Neue Party in der KuFa Krefeld: Kultur in Schwarz

Krefeld im November 2012. In Nordrhein-Westfalen ist die Dichte von musikalischen Veranstaltungen die mehr zu bieten haben als schwarzen Mainstream recht dürftig. Schwarzkultur nennt sich eine neue Veranstaltung, die genau diesen Anspruch erhebt. Ob sie dem gerecht wird, hat Gastautor Izzie Adams am eigenen Leib erfahren. Er warf einen Blick hinter die Ankündigung „The Sound of the Underground“ und war überrascht. 

Die Kulturfabrik (KuFa) in Krefeld ist den Meisten vermutlich eher aufgrund der dort häufig stattfindenden Konzerte verschiedenster Coleur ein Begriff. Neben diesen finden auch regelmäßig diverse Parties und Veranstaltungen statt, die sich bisher jedoch zumeist eher dem breiten Publikum des Mainstream gewidmet haben. Vor wenigen Monaten aber machte man einen Schritt auf die schwarze Szene zu – mit der SchwarzKultur, einem Event mit dem erklärten Ziel „etwas mehr als nur Party“ sein zu wollen, das zum Ende jedes Monats stattfindet. Gelockt wird die geneigte schwarze Seele mit Versprechungen eines „Anlaufpunkts für die schwarze Szene“ deren Gast-DJs „nicht nur auf eine musikalische Stilrichtung festgelegt“ seien. Aha?

Solcherlei Verheißungen erlangen zugegebener Maßen schnell meine Aufmerksamkeit, nicht zuletzt weil mein Musikgeschmack innerhalb der Szene recht breitgefächert ist. Frühere Erfahrungen haben jedoch leider oftmals gezeigt, dass kaum eine Party Versprechen dieser Art auch halten kann. Neben diesen schlechten Erfahrungen befürchtete ich außerdem, dass es sich hierbei lediglich um eine kleine Versammlung vereinzelter Grufties der näheren Umgebung handeln würde.

Dennoch entschied ich mich letzten Endes, alle Zweifel und Vorurteile über Bord zu werfen und dem Event eine Chance zu geben – und wurde positiv überrascht, als ich schließlich das Gelände der Kulturfabrik erreichte und Schwierigkeiten hatte, einen Parkplatz zu finden. Die SchwarzKultur hat sich offensichtlich bereits zu einem Geheimtipp entwickelt, der  sogar Besucher aus Köln anreisen lässt. Das Publikum gestaltete sich dabei als ein Mix aus allen erdenklichen Sparten der schwarzen Szene, der sich durch eine relativ unerwartete und ungewohnte Herzlichkeit auszeichnete, wie man sie leider auf vielen schwarzen Parties nicht mehr all zu häufig erlebt (Knicklichter wurden im übrigen zu meiner Erleichterung keine gesichtet ;P ).

Die Location selbst schien zuweilen beinahe ein wenig aus den Nähten zu platzen, besonders wenn ein Großteil der Besucher auf die Tanzfläche strömte. Eine bequeme Ausweichmöglichkeit bot hier zum einen die erhöhte Sitzecke mit diversen Tischen, die Bar oder die übrigen Sitzgelegenheiten im vorderen Bereich. Dem abwechslungsreichen Publikum entsprechend gestaltete sich auch die Musikauswahl der beiden DJs Tom Noir und Thespis, denen es wunderbar gelang, alle Geschmäcker zu bedienen, ohne dabei eine Seite zu sehr zu bevorzugen. Wenn man, wie ich, unter akutem Bewegungsdrang leidet, sobald man sich einmal herausgeputzt hat und in einem Club auf ein bekanntes Lied zum tanzen wartet,  wird man meine Euphorie an diesem Abend nachvollziehen können. Aber auch für die Gemütlicheren unter den Gästen dürfte es kaum langweilig gewesen sein.

Bevor ich schließlich aufbrach, wechselte ich auch noch ein paar Worte mit dem Veranstalter, der mich und meine charmante Begleitung bereits über die nächste SchwarzKultur im Folgemonat informierte und uns einlud, wieder vorbei zu schauen. „Es wird dann definitiv weniger Industrial und mehr Batcave laufen.“, versprach er uns mit einem Zwinkern.

Diese vielversprechende Behauptung musste ich natürlich persönlich überprüfen und zog einen Monat später erneut aus, um die Kulturfabrik auf die Probe zu stellen – nicht zuletzt aber auch, da eine für meinen Geschmack so außerordentlich gute Schwarz-Party für gewöhnlich mit einer Autofahrt von mindestens einer Stunde verbunden und Krefeld im Gegensatz dazu wunderbar bequem zu erreichen ist.

Auch der zweite Besuch wusste mich erneut zu begeistern. An jenem Abend fiel die Musikauswahl weniger in den Elektro-und Industrialbereich und orientierte sich mehr an gern gehörten Stücken, die man sonst nicht unbedingt in Clubs aufgetischt bekommt. Musikwünsche wurden auch an diesem Abend von den DJs Tom Noir und Kämpfer angenommen, sodass eine ausgewogene Mischung wieder für reichlich Bewegungsdrang sorgte – bis zum Morgengrauen (wehe dem, der mir in diesem Zusammenhang eine Glitzervampir-Anekdote unterjubeln will!).

Während die Angestellten der KuFa Krefeld bereits mit einpacken und aufräumen beschäftigt waren, unterhielten wir uns noch gemütlich mit den beiden DJs und dem Veranstalter, bevor wir uns verabschiedeten. „Eben hat sich einer bei mir beschwert, weil ich heute weniger Industrial aufgelegt habe.„, erzählt DJ Tom ein wenig säuerlich, „Nur, weil wir nicht das Selbe spielen, was in jedem anderen Club läuft.“ Ärgern muss er sich meiner Meinung nach über die Kritik nicht, der Abend war wieder einmal gelungen und durchaus abwechslungsreich.

Alles in allem hat die SchwarzKultur bei mir einen sehr guten Eindruck hinterlassen, nicht zuletzt dank der sehr freundschaftlichen und angenehmen Atmosphäre. Ein dritter Besuch ist daher von meiner Seite garantiert. Wer also eine schwarze Veranstaltung mit ausgewogener Musik und Abwechslung von der oftmals recht distanzierten Besucherschar anderer Clubs sucht, dem sei die SchwarzKultur wärmstens ans Herz gelegt. Terminiert war der dunkle Abend bisher an jedem letzten Freitag des Monats, wobei sich dies voraussichtlich auf den letzten Samstag des Monats verschieben wird – hierzu gibt es aber noch keine offiziellen Angaben.

Schwarzkultur Krefeld KUFA

Weitere Informationen findet ihr unter www.facebook.de/kufakrefeld oder www.kulturfabrik-krefeld.de

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Death Disco
Death Disco (@guest_31251)
Vor 11 Jahre

Mag sein, dass ich mich irre, aber der Bericht klingt so, als sei gerade eine neue Lokation für die Schwarze Szene entdeckt worden. Ich kenne den derzeitigen Altersdurchschnitt dort nicht. Dennoch finde ich es erstaunlich, wie schnell solche Kultstätten in Vergessenheit geraten.

Die KuFa Krefeld war vor 20 Jahren noch eine Art Hochburg für Dark-Electro- und Electro-Industrial-Musik. Die Größen, die dort spielten, sollten jeden Old-School-Electro-Freak aufhorchen lassen: Dive, Plastic Noise Experience, yelworC, amGod, Numb, Placebo Effect, Putrefy Factor 7, Pierrepoint usw. Vergessen wurde offensichtlich auch die „Night of Darkness“-Festivalreihe, damals so bedeutend wie heute ein „M’era Luna“.

Kurzum: Die KuFa Krefeld war einer DER Anlaufpunkte der Schwarzen Szene der 90er. ;-)

Izzie Adams
Izzie Adams (@guest_31254)
Vor 11 Jahre

Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich vor 20 Jahren noch nicht mal die Grundschule besucht, geschweige denn die Kulturfabrik für irgendwelche Parties aufgesucht habe ;p
Zu Ohren gekommen sind mir vormalige Events dieser Art durchaus, allerdings kann ich mir keinerlei Urteil dazu erlauben, da ich diese Zeit wie gesagt nicht selber miterlebt habe ;0)

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31255)
Vor 11 Jahre

Da gebe ich Izzie total recht ;-) Außerdem finde ich es total genial, dass es derzeit so viele kleine Veranstaltungen überall in der Republik verstreut gibt. Und ich finde es gerade gut, dass es keine großen Veranstaltungen sind, die großartig umworben werden wie z.B. das Super Schwarze Mannheim mit Batcave-Floor. Das reizt mich auch nicht. Ich mag lieber kleinere, familiäre Partys so wie Izzie es beschreibt (auch wenn die Location dann doch zu bersten droht ;-) ) – so wie die Zornbeatz in Stuttgart, wo Wave, Punk und Indie gemeinsam gespielt werden. Dort kommt auch ein relativ bunt gemischtes Publikum zustande und gewiss nicht die Szene, über die wir immer zu meckern pflegen. Den typischen X-Tra-X-Goth findet man dort eher nicht, obwohl ich es immer wieder (teilweise sogar mit Erfolg) versuche, so manchen Zeitgenossen zu „traditionellen“ Klängen zu bekehren. Letztlich ist für mich aber die gesunde Mischung der Musik für mich auch wichtig. Ich persönlich finde Oldschool-Sparten-Partys auch sehr sinnvoll und toll, aber ich hätte nichts dagegen, zwischen Bauhaus, Stürmen und den Sisters mal ASP oder dergleichen zu hören. Gut, letztlich muss sich der DJ nach der Mehrheit der (zahlenden) Besucher richten, man kann ja auch vieles falsch machen, legt man das eine auf, flieht die eine Hälfte, legt man das andere auf, flieht die andere Hälfte. Man kann es niemandem so richtig recht machen. Ein Blocksystem wäre bei so etwas sinnvoll, dass sich die einen Hörer eine Raucherpause gönnen können (hihi, wasn toller Reim), während die anderen die Tanzfläche zum Gräber schaufeln nutzen. Ich kann mich da eigentlich nur raushalten, denn ich fühle mich in allen möglichen Bereichen zu Hause ;-) Was ich jedenfalls sehr wichtig finde: Solche Veranstaltungen müssen bleiben, egal ob einmal im Monat oder im Vierteljahr, denn die Leute sollen daran erinnert werden, woher die ganze schwarze Mukke ursprünglich mal kam und damit die älteren, größtenteils verschwundenen Semester nicht das Gefühl haben, schon ins Seniorenheim abwandern zu müssen ;-) Jippie, solche Artikel wie den heutigen machen echt ein tolles Gefühl!

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31256)
Vor 11 Jahre

P.S.: Und ich kann kein Deutsch :-) Wer den Fehler findet, bekommt ’nen Keks ;-)

mela
mela (@guest_31260)
Vor 11 Jahre

Ich bedauere gerade, dass Krefeld für mich mit einer dreistündigen Fahrt einfach zu weit entfernt ist.
Dennoch ist es schön zu lesen, dass es solche Parties noch gibt – und vor allem auch ein Publikum, das sie gezielt sucht und auch besucht. War ja schon einmal kurz davor, der schwarzen Szene den Rücken zu kehren, als ein Vechtaer Mode-Gruftie mir erzählen wollte, dass irgendsoein Aggrotech-Geschrabbel doch ein Klassiker der schwarzen Szene sei. Auf ein erschrockenes „Und was ist mit den Sisters?“ meinerseits bekam ich große fragende Kuhaugen als Antwort. Gruselig.

Ich persönlich finde nicht, dass jeder Schwarzkittel auch die Wurzeln der Szene fröhnen muss – doch ein wenig Kenntnis darüber ist doch wünschenswert. Vielleicht gäbe es dann auch mehr ausgewogenere Parties, auf denen neben den neuesten „experimentellen Geräusch-Ketten“ [Industrial] auch mal ältere Stücke der 80er und 90er gespielt werden. Ich habe nämlich leider auch oft das Gefühl, dass sich die Liebhaber letzterer selber gerne ausgrenzen und „ihre Musik“ dem jungen Knicklichtchen nicht zugänglich machen mögen. Zumindest ich finde es als altersbedingter „Nicht-Zeitzeuge“ sehr schwer, wirklich durchzudringen. Und halte mich an die mir bekannten Interpreten, ständig auf der Suche nach neuen Perlen der Vergangenheit und Gegenwart.

@Ian: wenn ich zwei Fehler finde…bekomme ich dann zwei Kekse? :D

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31264)
Vor 11 Jahre

mela: Pro Fehler einen :-)

Axel
Axel (@guest_31270)
Vor 11 Jahre

Ich habe nämlich leider auch oft das Gefühl, dass sich die Liebhaber letzterer selber gerne ausgrenzen und “ihre Musik” dem jungen Knicklichtchen nicht zugänglich machen mögen. Zumindest ich finde es als altersbedingter “Nicht-Zeitzeuge” sehr schwer, wirklich durchzudringen.

Mit diesen zwei Sätzen hast Du das Problem der Sub-Kultur perfekt zusammengefasst. Das hast Du ÜBERALL. Sei es bei Gothics, Metallerbn, Hip Hoppern, Technoiden, usw. Wann immer eine Band aus den eigenen Szenegrenzen ausbricht und von mehr Menschen gehört wird, fängt der große Shitstorm an. „Auverkauf!“, „Kommerz!“ tönt es dann durch die virtuellen Datenbahnen. Denn Anhänger eine Sub-Kultur haben ein ganz großes Problem: sie haben etwas für sich entdeckt und wollen es vereinnahmen. Das ist dann „unsere Musik“ und das darf dann niemand anderes hören. Eben ein absolut menschliches Problem: Elitebildung.

Ich finde das einfach egoistisch. Denn als Musiker möchte man ja, das meine Musik soviele Menschen wie möglich hören. Vielleicht möchte man ja auch eines Tages von Leben? Bei den Metallern ist das noch eher möglich (die kaufen wirklich noch CDs und dort werden beispielsweise digitale Veröffentlichungen extrem kritisch beäugt). Aber Gothics z.B. geben lieber ihr Geld für sündhaft teure Klamotten aus, gehen dann in die Disco wo es dann „ihre Musik“ kostenlos gibt. Zumindest verdient der Musiker nix daran. Und so kommt dann das Eine zum Anderen. Szenemusiker versuchen aus den Grenzen der Szene auszubrechen und wiederrum andere Menschen zu erreichen, während sich dann die elitäre Spitze eine Subkultur empört wie er Musiker denn tatsächlich Musik für „die da“ spielen kann.

Das ist wirklich seit anbeginn der Subkulturen so. Nicht nur auf Gothics trifft das zu, sondern auf alle Subkulturen. Da schwingt die Angst mit etwas zu teilen was man „für sich erobert“ hat. Das gibt es so extrem aber nur hier in West/Mittel-Europa und in den USA. Bands in anderen Ländern werden dahingehend keine Vorwürfe gemacht, beispielsweise Closterkeller in Polen. Die treten dort im TV auf und alles, sind da auch sehr erfolgreich. Und dort ist es so, dass sich die Szene drüber freut das „ihre“ Band so erfolgreich ist. Ähnlich ist es auch in skandinavischen Ländern. Muss wohl ein Mentalitätsproblem sein…

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_31273)
Vor 11 Jahre

ja aber das „Elitäre“ Spitzchen macht die Subkultur halt aus, was wäre die Szene den wenn es nicht diese Egozentriker gebe die den Karren am laufen halten? Subkultur muss sich abgrenzen sonst ist sie keine und verschwindet. Mir fällt halt auf, dass in Folge der Vermassung das Styling gerade der „Jungs“ völlig zurückgeht. Da lacht das Gruftiherz doch wenn man mal hier und da einen alten Szeneveteranen im feinem Zwirn und mit bizarrer Haartracht sieht. Das kann auch ruhig mal edel und teuer sein.

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31275)
Vor 11 Jahre

Kara: Sind WIR hier in diesem Forum Egozentriker? Ich denke erst mal nicht. Und zur Szene gehören wir hier dennoch, egal ob Cyber, Postpunk oder Metalhead.

Axel
Axel (@guest_31276)
Vor 11 Jahre

Wenn ich mir die Betreiber von Netlabels, Webzines, Indielabels, usw.; Veranstalter von alternativen WGT-Veranstaltungen anschaue – dann sehe ich dort nicht diese feingeschminkten Elite-Grufti-Gedöhns. Und ihr wärt überrascht wie so mancher Musiker im Alltag rumläuft. ^^

Im Gegenteil: die, die so elitär tun, machen den ganzen tag nix anderes als zu meckern. Den Karren schieben andere voran.

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_31277)
Vor 11 Jahre

@ian hier weiß ich nicht so, da kenne ich euch zu wenig. und klar ich mag die selbstverliebten edelgrufties, das elitäre, unnahbare, mystische machte doch immer den reiz der szene aus.. immer?? oder sagen wir früher. ich muß dazusagen das ich mich in meinen postings auf die gruftieszene beziehe, die anderen strömungen kann ich nicht so beurteilen.

 Axel ein veranstalter hat meistens nicht die zeit sich immer zurecht zu machen, dazu musst du die leute privat erleben, außerdem muss ein veranstalter nicht zwingend ein gothic sein.
die elitären altgothen auf die du so schimpfst (warum auch immer) sind das treuste publikum , dass sind jene die auch in gefährlichen zeiten immer dabei waren. ich sehe in ihnen das salz der szene, die die unsere kultur optisch und kulturell geprägt haben. viele gaben oder geben sich in den rollen vergangener zeiten, mystische. historische spitznamen meistens noch mit einem adelstitel verbunden, dazu die garderobe und der gewisse standesdünkel. ich finde das herrlich. ich mag keine schwarze contessa sehen die mit einer bierbulle party macht und sich volksnah gibt.

mela
mela (@guest_31278)
Vor 11 Jahre

die elitären altgothen auf die du so schimpfst (warum auch immer) sind das treuste publikum

Wäre dies so, warum hat sich dann die Szene so derart ins elektronische gewandelt?
Wieso gibt es schwarze Fratzengeballer-Parties wie Sand am Meer und solch Veranstaltungen wie die im Beitrag beschriebenen eben nicht? Das Publikum ist der entscheidende Faktor – denn das Publikum als breite ANWESENDE Masse entscheidet letzten Ende, welche Musik gespielt wird, ob eine Party am Leben erhalten bleiben kann. Ganz offensichtlich sind die „elitären Altgoten“ also eben nicht das treueste Publikum.

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_31279)
Vor 11 Jahre

ja und nein. man sollte sich vor augen führen dass die alte szene nie groß war. eine großstadt wie chemnitz hatte gerade mal 20-30 leute, nicht mehr zu vergleichen mit diesen massen heute. durch diese electrowelle wurde die alte szene ja selbst aus den clubs gedrückt. man trifft sich nur noch privat, auf dem wgt oder den wenigen elektrofreien spezialpartys oder konzerten.
ich spreche hier von der alten ostszene, wie das woanders ist kann ich nicht einschätzen. aber es ist auffällich das zu bestimmten veranstaltungen immer die gleichen alten kämpen auftauchen ^^

Axel
Axel (@guest_31280)
Vor 11 Jahre

Ist auch meine Beobachtung. Nicht umsonst haben sich altbewährte Bands aus der deutschen Szene immer mehr ins Ausland verabschiedet, beispielsweise Haggard oder Lacrimosa die ihren Hauptmarkt mittlerweile in Südamerika oder Osteuropa haben.

Ich schimpfe NICHT auf Altgothen. Ich schimpfe aber auf das elitäre Gehabe, dieses „Szenenazitum“ weil es Stillstand bedeutet. Die Leute die den ganzen Tag meckern sollen doch selber aktiv werden. Mir muss natürlich nicht alles gefallen was in den letzten Jahren so dazu gekommen ist. Tut es ganz und garnicht. Aber trotzdem sollte man offen sein für neue Einflüsse. Wenn ihr wüsstet wie viel melancholische Musik derzeit unter Singer/Songwritern gemacht wird, die aber mit der Szene nichts zu tun haben. Da gibt es beispielsweise so viel zu entdecken – wirkliche Emotionen in der Musik. Doch die elitären Gruftis interessieren sich eben mehr fürs Äußere Erscheinungsbild eines Musikers, nicht für den Inhalt einer Musik.

Und Mela hat Recht: würden diese elitären Menschen so treu auf Konzerte usw. gehen, würden hier in Deutschland auch viel mehr Bands spielen die diesen alten Stil pflegen. Dann wäre die dt. Konzertclubkultur innerhalb der szene nicht in so einer tiefen Krise! Diese Bands gibt es nämlich – im Ausland, z.B. in Osteuropa. Dort gehen die Leute aber auch noch zu Konzerte statt daheim zu bleiben oder in die Disco zu trotten und sich bei Absinth und Wein die Kante zu geben.

mela
mela (@guest_31281)
Vor 11 Jahre

Und bei den anderen Veranstaltungen tauchen die anderen gleichen Gesichter auf ;)
Fahre ich zwischen Bremen und Bochum zu einer der populären Parties, dann sehe ich da auch immer das gleiche Publikum.
Gleiches Spiel war im Raum Hannover – immer die gleichen Gesichter.

Was mir einfach unklar ist, warum die „Urgesteine“ augenscheinlich keinen Handschlag machen, um die Szene von damals, der sie ja ach so gerne nachtrauert, einer neuen Generation rekursive dem Nachwuchs zu zutragen? Sich zurück ziehen und in Melancholie zu schwelgen ist doch arg stagnativ. Zumal doch in vielen jungen Schwarzvölklern mit Sicherheit der Impuls von damals liegt. Anders könnte ich es mir nicht erklären, warum jemand U20 sich lieber zu den Klängen von damals wiegt als zu den Industrial-„Melodien“ zu stampfen.

Axel
Axel (@guest_31282)
Vor 11 Jahre

@Kara: aber gerade hier in Mittelsachsen ist ja noch verhältnismäßig viel geboten: B-Plan in Chemnitz, Blaue Stunde in Leipzig, Schattentanz in Leipzig, Die Nacht der blauen Blume in Nürnberg ist auch nicht sooo weit weg. Es gibt noch verhältnismäßig kleinere Konzerte wenn man richtig sucht, usw. Gerade Leipzig hat da noch viel zu bieten was Konzerttechnisches betrifft.

Man muss eben auch mal die „Glubschen off“ machen. ;-)

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_31283)
Vor 11 Jahre

da hast du recht aber wie willst das anstellen?
mir scheint der „nachwuchs“ völlig desintressiert. ich sehe das in den clubs wenn „oldschool“ runden laufen die kiddis regelrecht die flucht ergreifen , den raum sogar verlassen.
dieses party, party und die „alten“ funktioniert nicht. leid tun können einen nur die paar echten unter den kids..die haben es bestimmt nicht leicht..aber damals war es auch nicht schön, die echten grufties waren doch immer in der minderheit. ansonsten finde ich die alte szene noch recht aktiv nur halt in den clubs nicht..weil es eben nicht funktioniert.

Axel
Axel (@guest_31284)
Vor 11 Jahre

@Mela: Du sagst es! SELBER AKTIV WERDEN!

Macht Eure eigenen Fanzines, sucht selbstständig nach guter Musik (das Internet ist voll von geilen Bands!), macht diese publik! Wenn ihr kreativ seid: macht selber Musik! Aktiv sein lautet die Devise. Aber einfach nur zu sagen „gibt ja nix und mimimimi“ ist einfach konsumistisch. Jeder wartet darauf bis jemand was macht. Aber so funktioniert keine lebendige Sub-Kultur! Diese hat schon immer dann funktioniert wenn die Menschen alle ihren Teil aktiv beigetragen haben.

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_31285)
Vor 11 Jahre

 Axel ich weiss nicht was du hast, auf konzerten sehe ich doch nur alte..die kids! fröhnen keiner konzertkultur.. und bitte noch was muß man für alles jenes den „nazi“ rausholen? … mit verlaub das ist dämlich

bplan usw: ich habe ja von spezialveranstaltungen und konzerten gesprochen..ich kann mich über kulturmangel nicht beklagen..nur kiddis sind da keine

Axel
Axel (@guest_31286)
Vor 11 Jahre

@Kara: ich würde nicht sagen, dass der „Nachwuchs“ desinteressiert ist. Die Szene ist halt einfach vom Kapital und Kommerz zerfressen, das ist alles. Da kann ja nix bei rauskommen wenn die nur das kennen was Medien wie Zillo und Orkus mit ihren Partnern diktieren. Es hat denen ja niemand gezeigt, wie man Bands im Netz ausfindig machen – sich selber auf die Suche nach schöner Musik machen kann. Das ging früher, als in Media Markt & Co. noch extrem große CD-Regale standen durchaus noch einfacher. Ich weiß noch wie ich dort 4,5 Stunden und mehr verbracht habe um mich dort durch die CDs zu hören. :D
Heute gibt es das Internet. Es gibt aber SO VIELE Bands, und eben auch viel Müll, dass sic hdie Meisten garnicht getrauen richtig einzutauchen.

Da ist ein strukturelles Problem da. Denn es gibt kaum Struktur in der undergroundszene. Jeder macht so für sich seins, schottet sich am liebsen noch ab – ja, da kann ja nix werden.

Axel
Axel (@guest_31287)
Vor 11 Jahre

Ich habe die Nazikeule diesmal nicht rausgeholt. Es gibt nämlich nicht wenige „elitäre Altgoths“ die sich voller Stolz als „Szenenazi“ auf Facebook & Co. outen. Das ist für mich ne Entwicklung, da bekomme ich echt Brechreiz von!

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_31288)
Vor 11 Jahre

seh ich halt anders.
die sind wirklich anders..das ist ne andere szene. man kann nur hoffen das dieser boom abschwillt und der kern wieder sichtbar wird

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_31289)
Vor 11 Jahre

du schriebst „dieses “Szenenazitum“

mela
mela (@guest_31290)
Vor 11 Jahre

mir scheint der “nachwuchs” völlig desintressiert.

Jain. Mir erscheint eher, dass sie auch einfach nur nicht wissen, wie sie etwas ändern können. Oder einfach nicht genau wissen, was ihnen nicht gefällt an der momentanen Clubsituation. Ich höre hier in meiner Region immer und immer wieder die gleiche Leier: „Die Parties sind immer dasselbe. Immer die gleichen Lieder, immer die gleichen Leute SCHNARCH!“. Und was ist die Lösung? Beim nächsten mal wieder hinfahren und meckern. Klasse Plan!

Ich habe mich neulich erst mit einer Freundin, die geschlagene elf Jahre jünger ist als ich, darüber unterhalten, dass sie die schwarze Szene vor Ort nicht befriedige. Es fehle ihr etwas. Es ist momentan nicht das, was sie braucht und suche. Ich habe sie mitgenommen zu einer Verantaltung mit Schwerpunkt Dark Wave – und sie war hellauf begeistert. Genau so etwas hatte sie gesucht. Die „Kids“ (vermutlich zähle ich aus Sicht vieler auch noch dazu, eben weil mein Geburtsjahr gegen mich spricht) sind nicht desinterssiert. Sie brauchen nur hin und wieder mal einen Schubs in die richtige Richtung oder einfach nur einen Punkt, wo sie ansetzen können. Und da finde ich, könnten ja auch jene aktiv werden, die eben nur meckern. Statt die „Kiddies“ einfach nur abzuwerten, bringt niemandem etwas. Und sei es nur z.B. ein Netblog, auf dem man Dampf ablässt, seinen Unmut wirklich Worten verleiht und somit vielleicht Brotkrumen streut.

Axel
Axel (@guest_31291)
Vor 11 Jahre

Bei mir ist es ebenfalls so. Als ich letzte Woche über die Facebookseite zum Snowflakes-Sampler auf die Blaue Stunde verwiesen hatte, hat eine junge Frau auf gefällt mir geklickt. Habe sie einfach mal daraufhin angesprochen. Sie ist auch noch nicht so lange in der Szene und fande es toll, dass es solche Veranstaltungen gibt. Habe sie da am Samstag rotzfrech mitgenommen und sie fande es toll.

Überhaupt habe ich schon einiges an Feedback durch zu Snowflakes bekommen, obwohl der noch garnicht veröffentlicht ist. Aber ich poste ja jeden tag bandvorstellungen. Und besodners junge Leute finden das total faszinierend was es noch so alles an Bands gibt. Das freut mich richtig. Und das bestätigt mich darin, wenn ich sage: werdet aktiv und seid nicht abweisend!

Death Disco
Death Disco (@guest_31292)
Vor 11 Jahre

Zumal doch in vielen jungen Schwarzvölklern mit Sicherheit der Impuls von damals liegt. Anders könnte ich es mir nicht erklären, warum jemand U20 sich lieber zu den Klängen von damals wiegt als zu den Industrial-”Melodien” zu stampfen.

In sich ein Widerspruch. Es gibt auch Industrial-Klänge von damals. Industrial ist älter als die gesamte Grufti-Szene. Und wie man dazu „stampft“, würde mich brennend interessieren.

Das Gerede um elektronische und elektro-akustische Spielarten geht mir so langsam auf den Zwirn, ganz ehrlich. Die Grufti-Szene favorisierte schon immer beide Seiten, sowohl Gitarre als auch Synthie. Ist das so schwer zu begeifen, dass Altgoten neben Goth Rock auch Synthwave-Mucke und Industrial hörten? Welcher langjährige Gote hat denn bitteschön nicht irgendeine experimentelle Elektronik-Platte daheimstehen? Alte Current 93? Ritual-Mucke? Oder die Premature-Ejaculation-Werke von Rozz Williams? Industrial wurde bei den Gruftis gehört wie Ska-Musik bei den Punks.

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_31294)
Vor 11 Jahre

@death disco. genau so ist es

mela
mela (@guest_31297)
Vor 11 Jahre

Industrial ist älter als die gesamte Grufti-Szene. Und wie man dazu “stampft”, würde mich brennend interessieren.

Ich lade dich herzlich ins X (Herford) ein. Da werden im Atomix Geräusch-Ketten dem Publikum präsentiert, die wirklich hart an der Schmerzensgrenze gehen. Und dazu stampfen noch immer irgendwelche Leutchen. Ich bezeichne es als Stampfen, da die Bewegungen weder fließend noch zusammen hängend sind.

Death Disco
Death Disco (@guest_31299)
Vor 11 Jahre

Eine Playlist würde schon ausreichen. Aber ich fand unterdessen das hier:

Hyper-Voltaire Noise-Industrial…? Klingt nach viel, vor allem viel heißer Luft. Wenn man dann die restlichen Namen in der Ankündigung liest (Hard-EBM, Cyber-Electro
& Phuture-Pop
) bin ich mir fast schon sicher, dass das einfach nur Dance Music mit Tekkno-Beat und Übersteuerung ist. Wo „Industrial“ draufsteht, muss noch lange kein Industrial drin sein. Und die Veranstaltung sieht mir ganz danach aus.

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31300)
Vor 11 Jahre

Ich glaube, ich muss Death Disco auch zustimmen.
Elektronik war immer schon dabei. Ich sage nur „Alien Sex Fiend“. Industrie-Geräusche hatten auch Bauhaus und die Einstürzenden Neubauten sowieso.

Regt euch nicht auf, wir werden uns in diesen musikspezifischen Diskussionen immer und immer im Kreis drehen.
Aber das ist normal, auch Tage wiederholen sich und Jahre ebenfalls ;-) So gesehen sind unsere Musik-Diskussionen ein weiteres gruftiges Beispiel für die Vergänglichkeit des Lebens :-)

Marcus
Marcus (@guest_31301)
Vor 11 Jahre

Das Publikum ist der entscheidende Faktor — denn das Publikum als breite ANWESENDE Masse entscheidet letzten Ende, welche Musik gespielt wird, ob eine Party am Leben erhalten bleiben kann. Ganz offensichtlich sind die “elitären Altgoten” also eben nicht das treueste Publikum.

Natürlich hast Du Recht, dass die breite Masse für die gespielte Musik entscheidend ist. Es gab früher aber keine große Szene. So gesehen gehen die älteren Semester in der Masse unter – sofern sie eben nicht bereits das Handtuch geworfen haben. Im Übrigen richtet ein rein wirtschaftlich denkender Veranstalter seine Partys auch nach dem Konsumverhalten der Gäste aus. Gruftis, denen ein oder zwei Getränke als Durstlöscher genügen, sind da nun nicht unbedingt die willkommensten Besucher.

Wenn ihr wüsstet wie viel melancholische Musik derzeit unter Singer/Songwritern gemacht wird, die aber mit der Szene nichts zu tun haben. Da gibt es beispielsweise so viel zu entdecken — wirkliche Emotionen in der Musik. Doch die elitären Gruftis interessieren sich eben mehr fürs Äußere Erscheinungsbild eines Musikers, nicht für den Inhalt einer Musik.

Ist das so? Reden wir nun von den alten Gruftis, die Sisters Of Mercy, Joy Division und The Mission hören? Wenn es hier nach Äußerlichkeiten ginge, müssten deren Platten wohl aus den Plattenschränken verschwinden. Ich kann jetzt auch nicht bestätigen, dass in den Kreisen der Älteren keine andere Musik gehört wird. Man bezeichnet diese allerdings nicht als Gothic, weil dies einfach das falsche Etikett wäre.

würden diese elitären Menschen so treu auf Konzerte usw. gehen, würden hier in Deutschland auch viel mehr Bands spielen die diesen alten Stil pflegen. Dann wäre die dt. Konzertclubkultur innerhalb der szene nicht in so einer tiefen Krise!

Sollte es diese Krise geben, würde ich dies nicht auf das Desinteresse der Menschen zurückführen. Konzertbesuche kosten Geld. Früher deutlich weniger als heute. Allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass potentielle Konzertbesucher heutzutage auch mehr Geld zur Verfügung haben.

Es hat denen ja niemand gezeigt, wie man Bands im Netz ausfindig machen — sich selber auf die Suche nach schöner Musik machen kann. Das ging früher, als in Media Markt & Co. noch extrem große CD-Regale standen durchaus noch einfacher. Ich weiß noch wie ich dort 4,5 Stunden und mehr verbracht habe um mich dort durch die CDs zu hören. :D

Sollte man den jüngeren Menschen nicht etwas mehr zutrauen? Benötigen diese denn wirklich eine Anleitung zum Finden „schöner“ Musik?

Heute gibt es das Internet. Es gibt aber SO VIELE Bands, und eben auch viel Müll, dass sic hdie Meisten garnicht getrauen richtig einzutauchen.

Vor dem Internetzeitalter gab es auch viel Müll. Leider konnte man diesen Müll nicht gemütlich in der heimischen Wohnung aussortieren. Somit sollte man das Internet durchaus als willkommene Errungenschaft betrachten.

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31302)
Vor 11 Jahre

Wo seht ihr eine Krise in der Szene? Die Szene war noch nie so vielfältig wie heute! Jeder findet seinen persönlichen schwarzen Platz.

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_31303)
Vor 11 Jahre

ob es eine Krise ist kann ich nicht sagen, aber es schmeckt einem nicht, wenn die „Neuen“ unter unserem Etikett laufen. Es ist vielleicht so eine Art „Fremdschämen“. Wenn ich diese schwarzen Partypeople und auch dieses Unterschichtengedöns auf den Privatsendern sehe, rollen sich mir die Fussnägel hoch aus Angst mit denen verglichen zu werden und genau das passiert ja. Man höre einfach auf die Mediestimmen und Aussagen von Normalos in seinem Umfeld. „Ihr seit ja gar nicht so schlimm“ „Ihr hab geile Weiber und geile Mucke“ „Zum WGT komme ich auch mal das ist voll Party“.
das bizarre, gruslige und schrille was die Masse immer abgeschreckt hat ist völlig verwässert, man hat uns gern, man darf mitmachen. Da sehnt man sich schon nach so nem richtigem elitären, arroganten Darklord der im Sarg pennt und die Bude voller okkulter Dinge hat.

Natürlich ist das nicht der Untergang, es wird Nieschen geben und vielleicht wächst auch irgendwo was brauchbares nach. Über die Konzertkultur kann ich mich nicht beschweren. Die Hallen sind voll, was fehlt ist halt der Nachwuchs.

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31305)
Vor 11 Jahre

Vielleicht ist aber nicht unsere Szene verwässert sondern die Welt so unangenehm und grässlich geworden, dass die sog. „Normalos“ uns langsam aber sicher unterwandern. Das, was man im Unterschichtenfernsehen sieht, war ja auch niemals schwarz, die Szene hat den Käse damals für sich vereinnahmt und mittlerweile gefällt mir der Sound auch wesentlich besser als der von früher. Zu den Cybern: Lange schon keine mehr gesehen. Zur Musik: Höre ich nicht, ich bleib zu Hause und geh wenn, dann einmal im Monat fort. Wenn ich jedes Wochenende in diesen typischen Mainstream-Gothic-Schuppen säße, wäre ich sicher schon längst nicht mehr dabei, denn meine Vorstellung von Gothic ist das definitiv nicht. Was der Gothic-Szene heute definitiv fehlt, ist diese gewisse staubige Friedhofs-Atmosphäre von früher.

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31306)
Vor 11 Jahre

Im Übrigen: Deutschrock wie Onkelz oder Freiwild auf schwarzen Partys hat m.E. noch weniger mit schwarzer Mukke zu tun als Kirmestechno. DAS ist für mich eine viel größere Gefahr, aber darüber regt sich leider auch kein Schwanz auf.

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_31307)
Vor 11 Jahre

ach mich regt das auch auf… das ist die proletisierung der szene.

mela
mela (@guest_31308)
Vor 11 Jahre

Hyper-Voltaire Noise-Industrial…? Klingt nach viel, vor allem viel heißer Luft. Wenn man dann die restlichen Namen in der Ankündigung liest (Hard-EBM, Cyber-Electro
& Phuture-Pop) bin ich mir fast schon sicher, dass das einfach nur Dance Music mit Tekkno-Beat und Übersteuerung ist. Wo “Industrial” draufsteht, muss noch lange kein Industrial drin sein.

Ich persönlich bin nicht so spitzfindig, was Musiksparten anlangt. Wenn ich von Industrial spreche, dann meine ich eben diese „heiße Luft“, die einem hier geboten wird. Synthie- oder Future-Pop höre ich auch sehr gerne und kann auch dazu feiern. Wenn ich laufen gehe, dann gerne mit Hocico auf dem Player. Gerne elektronische Musik habe ich wirklich nichts.

Ich hätte niemals aber eine Band benennen können, denn ganz ehrlich: ich kenne keine, die in der genannten Location gespielt wird. Ist nun einmal nicht meine Welt – aber genau die ist es, zu der zumindest hier ein Großteil des Nachwuchses feiern geht. Und genau die ist es, an der nicht nur ich anecke.

Death Disco
Death Disco (@guest_31309)
Vor 11 Jahre

Das ist zum Beispiel etwas, das mich annervt. Man versucht erst gar nicht herauszufinden, was es mit Industrial auf sich hat. Im Schuppen macht’s halt Schrumm-Bumm, die Leute feiern dazu ab. Das Zeug schimpfen die „Industrial“ und wenn es keiner ist, ist’s mir auch egal. Bei so viel Gleichgültigkeit ist’s kein Wunder, dass die alten Säcke kaum positiv in die Zukunft schauen.

Ich mag im Übrigen keinen Future Pop und auch kein Hocico. Gerade Hocico waren eine der Bands, die diese Bumm-Bumm-isierung vorantrieben. Ich kann daher den Jungspunden nur schwer folgen. Auf der einen Seite wird diese Entwicklung in Richtung Techno/Trance stark kritisiert und über die Cyber-Männchen geschimpft, und im nächsten Moment springen sie selbst dazu auf der Tanzfläche herum.

mela
mela (@guest_31310)
Vor 11 Jahre

Man versucht erst gar nicht herauszufinden, was es mit Industrial auf sich hat. Im Schuppen macht’s halt Schrumm-Bumm, die Leute feiern dazu ab. Das Zeug schimpfen die “Industrial” und wenn es keiner ist, ist’s mir auch egal.

Nicht jeder teilt die Affinität, sich bis zuletzt mit Musik auseinander zu setzen, so wie du es wohl tust. Was ich auch gut finde – jeder hat so sein Steckenpferdchen. ;)
Du kennst jeden Winkel der Musikwelt und kannst historische Zusmmenhänge zwischen den Sparten herstellen und erkennen. Das finde ich toll, zumal du ja dein Wissen auch in deinen Posts teilst.
Ich frag mich aber einfach auch nur, warum jemand sich mit allen Facetten und Winkeln einer Thematik (in meinem Fall ist das u.a. Industrial) auskennen sollte, die einen nicht anspricht?

Death Disco
Death Disco (@guest_31312)
Vor 11 Jahre

Woher sollen sie wissen, was sie anspricht, wenn sie’s gar nicht kennen und beurteilen können? In den meisten Clubs läuft definitiv kein Industrial.

Musikalisches Hintergrundwissen ist für mich eine Grundvoraussetzung. Man muss nicht alles bis ins kleinste Detail studieren, das verlangt gar keiner. Aber die Unterschiede zwischen bspw. Industrial und diesem Club-Techno-Gedönse sollten einfach erkannt werden und im Szenewissen verankert sein.

Ist doch kein Wunder, dass alles vor die Hunde geht, wenn die Leute nicht einmal mehr wissen, was sie überhaupt für Musik konsumieren. Wenn wir von Industrial reden, meinen die Kids Techno. Wenn wir von Goth reden, meinen die Kids Schlager und Heavy Metal. Sowas kann sich auf Dauer nur nachteilig auswirken.

In diesem Zusammenhang ist auch KBN’s Beitrag #33 bestens nachzuvollziehen.

mela
mela (@guest_31313)
Vor 11 Jahre

Woher sollen sie wissen, was sie anspricht, wenn sie’s gar nicht kennen und beurteilen können?

Ganz genau.
Deswegen finde ich es ja so schade, dass es in der Breite eben nur solche Parties (zumindest hier in der Umgebung) wie die im X gibt. Da wird einem teilweise Musik präsentiert, die einem nicht gefällt und es wird gemeckert (aus Sicht der „Jungspunde“). Die „Altgoten“ wiederum meckern, weil es doch gar nicht ihre Szene ist, die da präsentiert wird, obwohl es doch dick auf dem Flyer steht.
Letzten Endes wird also jede Menge gemeckert und es werden Szenen gemischt, die im Grunde vielleicht überhaupt nichts gemein haben.

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31314)
Vor 11 Jahre

Und am Ende wird immer gemeckert, und was lernen wir daraus? Dass die Welt wegen so etwas doch nicht untergegangen ist :-)

robertianjim
robertianjim (@guest_31327)
Vor 11 Jahre

Musikalisches Hintergrundwissen ist für mich eine Grundvoraussetzung. Man muss nicht alles bis ins kleinste Detail studieren, das verlangt gar keiner. Aber die Unterschiede zwischen bspw. Industrial und diesem Club-Techno-Gedönse sollten einfach erkannt werden und im Szenewissen verankert sein.

Ist doch kein Wunder, dass alles vor die Hunde geht, wenn die Leute nicht einmal mehr wissen, was sie überhaupt für Musik konsumieren. Wenn wir von Industrial reden, meinen die Kids Techno. Wenn wir von Goth reden, meinen die Kids Schlager und Heavy Metal. Sowas kann sich auf Dauer nur nachteilig auswirken.

Und wieder ist man bei der Genre- bzw. Musikstilbezeichnungsdiskussion ;)
Ich würde es vielleicht nicht so hart ausdrücken, aber recht hast du (wie immer).
Und genau diese Begriffsunklarheiten führen m.M.n. nicht nur zu den Problemen, die ihr hier beschreibt, sondern auch zu großer Desorientierung und Unsicherheit (Bei Publikum und Veranstalter). Wie soll man denn Veranstaltungen noch bewerben, wenn weder Musikstile noch Badnamen irgendjemandem irgendetwas und wenn doch, dann nicht das Gemeinte sagen?

Zum Thema problematischer jugendlicher Umgang mit Musik empfehle ich im Übrigen folgendes Büchlein: Musik=Müll (Platzgumer & Neidhart 2012)
Sehr unterhaltsam und es zeigt wunderschön, wie egal Musik ist. Vielleicht messen wir dem Ganzen einfach zuviel Bedeutung bei. Es gibt ja auch viele andere Dinge, in die man seine Zeit investieren könnte und es werden immer mehr. Da ist es aus Sicht der Jüngeren durchaus nachvollziehbar da eher wenig (gar nicht?) in die Tiefe zu gehen…Es geht ja heute um…ähm…den Moment oder so…

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31368)
Vor 11 Jahre

Ich bin froh, einen DJ zu kennen, der nur das auflegt, was er selbst gerne hört. Wunschlisten sind natürlich da, und jeder kann etwas aufschreiben aber letztlich entscheidet dieser DJ dann, was ihm davon selbst gefällt und was er spielen will. Wenn es nach so manchem ginge, ui, da sähe die Playlist schlimm aus. Hier ein Beispiel seiner Playlists:
https://www.facebook.com/notes/getanzte-lebenszeit/playlist-getanzte-lebenszeit-rhein-schwarz-21072012/426951730707379
Mir gefällt’s so :-)

Axel
Axel (@guest_31371)
Vor 11 Jahre

Ich war mal bein einem Gothic-Webradio und ich habe das selber mitbekommen, wie extrem es ist wenn man etwas spielt was nicht der allgemeine Hörerstamm kennt. Da kamen aber regelmäßig Shitstorms warum ich kein Blutengel, Funkervogt, Umbra et Imago und ähnliche gespielt habe. Schließlich seien das doch alles echte Gothicbands und man hätte doch ein Anrecht darauf, das zu hören.

Würde mich nicht wundern, wenn das in vielen Discos ähnlich ist.

Axel
Axel (@guest_31372)
Vor 11 Jahre

Ich habe bei besagten Radiosender bspw. mal eine Specialsendung über japanische Rock, Metal und Visual Kei Musik gemacht. Die Admins des Radiosenders fanden das extrem cool. Aber die Hörer waren richtig agressiv drauf gewesen.

Bei den 4 oder 5 Sendungen, die ich dort gemacht hatte, ist mir richtg bewusst geworden, wie intolerant ein Teil der Szene eigentlich ist.

robertianjim
robertianjim (@guest_31373)
Vor 11 Jahre

Musikalische Neuentdeckungen und Stiltreue sind nur noch in Nischenveranstaltungen zu finden, das regelmäßige Programm mancher Veranstaltungen ist ein wirrer Mix aus Stilen, die nichts mehr mit dem zu tun haben, was ich mir darunter vorstelle.

Vielleicht sind aber auch die Ansprüche geschrumpft. Der klassische Besucher geht doch heute in eine Discothek um seine 4-5 Lieblingslieder zu hören, darauf zu tanzen und den Rest des Abends die gespielte Musik abzulehnen oder gelangweilt zu ertragen.

Dieses Wirre und Unübersichtliche liegt vielleicht auch an der (nicht zuletzt durch das Netz) stark gestiegenen Menge an verfügbarer Musik. Manchmal frag ich mich zwar wirklich was sich DJs so denken. Metalgitarren (die auch in vielen „Mittelalter“-Songs drinstecken)passen m.M.n. einfach nicht auf einen Wave-Floor. Aber auf der anderen Seite muss man als DJ schon irgendwie das Publikum ansprechen, das da ist. Nur mit Stiltreue kommt man da nicht weiter, jedenfalls wenn es eine dezidierte Tanzveranstaltung ist. Und wenn dann eben auf Wave Partys schlecht geschminkte Rüschen und Nieten-Applikationenträger dominieren, die sich permanent ASP, Subway To Sally und Schandmaul (sorry Klischee, aber so sehe ich das oft ;) )wünschen ist das problematisch für die Leute am Mischpult.

Mir ist aufgefallen, dass heute mehr Leute zum DJ-Pult wandern um mit ihren Musikwünschen zu nerven als zu fragen, wie das soeben gespielte Lied denn hieß, weil man es nicht kannte und gut fand.

Haha, das kenne ich, dafür ist es umso schöner, wenn pro Abend doch mal einer kommt, der fragt. Ist aber natürlich auch ein wenig der Technik geschuldet. Gibt ja diverse Musikerkennungs-Apps auf zeitgemäßen Handys (auch wenn die Datenbanken in einigen Bereichen recht löchrig sind…

@Ian Luther: das von dir Beschriebene ist natürlich der Optimalfall – sehr schicke Playlist im Übrigen.
Aber Orientierung braucht man ja auch nicht, wenn man in die Stamm-Location oder zum Stamm DJ geht. Mir fällt diese Desorientierung immer wieder auf, wenn ich mal neue Partys ausprobiere, sei es selbst als DJ oder als Besucher in anderen Städten/Regionen/Clubs…Da können sich hinter gleichen Begriffen schonmal komplett verschiedene musikalische Ausrichtungen verstecken. Deshalb arbeiten ja heute auch viele mit Playlists, die nachträglich und als Orientierungshilfe für die nächste Party ins Netz gestellt werden. Hat natürlich auch wieder ein wenig was von Entzauberung, denn Lesen von Listen unterscheidet sich doch deutlich vom Eindruck vor Ort…

 Axel: Shitstorm würde ich es nicht nennen. Meiner Erfahrung nach sind es, zumindest auf den Partys wo ich gelegentlich Musik mische, Einzelfälle. Aber diese Einzelpersonen können mit einer penetrant hervorgebrachten Meinung wie du sie beschreibst schon mal KURZ die Laune vermiesen. Da muss man dann halt stark sein ;)
Webradio ist aber natürlich auch ne andere Nummer, die Beschwerdehürden sind im Netz bekanntlich ja recht niedrig…zum DJ trauen sich ja sowieso (gottseidank) nur die wenigsten

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31377)
Vor 11 Jahre

„Bei den 4 oder 5 Sendungen, die ich dort gemacht hatte, ist mir richtg bewusst geworden, wie intolerant ein Teil der Szene eigentlich ist.“ Ein Teil? Ich bin es gewohnt, dass jeder gegen jeden ist :-) Das macht die Szene als Szene (leider) aus. Das kann dir schon so gut wie jeder Musiker der Szene sagen. In der Biographie des Grafen schreibt dieser, ASP habe sich über ihn Lustig gemacht, „dass dieser gar kein echter Gruftie sei“, da er in schwarzen „Stino-Klamotten“ zum Veranstaltungsort gekommen sei und sich erst dort seinen berühmten Gehrock übergezogen hat. Den Graf hat das nur gewundert, denn er meint, ein Theaterschauspieler, der den Mephisto spielt, würde ja auch kaum bereits fertig kostümiert zum Theater gehen. Geht mir ähnlich.
Nur: Weder der Graf noch ASP waren je „Grufties“, der eine war Hobbymusiker, der andere kommt aus der Metal-Ecke. Und ich trage einfach nur schwarz, fühle es und höre die Musik, weil es mir gefällt ;-)

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31378)
Vor 11 Jahre

http://www.youtube.com/watch?v=Bm2_q8IiavM Das hier trifft doch den Nagel auf den Kopf, wie „die Szene“ als Ganzes denkt. Elitäres Machtgehabe und „alle gegen alle“.

Heiko Peters
Heiko Peters (@guest_59702)
Vor 3 Jahre

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