Ich hatte in der Vergangenheit schon häufiger über die horrenden Ticketpreise für Konzerte und Festivals berichtet, gegen die sich jüngst sogar Robert Smith bei seiner Nordamerikatour auflehnte. In Deutschland beherrscht Quasi-Monopolist „CTS Eventim“ den Ticketmarkt und ist nicht erst seit gestern wegen seiner undurchschaubaren und meiner Meinung nach überzogenen Gebühren in der Diskussion. Jetzt haben die Sendereihe des Bayerischen Rundfunks „Dirty Little Secrets“ und das „ZDF Magazin Royale“ die Thematik nochmals anschaulich aufbereitet. Ich finde das schon heftig, deswegen muss ich die Suppe noch mal aufwärmen.
Dirty Little Secrets: Die verschwundene Konkurrenz
Im Grunde fasst der Beitrag „Dirty Little Secrets“ des öffentlich-rechtlichen Fernsehens schon alles zusammen. Ich breche es noch einmal herunter. Eventim hat überall seine Finger im Spiel. Ich meine, wer hat noch nie ein Ticket dort bestellt? M’era Luna und Amphi, die beiden deutschen Gothic-Festivals neben dem Wave-Gotik-Treffen sind, wen würde es an dieser Stelle überraschen, auch ein Teil von Eventim. Ein besonders krasser Fall ist der „Diebstahl“ der Konzertagentur der Fantastischen 4, nachdem das Bundeskartellamt die Übernahme durch Eventim untersagt hatte:
ZDF Magazin Royale: Mit Fantasiegebühren zum Eventimperium
Obwohl ich Jan Böhmermann mitunter ambivalent sehe, darf man nicht die Redaktion hinter dem „ZDF Magazin Royale“ unterschätzen, die maßgeblich für den Erfolg der Comedy-Sendung verantwortlich ist. Schon irgendwie lustig, dass ein Comedy-Format sich als investigatives Recherchemagazin etabliert hat.
In „Der Ticketpate von Bremen“ bleibt einem das Lachen im Halse stecken, wenn dort anschaulich zusammengetragen wird, welche „Fantasiegebühren“ fällig werden und wie Eventim mit dem „Fansale“ am langen Ende 3-mal verdient.
Fazit: nichts Neues, keine Frage. Für mich wird allerdings klar, dass ich endlich den neuen Spontis-Veranstaltungskalender, der schon einer Weile in den Entwürfen schlummert, vorantreiben werde. Festivals und Konzerte, die von unabhängigen Veranstaltern oder auch nur einfach leidenschaftlichen Menschen veranstaltet werden, müsse eine Verbreitungsplattform bekommen, die auch außerhalb von sozialen Netzwerken funktioniert. Ich kanalisiere, wenn man so möchte, meine Aufregung über diese maßlose Abzocke in etwas Sinnvolles. Hoffentlich klappts.
Übrigens bräuchte ich an dieser Stelle ein paar Leute, die bereits sind in der Beta-Phase des Kalenders schon einige Festivals oder Party-Termine einzutragen. Einfach mal melden oder beitragen, wenn der Kalender demnächst Online geht.
Danke das Du die Suppe mit diesen hoch interessanten Artikel noch mal aufgewärmt hast. Denn mir persönlich war das Ausmaß nicht so bewusst. Das verschlägt schon die Sprache, was auf dem Markt für Machenschaften sind.
Die Idee mit dem Kalender, besonders für unabhängige Veranstalter, muss definitiv unterstützt werden.
Wenn ich meinen Beitrag dazu leisten kann, bin ich gern dabei.
Bin bei allem dabei was hilft, dem scheußlichen Konglomerat aus CTS Eventim/FKP Scorpio und Konsorten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Darum halte ich den Veranstaltungskalender auch für eine gute Idee und würde versuchen so viel wie ich kann beizusteuern.
Frage: Wie schaut’s mit internationalen Festivals außerhalb der DACH-Region aus? Das Return to the Batcave ist ja schon eine Institution geworden, aber was ist z.B. mit dem Hradby Samoty? Zu weit weg oder noch ok?
Und was ist mit Kozerten von tourenden Bands? Einerseits krieg ich oft erst so ca. zwei Wochen bevor sie hier auftreten überhaupt was davon mit, da ist dann manchmal schon die halbe Tour vorbei, aber das ist natürlich immer noch besser als nichts. Und wo zieht man dann die (räumliche) Grenze? Klar, nicht jeder Auftritt in Nordnorwegen oder den USA muss aufgelistet werden, aber vielleicht die in Dänemark oder Frankreich, wenn es grenznah ist? Also in Ländern, die halbwegs leicht zu erreichen sind wenn man sowieso unweit davon wohnt?
Und wie rigoros soll das ganze sein? Es gibt ja durchaus kleinere Veranstalter, die zwar die Ticket-Vertriebswege von Eventim nutzen aber sonst nicht weiter mit ihnen verbandelt sind. Oeticket hat da z.B. in Österreich eine irrsinnige Monopolstellung, gehört zu 86% CTS Eventim und ist wirklich nur sehr schwer zu vermeiden. Sollen die dann mit rein in den Kalender oder sind die durch ihre ausschließliche Nutzung dieses Unternehmens auch schon ein No-no? Meistens sind da auch keine absurden Gebühren dabei, die schlagen eher bei Superstars zu Buche.
Ich glaub ein Link in dem Kalender zu Nicht-Eventim-Tickets wär auch cool, weil einerseits die Veranstalter*innen neben Eventim-Kanälen auch andere Angebote nutzen. Hier z.B. das selbe Konzert von Agent Side Grinder bei Eventim und bei Tix for Gigs (was okay zu sein scheint). Wenn man da im Kalender nur das Konzert aufführt und die Leute nach Tickets googlen landen sie schon wieder sehr schnell bei Eventim.
Einfach nur traurig wie hier mit den Emotionen der Fans Profit generiert wird!
Es überrascht mich (leider) nicht im geringsten, was für Machenschaften hinter diesem Ticketriesen stecken. Es ist wie eigentlich absolut typisch für unser Wirtschaftssystem: Sobald innerhalb einer Branche ein Oligopol oder gar Monopol entsteht und sich ein Großkonzern als führende Kraft etabliert, so fängt es in so gut wie allen Fällen an ekelig zu werden. Aus rein kapitalistischer Perspektive ist das nicht einmal verwerflich, denn ein Unternehmen wie Eventim ist nicht Künstlern oder uns Konzertbesucher zur vollkommenen Zufriedenheit verpflichtet, sondern lediglich sich selbst und seinen Investoren. Solange die Zahlen stimmen ist alles super.
Deshalb unterstütze ich gerne deine Idee zu einem Spontis-Kalender für unabhängige und leidenschaftliche Veranstalter. Ich bin nicht besonders bewandert, was die deutschlandweiten oder gar internationalen Veranstaltungen angeht, aber wenn ich irgendwie einen Beitrag leisten kann, so will ich dies gerne tun. Und wenn es nur darauf hinausläuft die unabhängigen Events im gruftigen Freundes- und Bekanntenkreis ein wenig schmackhafter zu machen.
Gern trage ich Termine in den Betakalender ein. Vg Sandor
Vor diesem Artikel hatte ich mich mit der Thematik noch nicht befasst und bin erschüttert. Danke Robert!
Überrascht mich auch nicht, aber finde es gut dass das hier nochmal thematisiert ist.
Den „Dirty Little Secrets“-Beitrag kannte ich tatsächlich noch nicht.Aber speziell eventim sind sowieso ******, der Kunden-„Service“ von denen ist auch unabhängig von dem Gebühren/Preise-Thema eine bodenlose Unverschämtheit (Quasi-Monopolist halt, solche müssen nicht mehr auf ihr Image oder zufriedene Kunden achten). Ich war mal Stammkunde bei eventim, inzwischen versuche ich wann immer möglich Tickets wo anders (z.B. direkt über den jeweiligen Veranstalter/die Location/die Band/…) zu kaufen.
Dito. Bei Veranstaltungen bei uns im Herforder und Bielefelder Raum sind dafür beispielsweise auch die Lokalzeitungen immer eine gute Anlaufstelle. Früher gab es noch einen lokalen Tickethändler in der Shoppingmall, aber der hat vor einiger Zeit sein Geschäft leider aufgeben müssen.
Eventim schmeiße ich inzwischen daher nur noch Geld in den Rachen wenn es wirklich nicht mehr anders geht.
Ich habe es spätestens dann geahnt, als ich nach der ersatzlosen Absage eines Neubauten – Konzertes nicht den vollen Kaufpreis erstattet bekommen habe und auf der Suche nach irgendeiner Kontakt Möglichkeit nur eine Hotline Nummer fand…Guten Service haben die nicht nötig…
Möchte an dieser Stelle noch mal auf unseren unermüdlichen Hollow Skies hinweisen, der auch in diesem Jahr das bruits de la cave veranstaltet (23./24.6.), alles selbst organisiert, tolle Künstler auftut und sämtliche Veranstaltungen zu selbstmörderischen Preisen. Im November holt er zum Beispiel Je t’aime wieder zu uns. Guckt auf die Seite und macht Euch auf den Weg nach Hannover 😁Die Tickets verkauft er über eine kostenlose Plattform, funktioniert wunderbar. Man hat zwar nur noch einen QR-Code, aber die Tickets von Eventim sind meist auch nicht hübsch 😉
Ich musste mal Tickets zurück geben, das ging rein über deren Online-Plattform nicht („für diese Veranstaltung“ laut eventim), es hieß seitens eventim ich muss stattdessen ein Formular runterladen, ausdrucken, ausfüllen und ihnen dann MIT den Tickets zusenden, hab ich leider gemacht (als Einschreiben), DANACH(!) hieß es plötzlich ich müsse mich an den Veranstalter wenden, sie könnten da nichts machen, Geld hab ich nie bekommen… völlig grotesk.
Im übrigen hat eventim damals die ganze bereits bezahlte Ticket-Kohle während Corona für die 1-2 Jahre natürlich einbehalten (während der Phase der ganzen Konzertverschiebungen mein ich), während die entsprechenden Veranstalter und Künstler dahinter buchstäblich am Verzweifeln waren und teilweise pleite gegangen sind… sollte man der Vollständigkeit halber auch niemals vergessen.
Ist mir exakt genauso ergangen. Wegen Corona musste ein Konzert verschoben werden, welches meine Ex und ich besuchen wollten. Den Ersatztermin hätten wir noch gerade so hinbekommen, doch das Konzert wurde innerhalb von gut einem Jahr mehrfach auf andere Termine verschoben und letzten Endes abgesagt. Als ich das Ticket zurückgeben und das Geld erstattet haben wollte verwies mich Eventim auch an den Veranstalter, weil man angeblich nichts machen konnte und auch gar nicht für die Erstattung verantwortlich sei. Der Veranstalter verwies wiederum an Eventim zurück.
Das Geld habe ich bis heute nicht erstattet bekommen.
…weil dieser das Geld vom „Mittelsmann“ Eventim ja auch nie bekommen hat.
Wenn es nicht nur mir so erging, frage ich mich gerade ob diese Masche wirklich nur schiere Inkompetenz oder evtl. sogar eine bewusste Betrugsmasche seitens Eventim war… oO (Ist natürlich nicht sicher, aber theoretisch denkbar – Wohl die wenigsten gehen wg. 1-2 Konzerttickets zum Anwalt… außer natürlich es sind zwei Depeche Mode-Tickets im Wert von insgesamt 800-900€ oder so lol…)
Guckt mal unter http://www.test.de
Es läuft gerade eine Musterfeststellungsklage gegen Eventim, der man sich angeblich einfach und unkompliziert anschließen kann….
Danke für den Hinweis :)
Dann hatte ich ja tatsächlich Glück, dass ich überhaupt was zurück bekommen habe 😳
Ooooooh, das Bruit de la cave sieht ja wirklich super aus. Tolle Bands (auch in der Vergangenheit), und auch die Location find ich ausgesprochen sympathisch. Hannover liegt für mich leider viel, viel zu weit weg, drum ist das Event vermutlich auch noch nie so wirklich auf meinem Radar aufgetaucht, und generell wär das für mich a) schweineteuer und b) ein Riesenaufwand, dorthin zu fahren. Aber allein schon die Tatsache, dass so etwas überhaupt existiert, lässt mich ein Freudentränchen zerdrücken.
Na das is doch mal erfreulich:
Eventim-Aktie bricht nach Böhmermann-Show ein ;)
(Ob es eventim zur Vernunft bringt bezweifle ich, aber freuen tut es einen halt schon.)
Das wollte ich gestern auch schon hier als Info hinterlassen, Count Durante. :) Aber ich bezweifle auch sehr, dass das irgendetwas bewirkt. Ist halt nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Ja, aber der Graf ist hocherfreut! ;)
Gesagt, getan: Die BETA-PHASE unseres neuen Veranstaltungsbereichs ist da! Ab jetzt ist jeder angemeldete Benutzer eingeladen, Festivals, Partys, Konzerte oder Lesungen selbst einzutragen. Sollte das problemlos laufen, können auch Gäste ohne Anmeldung Termine beisteuern, die dann allerdings erst geprüft werden müssen, bevor sie online genommen werden.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr Euch beteiligt und so einen umfassenden Veranstaltungskalender aufbauen helft, der auch über die Grenzen der sozialen Netzwerke hinaus benutzbar ist und relevant wird.
Nutzt den Kommentar-Bereich auf der Veranstaltungs-Seite, um Feedback zu geben, Fehler aufzuzeigen oder Verbesserungen vorzuschlagen.
Das ging fix und ich habe schon die ersten Veranstaltungen eingereicht.
Ich hätte da auch noch Vorschläge, die ich dann als Feedback dort hinterlasse.
Let the show begin..
Wenn das „dynamic“ pricing jetzt auch in der übrigen Kultur Einzug hält, dann „gute Nacht Marie“ – dann geht der Wucher dort auch los:
https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2023/08/berlin-kultursenator-chialo-vorschlag-eintrittspreise-kopplung-an-nachfrage.html
Ja, für sowas braucht man eigentlich echt keinen „Kultursenator“ imho… :-|
(Zitat aus dem Artikel: „Laut FAS entwickelt sich die Kartennachfrage im Kulturbereich bereits seit längerer Zeit zunehmend ungleichmäßig. So seien zum Beispiel Veranstaltungen am Wochenende meist stärker gefragt als unter der Woche.“ – Eeeeecht? Na sowas! Woran könnte das bloß liegen… XD Und das ist BESTIMMT ein ganz neues Phänomen… XD )
Ebenjener Herr ist übrigens mit Universal verbandelt – ein Schelm wer Böses dabei denkt.