Bambie Thug: Der irische Beitrag zum ESC 2024 ist ein Fest für Gruftis

Irland, wir müssen reden. Bambie Thug ist möglicherweise der wichtigste Beitrag für die europäische Grufti-Kultur, seit uns die Kelten das heidnische Samhain-Fest überlieferten. Um zu erfahren, wie die Chancen stehen, habe ich gerade nochmal bei Nostradamus angerufen und wir sind uns einig. Bambie hat mit ihrem Beitrag „Doomsday Blue“ den European Song Contest 2024 quasi schon gewonnen. Jedenfalls für die Herzen der europäischen Grufti-Szene. Behaupte ich jetzt mal. Da waren die „Lord Of The Lost“ im letzten Jahr Kindergeburtstag, obwohl die Band um Chris Harms den letzten Platz nun wirklich nicht verdient hatten.

Der Song „Doomsday Blue“, der neulich in der nationalen Vorentscheidung gewonnen hat, beeindruckt mich. Nicht nur, weil ich den Song ziemlich gut und mutig finde, sondern auch, weil die Iren offensichtlich einen gleichgesinnten Musikgeschmack haben. Im Gegensatz zur irischen Presse, die Barbie nicht wirklich einordnen können. Ein irischer Pfarrer meinte nach dem Genuss des Songs „dass Irland als Land erledigt sei.“

Der Song „Doomsday Blue“, der von der EP „Cathexis“ stammt, die 2023 veröffentlicht wurde, wird von Bambie als „Hyperpunk avant Electro-Pop“ bezeichnet, hier und fällt auch der Begriff „Ouija-Pop“, das allein schon von seiner Wortschöpfung interessant ist.

Überrascht vom Erfolg sagte Bambie nach dem Finale: „Ich habe keine Worte mehr. Als Texter würde man meinen, ich hätte mehr zu sagen, aber ich bin sprachlos. Ich bin so aufgeregt und ich verspreche, ich werde Euch so stolz machen.“ Ich bin schon stolz, auch wenn ich kein Ire bin.

Bambie wird Irland also beim 68. ESC der Anfang Mai in Schweden ausgetragen wird, vertreten. In einem Interview verrät Bambie mehr über sich. Könnt ihr euch auch noch angucken, wenn ihr wollt.

Ich bin beeindruckt von der Performance und obwohl ich gelegentlich gegen einen Ausverkauf unserer Subkultur wettere, kann ich nicht aufhalten, wenn einige schwarze Tropfen der Verdammnis über den europäischen Musikmarkt tropfen. Ich werde sie dieses mal begrüßen und werde einige irische Bekannte überzeugen, in meinem Namen zu voten, wenn es soweit ist. Ich drücke Bambie die Daumen, wenn der schwarze Nagellack getrocknet ist.

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graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Vor 9 Monate

Über Musik lässt sich bekanntlich nicht streiten, was wohl auch gut so ist…

Nun…was soll man dazu sagen?!? Ich finde diese Momente, in dem mein Kopf irritiert ist und nicht so recht einordnen kann, ob etwas nun ernst gemeint ist oder Show, immer wieder amüsant, weil es mich auch mit einem etwas ungläubigen Gesicht zurücklässt 😅.
Stimme hat sie schon, wie ich finde…alles andere ist so gar nicht meins. Zu laut, zu schrill, zu viel…
Mich hat es irgendwie an Manson erinnert,….auffallen und „posen“ um jeden Preis. Und ich denke, dass ist auch das Konzept, welches Irland damit verfolgt. Nicht selten sind die Beiträge weit nach Vorne gekommen, die schräg und auffällig waren, und somit im Kopf blieben.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Antwort an  graveyardqueen
Vor 9 Monate

Jetzt brauche ich gar nichts mehr zu schreiben, weil du genau das in Worte gefasst hast, was mir beim Sehen des Beitrags auch durch den Kopf ging. Meins ist es absolut nicht, viel zu abgedreht und klischeehaft. Bin trotzdem gespannt, wie die am Ende abschneiden werden.

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Robert
Vor 9 Monate

Robert, ich habe nichts gegen Menschen, die in ihrem Erscheinungsbild etwas exzentrischer sind, schaut man hin und wieder auch gerne hin, aber es muss authentisch sein. Da ich kein Freund von voreiligen Schlüssen bin, habe ich mir auch den Instagram-Account von Bambie vorher angesehen und für mich fehlt da die Authentizität, daher auch meine Meinung, dass es um auffallen geht.

Gut möglich, dass es auch für sie eine Art „innerer Ausdruck“ ist, wie du schreibst, aber für mich ist es etwas, was ich persönlich nicht mit meiner Sichtweise überein bekomme. Das ein oder andere Mitglied der Szene mag optisch auffallen, aber mein Eindruck war immer, dass es nicht um bewusstes auffallen geht, und man sogar eher in Ruhe gelassen werden will.
Vll. mache ich auch den Fehler und verorte Bambie zu sehr in die Schwarze Ecke, weil selber scheint sie sich ja nicht darin zu sehen…🤔

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Robert
Vor 9 Monate

Nein nein, alles gut!…ich sehe in deiner Aussage keinen Angriff.

Was mir der Link von dir zeigt ist, dass Bambie in ihrer Art zu performen auf jeden Fall vielseitig ist, sowas macht definitiv einen Künstler aus.

Es mag sein, dass es in der heutigen Szeneepoche dazugehört, dass man Trends nachgeht und Instagram nutzt, um sich darzustellen. Ich verstehe diesen Grund und Sinn dahinter aber nicht, das gebe ich ehrlich zu. Vorallem weil viele junge Leute sich darüber identifizieren. Stimmt die Anzahl der Likes nicht, geht quasi die Welt unter.
Dass ich stehen geblieben bin, was diese ganzen neumodischen Dinge betrifft, gebe ich zu, und ich finde es aber auch nicht schlimm. Für mich sind das quasi meine Werte die ich vertrete, dass ich eben zum Beispiel nicht alles mitmache, was „in“ ist und andere tun.
Sicher mag ich auf Grund dessen auch blind urteilen,…weil ich mich nicht damit identifizieren kann und es nicht meine Werte sind. Vll. muss ich mir manchmal mehr bewusst machen, dass es der heutige Zeitgeist ist. Was aber nicht bedeutet, dass ich mich dem auch beugen werde.

Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Antwort an  Robert
Vor 9 Monate

Echt jetzt? Dieses Konkurrenz-Gehabe ist mir völlig fremd. Mich interessiert wenig, wie aufgestylt andere sind und dieser Mumpitz ist völlig an mir vorbei gegangen. Auch dieses True – Untrue-Zeugs. Vielleicht war ich auch nur mit den falschen Leuten unterwegs… ;D
Heute definiert man sich über solche Portale wie Instagram und Co.. Ich kann ganz gut ohne DEM leben. Ist im Übrigen garnicht so schlecht, wie ich oft feststellen muss. Mir fehlt das Verständnis, sich anderen präsentieren zu wollen oder stets und ständig angegafft zu werden. Für andere scheint es das Salz in der Suppe zu sein. Bitte!

Letzte Bearbeitung Vor 9 Monate von Phoenix
Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Antwort an  Phoenix
Vor 9 Monate

Auch ich habe nie ein optisches Wettrüsten auf dunklen Parties (in Berlin) erlebt, nur auf großen einschlägigen Festivals, wo auch Fotografen anwesend sind. In normalen schwarzen Stammclubs wurde zwar mal gelästert, aber trotzdem ging es mehr darum, ohne an den Alltag zu denken den Abend zu genießen, die Musik, und unter Gleichgesinnten zu sein.

Letzte Bearbeitung Vor 9 Monate von Tanzfledermaus
Norma Normal
Norma Normal(@normanormal)
Antwort an  graveyardqueen
Vor 9 Monate

Interessanterweise, war meine erste Assoziation, was Optik und das Auftreten angeht auch Marilyn Manson.

Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Vor 9 Monate

Uff… nein!
Es ist weder meine Musik, noch kann ich diesem aufgesetzten „Ich-versprühe-ein-bisschen-böses-schwarzes-Flair-um-aufzufallen/zu-schocken“ etwas abgewinnen. Das geht eindeutig in die falsche Richtung. Ich kann auch nicht nachvollziehen, wenn sich Leute über Gothic-Kampagnen von Dr. Martens echauffieren und gleichzeitig solchen „Künstlern“ beim ESC zujubeln. Da verkrieche ich mich lieber wieder in den Undergrund, um von so einem Mainstream-Mist möglichst nichts mit zu bekommen. Denn an was denken diese „Künstler“, wenn sie an solchen Formaten teilnehmen? An Aufmerksamkeit, Bekanntheit, Ruhm –> Geld! Will das tatsächlich ein Anhänger einer subkulturellen Szene? Was ist dann noch sub?

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Phoenix
Vor 9 Monate

„Denn an was denken diese „Künstler“, wenn sie an solchen Formaten teilnehmen? An Aufmerksamkeit, Bekanntheit, Ruhm –> Geld! Will das tatsächlich ein Anhänger einer subkulturellen Szene? Was ist dann noch sub?“

Ich versteh völlig was du meinst Phönix und geh da auch mit, aber wie viel von der damaligen Subkultur steckt denn heute überhaupt noch in der Schwarzen Szene?

Und die Musik?!….ja die wurde auch schon damals durchaus von „Stinos“ gehört. Einziger Unterschied…heute ist sie noch massentauglicher. Wenn Mutti im Blutengel Shirt mit ihrer erwachsen Tochter einkaufen geht, weiß man doch alles….da hat die Tochter Mutti mit Blutengel angefixt 😂. ( Und nein ich rede da nicht von mir 😁)

Man kann die Entwicklung leider nicht aufhalten.
Genauso wenig, wenn Musiker mit ihrem Tun Geld verdienen wollen.
Und der Begriff Goth(ic) wird immer mehr Marke.
🤷🏼‍♀️😕

Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Antwort an  graveyardqueen
Vor 9 Monate

Ja, sorry. Daran muss doch aber ich nicht teilnehmen, es gut heißen oder die weisse Flagge hissen, weil dieser miese Trend nicht aufzuhalten ist?! Können ja alle gern so machen, wie sie wollen. Ist eine (meine) innere Einstellung und die muss keiner teilen.

Black Alice
Black Alice (@guest_64437)
Antwort an  Phoenix
Vor 9 Monate

Was willst Du tun, wenn die Szene plötzlich zum Mainstream wird? Aufhören Goth zu sein? Dann wäre ja alles was Du bisher musikalisch konsumiert hast Mainstream und liefe dann auf jeder Dorfparty und jedem Bierzelt. Ändert man deswegen seine Einstellung? Oder wird man doch irgend wie selbst zum Mainstream? Alles was Mainstream ist war ja schließlich auch mal Underground und wurde zu Mainstream.

Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Antwort an  Black Alice
Vor 9 Monate

Äh, verstehe deine Argumentation nicht. Woher weißt du, was ich an Musik konsumiere und ob sich das zum Mainstream entwickelt?
Zudem hab ich mich nie als Goth gesehen und bin auch keiner. An anderer Stelle hatte ich schon mal geschrieben, dass ich ein Konglomerat aus mehreren Subszenen und Genres bin.

Und nein. Nicht zwangsläufig war etwas Underground und wird Mainstream. Kommt wohl immer darauf an, wie die Künstler das selbst sehen. Nicht wenige machen Musik als Hobby, gehen noch einem normalen Job nach und deren Ziel ist es auch garnicht das Millionenpublikum zu erreichen, um damit ihr Auskommen zu bestreiten. Das ist Underground. Zumal sich auch nicht jedes Genre als die große Geldquelle eignet. ;) Spätestens, wenn ich Brighter Death Now mit „I hate you“ im Radio höre, wechsle ich zum Schlager. ;D

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Phoenix
Vor 9 Monate

Keine Ahnung warum du dich jetzt durch meine Worte kritisiert fühlst 🤷🏼‍♀️.
Weder steht in meinem Beitrag, dass du das gut finden musst, noch dass du das nicht kritisieren darfst.
Vorallem weil ich auch noch geschrieben habe, dass ich dich verstehen kann 🤷🏼‍♀️.
Sei’s drum….

Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Antwort an  graveyardqueen
Vor 9 Monate

Sorry, das war eigentlich garnicht speziell gegen dich gerichtet und „gegen“ schon garnicht, auch wenn es eine Antwort auf dich war. Das war eher generell gemeint und nur speziell auf deine Aussage „Man kann die Entwicklung leider nicht aufhalten.“ gemünzt.

Denn zumindest die Szene oder anders gesagt, die Szeneanhänger, kann/können sich klar von diesem ganzen Kommerz-Quark distanzieren. Das tut sie aber genauso wenig, wie man stets und ständig alles toleriert hat, was sich in die Szene gedrängelt hat und sich die Marke Goth und schwarz draufgeklebt hat.

Letzte Bearbeitung Vor 9 Monate von Phoenix
graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Phoenix
Vor 9 Monate

OK, das verstehe ich.

Es gibt ja Leute in der Szene, die nicht jeden Quark mitmachen oder gut finden, die scheinen aber nicht die Masse zu sein, dass es ins Gewicht fällt.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich manchmal so weit ab vom Schuss fühle und mich frage, ob das noch die selbe Szene ist, die ich „mein“ nenne, in der sich die heutige Generation bewegt, weil das für mich alles so fremd ist. Für mich fühlt sich das an, als wären es unterschiedliche Dinge 🤷🏼‍♀️.

Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Antwort an  Robert
Vor 9 Monate

Ich fand und finde das Format ESC schon immer peinlich. Genauso wie Castingshows. Das sich da immer mehr Mainstream-Schwarz drunter mischt ist da wohl nur ein logischer Effekt der ganzen Szene-Kommerzialisierung. Lehne ich von Grund auf ab. Sicher verdienen Szenegrößen ihr Geld mit ihrer Musik, siehe The Cure, Depeche Mode usw., die einen nicht unerheblichen Teil zur Prägung einer ganzen Generation und einer Szene getan haben. Aber das völlig unaufgeregt und dem Verzicht auf so einen Mist von Selbstdarstellung, sondern einzig und allein durch ihre Musik und dem damaligen Zeitgeist. Irgendwo war man eben noch undergroundig und es war nicht das Ziel, um jeden Preis vor dem ganz großen Publikum aufzutreten und eine Schweine-Kohle damit zu verdienen. Das kam erst später. Depeche Mode und anderen bekannten Acts muss man heutzutage aber vorwerfen, dass sie in ihrer Gier die Konzertpreise (Eintrittspreise) mitgestalten und schon lange vergessen haben, wer sie groß gemacht hat.

„Darüber hinaus: Ist also jemand, der mit seiner Kunst Geld verdient oder verdienen möchte, der bekannte werden möchte und natürlich Aufmerksamkeit will, deshalb nicht mehr „Untergrund“?“

Genauso ist es. Ist wie bei einem Maler, bei dem die Werke auch erst nach dem Ableben gigantisch an Wert zulegen. Vorher war er Underground, fast keiner hat sich für ihn interessiert ;)
Mich würde mal interessieren, wie du, Robert, Untergrund definierst?
Ich war schon auf solchen Konzerten. Niedrige Preise, familiäres Umfeld, kleine unsaubere Schuppen und nahe dran an den Protagonisten. Keiner von denen ist jemals großartig bekannt geworden und das war auch garnicht das Ziel. Von der Szene – für die Szene. Das ist/war es was früher u.a. die Szene ausgemacht hat.

Letzte Bearbeitung Vor 9 Monate von Phoenix
Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Antwort an  Robert
Vor 9 Monate

Das eine schließt das andere doch nicht aus. Interessant finde ich nur, dass offenbar auch die betagten Gruftis dieses Bambi doch ganz toll finden. Insofern ist das scheinbar kein Phänomen der jungen Generation.
Was mir an der Stelle aber immer wieder sauer aufstößt, ist die Willenlosigkeit, alles hinzunehmen, was man anscheinend nicht verändern kann. Das sieht mir so aus, als ob man ein Sklave des Zeitgeistes ist. Nein. Ist man nicht. Man kann Position beziehen, sich abgrenzen und etwas ablehnen. Ganz klar mit Worten und auch ganz klar mit seinem Tun und Handeln.
Aber vielleicht ist es gerade durch so eine demütige und „tolerante“ Haltung erst dazu gekommen, dass dieser Ausverkauf stattfinden konnte. „Toleranz“ verstehe ich an der Stelle nicht als das Wort im eigentlichen Sinne, sondern als „Mir egal“-Einstellung. Man hat sich nicht darum gekümmert, wer und was alles in die Szene gekommen ist, geklaut hat und sich Etiketten drauf geklebt hat.
Und dann muss ich doch noch fragen, ob wir „alten weissen Männer“ denn überhaupt den Einfluss haben auf die junge Generation, die heutzutage, anders als wir damals, sich kaum noch etwas sagen lassen und selbst so derart von sich überzeugt sind, dass man wohl gegen eine Wand argumentieren könnte. Ich bezweifle nicht, dass sich der ein oder andere noch beeinflussen lässt, vorallem durch solche Videos wie dem von Orphi, aber dafür müssen auch die Leute aus ihrer Blase kommen und eben über den Tellerrand der populären „Schwarz-Influencer“ schauen. Denn das ist doch das, was den meisten Neuankömmlingen (noch) fehlt. Eigenständigkeit, Individualität und selbstständiges Denken und das wurde über einige Generationen den Leuten immer mehr abtrainiert. Es ist immer leichter, jemanden oder etwas hinterher zu rennen, als sich selbst einen Kopf zu machen und sein ganz eigenes Ding durch zu ziehen. Ich finde eben solche „Künstler“ die sich ins Rampenlicht ziehen lassen nicht unbedingt hilfreich. Ich sehe jetzt schon wieder Profile auf diversen Plattformen vor mir, wo massenweise diese „Künstler“ aufgeführt werden, als Lieblingsmusik. Das war/ist bei solchen Combos, wie Mono Inc, ASP, Blutengel, LotL usw. doch genauso. Wenn das alles ist, was diese Szene zu bieten hat, dann gute Nacht. Vielleicht täte vielen der Spruch: „Mittendrin, statt nur dabei.“ ganz gut. Aber die Welt ist eben auch weit oberflächlicher geworden. Idealisten sind und waren schon immer eher wie eine unliebsame Warze am Hinterteil. ;)

Graphiel
Graphiel(@michael)
Antwort an  Robert
Vor 9 Monate

Die meisten Szene-Einstiege funktionieren doch über solche, möglicherweise oberflächlichen und „aufgesetzten“ Bands. Ich kenne Leute, die fanden Unheilig mal toll und hören jetzt völlig unbekanntes Zeug, Leute die mit Oomph! in die Szene kamen und jetzt eigene Underground-Festivals veranstalten.

Das sehe ich bei aller berechtigten Kritik an der schwarzen Oberfläche ähnlich. Ich hatte damals meinen Einstieg nebst einzelner Stücke der Sisters mit ASP, Rammstein, 69 Eyes und (schon fast als Kontrast^^) Behind the Scenes und höre heute Post Punk, Wave, Goth-/Deathrock und sonstiges aus aller Welt und aus allen Zeiten. Teilweise kennen nicht einmal die DJs bei uns in den wirklich kleinen Locations das Zeug was ich höre und zucken dann ratlos mit den Schultern, wenn ich mir mal einen gruftigen Song irgend einer undergroundigen, Latein-Amerikanischen Band oder so wünsche.

Nur weil junge Leute erst einmal über besonders oberflächige Stücke auf die düstere Musik aufmerksam werden und sie abfeiern, heißt das ja nicht automatisch, dass sie niemals nie in die tieferen Gefilde der Szenemusik finden werden.

Mein Fall ist Bambie jetzt auch nicht, obwohl ich zugeben muss, dass der Song zumindest einige Stellen hat die durchaus ihren Reiz besitzen. Aber muss ich deshalb gleich den Obstkorb rausholen und damit all Jene bewerfen, die sowas mögen? Ne, ganz sicher nicht. Ein Bindeglied kann man eben nur sein, wenn man die Türen nach oben nicht komplett verschließt. Wenn man Menschen für den Underground begeistern möchte, so muss man sie an ihrer Position abholen. Das habe ich in all den Jahren nicht nur anhand meiner eigenen Erfahrungen, sondern auch im Umgang mit anderen, jüngeren Szenemenschen erlebt. Ich habe noch nie erlebt, dass ein „Was du da hörst ist nicht Goth, sondern nur kommerzieller Mist.“ irgendwen dazu bewegt hat sich für den Untergrund zu interessieren. Im Gegenteil: Eher gehen Menschen bei sowas in die Defensive oder wenden sich direkt wieder ab. Was meinen eigenen Erfahrungen nach hingegen stets gut funktioniert hat war es Fragen zu stellen. „Was spricht dich in dem Song an? Welche Stelle nimmt dich besonders mit?“ Darauf aufbauend kann man dann weitergehen. Beim Song von Bambie musste ich an manchen Stellen neben Manson beispielsweise auch an Rozz Williams bzw. Christian Death denken. Na gut… soweit liegen die ja auch nicht auseinander, wenn man im Hinterkopf behält, dass Rozz Williams zu Mansons Jugendidolen gehörte. Würde mir also ein junger Schwarzkittel in Bambies Song die Stellen benennen, die entfernt an Deathrock erinnern, würde ich zumindest den Versuch starten und hier ansetzen. Einfach mal guten alten Deathrock vorschlagen und schauen was passiert. ;-)

Norma Normal
Norma Normal(@normanormal)
Antwort an  Graphiel
Vor 9 Monate

Nur weil junge Leute erst einmal über besonders oberflächige Stücke auf die düstere Musik aufmerksam werden und sie abfeiern, heißt das ja nicht automatisch, dass sie niemals nie in die tieferen Gefilde der Szenemusik finden werden.

Das stimmt natürlich. Und wer eben Lust hat weiter an der Oberfläche zu schwimmen, dann ist das halt so. 
Welche Musik einen jungen Menschen letztlich auf den Geschmack bringt kann man, denke ich, einfach nie genau vorhersagen.
Ich kann mich z. B. daran erinnern, das ich kurz bevor ich mit Szene Musik in Kontakt kam, total fasziniert war von Shakespeares‘s Sister „Stay“. Wäre interessant zu wissen ob „Altgruftis“ das damals auch als blöde Kommerzkacke empfunden haben!? 
Vielleicht kann da jemand was dazu berichten…
Bindeglieder zwischen Alt und Jung finde ich generell wichtig, aber im Artikel ging es ja nicht in erster Linie darum das Bambie Thug als Bindeglied zwischen den Generationen präsentiert wird, sondern darum, das dieser ESC Beitrag „ein Fest für Gruftis“ sei; natürlich bewusst reißerisch formuliert, was ja auch funktioniert hat : ) 
Im Übrigen wäre es natürlich löblich, wenn alle so viel Muse und Interesse daran hätten junge Menschen an die Szene heranzuführen, und in Dialog zu treten, wie du. Das ist vermutlich bei den meisten nicht der Fall. Ich kann mich auch daran erinnern das ich als Teenie von den Älteren eher belächelt wurde. Das kann natürlich dazu führen, das man sich dann eben nicht wohl fühlt und wieder abwandert. Da braucht man sich dann nicht über das Überaltern der Szene wundern. 

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Norma Normal
Vor 9 Monate

Wo ich nicht ganz mitgehe, sind die Argumente, dass Szeneneulinge der Szene dann wieder den Rücken kehren, wenn sie nicht auf offene Arme stoßen. Nicht dass ich das anzweifel, aber wenn sich jemand davon abschrecken lässt, kann es ja generell nicht weither mit der Schwarzen Seele sein.
Wenn ich die Musik mag und mich mit dem ganzen drum herum daheim fühle, dann scheiße ich doch darauf, was andere sagen. Schwarz sein trägt man doch in sich drin und ist es für sich allein, fernab von den anderen.
Als Babybat habe ich auch mit kämpfen müssen, dass man mich als Mitläufer gesehen hat, genauso wie ich die meiste Zeit ,meiner nun über 20 Jahre Schwarz, als Einzelgänger verbringe und nie wirklich eine Zugehörigkeit zu einer Schwarzen Gruppe aufgebaut habe. Für mich war das alles nie ein Grund mich von meinem Weg abbringen zu lassen.
….und da steckt kein übermäßiges Selbstbewusstsein dahinter, falls das wer denkt.

Norma Norma
Norma Norma(@normanormal)
Antwort an  graveyardqueen
Vor 9 Monate

Ich meine natürlich nicht das es eine Zwangsläufigkeit darstellt, aber es könnte passieren. Mich hat es ja auch nicht davon abgehalten.

Aber ist ja wohl kein so abwegiger Gedanke, das sich Menschen nicht wohlfühlen wenn sie Abwertung erleben und dann Abstand nehmen. Gerade deswegen kommen doch einige junge Leute erst in die Szene, weil sie sich dem Gros der Gesellschaft nicht dazugehörig fühlen. Ist doch dann traurig wenn man das innerhalb der Szene auch wieder erlebt.
Ausserdem rede ich ja von jungen Menschen, 13/14/15 Jahre alt. Erwartest du in dem Alter ein so gefestigtes Selbstbewusstsein, das es einen gar nicht tangiert wenn man von älteren Szenemitgliedern, die man vielleicht bewundert, belächelt wird!?
Das finde ich eben schade. Daher lobe ich mir Leute wie Graphiel, die dem entgegenwirken: )

Ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein hast du bestimmt entwickelt, auch wenn du das vielleicht nicht so empfindest. Du bist konsequent deinen Weg gegangen, das ist schon ne Stärke!

Letzte Bearbeitung Vor 9 Monate von Norma Normal
Graphiel
Graphiel(@michael)
Antwort an  graveyardqueen
Vor 9 Monate

Wo ich nicht ganz mitgehe, sind die Argumente, dass Szeneneulinge der Szene dann wieder den Rücken kehren, wenn sie nicht auf offene Arme stoßen. Nicht dass ich das anzweifel, aber wenn sich jemand davon abschrecken lässt, kann es ja generell nicht weither mit der Schwarzen Seele sein.

Wenn ich die Musik mag und mich mit dem ganzen drum herum daheim fühle, dann scheiße ich doch darauf, was andere sagen. Schwarz sein trägt man doch in sich drin und ist es für sich allein, fernab von den anderen.

Ich denke das ist etwas sehr individuelles. Es mag sicherlich Leute geben, die sich davon abschrecken lassen und selbst eine leicht unterkühlte Distanz als Feindseligkeit bzw. Gatekeeping empfinden. Das mag dann bei besonders sensiblen Menschen sicherlich dazu führen können, dass sie die Szene wieder verlassen, weil sie sich nicht angenommen fühlen.

Ich gebe dir aufgrund meiner eigenen Erfahrungen heraus aber recht, dass es für gewöhnlich keine gute Strategie ist, sich so leicht beeindrucken zu lassen und gleich wieder den Rückzug anzutreten. Besonders nicht, wenn es einem wirklich ernst ist mit dem, was man zu sein gedenkt. Teilhabe und Anerkennung bekommt man in den tieferen Ebenen der Szene selbst bei den überwiegend freundlichen Leuten eben nicht einfach so geschenkt. Die muss man sich da schon etwas erarbeiten, sofern man nicht von Anfang an entsprechende Kontakte (Beispielsweise über ältere Geschwister) hatte. Das empfinde ich pauschal aber auch gar nicht als negativ. Man kann eben auch als authentischer Neuling nicht erwarten, dass alle ehrfürchtig den Atem anhalten, nur weil man jetzt endlich auch den Weg zu den Lokalitäten des festen Kerns gefunden hat.

Wenn einem die Kontakte zu anderen Schwarzkitteln nicht so wichtig sind kann man es natürlich auch wie du machen und konsequent als Einzelgänger sein Ding durchziehen. Früher oder später wird man damit auch zum „Inventar“ in seiner lokalen Szene. So ist es mir übrigens auch über lange Zeit ergangen, da ich alles andere als ein Mensch bin, der gern auf andere Leute zugeht um sie anzusprechen. ;-)

Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Antwort an  Graphiel
Vor 9 Monate

Um das mal kurz anzuschneiden, weil es hier ja u.a. um die persönlichen Anfänge ging.
Ich z.B. hab mich vor dem „reinrutschen“ in die schwarze Szene, wenig mit anderer Musik beschäftigt. Das war damals ohnehin nicht ganz so leicht. Da hat man Musik über den Kassettenrecorder aus dem Radio aufgenommen. Viel 80er Jahre Zeugs, was aber irgendwo schon nicht ganz so mainstreamig klang. Alphaville, Pet Shop Boys usw.. Klar, poppig und radiotauglich, aber irgendwo spannend im Osten. Dann hats mich gerade mal ein 1 Jahr zum Bravo lesen hingezogen. Fand ich wenig interessant und war irgendwie nicht so meins. Und dann kamen meine beiden älteren Geschwister ins Spiel, bei denen ich öfter Depeche Mode, Anne Clark, Phillip Boa gehört hab. Und durch den Zugang erweiterte und entwickelte sich mein Einstieg und mein Musikgeschmack mit, ich glaube, 17 Jahren (für manche schon spät). Es kamen die Sisters dazu und Dead Can Dance und irgendwann hörte man sich immer weiter rein in diese Musikszene. Erste CD war dann von Project Pitchfork – Entities und Placebo Effect – Galleries of Pain. Ich blieb aber nie stehen und hörte mich in soviele Tonträger, auch in den „Ich-bin-blöd-Märkten“, rein, wo ich fast immer was neues interessantes entdeckte. Später hab ich dann mal von einem Arbeitskollegen meines Vaters eine handvoll CDs bekommen, die was ganz anderes beinhalteten. Experimentelles Zeug, Dark Ambient, Industrial… ab da hats mich gefangen genommen. Ich mochte es, meine Hör-Eindrücke zu erweitern. Weg vom harmonischen Einheitsbrei, hin zu u.a. disharmonischen Dingen und nicht diesem Strophe-Refrain-Strophe-Zeug, sondern auch gänzlich ohne Gesang, weil es das m.M.n. garnicht braucht, um sich sein düsteres Kopfkino zu gestalten.
Ich hab dafür garnicht zwangsläufig eine Szene gebraucht. Man traf die Leute, die ähnlich tickten, bei Konzerten oder auch mal im Club. Das wars aber auch schon. Viele damalige Freunde entpuppten sich auch zu oberflächliche Zeitgenossen. Irgendwann verliert man den Zugang zu solchen Leuten und man macht sein ganz eigenes Ding. Entweder kommt es aus einem selbst heraus oder eben nicht. Aber nur mitschwimmen, weil es andere toll finden, war nie mein Bier.
Die Zeiten sind nun nicht mehr ganz vergleichbar. Die heutigen jungen Leute, werden von allen Seiten mit Zeug zugeballert, die man unbedingt im Internet gesehen haben muss und liken und folgen sollte. Es ist meiner Ansicht nach schwierig geworden, sein eigenes Ich zu finden. Und hinzu kommt, dass auch die Szene für einige zu einer Spass-Veranstaltung verkommen ist. Spass ist ein für mich ziemlich ambivalenter Begriff und von viel Oberflächlichkeit geprägt. Das heißt nicht, dass ich keinen Spass verstehen und selbst Spass haben kann. Das ist vielleicht schwer zu erklären… die Spassgesellschaft war mir schon immer suspekt, vorallem in dem Bezug zu, sich voll laufen lassen, dummes Zeug quatschen und jegliche Hemmungen fallen lassen. Solche Leute gibts auch in der Szene. Die kommen auch gern zu Konzerten um sich dort lauthals zu unterhalten, um mich beim Genuss des Konzerts zu stören. Aber ich schweife ab…
Ich bin nicht sicher, ob man den jungen Leuten unter die Arme greifen muss. Sowas kommt doch aus einem von ganz allein heraus, wenn es denn in einem schlummert. Aber man kann den Leuten zur Seite stehen, wenn sie denn Tips und Ratschläge brauchen. Jemanden an die Hand zu nehmen, gibt mir immer das Gefühl, jemanden in eine Richtung zu drängen/drängen zu wollen.
Einer meiner wichtigsten Mitstreiter ist immer noch einer meiner älteren Brüder. Das passt und wir haben doch relativ ähnliche und gleiche Ansichten… generell und nicht nur beim Musikgeschmack.

Aber wir werden immer älter und wenn es die jungen Leute nicht mehr interessiert, wie wir die Szene entdeckt und sie erlebt haben, dann kann man da nichts machen. Ist nicht mein Ding. Aber Bambi wird es dann auch nicht richten können. ;)

Letzte Bearbeitung Vor 9 Monate von Phoenix
Graphiel
Graphiel(@michael)
Antwort an  Phoenix
Vor 9 Monate

Ich bin nicht sicher, ob man den jungen Leuten unter die Arme greifen muss. Sowas kommt doch aus einem von ganz allein heraus, wenn es denn in einem schlummert. Aber man kann den Leuten zur Seite stehen, wenn sie denn Tips und Ratschläge brauchen. Jemanden an die Hand zu nehmen, gibt mir immer das Gefühl, jemanden in eine Richtung zu drängen/drängen zu wollen.

Naja ganz von alleine scheinst du es ja auch nicht geschafft zu haben ;-)

Hier schreibst du ja selbst:

Und dann kamen meine beiden älteren Geschwister ins Spiel, bei denen ich öfter Depeche Mode, Anne Clark, Phillip Boa gehört hab. Und durch den Zugang erweiterte und entwickelte sich mein Einstieg und mein Musikgeschmack mit, ich glaube, 17 Jahren (für manche schon spät). Es kamen die Sisters dazu und Dead Can Dance und irgendwann hörte man sich immer weiter rein in diese Musikszene.

Jemandem „unter die Arme zu greifen“ muss ja auch nicht bedeuten, dass man seinem Gegenüber wirklich jeden Song auf dem Silbertablett serviert. Hier und da ein kleiner Schubser in die richtige Richtung kann da schon völlig ausreichen. Zumindest wenn dein Gegenüber Interesse mitbringt und einfach nur orientierungslos an der Oberfläche im weiten Ozean der schwarzen Szene herumschwimmt. Das wird sicherlich nicht auf jeden zutreffen, aber ich finde es lohnt dennoch Augen und Ohren offen zu halten und nicht panisch sämtliche Türen zu schließen sobald man mit Stilen konfrontiert wird, die einem selbst nicht gefallen.

Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Antwort an  Graphiel
Vor 9 Monate

Naja ganz von alleine scheinst du es ja auch nicht geschafft zu haben ;-)

Hier schreibst du ja selbst:

Phoenix schrieb:

Und dann kamen meine beiden älteren Geschwister ins Spiel, bei denen ich öfter Depeche Mode, Anne Clark, Phillip Boa gehört hab. Und durch den Zugang erweiterte und entwickelte sich mein Einstieg und mein Musikgeschmack mit, ich glaube, 17 Jahren (für manche schon spät). Es kamen die Sisters dazu und Dead Can Dance und irgendwann hörte man sich immer weiter rein in diese Musikszene.


Wenn ich bei jemanden etwas höre und es für gut befinde, dann ist das eine ganz normale Konsequenz. Wenn ich sowas im Radio gehört hätte, wäre es dasselbe gewesen. Aber so konnte man sich natürlich gleich direkt über die Musik austauschen. Ich hätte es ja auch blöd finden können. Von daher war das immer noch meine ganz eigene Schlussfolgerung daraus, was ich von der Musik halte.
Aber das ist Krümelkackerei. ;)

Letzte Bearbeitung Vor 9 Monate von Phoenix
Black Alice
Black Alice (@guest_64506)
Antwort an  Phoenix
Vor 9 Monate

Eine nette Story und irgend wie auch typisch wie man früher neue Musik kennen gelernt hat. Ich hatte das Glück einen Plattenhändler zu kennen,m der sich auch privat sehr für Musik aller Richtungen interessiert hat. Der bemühte sich für seine Kunden auch Importware zu bekommen, die man sonst in keinem 08/15 Plattenladen bekommen hat. Er hat mir auch gute Hard-Rock Sachen besorgt. Der kannte schon meinen etwas schrägen Musikgeschmack und hat mir dann irgend wann Ende der 70er Sachen aufgelegt, die so schön schräg waren, völlig anders als das was man so kannte. Die Anfänge des Post-Punks. Sonst hat man ja kaum eine Chance gehabt was anders mitzubekommen als das einerlei. Mein großer Bruder war DJ und von ihm habe ich alles an Disco mitbekommen. Interressierte mich aber wenig. Besagter Plattenhändler war ein sehr guter Freund, der leider in den 80ern an AIDS gestorben ist.

Kurz später gab es dann Nachmittags in DRS 2 eine Sendung, die sich dem Post-Punk angenommen hatte. Die habe ich nur zufällig beim rum suchen nach einem Sender gefunden. Hier in der Provinz des äußersten Süden war das ansonsten die einzige Möglichkeit an solcher Musik heran zu kommen. Kassettenrekorder ist natürlich mitgelaufen. Und dann bekam diese Redaktion ihren eigenen Sender, DRS-3. Man glaubt es nicht, den ganzen Tag lief Undergroundmusik, Post-Punk und sonst so alles was im damaligen Underground so los war. Vieles hatte damals ja noch keinen Namen. Es hieß einfach Underground. Und es schossen kleine Lokalsender aus dem Boden, die eben so Underground spielten. Man kann über die Schweizer sagen was man will, aber sie sind offen für Innovatives. In ganz Süddeutschland gab es nichts vergleichbares. Über besagten Freund habe ich mir dann die Platten geholt die ich in DRS-3 gehört habe. Und so kam man so langsam in die Szene. Es gab dann Partys mit Underground Musik. Man lernte Leute kennen. Fuhr zusammen in die nächste größere Stadt in entsprechende Lokalitäten usw… Die Szene entstand und sie war bei weitem nicht so homogen wie sie für Außenstehende heute aussieht. Es gab nichts an was sich ein Gatekeeper hätte orientieren können. Das war die Freiheit, die Pionierzeit die ich heute irgend wie vermisse.

Heute hat man es mit Internet natürlich viel leichter neues zu entdecken. Damals musste man sich bemühen neues zu entdecken. Die Neugierde blieb aber bis heute neue Musik und Genres zu entdecken, was den Göttern und Göttinen jetzt viel einfacher ist. Ich kann verstehen, dass es heute schwerer ist in eine fix und fertige Szene einzusteigen, wo man sich erst anpassen muss um dazu zu gehören. Aber wie ich schon an anderer Stelle schrieb, man gehört zur Szene wenn man sich aus Gründen dazugehörig fühlt. Scheiß auf Gatekeeper.

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Graphiel
Vor 9 Monate

„Wenn einem die Kontakte zu anderen Schwarzkitteln nicht so wichtig sind kann man es natürlich auch wie du machen und konsequent als Einzelgänger sein Ding durchziehen.“

Sicher freue ich mich, wenn ich z.b. auf dem WGT Bekannte wiedersehe, so ist es nicht, aber die Zeit hat gezeigt, dass ich einfach ganz gern auch mein Ding für mich mache. Ich genieße die Zeit mit mir. Andere Schwarze sind eher ein netter Gimmick, mit denen man sich hier und da Mal austauscht, vll. auch ein kurzes Stück zusammen geht, aber keine Notwendigkeit.

Black Alice
Black Alice (@guest_64505)
Antwort an  graveyardqueen
Vor 9 Monate

Es gibt in der Szene ja keinen Mitgliedsausweis. Wer sich dazugehörig fühlt, der gehört zur Szene. Es ist nur bei Veranstaltungen der Szene, dass man Ablehnung erfährt, wenn man nicht dem Bild entspricht, das andere von einem erwarten. Das finde ich aber total bescheuert. Wenn ich aber zu solchen gehe, um live das anzuhören was man mag und/oder einfach zu der Musik zu tanzen auf die man steht, dann sind mir andere scheiß egal. Ich bin dann zum tanzen da und nicht um einen Spießrutenlauf vor Torwächtern und Tugendwächtern der schwarzen Szene zu machen. Man (also die Tugendwächter) sollte das gefälligst sein lassen und jeden machen lassen wie er/sie will. Und selbst sollte man solche Torwächter ignorieren. Jeder gehört dazu der sich dazu gehörig fühlt, egal ob als Einzelgänger, oder mit Freunden. Das ist Szene und kein Verein.

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Robert
Vor 9 Monate

Was mir gerade durch den Kopf geht,…ob Bambie das richtige Bindeglied ist, um tiefer in die Schwarze Szene einzutauchen.
Es ist richtig, dass nicht wenige mit schwarzen „Mainstream“Bands angefangen haben (auch ich!), aber Bambie sieht sich ja selber noch nicht Mal als Teil der Schwarzen Szene,…davon ab dass ihre Musik in meinen Augen auch nicht viel damit zu tun hat und auch noch nie aufgetaucht ist.
Dass der Einstieg schneller ist, wenn man für morbides und düsteres empfänglich ist, stimmt natürlich, das wöllte ich nicht abstreiten. Bei mir haben The Munsters, Addams Familie und Der kleine Vampir als Kind vermutlich den Weg geebnet. Skelette und so fand ich auch schon immer cool. Musikalisch war es dann HIM im Teeniealter, der mich auf die Szene stießen ließ, parallel zu meiner ersten Begegnung mit einem Schwarzen,…wobei mir das damals noch kein Begriff war. Aber dass sind Dinge, wo eine gewisse Bindung zur Szene besteht.
Daher frage ich mich, wie will man über Bambie zur Schwarzen Szene finden?!?

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Robert
Vor 9 Monate

Robert, ich fasse das auch keinesfalls böse auf, ich verstehe schon was du mir sagen willst.
Zeiten und „Helden“ zu denen man aufsieht, ändern sich.
Und heut zu Tage werden andere Medien genutzt.
Ich muss aber ehrlich sagen, wenn ich mir diese Chanel auf YouTube und Instagram ansehe, wie z.b. Social Repose, frage ich mich oft „Was machen die da?!?“ Da merke ich richtig wie mein Kopf und ich raus sind, weil wir da nicht mitkommen.
Vorallem dachte ich immer, dass dies ein Phänomen der jüngeren Generation ist, aber dieser Social Repose soll ja auch schon Mitte 30 sein.
Ich habe generell nichts gegen Kanäle, die einen sinnvollen Zweck erfüllen, aber da zählen für mich keine Kunstfiguren drunter, die sich übertrieben in Schale schmeißen um Lieder zu covern oder Leute, die sich und ihre Klamotten vorführen.
Von mir aus sollen, die Leute machen wonach ihnen ist, um Gottes Willen, so ist es nicht, aber mein Verständnis dafür hält sich einfach in Grenzen, da ich persönlich keinen Sinn darin sehe.
Ich muss aber ehrlich sagen, dass sich das nicht nur auf die Schwarze Szene bezieht, sondern generell auf diesen ganzen Influencer-Kram, dass ich da selten Sinn drin sehe.

Karl Klammer
Karl Klammer(@karlklammer)
Vor 9 Monate

Den Beitrag finde ich recht interessant. Optisch hat die Person natürlich Gothic-Merkmale. Ob ich die Person als Gothic bezeichnen würde, hängt für mich davon ab, was sie sonst so macht. Ist es wirklich ihr/sein Ding oder nur eine Bühnenklamotte nur speziell für diesen Song / diesen Auftritt? Nach oberflächlicher Sichtung würde ich zumindest sagen, dass er/sie in der alternativ-experimentellen Ecke zuhause ist.

Musikalisch sicher nicht Mainstream. Dafür zu schräg und zumindest schräger auch als vieles, was man sonst unter dem Label „Schwarze Musik“ oder Wave und Gothic so hört, vor allem in Bezug auf die Mischung aus Geschrei, musikalischer Härte und Cabaret-artigen Anleihen. Erinnert mich an Acts wie Sleeping Dogs Wake, Emilie Autumn oder Nostalghia (eher in den USA bekannt, bzw. einem breiteren internationalen Publikum durch den Auftritt im Film „John Wick – Chapter 2“).

Um dem Namedropping Fleisch um das Skelett zu legen, hier die Links, falls jemand mit den Namen nichts anfangen kann (sind ja nicht unbedingt die Clubhit-Lieferanten, außer vielleicht noch Point Black von SDW):

Sleeping Dogs Wake:
https://www.youtube.com/watch?v=1UZYXAcma8w
https://www.youtube.com/watch?v=4bHCMNYhKQQ

Emilie Autumn:
https://www.youtube.com/watch?v=Wjtkbc_rjLM

Nostalghia
https://www.youtube.com/watch?v=we6YN_83Hj8
https://www.youtube.com/watch?v=j4mn7YZE-oQ
https://www.youtube.com/watch?v=2LaiBsm4DVI

Es wundert mich immer wieder, wenn man Musikern vorwirft, sie wollen „doch nur Geld verdienen“ und seien daher Mainstream und dieses dann automatisch als verwerflich oder unwert aburteilt. Mal bedenken: Mit Musik erfolgreich Geld zu verdienen, also geschäftlich erfolgreich zu sein, macht den Unterschied, ob man das, was man mag, nur als Hobby nebenbei betreiben kann oder von seiner Leidenschaft leben kann. Ob sich die künstlerisch tätige Person dabei verwirklichen kann und es der Masse gefällt oder ob diese Person sich nur nach dem streckt, was die Masse will um Geld zu verdienen – das kann man wohl nur beurteilen, wenn man tiefere Einblicke in Wesen und Geschmack dieser Person hat.

Letzte Bearbeitung Vor 9 Monate von Karl Klammer
Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Antwort an  Karl Klammer
Vor 9 Monate

Ja, Sleeping Dogs Wake haben sehr viel krachiges experimentelles Zeug gemacht, da ist auf jeden Fall eine Parallele. Seltsamerweise hab ich die schon seit Jahren bis Jahrzehnten auf keiner Party mehr gehört – in den 90ern liefen die in Berlin überall rauf und runter.
Übrigens erinnern mich Tangerinecat (haben letztes Jahr beim WGT gespielt, waren live große Klasse) sehr an Sleeping Dogs Wake, sind sehr düster-magisch und teilweise krachig:

https://www.youtube.com/watch?v=qAKFkIf56w0
https://www.youtube.com/watch?v=kl3Q9JTRSA8
https://www.youtube.com/watch?v=UAzpBEUkpvg
https://www.youtube.com/watch?v=P6Igbc7EEfc

(die Songs sind z.T. lang, steigern sich aber zunehmend in der Intensität)

Letzte Bearbeitung Vor 9 Monate von Tanzfledermaus
Norma Normal
Norma Normal(@normanormal)
Vor 9 Monate

Also, ich kann mich da den meisten Kommentaren weitestgehend anschließen.
Klar, alles eine Geschmacksfrage. Für meinen Teil, bin ich total unterweltigt! Finde das es musikalisch ein ganz „normaler“ Popsong ist und nicht besonders herausstechend, ebenso wie die Performance. 
Obwohl mir Lord of the Lost vom letzten Jahr ebenfalls nicht gefallen, fand ich die zumindest sehr authentisch und sympathisch. Was ich von diesem Beitrag nicht behaupten kann. Es hat für mich einen gewissen Castingshow-Flair und wirkt arg künstlich. 

Dagegen als Künstler Geld verdienen zu wollen, ist übrigens rein gar nichts auszusetzen (ob das im Rahmen des ESC sein muss, ne andere Frage…)
Es besteht allerdings ein Unterschied, ob es sich um gewachsene Bands/Musiker handelt, die endlich auch mal von ihrer Arbeit leben möchten, oder ob man etwas total gefaktes nur für den Zweck Geld zu machen, aus dem Boden stampft. Wobei die im Hintergrund sowieso immer am meisten profitieren. 

Einen „Ausverkauf“ der Szene sehe ich hier übrigens nicht, da ich gar nichts szenenrelvantes erkennen kann (abgesehen von ein paar oberflächlichen Merkmalen vielleicht, weswegen es der Otto Normal Verbraucher evtl. mit Gothic verwechseln könnte).

Letzte Bearbeitung Vor 9 Monate von Norma Normal
Norma Normal
Norma Normal(@normanormal)
Antwort an  Robert
Vor 9 Monate

Einfach ein rein subjektiver Eindruck den ich in keinster Weise begründen könnte :D
Habe mich weder mit den einen noch mit den anderen näher befasst, ich kann also auch voll daneben liegen mit meiner Einschätzung…

PS: Huch, statt dem „e“ gehört da natürlich ein „ä“ hin…aber du hast meine Wortneuschöpfung trotz meines Rechtschreibfehlers korrekt abgeleitet!

Letzte Bearbeitung Vor 9 Monate von Norma Normal
Black Alice
Black Alice (@guest_64450)
Vor 9 Monate

Also, bei all dieser kontroversen Diskussion frage ich mich, muss man jeden Knochen, der einem hingeworfen wird, gleich aufnehmen? Bambie macht einen auf Hexe. Na und? Macht man gleich einen auf Goth, nur weil man einen auf Hexe macht? Nur weil es etwas düster aussieht? Nur weil man die einen oder anderen Versatzstücke verwendet, die auch in der Goth Welt verwendet werden? Muss man denn immer eifersüchtig auf alles ansprechen, was auch nur im entferntesten nach Goth aussieht?

Wenn einzelne Goth auch Bambie mögen, OK. Wenn man Bambie in das Goth Universum aufnimmt, auch OK. Nicht alles im Goth Universum ist auch wirklich Goth, auch OK, weil man will ja nicht pedantisch sein. Wie versteht sich denn Bambie selbst?

Black Alice
Black Alice (@guest_64463)
Antwort an  Robert
Vor 9 Monate

Mit dem Knochen meinte ich nicht Deinen Musikgeschmack. Mögen die Götter mir meine Zunge verknoten, wenn ich jemanden seinen Musikgeschmack madig machen wolle (außer Schlager). Mir ging es nur um die Kontroverse wegen Goth, oder doch nicht und wenn und so… ;-)

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Black Alice
Vor 9 Monate

Ich denke nicht, dass es etwas mit Eifersucht zu tun hat, wenn man das Gefühl hat, dass Goth(ic) inflationär für alles x-beliebige verwendet wird. Natürlich hat die Szene die Bezeichnung nicht gepachtet, aber wo Goth(ic) drauf steht möchte man doch auch Goth(ic) drin habe und keine Mogelpackung.
Und dass man sich völlig dagegen verschließt, wenn Elemente des Goth im Mainstream auftauchen, ist nun auch nicht der Fall. Gerade in Sachen Kleidung ist mein Eindruck, dass es viele ( mich mit eingeschlossen) gibt, die es positiv sehen, wenn sie Samt, Netz und Spitze (um eine kleine Auswahl zu nennen) auch außerhalb der Szeneläden kaufen können.

Manu
Manu(@manu)
Vor 9 Monate

Bis jetzt kannte ich den Act noch nicht und hab dann mal Wiki befragt, wobei der englischsprachige Artikel etwas aufschlussreicher ist.

Nicht von der Hand zu weisen ist der Fakt, dass sich hier eine Person künstlerisch gebildet hat, mit dem Ziel auch Künstler*in zu sein. Ich denke auch, dass die weitere Entwicklung noch zu betrachten ist. Das Potential und der Wille sind jedenfalls da.

Des Weiteren habe ich mich noch gefragt, was uns die Wahl des Acts über Irland sagt? Da habe ich im Wiki-Artikel glatt einen Hinweis gefunden. Hier haben rechtskonservative Kräfte eine Petition gestartet, um Bambie Thug vom Sieg auszuschließen. Mit 2000 Unterschriften war das wohl keine gelungenge Aktion. Freut mich für Irland, dass man an der Stelle stabil bleibt.

So richtig möchte Bambi Thug in keine Kategorie gesteckt werden, daher gehe ich erstmal nicht unbedingt von einem „reinen“ Gothic Act aus, der aus der Szene kommt. Ich sehe hier mehr eine Künstler*in aus der LGBTQ+-Gemeinschaft, die sich mit Hexerei- und Magie-Themen befasst und diese zur künstlerischen Ausdrucksweise nutzt.

Der ESC ist in den letzten Jahren immer weiter mit der LGBTQ+-Gemeinschaft zusammengewachsen und diese Leute hatten und haben (hoffentlich) weiter auch Platz in der Gothic Szene. Da kommt es nun auch mal zu solchen Überschneidungen.

Den ESC werde ich mir weiterhin nicht anschauen, weil ich nicht verstehen kann, dass Kunst sich in irgendeiner Weise messen soll. Die sollen da eine schöne vielseitige, bunte Party feiern und wer Bock hat und solche Acts mag, soll anschließend zum WGT kommen.

Manu
Manu(@manu)
Antwort an  Robert
Vor 9 Monate

Ja, das kann ich nachvollziehen, dass die Darstellung uns triggert, um sich darüber auszutauschen.

Die Gothiceinflüsse sind ja nicht zu übersehen und es gibt Leute, die es mögen, sonst würden wir uns jetzt nicht darüber austauschen. Ich möchte nur nicht diese eine ESC-Nummer bewerten, die sicher auch auf Aufmerksamkeit angelegt ist, sondern bin neugierig was da noch ist und könnte mir davon etwas gefallen?

Nachthumor
Nachthumor (@guest_64464)
Vor 9 Monate

Bin gespannt, wie sie beim ESC abschneidet. Jedenfalls mutig von den Iren!

Adrian Stahl
Adrian Stahl(@rosa_aristides_c)
Vor 9 Monate

Nun, ich schließe mich den eher verwirrten Stimmen an, was Musik und generelle Performance der Künstlerin angeht, allerdings möchte ich mir noch kein abschließendes Urteil erlauben, da ich bislang wirklich nur das Video aus dem Artikel hier kenne. Und – ich habe für mich die Erfahrung gemacht, daß gerade Dinge, die einen erstmal verwirrt zurücklassen, es wert sind, einen näheren Blick drauf zu werfen.

Ansonsten zur allgemeinen Diskussion: bitte nicht schon wieder :D – seit wievielen Dekaden äussert man sich jetzt schon über wahlweise Ausverkauf, Kommerzialisierung und Ver-Mainstreamisierung der Szene?
Ich behaupte mal – schon seit Anfang, irgendwie. 

Wir haben kein alleiniges Recht auf schwarzen Kajal und schwarze Klamotten – trotzdem wittert – gefühlt – sofort jeder einen „Ausverkauf der Szene“ wenn sich ein Designer oder Künstler bei Motiven bedient, die wir aus unserer Szene kennen. Besonders übrigens dann, wenn sich nichtmal die Mühe gemacht wurde rauszufinden, ob das wirklich bewusster „Klau“ war oder die Inspiration vielleicht ganz woanders herrührt. Nein, man fühlt sich eigentlich sofort auf den schwarzen Schlips getreten …

Insofern ist es wurscht was die hier vorgestellte Künstlerin damit bezwecken will, wenn es nur für die Performance ein Bühnenkostüm ist, das ihrer Meinung nach zu dem Stück so wie es ist gut passt – seh ich nichts drin worüber ich mich aufregen könnte, und falls sie sich dennoch zur Szene zählt, dann seh ich kein Problem darin daß sie beim ESC auftritt (hat mich bei „Lord of the Lost“ auch nicht gestört) – im Idealfall möchte ein Künstler ja von seiner Kunst leben können denn – das befähigt ihn ja erst, sich ausschließlich und intensiv mit dem zu befassen was er/sie als Berufung sieht.
Die Alternative wäre, seinen Brotjob in bunter Verkleidung in einem Büro ableisten zu müssen – jetzt mal bewusst überspitzt und plakativ ausgedrückt – um am Wochenende seinem „Hobby“ nachgehen zu dürfen. Dann gäbs wieder welche die daran was auszusetzen haben …
Ob man deswegen den ESC nehmen muss ist natürlich die Frage, aber ich kann ein bisschen auch verstehen daß man als Künstler dann so eine Gelegenheit auch gern mitnimmt, um die Chance zu erhalten, daß mehr Leute von einem Notiz nehmen. Einfach weil wegen – siehe weiter oben in diesem Absatz.

Leider sieht man in der Szene ja viel zu bereitwillig die „Kommerz-Kacke“ -Aussage aufploppen – und oft auch an Stellen wo das Quatsch ist. Und – auch das wiederholt sich seit Dekaden immer wieder …

Gegengefragt: wollten die Ur-Bands unserer Szene den Stempel „Goth“ eigentlich selbst haben?
Haben die sich gesagt – ich zieh mich jetzt bewusst „gruftig“ an und mach ausschließlich Gruft-Mucke?

Die haben erstmal ihr Ding getan, wie sie Bock drauf hatten – was natürlich von der damaligen Zeit, und damit genauso von der damaligen Mode beeinflusst war. Und das war – oh Schreck – auch oft sehr bunt …

Darf eine nicht-Szene-Band grundsätzlich niemals Motive aufnehmen die „wir“ für szenetypisch halten? Haben wir ein Patent angemeldet? 

Vielleicht will die Künstlerin hier ja auch einfach mal „ihr Ding“ machen – ohne auf Schubladen achtgeben zu müssen.

Ob man mit der Musik was anfangen kann oder nicht ist natürlich dahingestellt. Da darf jede/r für sich entscheiden, und jeder Geschmack ist da anders.

MHKL-Punch
MHKL-Punch (@guest_64471)
Vor 9 Monate

Ob Irland als Land erledigt ist lasse ich dahingestellt. Schließlich war Israel nach Netta auch nicht erledigt. Was aber erledigt ist und ausverkauft ist definitiv die schwarze Szene!
Lord of the Lost landen auf dem letzten Platz beim ESC und sind hinterher Headliner in der Agra und werden frenetisch gefeiert. Das spricht einfach Bände dafür wie degeneriert diese Szene eigentlich geworden ist. Irgendeine schreckliche Kapelle die „Alien Pop“ macht, zunächst beim Supertalent bei Dieter Bohlen vorgeführt wird, spielt wenig später in der Sixtina. Und alle finden diesen Müll ganz ganz toll…
Die Beispiele lassen sich im erweiterten Radius fortsetzen:
So eine Porno-Fee vermarktet sich gezielt über ihre Szene Zugehörigkeit und landet auf dem Cover der Gothic.
Die letzten Sopor Veröffentlichungen werden gekauft und die wenigsten fühlen sich übern Tisch gezogen bei Musik und Text die verdächtig nach KI generiert klingen.
Es gibt keine Grenzen mehr zwischen Gothic und Hipster..

Sorry aber mit all dem wirkt diese Szene so ausverkauft wie seinerzeit der Punk.

Norma Normal
Norma Normal(@normanormal)
Antwort an  Robert
Vor 9 Monate

Das mit den Hipstern ist ja eh ne spezielle Kiste. Ich betrachte das so: Hipster haben keine eigene (musikalische) Identität. Daher sind sie bei so ziemlich allen Szenen und Subkulturen nicht besonders beliebt. Weil sie sich an allem bedienen was gerade möglichst cool und irgendwie undergroundig erscheint. Egal ob das nun ein Techno DJ aus Budapest, ein Hip Hop Künstler aus nen kleinen Dorf in Uganda oder eine Post Punk Band vom außersten Zipfel der Mongolei ist. Bambie Thug wäre in dem Fall für einen klassischer Hipster eh uninteressant, weil durch die Medien etc. viel zu populär. Je unbekannter diese Künstler noch sind, ja attraktiver ist das für den Hipster. Weil sie sich dadurch eine Credibility erhoffen und sich auch irgendwie vom Mainstream abgrenzen wollen. Nur das Hipster eben dadurch die Türen für den Mainstream gerade öffnen.
Das bezieht sich auf ästhetische und stylingtechnische Aspekte ebenso wie Hobbies und Vorlieben. Ne Zeit lang war z.b. Bouldern das Hobby schlechthin, man trank Club Mate oder Weissweinschorle, aber da es schon „ausgelutscht“ ist, rückt demnächst vielleicht die Friedhofsfotografie und Absintn, in den Fokus, wer weiß (ich hoffe ich hab jetzt nicht den Teufel an die Wand gemalt…). 
Daher sind Hipster nicht nur Teil der Gothic-Szene sondern tummeln sich in allen möglichen Szenen. Auch wenn Übergänge zum Teil fließend geworden sind, gibt es eben doch Unterschiede. Für Hipster ist irgendwie alles eine „Phase“. Menschen die sich wirklich mit der jeweiligen Szene, der Musik ,etc. verbunden fühlen, bleiben ihr allerdings treu.

Gruftfledermaus
Gruftfledermaus (@guest_64475)
Vor 9 Monate

Ok irgendwie Anime trifft Manson sieht nett aus und hat etwas von Theater finde ich. Die Musik ist ganz nett aber ich finde es nicht wirklich Goth aber das wäre sonst auch zu düster für diese Veranstaltung. Lords of the Lost haben ja auch ihre Disco Seite raus gelassen. Eigentlich wurde hier schon alles geschrieben was ich auch so sehe. Warum diese Veranstaltung? Das dümmste was es gibt und wenn sie gewinnt ist sie sicher ein Auslöser für viele sich so zu kleiden und zu glauben nun sei man Goth. Aber das ist tatsächlich nicht zu ändern und all diese Online Formate werden es feiern,ich hab mit Facebook genug und kümmer mich nicht um all das andere. Vermutlich ist der Auslöser des ganzen ja das Gothic gerade sehr Trend ist und die Menschen dem ganzen Toleranter gegenüberstehen. Ich sehe diese Sendung grundsätzlich nicht und werde damit auch nicht anfangen.

Black Alice
Black Alice (@guest_64478)
Antwort an  Gruftfledermaus
Vor 9 Monate

Ja, Goth ist gerade trendy. War es nicht letzten, oder vorletzter Herbst, wo die Modeindustrie mit Goth Look daher kam? Naja, bei uns in der Gegend scheint dieser Trend nicht durchgeschlagen zu haben. Was mir aber aufgefallen ist, dass viel Jungvolk auf Goth Musik steht, die gar keine Goth sind. Sie tauchen aber kaum auf Goth Partys auf. Kann mir gut vorstellen, dass Bambie durchaus auf solchene Ohren stößt und gefällt. Es ist ein Trend, mehr nicht. Der verfliegt auch schnell wieder. Der Punk wurde seinerzeit ausverkauft. Ja. Aber er hat sich verändert und es gibt ihn immer noch und kein Vermarkter interessiert sich noch dafür. Goth wurde auch früher schon mal trendy, als jeder Dorfdisco Sister of Mercy und runter gespielt wurde. Es verfliegt wieder und alles ist gut.

Alex.
Alex.(@velofreak)
Vor 8 Monate

Nur was ganz Kurzes von mir: Ich denke eher, dass die katholische Kirche in Irland nach all den Skandalen als Kirche erledigt ist (und nicht nur da). Irland wird noch viele ESC unerledigt überstehen und ab und an auch gewinnen.

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