familiären bzw. Freundeskreis keine Anlaufstelle findet, hat noch die Alternative des Sorgentelefons, wo man anrufen kann!

Ein gelungener Abend für alle

Die Jungs haben seit dem ersten und gleichzeitig letzten Auftritt, den ich von ihnen erleben durfte, nichts an Dynamik verloren. Energiegeladen erklingen die Instrumente und kraftvoll der Gesang. Sänger Paul kam mir im Umgang mit dem Publikum sogar souveräner und selbstsicherer vor. Dass beide Seiten, sowohl Publikum als auch Band, den Abend als gelungen wahrnahmen, konnte man nicht nur während, sondern auch am Schluss des Konzertes sehen, als die Jungs sich gegenseitig umarmten.

Neben vielen bekannten Liedern, der aktuellen Platte, gab es auch Stücke, die (mir) neu waren. Und bei „Vanished“ und „Where The Water Ends“ erwies sich das Publikum als relativ textsicher.

Besonders gefiel mir die Interaktion mit dem Publikum und dass man etwas geboten bekam. Für mich sind solche Konzerte, wo man sieht, dass die Künstler auf der Bühne aufgehen und die Zuschauer miteinbeziehen, die Besten.

Dass wir meiner Meinung nach eine neue Ära des Post-Punk schreiben, zeigt sich nicht nur anhand des Publikums, sondern auch am Stil des Leipziger Quartetts. An dieser Stelle wird wohl manch Altgrufti sein geliebtes Schwarz vergebens suchen. Nikita Curtis revolutionieren den Post Punk eben nicht nur inhaltlich, sondern auch ästhetisch und ich persönlich finde es gut. Weiter so Jungs!

 

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Seit über 20 Jahren als Schwarzkittel unterwegs, stets das eigene Ding für sich machend. Mit Hang zu DIY, Trad Goth, Goth Rock, 80er Kram und alten Friedhöfen, wo die Zäune rostig sind und der Efeu sich seinen Weg gesucht hat. 🪦

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Maren
Maren(@milk)
Vor 22 Tagen

Es ist toll, dass Du Nikita Curtis weiterhin begleitest und mit Deinem lebhaften Konzertbericht dafür sorgst, dass auch wir weiterhin an ihrer Entwicklung teilhaben können. Ich habe jetzt gerade noch mal auf Bandcamp ein paar ihrer Songs angehört. Wirklich sehr energiegeladen! Dass da der Funke überspringt, wenn man sie live sieht, glaubt man sofort, und das hast Du ja auch anschaulich beschrieben. Vielen Dank!

Black Alice
Black Alice (@guest_66512)
Vor 22 Tagen

Ich habe mir mal ihre Sachen angehört. Das was sie machen geht durchaus in Richtung Indie und sie dürften nicht nur ihre Fans in der dunkelschwarzen Szene haben, bzw bekommen. Bisher haben sie ja nur eine EP. Mal schauen wie es weiter geht.

Lola
Lola(@lola1997)
Vor 20 Tagen

„So versammelte sich ihnen dann beim Konzert ein Riesen-Publikum vor der Bühne, das vorwiegend aus jungen und alternativen Leuten bestand.“

Hey das klingt ja richtig gut :)
Ich wünsche der Band auf jeden Fall das alles Gute und viele Jahre voller erfolgreicher Konzerte. Verdient hätten sie es.

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