Eine (eigentlich) kurze Meldung für alle, die ein Auge auf das Line-Up des M’era Luna Festival 2019 geworfen haben, aber aus welchen Gründen auch immer nicht dabei sein können. Wie der MDR zum Wave-Gotik-Treffen entwickelt sich der NDR auch zum offiziellen Festival-Berichterstatter und bringt am Wochenende vom 10. bis zum 11. August diverse Live-Streams vom Festival in Hildesheim. Doch beim durchlesen der offiziellen Ankündigungen sind mir viele Dinge aufgefallen, die ich einfach nicht unkommentiert lassen kann. Ist das M’era Luna die Zukunft des Festival-Feeling?
Zuerst die Infos zum Live-Stream:
Geplant sind die Samstags-Auftritte von Stahlmann (13.40), Corvus Corax (15.50), Oomph! (16.55), Mono INC. (18.05), Lacrimosa (19.30), Within Temptation (21.00) und ASP (22.45) zu zeigen. Einige andere Bands sind noch in der Planung, aber zur Zeit gestaltet sich die Lizenzvergabe und Genehmigung des Livestreams einzelner Bands wohl etwas schwierig.
Auch am Sonntag sollen die Auftritte von Diary of Dreams (14.15), Combichrist (15.20), Joachim Witt (16.30), Subway to Sally (17.45) und VNV Nation (20.45) gezeigt werden. Ich nehme an, die Auftritte werde auch noch einige Tage in der Mediathek verfügbar sein, daher bietet es sich für Festival-Besucher auch an, das Handy nicht stundenlang in die Luft zu halten, sondern professionelle Erinnerungen für den heimischen Gebrauch herunterzuladen.
2009 – 2019: Spannend, wie sich das M’era Luna (nicht) verändert hat
2009 war ich das letzte mal auf dem Mera Luna Festival. Stilecht mit Zelt, Campingkocher und Regenponcho. Das M’era Luna ist so ein von diesen Festivals auf der freien Wiese, eben so ein richtiges Festival für junge Menschen ohne Ansprüche an Komfort und mit gesundem Körperbau. Habe ich jedenfalls gedacht.
Es ist erstaunlich, wie sich das Festival in den letzten Jahren verändert hat. Jedenfalls in mancherlei Hinsicht. Was sich jedoch auf den ersten Blick nicht verändert hat, ist das Line-Up des wohl größten Gothic-Festivals in Deutschland. Es spielen gefühlt die gleichen Bands wie 2009 und auch musikalischen Neuentdeckungen beschränken sich auf einige wenige Bands, die jenseits des Horizonts bewegen, den ich im Sonnenuntergang musikalisch bewundere.
Unglaublich aber war. Zelten für Anspruchsvolle mit großen Geldbeutel
Der Gothic-Garden bietet das sorglos Paket für Besucher an, die sich nicht scheuen ein paar Euros mehr zu investieren. Dafür gibt es unter anderem fertig aufgebaute Zelte, befestigte Wege, Duschen und Toiletten, tägliche Müllabfuhr, WLAN und Strom. Das kleine Paket für 319€ pro Person in einem Zelt, für 419€ gibt es gleich ein Zelt mit Holzfußboden und 10qm Platz. Darüber hinaus kann man den Komfort bis auf 449€ aufpumpen, bekommt dafür aber auch Sitzsäcke, Kleideraufbewahrung, Standspiegel, richtige Betten und ein Zelt mit 24qm Grundfläche. Alle Details, der inzwischen ausverkauften Pakete findet ihr auf der Homepage.
Bin ich fassungslos oder erstaunt? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Beeindruckt trifft es wohl am Besten. Doch auch das Rahmenprogramm hat sich weiterentwickelt, teilweise sogar mit sehr interessanten Angeboten.
Workshops: Die M’era Luna Academy
Völlig an mir vorbeigegangen ist die inzwischen zum dritten mal stattfindende „Academy“, in der man angeblich alles lernen kann, was das gruftige Herz begehrt. Es gibt eine ganze Crew eines Friseursalons, das neben Workshops auch gleich die passende Frisur anbietet, man kann Schmuck basteln, sich über Symbolik, Rituale und Mythen der Hexen aufklären lassen oder auch mittelalterliche Tänze erlernen. Wer noch nicht genug hat besucht einen Radioworkshop, Geräuschemacher, MakeUp-Kurse oder auch, wie man die innere Schönheit auf einem Bild festhält.
Ein interessantes Konzept, keine Frage. Doch wo soll das noch alles hinführen? Ist das der totale Ausverkauf „geheimer“ Szene-Inhalten und jahrelang geübten Haar- und MakeUp Skills?
Das Festival glänzt gegenüber anderen Veranstaltungen durch eine ausgezeichnete Internetseite mit wahnsinnig vielen Informationen. Du kannst dir sogar angucken, welche Essenstände ihre Speisen anbieten und was die im Angebot haben! Natürlich gibt es auch eine eigene APP mit allem was dazugehört, einen eigenen Radiosender während des Festivals (95,2 MHz im 10km Umkreis)
Wer jahrelang zum Wave-Gotik-Treffen fährt, kennt das genaue Gegenteil dieser Strategie. Denn in Leipzig muss man sich um die meisten Informationen selbst bemühen. Selbst ist der Goth. Das WGT ist DIY in jeder Lebenslagen. Ist das Konzept des M’era Luna also die Zukunft der gruftigen Festival-Landschaft? Oder ist das der Todesstoß der Kommerzialisierung, die in allen Bereichen des Gothic-Daseins ein Angebot präsentieren will und unseren Underground kalt lächelnd hinrichtet?
Würdet ihr Euch für rund 400€ pro Person in einen Zelt-Palast einquartieren und ist dann das Gefühl, eines von diesen „echten“ Festivals besucht zu haben, noch das Gleiche? Ich bin wirklich neugierig auf Eure Meinung.
FKP Scorpio halt. Deren anderen Festivals sind genauso durchkommerzialisiert:
https://www.fkpscorpio.com/de/festivals/
Ich frage mich, wieso immer noch dahingegangen wird. Jedes Jahr die gleichen Bands. Immer dieselbe Erfahrung. Und schweineteuer. Ich denke, am Ende gehen da keine Szenegänger hin. Sondern eine gehobene Mittelschicht die es sich leisten kann und möchte sich mal an einem Wochenende „anders“ zu fühlen.
Der größte Nachteil eines Zeltes ist für mich immer noch, dass es, abgesehen von der Nässe (und das auch nur für gewisse Zeit), keinen Schutz vor der Umwelt bietet. Es ist weiterhin laut, kalt, warm, hell… Mir fehlen da die Ruhe, die Privatsphäre, die Dusche und die Toilette, die ich nicht mit 2000 anderen Leuten teile. Auch wenn es hier schon die gehobene Klasse ist, ist es immer noch Camping mit den meisten Nachteilen, dies es mir schon immer verleidet haben. Das wäre also nichts für mich.
Die gute Informationspolitik aber ist durchaus etwas, das sich das WGT gern abschauen könnte. Zwar gibt es mittlerweile WGT-Apps (mindestens 2, soweit ich weiß), die aber von externen Entwicklern „gefüttert“ werden müssen, die die Informationen auch erst einmal vom Veranstalter-Team bekommen müssen (was oft nur mit einiger Verspätung zu klappen scheint). Die WGT-Website ist letztlich auch nur was für Leute, die genau wissen, wo sie finden, was sie suchen, weil schon so simple Dinge wie eine Suche fehlen. Allein jedes Jahr die tausenden Fragen zu eigentlich einfach zu kommunizierenden grundlegenden Themen, die in den diversen Szene-Foren und Gruppen bei FB gestellt werden, sollten eigentlich schon ein Grund sein, mal über eine Überarbeitung der Seite nachzudenken. Die Festivalpläne, die man mit dem Bändchen bekommt, sind oft auch nur bedingt hilfreich, vor allem, wenn dann noch Druckfehler enthalten sind oder Bands ausfallen usw.
Meiner Meinung nach ist ein Rundum-Service nicht notwendigerweise negativ für ein Festival. Wenn man das DIY-Festival-Feeling unbedingt braucht, kann man sich ja immer noch darauf beschränken, z.B. nur den gedruckten Festivalplan zu nutzen….
Ich sag’s mal so. Beide Festivals kann man so gar nicht vergleichen. Das Mera ist ein klassisches Festival auf einem ehemaligen Flugplatz und das WGT ist eher ein ein Kulturfestival in der Stadt, wo viele Geschäfte und Institutionen mitmachen. Mera Luna und WGT sprechen erstmal den gemeinen Gothfick Mainstream an, was man an den Bands sieht. Man nimmt bewusst fast immer die gleichen Headliner, um möglichst ein großes Publikum zu ziehen aus der Szene und nichts zu riskieren. Man kann quasi sagen oftmals, die Bands, die in dem Jahr nicht Leipzig waren, sieht man auf dem Mera. Das WGT bietet mittlerweile den Vorteil, dass sich die Subszenen innerhalb / außerhalb des WGT ihre eigenen Veranstaltungen machen. Ich prophezeie mal in wenigen Jahren holt sich nur noch der gemeine Wochenendstinogthfick ne Karte fürs WGT, während beispielsweise die Postpunker sich lediglich eine Gothic Pogo Karte holen. Fazit: Beide Festivals sind für die geneigten Mainstreamstinogothen zugeschnitten, denen es eher um gesehen und gesehen werden geht. Quasi Shoppen, shooten, flanieren. Und wem es nach ein paar Jahren nicht langweilig wird wegen der gefühlt ewig gleichen Bands auf dem Mera, geht halt wieder hin. Dafür bekommt er ein vollständig durchkommerzialisiertes Festival auf dem Mera wie in Teilen auch auf dem WGT, wenn man von gewissen Sachen absieht. Der Trend geht zur Zeit eher dahin weniger wegzugehen, aber dafür auf Festivals richtig aufwendig mit viel Kohle aufzufahren. Wer jedoch lieber noch den Geist der Szene sucht, meidet solche Szenegroßverabstaltungen, und supportet die vielen kleinen Szene DIY Festivals, wo viele musikalische Leckerbissen spielen. Aber für viele ist dies ja nichts noch dem Motto, was der Bauer nicht kennt. Ich würde für solche Großveranstaltungen kein Geld locker machen, wozu auch, man kann sich es im Fernsehen ansehen falls man mag, und dafür lieber kleine DIY Festivals supporten, die viele Leute mit viel Liebe organisieren👍❤️😊
Hurra! Es lebe der Kommerz! Für das Geld nehme ich mir ein Hotel und fahre jeden Tag mit dem Taxi zum Festival-Gelände. Und den Rest versauf ich vor Ort.
Lars Sorry, aber da tust Du dem WGT unrecht. Man kann am WGT sicherlich viel kritisieren. Sehr viel. Aber definitiv NICHT die Musikauswahl. Da gibt es auch innerhalb des offiziellen Programms mittlerweile eine hohe zweistellige Zahl an Bands, die würdest Du aufn Mera oder Amphi nie zu sehen bekommen. Die VA vom WGT haben dahingehend ihre Hausaufgaben schon lange gemacht und holen Bands aus anderen Ländern ran, die man sonst kaum in Deutschland sieht. Da muss man nichtmal auf dritte Veranstaltungen ausweichen. Letztere sind noch ein netter Bonus.
Einige spannende Punkte hier, die angesprochen werden- da klinke ich mich einfach mal ein. Ich war tatsächlich auch überrascht von dem augenscheinlichen Comfort des Gothic Garden. Musste dann aber auch innerlich danach fragen, ob das noch viel mit Festivalfeeling zu tun hat, geschweige denn für das Geld angemessen ist. Ich war bisher nur auf dem WGT und auch das letzte ist bei mir schon 7 Jahre her. Ich kann mittlerweile nicht mehr so viel daraus ziehen, dort hinzugehen. Aber das ist eine andere Thematik. Interessant finde ich den Punkt, doch lieber nach kleinen Festivals zu suchen oder eben die Kultur dahingehend zu bereichern in dem man zu „alltäglichen“ Club- oder Konzertbesuchen geht. Das hat mich zum Nachdenken angeregt und ich finde eben auch, dass man viele echte Grufti-Kultur- Sachen eben eher auf kleinen Veranstaltungen entdecken kann. Ich war beispielsweise letzten Samstag auf der letzten the Cave Party auf Burg Leofels, die nach 25 Jahren jetzt wohl nicht mehr stattfinden wird. Hab dort einige Gründungsmitglieder getroffen, Fotos und Geschichten von der Entstehung gesehen und gehört und dachte mir: „Das ist wirklich mal klasse!“. Ich für meinen Teil finde es schön, wenn Veranstaltungen auch Ecken und Kanten haben und nicht alles a´la Pinterest durchgestylt ist.
Das M’Era Luna hat mich noch nie gereizt. Sowohl vom Konzept (alles auf einem Gelände, man kann nicht mal zwischendurch richtig „abschalten“, bei Regen wird’s ungemütlich) als auch von der Musikauswahl her, letztere ist eintönig und besteht fast nur aus einer Gruppe sich ständig wiederholender Bands, die mir Gothic und Wave nicht mehr viel gemein haben. Da finde ich das WGT wesentlich interessanter, weil dort auch weniger bekannte Acts eine Plattform bekommen, da kann man auch als Alt-Grufti noch gute neue Bands entdecken.
Wie Hagen würde ich das teure Geld für die Zelte sparen und dafür lieber eine richtige Unterkunft buchen und hin- und hergondeln. Ich hab keine Lust auf Schlafen zwischen lauten Feiernden, Gemeinschaftsduschen und Hitze/Kälte im Zelt ausgesetzt sein. Vielleicht bin ich auch zu alt und bequem geworden für sowas, aber ich möchte ein Festival lieber entspannt und ausgeruht genießen, ein richtiges Bett haben, meine Sachen wegschließen können und Lebensmittel kühl lagern können.
Und wieder ein Pro… pro Mera Luna. Seid 200….4 oder so fahre ich da hin. Von großer Runde, bis alleine, alles gehabt. Von großer bis kleiner Ausstattung auch. Vom Wetter her auch alles dabei gewesen. Und ja, man kann besch.. allt und beleuchtet nur schlecht „schlafen“ usw usw. Und ja, ich werde wieder hin fahren. Warum? Wusste ich mal, jetzt nicht mehr. Aber ist mir auch egal. Ein zwei gute Bands zu schauen reicht mir mittlerweile, und wenn’s mir zu bunt wird, haue ich einfach zum Topact am Sonntag Abend… oder davor am Nachmittag schon ab Richtung Heimat. Ein Jahr sind wir schon Samstag Nachmittag gefahren, nach Starkregen und Gewitter. Ich weiß nur eins…. noch bin ich fit genug von Kopf und Körper für so ein Wochenende, und noch würde ich mich ärgern, würde ich Zuhause bleiben. Und noch gebe ich das Geld gerne aus, und gehe die Professionalisierung und Kommerzialisierung mit. 2004 habe ich noch anders empfunden und gedacht wie 2019… da ist viel Luft raus, und ruhige Freiheit dafür drin, vielleicht ist diesmal ja das letzte Mal, vielleicht auch noch lange nicht. Naja, ich könnte ein Wochenende auch schlechter verbringen. Wohin sich die Schichten die da sind, durch Arbeit oder Erbe, gehoben haben, soll mir egal sein. Ist doch schön sich was leisten zu können. Andere Menschen geben anderes Geld für andere Dinge aus. Ich persönlich fühle mich gar nicht so anders, wenn ich zB zu in Extremo Falafel kaue, und mich mit der Falafelbräterin unterhalte, die eigentlich angehende Gerichtsmedizinerin ist. Getränke konsumieren, Essen konsumieren, Musik hören, Leute bekucken, Krams kaufen, labern, tanzen… mache ich sonst auch. Ich denke das machen Menschen seid Jahrtausenden. Warum sollte ich mich da besonders fühlen?
Axel: Schweineteuer ist eigentlich nur das Edel-Zelten, die restlichen Preise sind, soweit ich das von hier aus beurteilen kann, eigentlich üblich für ein Festival dieser Kategorie.
Victor von Void : Das ist genau der Punkt, die Informationen sind vorbildlich aufbereitet und bietet so gut wie auf jede Frage eine Antwort. Davon könnte sich das WGT allerdings ein paar Scheiben abschneiden, allein schon, weil jedes Jahr so viele Falschinformationen und Gerüchte durch das Forum geistern, die die Leute fast schon bekloppt machen.
Lars : Das stimmt natürlich. Ein Vergleich soll hier auch nicht stattfinden, ich finde es nur interessant, wie sich das M’era Luna dahingehend entwickelt hat und in wie weit das vielleicht ein Maßstab ist, an dem sich andere Festivals messen lassen müssen. Ich gebe auch Deinem Idealismus recht, gerade in musikalischer Hinsicht. Hier sollte man sich viel mehr auf DIY-Underground-Festivals beschränken, die wirklich ein viel spannenderes Musik-Programm bieten. Es geht mir auch nicht um den Geist der Szene, sondern vielmehr um die vielen Dinge, die vielleicht auch für kleine DIY-Festival spannend wären, sie für sich zu adaptieren. Oder?
Le_lys_noire : Keine Frage, auch ich bin für den Support kleiner Festivals. Doch wenn ich beispielsweise 200km nach Belgien fahre, um eine solches Festival zu besuchen und im Umkreis noch nicht mal einen Stand mit Essen finde, keine Möglichkeiten sich zu „treffen“ und auch sonst keinen „Komfort“ finde, frage ich mich, wo die Wahrheit liegt. Das GPF ist ein gutes Beispiel dafür, wie man so etwas durchführt. Finde ich jedenfalls. Vielleicht sollte man beides friedlich „Koexistieren“ lassen?
Tanzfledermaus : Ja, genau so fühle ich das auch. Alt und bequem, :) Manchmal sehne ich mich im Stillen nach den Zeiten zurück, in denen ich nur Augen für die Band hat und mir ALLES, aber auch wirklich ALLES andere egal war.
Wiener Blut : So geht es mir mit dem Amphi, da fahre ich auch von Zeit zu Zeit hin, obwohl auch hier viele Punkte massiver persönlicher Kritik ausgesetzt sind. Es ist um die Ecke, man trifft Freunde und Bekannte und kann bei halbwegs gruftiger Hintergrundmusik abhängen. Wenn ich mich aber entscheiden müsste, würde ich ein kleines Festival mit ähnlicher Erreichbarkeit vorziehen, wie zum Beispiel den New Waves Day in Oberhausen.
Wiener Blut Warum dann aber nicht zu einem kleinen Festival wie das Owls n Bats? Oder wenn es etwas größer sein soll, dann zumindest das NCN wo neben den üblichen Headlinern aber zumindest noch 2-3 nette Bands jedes Jahr dabei sind? Kann man mit dieser Mainstream-Szene-Musik echt Spaß haben? Ich weiß ja, dass ich in ner sehr eigenen Filterblase zuhause bin wenn es um Szenemusik geht. Deswegen frage ich ja, aus ehrlicher Neugier.
Wir kamen heute Nacht gerade vom diesjährigen Mera und ich war recht zufrieden. Aber naja im Behindertencamping hat man schon etwas mehr Vorteile…auch wenn es dieses Jahr NUR 1 Rollstuhldusche gab..letztes Jahr gar keine…ich konnte somit duschen.
Man mag das Mera Luna für sehr kommerziell halten…aber gerade dieser Kommerz denke ich ermöglicht es Rollstuhlfahrern und anderen Behinderten ein einigermaßen bequemes Festival.
Es spielt zwar vielleicht nicht die super geheime Band…dafür ist es Teilhabe am schwarzen Leben.
Mera Luna, bin fast 10 Jahre dabei aber 2019 wird mir in Erinnerung bleiben.
10 min nicht auf Gepäck aufgepasst und schon weg. Klar , man kann sagen selber schuld aber
bin trotzdem gefrustet. Leider ist mir jetzt bewusst das auch in der Schwarzen Szene schwarze Schafe gibt .Ich mag Camping aber der Kampf um einen Zeltplatz auf Mera Luna wird immer schlimmer, wen man erst am Freitag kommt. Ich habe das Gefühl mit dem Kommerz werden die Leute immer mehr ego.
Vielleicht war das mein letztes Mera Luna , und suche mir lieber kleiner Festivals aus.
Alsuna : Sehr interessanter Punkt. DAS gibt es tatsächlich auf keinem der anderen schwarzen Festivals, soweit ich weiß, zumal das auf „kleinen“ Underground-Festivals auch schwer möglich sein dürfte. Der Punkt der „schwarzen Teilhabe für alle“ geht dabei ganz klar an Dich. Darüber habe ich mir noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Wie sind da Deine Erfahrungen? Ist das tatsächlich die absolute Ausnahme, was auf dem Mera Luna geboten wird, oder findest du das auch in anderer Form auf Konzerten oder anderen Festivals?
Gepäck weg : Das ist tragisch und extrem ärgerlich. Ich frage mich immer, wer denn sowas macht? Getragene Klamotten und Accessoires einer fremden Person, in einer Größe, die mir womöglich überhaupt nicht passt und in einem Style, den ich vielleicht gar nicht mag. Aber solche Idioten verkaufen den Kram dann auch noch unverblümt bei Ebay. Wie meinst du das mit der Zeltplatz Situation? Ist zuwenig Platz? Machen die Leute keinen Platz?
Robert: Einige Leute sind schon Freitagmorgens schon auf dem Mera Luna Gelände und halten
da schon große Flächen frei, für ihre Kumpels. Das wäre auch nicht so schlimm wen das nicht so
ausarten würde. Freitagmittag ist da alles schon voll mit Leuten, die sagen hier nicht da kommen noch welche. Oder 4 Pavillons nebeneinander werden für nur 6 Leute aufgestellt und Platz verschwendet. Natürlich wird das Gelände auch nicht größer, aber noch mehr Karten werden verkauft.
Nächstes Jahr versuche ich es mit mal Kleinere Festivals, das war mir zu viel Stress und Ärger.
Gepäck weg : Das klingt nach Urlaub am Pool. Am frühen Morgen schnell das Handtuch ausrollen und die besten Badeliegen reservieren. Das ist wirklich doof, was du da beschreibst. Ich kann verstehen, dass das einem die Freude schon ein wenig trüben kann. Wird Zeit für Claims. Also feste Flächen, damit alle Besucher etwas von ihrem Zeltplatz haben. Ein bisschen traurig macht mich das schon, weil ich doch immer die „Szene“ wegen ihrer Höflichkeit und Rücksichtnahme geschätzt habe. Offensichtlich gibt es doch zu viele weiße Schafe ;)
Ich fahre seit 10 Jahren zum M´era Luna und muss sagen, es hat sich vieles zum Negativen verändert. Zeltplatz: wie schon beschrieben, kein Platz, egal wann man anreist. Katastrophe. Dieses Jahr mussten Gäste ihre Zelte sogar direkt vor den Dixies aufstellen, wie ekelhaft ist das bitte? Hat von Veranstalterseite aber niemanden interessiert, obwohl ansonsten die Reglementierung krass war. Abzocke vom Feinsten, die Preise steigen jährlich – für alles. Parkplatzsituation seit dem „neuen“ Logistikzentrum auch nicht gut, vor allem weil tausende Autos auf dem Feld parken müssen der nicht mit Kennzeichen wie Nummern oder Ziffern versehen ist und man so nachts im Dunkeln sein Auto suchen darf. Die erste Reihe Mainstage bedeutet Boxen und Kameras direkt vor der Nase und ein Orchestergraben von ettlichen Metern. So wird einem ein Konzerterlebnis auch versaut, für den Livestream von NDR darf die zahlende Kundschaft, die das Festival eigentlich finanziert, gern mal zurückstecken und sieht eigentlich weniger als der Daheimgebliebene vor dem Fernseher. Autogrammstunden sind so hermetisch abgeriegelt dass man nicht einmal einen Blick auf seine Lieblingsband erhaschen kann. Wo vorher ein Biertisch und ein Pavillonzelt war herrschen nun Fort-Knox ähnliche Zustände. Warum???? Nicht jeder möchte sich anstellen und eine Signatur, verzückt zu schauen reichte mir zumindest immer, das wird mir verwehrt. Der Samstag war so anstrengend und frustrierend für uns dass wir ernsthaft mit dem M´era Luna abschließen wollten.
Der Sonntag allerdings war sehr schön und auch der Tatsache geschuldet dass man nach 10 Jahren Hildesheim-Erfahrung auch auf andere Parkplätze zurückgreifen konnte, und zwar inoffizielle. Und dass man sich das Wochenende nicht komplett versauen lassen wollte und das Beste draus machte. VNV Nation FOS zu erleben von einem einigermaßen versöhnlichen Platz aus hat mich alle Strapazen vergessen lassen. Die Kraft der Musik ist einfach magisch und das war auch immer der Grund warum ich jährlich die 400 km hin-und 400 km wieder zurück auf mich nahm. Ich konnte und kann immer lang davon zehren. Zelten kommt für uns nicht mehr in Frage, das haben wir uns 2 x gegeben und dann nie wieder. Unnötig zu erwähnen, dass Hotels und Ferienwohnungen auch jährlich teurer werden. Unser Fazit dieses Jahr fällt leider nicht so gut aus, aber Mono Inc., VNV Nation, Joachim Witt, ASP und viele andere Auftritte haben uns begeistert und entschädigt. Schade ist, dass Geld halt wirklich überall die Welt regiert und darunter die Fans erheblich leiden. Von uns leben die Bands, CD-Verkäufe sind hinfällig. Wenn keine Konzertkarten mehr verkauft werden dann war es das.
Axel: Warum nicht zum OWLs n Bats… ;) Da waren wir 2018 und 19… und natürlich ist es wunderbar gemütlich. Leider sind wir diesmal schon Recht früh wieder auf dem Rückweg gewesen, auf den Regen auf Dauer hatten wir keinen Bock. Auch das Autumn Moon in Hameln haben wir 2017″mitgenommen“, und waren sehr zufrieden. … Aber zurück zum Mera Luna. Was hat mir am besten gefallen…. natürlich die Gespräche, eines davon über zwei Stunden, die sehr erfrischend, nichts… oder so gut wie nichts… mit der (Sub)kultur zu tun hatten. Ermöglicht hat das Ganze aber der Rahmen drum herum, ein einfacher Stammtisch hätte ja keine 25000 auf „einen Haufen“ gelockt. Das Interessanteste ist, das man Menschen aus dem Nachbarort trifft, die man 2 Stunden entfernt in Hildesheim trifft, aber sonst immer irgendwie „verpasst hat“. Ist schon eine interessante Welt.
Wiener Blut : Diesem Phänomen erliegen wir auch ständig. Das erste mal war es auf dem WGT, wo wir Leute aus unserer Stadt trafen (650km von zu Hause entfernt) und uns darüber lustig gemacht haben, warum man denn sich nicht öfter sieht. Aber lokale Nähe ist eben kein Indiz für häufigeres Treffen, denn das nächste mal trafen wir sie wieder auf dem WGT, 1 Jahr später.
Ich war jetzt zum vierten Mal mit unserer Festivalgruppe auf dem Mera Luna. Wir kommen alle nicht aus der Generation, die „die guten alten 80er und 90er“ miterlebt hat. Einige von uns hören sehr gerne Mittelalter-Rock, andere wiederum Darkrock wie Unzucht oder ASP, während ich mich von Post Punk über Industrial Rock bis hin zu EBM zuhause fühle. Also für meine Gruppe und mich eigentlich das perfekte Festival. – denkt man.
Bei einigen Bands kann man wirklich die Uhr danach stellen, in welchem Jahr sie wiederkommen und nach vier Jahren Mera Luna habe ich auch gefühlt alles gesehen, was es zu sehen gibt bzw was mich interessiert hat. Den anderen geht es ebenso. Das Feeling war dieses Jahr für uns alle mehr als merkwürdig, woran das liegt, lässt sich kaum sagen. Aber wir überlegen auch momentan ernsthaft, ob wir uns das überhaupt noch geben wollen, zumal die Ticketpreise schon wieder angezogen wurden. Das ist irgendwann einfach eine Frage des Geldes. Momentan sieht es so aus, dass wir nächstes Jahr aufs Summerbreeze fahren. Da kosten die Tickets zwar auch 130€, aber das ist absolut okay für ein fast doppelt so großes Festival und unsere Industrial Meta- bzw Mittelalter-Lieblinge kriegen wir dort auch geboten. Schön für uns, schade aber für den Niedergang dieses noch 2016 so schönen Festivals….
ich wollte nur noch mal sagen, schmunzelnd, ich verstehe nicht, warum amphi und mera luna für „dem Gothic zugeneigten“ interessant sein sollten. :D Schon allein die Liste der Bands verlangt mir nur eines ab, ungläubiges Kopfschütteln. :D
Rubin_Hunter : Das wäre ja fast tragisch, wenn das Mera Luna ein Opfer seines Musikprogramms werden würde. Mich wundert es sowieso, dass im Laufe der Jahre immer noch die gleichen Bands die Fans immer wieder aufs neue begeistern. Ist das musikalische Szeneleben so dürftig? Wir wissen alle, dass es nicht so ist, doch mir scheint es, als würde es an „Gothic Superstars“ mangeln, die neugeboren das Feld von hinten aufrollen.
Nossi : Die Frage lautet doch, mit welchen Bands würdest du sonst mehr als 20.000 Fans auf ein Flugplatz-Festival locken? Welches Line-Up hätte genug Anziehungskraft das Festival zu füllen und gleichzeitig „Gothic“ besser zu repräsentieren?
Hm, dann muss ich schmunzelnd zurückfragen warum es überhaupt einen M`era Luna Beitrag gibt :-) wenn es doch so gar nix mit Gothic/Grufti zu tun hat?
Egal, ich sehe, mein Beitrag wurde so ziemlich als einziger nicht kommentiert. Schade, anscheinend werden doch Unterschiede bei den Blogbesuchern gemacht und ich bin einfach nicht „schwarz“ genug und kann somit ignoriert werden. Dann brauche ich auch nicht mehr herzukommen.
Steffi : Den gibt es wegen der im Artikel erwähnten Verbesserungen beim Zelten, der Vielfalt der Veranstaltung und allgemein wegen der Entwicklung des Festivals.
Ich kann Dir ebenfalls versichern, dass Du nicht „ignoriert“ wurdest. Du beschreibst sehr ausführlich Deine Festival-Erfahrung, wofür ich sehr dankbar bin. Leider ist mir zu Deinem Erfahrungsbericht auf den ersten Gedanken nichts eingefallen, was ich sehr bedauere. Das hat nichts damit zu tun, dass Unterschiede gemacht werden, du weniger „schwarz“ bist oder sonstwie unerwünscht bist, sondern lediglich mit einer temporären Überforderung des Blogbetreibers, der gerne jedes Kommentar beantworten würde, es aber manchmal einfach nicht hinbekommt. Dafür bitte ich um Entschuldigung. Hat mir Dir persönlich rein gar nichts zu tun.
Vielleicht kommentierst du mal, wie das Mera Luna sich für Dich verändern müsste, damit es langjährige Besucher wie Dich nicht verliert? Ist das Mera Luna zu voll geworden? War die „Abzocke“ im Vergleich zu früher weniger schlimm? Was kostet nun Geld oder ist teurer geworden?
Robert – eine schwierige Frage von dir. Soweit mir bekannt, rühmen sich weder meraluna noch amphi damit, spezielle Gothic-Feste zu sein, falls ich mich irre, möge man mir nachsehen, dass ich mich nicht für Veranstaltungen interessiere, die sich auf Musikrichtungen spezialisieren, welche ich in höchstem Maße abstoßend finde. Ich lese und höre an allen Ecken und Kanten, fasst alle mir persönlich bekannten Personen, finden die Bandauswahl bei beiden Festen, beschissen schlecht. Ich möchte dem hinzufügen, nicht JEDER Gothic mag elektro/ebm/ndh und chart-meddäl / rock. Wenn ich bedenke, wie erfolgreich die FIELDS Konzertreihen verlaufen, oder wie erfolgreich diverse neuere Darkwave und PostPunk Bands in letzter Zeit waren, glaube ich auch nicht, das Gothic als Musikform unbeliebt geworden ist. Ich vermute es sind eher die Veranstalter, die sich nicht mehr für Gothic als Musikrichtung erwärmen können bzw ignorieren. Es ist in den letzten Jahren der Eindruck entstanden, Gothic bestünde nur noch aus ndh, elektro/ebm und chart-rock/meddäl. Die meisten jüngeren wissen ja nicht einmal, das es Gothicmusik gibt!!!! Ein so großes Fest wie das meraluna, kann eigentlich die ganze Schwarze Szene prägen, beeinflussen, inspirieren. Es ist einfach schade, Gothicmusi und artverwandtes zu ignorieren. So lange Gothic als Musikform die vorletzte Geige spielt, sehe ich keinen Grund, auch nur ein gutes Wort über besagte Feste zu erbringen. Das Gegenteil ist und bleibt der Fall.