Das Gothic Pogo Festival, das sich 2000 aus einer spontanen Idee heraus entwickelte, ist zu einer traditionellen Erweiterung des alljährlichen Wave-Gotik-Treffens herangewachsen und hat sich mit seinem DIY-Charakter längst einen festen Platz in der Herzen der Szene-Gänger erarbeitet. Nachdem es bis 2014 in der Damenhandschuhfabrik stattgefunden hatte, ist man zum 10. Jubiläum ins Werk 2 umgezogen, dass an deutlich zentralerer Stelle liegt und mit der berühmten Grufti-Tram Linie 11 bestens zu erreichen ist. Im Laufe seiner mittlerweile 17 jährigen Geschichte hat es einige Höhen und Tiefen erlebt, wurde vorübergehend für tot erklärt um sich dann, allen Widerständen zum Trotz, aus der eigenen Asche zu erheben. Wir wollten wissen, was hinter dem alternativen Festival steckt und konnten Maria und Daniel die Zeit abringen, sich im Vorbereitungsstress ihrer eigenen Veranstaltung ein paar Fragen stellen, die mir unter den Nägeln brannten.
Maria und Daniel sind beide irgendwo um die 30 und als Promoter* der Gothic Pogo Party tätig. Maria ist bereits seit 2005 dabei und wird seit 2011 von Daniel unterstützt. Beide sind gelernte und leidenschaftliche Event-Manager* und während Maria ihr ehemaliges Hobby zum Beruf gemacht hat, ist Daniel hauptberuflich in der Kommunikationsbranche unterwegs. Beide sind ein Teil des Teams, das hinter dem Festival steckt und das sich ehrenamtlich nicht nur um das Festival bemüht, sondern auch um zahlreiche andere kulturelle und subkulturelle Projekte in Leipzig. Wenn man so möchte, ist aus einem Freundeskreis und der spontanen Idee eine Party zu organisieren, Subkultur in Reinform geworden.
Spontis: Was waren die Gründe, das Gothic Pogo Festival 2000 ins Leben zu rufen?
Wir glauben, es wurde nicht absichtlich ins Leben gerufen, zumindest war dies nichts Geplantes oder Organisiertes. Es entstand eher spontan als Teil des Wave-Gotik-Treffens und spaltete sich in den Folgejahren ab. Die Veranstaltung agierte autark und wurde von Anfang an von der „Batcave“ Szene für die „Batcave“ Szene gestaltet. Später bekam es den Namen „Gothic Pogo Pfingst Party“, damals noch in der Tangofabrik und der in Nähe gelegenen G16, in dem wir die Konzerte veranstalteten. Zum Gothic Pogo Festival wurde es erst 2006, zu meiner Ära sozusagen. Wir führten einfach nur eine Tradition fort, mit den gleichen Grundsätzen – von der Szene für die Szene.
Das Festival findet während des Wave-Gotik-Treffens ins Leipzig statt, gleichzeitig mit unzähligen anderen Parties, Veranstaltungen und Bands. Braucht Leipzig zu Pfingsten ein GPF?
Wir achten alle Veranstaltungen, die es zu Pfingsten gibt und kooperieren, wo immer es uns möglich ist. Es ist auch schön, diese Vielfalt zu haben und sehen darin auch keinerlei Konkurrenz. Unser Anspruch ist, authentisch zu sein und wir berücksichtigen die Räume anderer, genau so, wie wir im Gegenzug Rücksicht auf unseren Raum erwarten. Jede Veranstaltung hat ihren eigenen Charakter. Ob wir „gebraucht werden“ muss jede*r für sich beantworten. Für uns ist das Festival ein Familientreffen und die Möglichkeit, großartige neue Acts, Urgesteine der Szene, Veranstalter*innen und Crews aus aller Welt zusammenzuführen. Und wir sind jedes Mal überglücklich, wenn unsere Intentionen fruchten und Newcomer*innen zum Beispiel angenommen und vermehrt gebucht werden. Ich glaube, es ist sondern vielmehr eine Bereicherung für diejenigen, die es annehmen und sich daran erfreuen.
Wie seht ihr Eure Position zum WGT? Seht ihr Euch als Protest-Veranstaltung, als Konkurrenz, Bereicherung oder Erweiterung?
Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass uns diese Frage sehr oft gestellt wird, berechtigter Weise. Daher ist es auch wichtig, dass wir unsere Meinung und Positionierung ganz klar kommunizieren, um Missverständnisse zu meiden. Wir sehen uns ganz klar als Erweiterung und in einer Koexistenz. Uns ist natürlich bewusst, dass es ohne die gegebenen Umstände auch kein Gothic Pogo Festival in der jetzt existierenden Form gäbe. Auf der anderen Seite haben wir uns nach so vielen Jahren unsere Berechtigung verdient und gehören genauso zu den Leipziger Pfingsttagen, wie auch zum Beispiel die „Glitter + Trauma“ oder „Minimalkompromiss“. Darüber hinaus veranstalten wir auch über das Jahr einige Parties, sind seit 2012 mit einem Demowagen bei der „Global Space Odyssee“ dabei (hier handelt es sich um eine Demo, bei der es um die Erhaltung (sub-) kultureller Freiräume geht), unterstützen viele Projekte (wie beispielsweise den Roten Stern Leipzig oder den Emanzipatorischen Block) und sammeln Spendengelder für vielfältige sozialpolitische Zwecke. Wir tragen also auch unabhängig davon viel zum Leipziger Kulturgeschehen bei. Unsere Base sozusagen.
Ihr habt ein feines Gespür für vielversprechende Acts der Szene, wie sucht ihr neue Bands aus?
Nach Gefühl und Geschmack! Wir hören tatsächlich alle Bandanfragen durch, auch wenn wir es aus Zeitgründen nicht immer schaffen, allen zu antworten. Das zum Einen. Zum Anderen über Empfehlungen, Recherchen und einfach, in dem wir aktiv bleiben, reisen, viel auflegen, socializen und so weiter. Die finale Auswahl treffen wir beide gemeinsam. Die Entscheidungen fallen uns oftmals schwer, denn es gibt nur wenige Slots, die wir anbieten, da erfahrungsgemäß für die Gäste auch die Party sehr wichtig ist.
Euer Motto, nicht irgendeinem Trend zu folgen, klingt rebellisch. Wie seht ihr Euch innerhalb der Gothic-Szene im Hinblick auf das Wave-Gotik-Treffen? Betrachtet ihr Euch als Kontrapunkt zum Szene-Mainstream?
Wir tragen alle, als Team und jede*r für sich, die DIY und Punk Attitüde in uns. Das ist unser Ursprung und alle arbeiten das ganze Jahr über ehrenamtlich. Seit einem Jahr sind wir ein Verein, der Gothic Pogo e.V., und unsere Satzung beinhaltet unter anderem ziemlich konkrete politische Grundsätze darüber, was wir machen und wie wir es machen. Wir widmen uns der Musik und (sub-) Kultur, den Grundsätzen der Gleichberechtigung und Gleichbehandlung aller Menschen und denken, das äußert sich darin, was unsere Projekte transportieren. Wir sind nur ein Kontrapunkt für diejenigen, die uns als solchen betrachten möchten. Aber grundlegend wollen wir nur authentisch sein und uns und unseren Grundsätzen gegenüber treu bleiben.
Was versteht ihr unter Do-it-Yourself Subculture?
Das bedeutet, dass Geld nicht unser Antrieb ist. Wir versuchen, für alle erschwinglich zu sein und zu bleiben, Hauptsache unsere Veranstaltungen verlaufen kostendeckend und selektieren somit nicht Gäste auf Grund derer finanziellen Situation. Wir arbeiten sehr hart daran, unsere Netzwerke über Kooperationen und gegenseitige Unterstützung auszubauen und sind sehr loyal zu unseren Partner*innen, denn nur so lässt es sich stemmen. Es ist unglaublich, wie viele Menschen diesen Gedanken verstehen und mitziehen, egal ob Bands, Techniker*innen, Helfer*innen oder andere Dienstleistungsunternehmen. Vielleicht sind wir in manchen Punkten manchmal etwas größenwahnsinnig, aber wir glauben daran, dass mit etwas Wille und Fantasie alles möglich ist.
Quo Vadis WGT, Quo Vadis GPF – Wo soll die Reise hingehen?
Wir hoffen, dass es dieses großartige Ereignis in Leipzig noch viele viele Jahre geben wird und das ist auch der Plan, den wir verraten. Im Einzelnen lassen wir uns einfach überraschen und freuen uns, wenn unsere Gäste, Freunde und Familie uns weiterhin so unterstützen wie in den letzten Jahren.
Hallo, gibt es irgendwo nähere Infos zum diesjährigen Gothic Pogo (möglichst auf deutsch) – vor allem zu den Aftershow Parties? Auf der Homepage sind nur etliche DJs aufgelistet, aber keinerlei Info, welche Mischung einem auf welcher Party erwartet. Das wäre schon gut, im Vorfeld zu wissen.
Ich glaube genauere Informationen wirst du nicht bekommen :-) Das ist noch nicht einmal negativ gemeint. Im Gegenteil. In der Regel ist es so, dass zwei verschiedene Musikprogramme laufen. Während die kleine Halle deutlich Wave-lastiger ist (Minimal, 80s, Synth, Wave), läuft es in der größeren Halle meist etwas rockiger und gitarrenlastiger ab.
Ich habe neulich im Auto wieder Deinen Sampler gehört, den du mir aufgenommen hast, als ich bei Dir in Berlin zu Besuch gewesen bin. Ich darf sagen, dass du auf der Gothic-Pogo-Party BESTENS aufgehoben bist. Da bin ich mir ganz sicher. Wechselnd zwischen den Tanzflächen wohlmöglich :)
Als Einblick darf ich Dir folgende Videos bei YT ans Herz legen: Klickst du hier, und hier und https://www.youtube.com/watch?v=Pq0Sahw_PGo.
Danke, Robert – ich freu mich, dass ich mit dem Sampler ins Schwarze (hihi) getroffen habe :-)
Ich denke, dass ich Samstag und/oder Sonntag mal zur GPP dackeln werde. Habe leider seit einiger Zeit Kniebeschwerden (Innenmeniskus ist angerissen, es tut zum Glück aber nur ganz selten weh), hoffentlich kann ich trotzdem wie gewohnt mitmischen. Nicht tanzen zu können, wäre wirklich fies :-(