Depeche Mode waren für mich der Wegbereiter in meine musikalische Zukunft. Als ich 10 alt war, habe ich mir den „Musik Convoy„, eine Jugend-Musik-Sendung des WDR, in der Programmzeitschrift angekreuzt. Ankreuzen? Ja, genau. Die „HÖRZU„, eine Fernsehzeitschrift, in der stand, was in der kommenden Woche im TV gezeigt wurde, gehörte zum festen Bestandteil des elterlichen Wohnzimmertischs. So ein schrecklich Brauner mit eingelassenen Fliesen! Bei uns zu Hause war es dann so, das wir uns Sendungen angekreuzt haben, die wir sehen wollten. So kreuzte ich mir am 16. April 1984 den Musik Convoy an und durfte ihn glücklicherweise auch sehen, weil der im Vorabend-Programm lief und nicht nach 20:00, denn da gab es Tagesschau und im Anschluss eine Folge von „Dornenvögel“. Ihr wisst schon, diese Schnulze in der Pater Peter, der Frauenschwarm Chamberlain mit der blutjungen Meggie im australischen Outback rummacht.
Jedenfalls hab ich eben Depeche Mode gesehen und ihren Song „People are People“ gefeiert, den ich zwar zunächst textlich vollkommen anders zusammenreimte, aber eben „Geil“ fand. Das war das damalige Wort-Gegenstück zu „Ätzend“, beide Worte ernteten stets Empörungsbekundungen meiner Mutter. Vor allem an diesem 16. April. Ich war hin und weg. Nicht etwa von Dave, dem Lead-Sänger, sondern von Martin. Klamotten, Frisur und auch sonst irgendwie der Geilste!
So, oder so ähnlich, dürfte die Geschichte vieler Depeche Mode Fans begonnen haben. Gemeinsam mit tausenden anderen Jugendlichen in meinem Alter habe ich die Band zum Hobby gemacht. Jede CD, die ich mir leisten konnte, 220x gehört. Poster, Starschnitte, Autogrammkarten und ein Sammelheft, in dem ich Schnipsel der Band aus der BRAVO oder der POPROCKY sammelte.
Die Dokumentation „Our Hobby is Depeche Mode“ von 2007, die lange irgendwie von der Bildfläche verschwunden war, ist jetzt in voller Länge aufgetaucht und schafft es, diese Leidenschaft zu beschreiben. Weltweit.
Viele private Aufnahmen und Bilder „von früher“ machen diese Dokumentation wirklich sehenswert. Für den Fan, den Devotee, natürlich. Ich würde behaupten, solche Geschichte können aber auch alle die erzählen, die zum Beispiel mit „The Cure“ groß geworden sind, oder die eine andere Legende zu ihrer musikalischen Frühprägung zählen.
Depeche Mode sind so wichtig geworden, weil sie seit den 80ern eine Konstante des Synth-Pop Genre sind. Sie begeisterten Fans im geteilten Deutschland und später im vereinigten Deutschland. Sie begeistern nicht nur in Europa, sondern Weltweit. So fühlt man sich zu den jungen Russen, Rumänen, Amerikanern oder Mexikanern aus der Dokumentation irgendwie zugehörig. Über alle Grenzen und Sprachen hinweg. Schon erstaunlich, wozu Musik so alles in der Lage ist.
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.
Oh ja, Depeche Mode und The Cure waren – in dieser Reihenfolge – meine (musikalischen) Einstiegsdrogen in die Schwarze Szene. Eine Klassenkameradin, die ein riesengroßer Depeche Mode Fan war und auch einige limitierte LPs/Maxis aus buntem Vinyl ihr eigen nennt, infizierte mich mit beidem. Meine erste Begegnung mit Depeche Mode war 1987 auf einer Klassenfete beim Zeitungstanz (sic!), als „Never let me down“ gespielt wurde und ich den Song einfach nur mega klasse fand. Doch erst ein Jahr später, auf einer Klassenfahrt, bekam ich mehr von der Band zu hören. Besagte Klassenkameradin und ich freundeten uns an und teilten uns die Kopfhörer ihres Walkman, und versüßten uns mit Depeche Mode so lange anstrengende Wanderung im Schwarzwald (sowie die lange Rückfahrt auf die Insel Sylt, wo wir damals lebten).
Auch wenn ich die Musik von Depeche Mode liebte, eiferte ich meiner Freundin nicht darin nach, sämtliche BRAVO-Poster derBand zu sammeln und mein Zimmer damit zu tapezieren. Das schafften erst The Cure ;-)
Als The Cure ein weiteres Jahr später (1989) mit „Lullaby“ die Charts enterten, war auch diese Freundin es, die zuerst ein richtiger Fan wurde. Ich folgte mit ein paar Monaten Verzögerung, als sie sich auch die düstereren Alben der Band zulegte. Nun sammelten wir beide alles von The Cure. Poster, Zeitungsschnipsel, Biografien, Tonträger, Postkarten, Aufnäher, Flaggen…. entsprechend sah es dann in unseren Zimmern aus, hinzu kamen noch abgemalte Kopien von sämtlichen Plattencovern. Wir strickten uns schwarze Robert Smith-Schlabberpullis und immer samstags um 22.15 Uhr wurde „10.15 Saturday Night“ aufgelegt und der Wasserhahn in der Küche auf tropfend gestellt. Als The Cure die „Mixed up“ veröffentlichten, die auf einmal neumodische Elektro-Beats einfließen ließ, waren wir völlig verwirrt und enttäuscht, fühlten uns regelrecht verraten…. Das waren noch Zeiten!
Depeche Mode habe ich nie life gesehen, sie waren mir schon zu „groß“ geworden um an einem Konzert Freude haben zu können. Wenn man nur aus der Ferne eine Leinwand sieht, kann man gleich zu Hause vor dem Fernseher gucken… The Cure habe ich zweimal life gesehen, leider erst 1992 und 2000 und es war immer ein Erlebnis. 1990 war ein Besuch beim Roskilde-Festival geplant gewesen, aber das ließ der Vater meiner Freundin platzen, der mit uns (beide nicht volljährig) hinfahren wollte, weil die Freundin zu schlechte Schulnoten hatte. Ich wurde einfach mitbestraft!
Inzwischen verfolge ich beide Bands kaum noch, weil mich die neueren Veröffentlichungen nicht mehr begeistern konnten. Bei The Cure war mit „Wish“ Schluss, auch „Bloodflowers“ konnte nicht mehr viel reißen, es waren mir einige zu unmelodisch-rockige Passagen darin. Depeche Mode haben zwar seit ihrem Wechsel in rockigere Gefilde das eine oder andere gute Stück veröffentlicht, aber keine Platte hat mir in ihrer Gesamtheit mehr so richtig gefallen. Die alten Stücke beider Bands höre ich aber immer noch sehr gerne.
Kurz und bündig, danke das du diese schöne Doku hier geteilt hast. Ich finde persönlich die Zwischentöne, zB von der einen Mom, sehr schön.
Tanzfledermaus : Robert Smith war auch an der Wand vorhanden, aber nur 1 mal. Daneben gab es 4 mal Martin Gore und 3 mal Depeche Mode inklusive dem DM-Kalender 1988.
Ernsthaft? Du bist ja Hardcore :) Soweit ist es mit mir nicht gekommen. Bis auf weiße Socken in Creepers, ausrasierte Seiten und viel zu kurze Hosen blieb ich „Bürgerlich“ :)
Wiener Blut Büddeschön :)
Das war natürlich nur ein witziger Gag für uns selbst und wir haben das auch nur gemacht, wenn wir zu der Zeit zusammen gehockt haben. Mit Disko war damals nicht viel (auf Sylt gab’s nur ein Musik-Cafe, und das lohnte sich nicht) und unsere Wochenend-Beschäftigung lag häufig darin, gemeinsam Musik zu hören, zu malen, zu basteln/nähen. Da kamen wir dann durchaus mal auf so schräge Ideen.
Als ich schon eine Weile nicht mehr auf Sylt lebte und meine Schwester das etwas später hinzu gekommene Schwarzvolk von der Insel und dem Festland um sich scharte, haben die z.B. diverse Band-Videos nachgedreht, aber als Persiflage. Da wurden dann Das ich, Rammstein und andere durch den Kakao gezogen.
Wow.. Was für eine coole Doku. DM!!