Mittlerweile dürfte es auch in die letzte Gruft gedrungen sein, dass „The Cure“ an Allerheiligen ihr neues Album „Songs Of A Lost World“ veröffentlichen. 80s80s Radio machen am 1. November dazu eine „Listening Session“, die ab 19:00 in einem Video-Live-Stream zu sehen sein wird. Ich habe die Ehre, auch dabei zu sein und neben 5 richtigen Experten auch meinen Senf zu den einzelnen Songs beizusteuern!
80s80s Listening Session – Was ist das?
Bei so einer Listening Session sitzt man im Kreise Gleichgesinnter und hört sich alle Lieder eines Albums an, um sich nach jedem Song über das Gehörte auszutauschen. Das hat 80s80s Radio bereits 2023 beim Depeche Mode Album „Memento Mori“ vor Publikum im Meistersaal der Berliner Hansastudios gemacht und wollen das erfolgreiche Format nun mit „The Cure“ wiederholen. Diesmal allerdings in einem Studio ohne Publikum und vor laufenden Kameras. Über Social Media Kommentare könnt ihr auch Fragen stellen oder selbst eure Gedanken zu den gehörten Songs teilen. Einige Fragen werden sicherlich auch an die Experten weitergereicht und möglicherweise Live beantwortet.
80s80s Listening Session – Wer ist mit dabei?
Man hat für ein „beeindruckendes“ Aufgebot von The Cure-Experten gesorgt, wie 80s80s vollmundig behauptet und tatsächlich offenbart die Liste spannende Gäste. Martin Strasser und Roberto Broch von den Four Imaginary Boys, Deutschlands gefragtester und Europas meistgebuchter The Cure-Tributeband, Wilco Fleischauer, Veranstalter regelmäßiger The Cure Partys und Thomas Thyssen, DJ, Musiker, Musikjournalist und Konzertveranstalter in der schwarzen Szene und meine Wenigkeit, Robert Forst von spontis.de – ich bezweifle allerdings, dass ich spannend bin und überlasse das gerne den anderen ;-) Moderiert wird das Ganze von Sabine Beck.
80s80s Listening Session – Wann und Wie kann ich das sehen oder hören?
Am 1. November 2024 ab 19 Uhr könnt ihr den Video-Livestream bei 80s80s.de starten, der von Sabine moderiert wird. Um an der exklusiven Videoübertragung teilzunehmen, benötigt ihr einen 80s80s Supporter-Login (den bekommt ihr hier auf 80s80s.de oben rechts über Login). Dann könnt ihr uns beim Hören des neuen „The Cure“ Albums auch sehen. Wie genau das aussehen wird, kann ich Euch ehrlicherweise auch nicht verraten.
Wer an Allerheiligen nicht kann, weil er vor dem heimischen Altar das von Grabkerzen erhellten Antlitz von Robert Smith anbetet, kann die Sendung am 2. November 2024 ab 20 Uhr auch nochmal im Radio hören. Ich bin mir sicher, das wird es später auch nochmal als Podcast geben.
Gemeinsam reingehört – Mit Kennern der Szene
Ich bin mit Sicherheit kein Cure-Experte, das habe ich auch dem Radiosender gesagt, allerdings kann ich sicher einige Anekdoten über die Fans der Band zum Besten geben. Vielleicht hat man mich ja deshalb eingeladen :) Ich bin mir aber sicher, dass einige Gäste diese Lücken mit fundiertem Fachwissen auffüllen können.
„The Cure“ waren für mich immer eine ikonische Band, vor allem durch die Beiden Alben Pornography und Desintegration habe sie das, was für mich musikalische Melancholie ausmacht, immer definiert. „Cold“ ist beispielsweise DER Gothic Track schlechthin – das findet nicht nur Robert Smith. Ich habe allerdings auch einige Alben der Band überhaupt nicht gemocht und „Bloodflowers“ beispielsweise nie als würdigen „dritten“ im Bunde der bereits genannten Alben gesehen, ganz im Gegensatz zur Band. The Cure ist natürlich auch nicht dafür da, mir mein „Gothic-Gefühl“ über 30 Jahre zu erhalten, daher habe ich ihre „poppigen“ Ausflüge immer respektiert.
Nun schickt sich „Songs Of A Lost World“ allerdings an, eine würdige Trilogie mit den beiden gruftigsten Alben der Band zu bilden. Ich bin gespannt, ob das passiert.
Wenn ihr Live dabei sein wollt, wie ich im Radio blamiere und über den Gott der Finsternis schwärme, schaltet am Freitag gerne ein :-)
Ich schau sehr gerne rein und bin gespannt. Den Wilco kenn ich schon seit 25 Jahren, wie schön, dass er als der größte Cure-Fan, den ich kenne, mit an Bord ist!
In meinen ersten Grufti-Jahren war ich auch glühender Cure-Fan, der erste Dämpfer kam dann mit der Mixed up, und nach der Wish hatte ich mir dann gar kein Album mehr zugelegt.
Pornography und Disintegration sind auch meine liebsten Cure-Alben, Bloodflowers hat mich auch nicht wirklich gepackt, da war mir zu viel Noise bei den Gitarren.
2x hab ich die Band live gesehen (1992 und gegen Ende der 90er). Fast wären es 3 Konzerte geworden, aber ihren Auftritt beim Roskilde Festival 1990 musste ich leider streichen, weil ich nicht allein hin durfte und die Freundin, die mit fahren wollte, hatte schlechte Schulnoten und dafür Konzertverbot. Ich wurde also ungerechtfertigt mitgestraft.
Meine beiden späteren Cure-Konzerte konnte ich dann leider aufgrund der Menschenmassen nicht wirklich genießen. Wenn man das ganze Konzert über besoffene Type neben sich hat, die alles mitgröhlen und ständig laut nach Robert schreien und man aufgrund der enge nichtmal weg kann, mit kaputten Klamotten und fehlendem Kettenanhänger das Konzert verlässt, killt das leider jede Stimmung. Das zweite Konzert hab ich mich nicht mehr nach vorne gestellt, nach der Erfahrung beim ersten – dafür hab ich von der Band fast nichts mehr gesehen. Damals hab ich beschlossen, nie mehr zu „großen“ Konzertveranstaltungen zu gehen. Auch wenn ich die Trilogie-Tour schon gerne erlebt hätte, einfach um meine beiden Lieblingsalben komplett live zu erleben. Aber ich war leider verhindert, dafür fuhr meine Schwester hin und war ganz geflasht.
Du wirst Dich schon nicht blamieren, Robert! Weshalb solltest Du? Sei einfach authentisch, das wird schon!
Und genau deshalb habe ich die Konzerte lieber live auf YouTube, oder Fernsehen gesehen. Ich war auf genau einem Konzert/ Festival und das hat mir schon gereicht. Leute können unausstehlich sein, besonders besoffene Leute die dich ohne Erlaubnis anmachen, oder anfassen. Nein Danke ich passe. Von der ganzen Menschenmenge abgesehen, die mich überfordern kann…
Man kann und sollte nun nicht alle Konzerte und Festivals über einen Kamm scheren. Klar kann’s passieren, dass Mal irgendetwas einen faden Beigeschmack hinterlässt, das macht aber nicht den Großteil aus. 🙂
Zum Thema Menschenmenge, als ich vor zwei Jahren zum zweiten Ersten Mal aufs WGT bin, hatte ich auch Bammel vor der Menge bei den Konzerten. Ich kann mich noch erinnern, dass bei diesem WGT mein erstes Konzert Grundeis im Täubchenthal war und ich den kompletten Abend über nur seitlich an dieser riesen Tür zwischen Konzertsaal und Vorraum stand, quasi ganz weit hinten und jeder Zeit bereit zur Flucht. Inzwischen versuch ich immer ganz Vorne mitzumischen. Manchmal sollte / muss man sich seinen Ängsten auch stellen und Dinge sehen mit etwas Routine gleich weniger Angst einflößend aus 🙂.
Mein Plan ist ja sowieso endlich mal aufs WGT und Mera Luna zu fahren 🤞.
Guter Plan :) Auf der Wiese hinter der Moritz-Bastei treffen sich auch im kommenden Jahr viel nette Leute hier aus dem Blog, die dir den Einstieg mit einer sehr kleinen „Menschenmasse“ erleichtern!
Ich hab The Cure 2x live in der Müchner Olympia-Halle gesehen, 2006 und 2022, und das war schon groß und voll… ich fands trotzdem beide male wunderschön und sehr bewegend. 2006 hatte meine damalige Partnerin ein unschönes Erlebnis mit einem betrunkenen Idioten den ich dann verscheuchen konnte, 2022 passierte glücklicherweise nichts dergleichen… leider sind auf einem Cure-Konzert in einer Riesenhalle auch Stinos (und auch betrunkene Stinos), aber ob einem das den Abend verdirbt oder nicht ist auch etwas Glückssache… es muss nicht so laufen. Dass es dir bei deinen letzten Cure-Konzerten passiert ist tut mir leid. :(
Einfach Mal aus reinem Interesse heraus….woher kommt eigentlich dieser Hype um The Cure, dass die wie Götter gefeiert werden? Ich mein, es gibt so viele andere Künstler, die damals ebenfalls wichtig und prägend für die Szene waren, aber um die machen die Leute in der Szene nur halb so viel Wind 🤷🏼♀️🤔.
Eine Mischung aus allem, wie ich finde. Ich denke, dass „The Cure“ schon immer das meiste Identifikationspotential mitbrachten, einmal wegen Robert Smith, der durch seinen Look eine ganze Menge „Look-a-Likes“ auf den Plan brachte, um zum anderen wegen der Musik, die tatsächlich EXAKT das war, was man als „Gothic“ bezeichnen könnte.
Weitere Faktoren: „The Cure“ waren in all den Jahren immer aktiv. Neben vielen Alben (auch wenn manche sich mehr Zeit gelassen haben) kommen auch unzähligen Tourneen und Auftritte in all den Jahren. Nicht so wie bei den anderen „Legenden“ die immer mal wieder verschwanden oder – wie die Sisters beispielsweise – einfach nicht mehr neues machten.
Presse: „The Cure“ waren immer Liebling der Medien. Ob in der Bravo oder im TV, die Band wurde immer mit der Szene assoziiert und als „Archetyp“ präsentiert.
Robert Smith war auch in der ehemaligen DDR eine ikonische Figur, die Auftritte der Band ganz kurz nach der Wende zog viele junge Fans in ihren Bann.
Und natürlich die Musik. Es gibt niemanden, der so glaubhaft Melancholie, Weltschmerz und Emotionen in der Musik transportiert, wie Robert Smith. Du nimmst ihm einfach ab, dass er an der Bettkante neben dir sitzt und seine Texte ins Ohr haucht, während du unter der Bettdecke einfach nur noch die Welt hasst und heulst :-)
Deine für deinen ausführlichen Einblick.
Interessant finde ich die Aussage, dass The Cure das mitbrachten, was für Goth steht. Mir stellt sich die Frage, ob es denn da überhaupt eine genaue und einheitliche Definition von gibt 🤔.
Wenn ich allein den Aspekt „Düster“ heran ziehe, dann finde ich für mich persönlich zum Beispiel ganz andere Künstler, die das für mich mehr wiederspiegeln als The Cure.
Oder auch den Punkt, dass man das Gefühl hat Robert sitzt bei einem an der Bettkante, während man unter der Bettdecke heult. Ich will nicht sagen, dass deren Musik schlecht ist, ich hab schon durchaus gute Stücke von denen gehört, aber mich persönlich berühren sie nicht 🤔🤷🏼♀️.
Gefühl und Melancholie ist also auch wieder Empfindungssache.
Was für mich aber nachvollziehbar ist, wie ich auch schon zu Maren schrieb, sie waren immer präsent und für die Leute, egal welchen Alters, greifbar. Das macht sie dadurch schon zu kleinen Helden 🙂.
graveyardqueen Robert
Die Frage, warum gerade „The Cure“ wurde nun schon umfassend beantwortet, aber ich möchte hier noch meine ganz persönliche Perspektive zur Ergänzung einbringen. Ich habe hier ja schon mehrfach eingeräumt, dass ich hinterm Mond aufgewachsen bin, und da kommt einfach dem Faktor Presse/Medien eine ganz entscheidende Bedeutung zu: Mit deren Unterstützung hatten The Cure eben als Archetyp von Gothic, wie Robert sagt, so eine enorme schwarze Strahlkraft, dass sie auch zu uns in den Wald durchgedrungen sind. Diese Strahlkraft hatten andere Bands eben nicht und so kommt es, dass ich manches was, wie Du, graveyardqueen , zurecht sagst, ebenfalls wichtig und szeneprägend war erst später kennengelernt habe/ bzw. noch kennenlerne… (Ich betrachte den Prozess keinesfalls als abgeschlossen!)
Dadurch, dass ich mit „The Cure“ aber bereits jung in Berührung kam, konnten sie mich ein großes Stück in der Dunkelheit begleiten und mich besonders prägen, da sie einfach auch eng mit meiner Biographie verbunden sind.
Das entscheidendste aber, wie ich finde, wurde von Robert treffend auf den Punkt gebracht:
Dies gibt zu 100 Prozent meine persönliche Erfahrung wieder. Robert Smith hat mir ins Ohr gehaucht, während einer der wichtigsten Menschen mit einer tödliche Krankheit kämpfte, der er dann erlag. „The Cure“ half. Durch die Musik bekam mein Schmerz etwas Erhabenes, was bloße Verzweiflung überstieg ( Klingt jetzt vielleicht etwas abgehoben, aber das war mein persönliches Empfinden). Allerdings wenn wir über Anbetung sprechen, muss ich einräumen, dass mein persönlicher Altar der Finsternis nicht Robert Smith alleine geweiht ist, sondern einer göttlichen Trinität, von der er eine der drei Ausprägungen ist.
Danke für den Einblick, in deine Beweggründe, den du mir gibst.
Ich denke, dass kann ich schon nachvollziehen, dass etwas zu etwas besonderem wird, wenn es nicht nur ein Teil des eigenen groß werdens ist, einem Trost und Halt gibt, sondern auch noch die Besonderheit hat etwas rares zu sein, weil es sonst nicht viel von gibt.
Dennoch staune ich über die Vielzahl jüngerer, die vom Alter her, nicht die Erfahrungen machen mussten, dass Musik etwas rares ist, weil man schwer ran kam.
Aber vll. liegt es tatsächlich daran was Robert schreibt, The Cure war immer präsent.
Vielen Dank für diesen sehr persönlichen Einblick in die Bedeutung die die Band für dich hat.
Es tut mir leid, aber hier werde ich neugierig und muss einfach fragen – Wer sind denn die anderen beiden…? (Mir würden einige Kandidaten einfallen die sich aufdrängen, aber vielleicht ist es auch gar nicht so offensichtlich/naheliegend wie ich jetzt denke…)
Natürlich darfst Du fragen, aber da es um meinen persönlichen Altar der Finsternis geht, kann ich mir vorstellen, dass meine Antwort von Deinen Vermutungen abweicht. Diesen teilt sich Robert Smith mit Alexander Veljanov und mit Jim Morrison, obwohl ich mich mit der Verehrung für ihn natürlich außerhalb von Szenengefilden bewege. Mit Jimmy kann ich am Abgrund tanzen, mit den Lakaien über dem Abgrund schweben und mit Robert Smith kann ich mich in den Abgrund fallen lassen, da ich von einem dunklen Klangteppich aufgefangen werde, der verhindert, dass ich im Morast ertrinke.
Stimmt, ich hatte mit anderen Namen gerechnet. Aber beide Namen haben durchaus auch in meinen Augen einen besonderen Platz im Musikerhimmel verdient. Und bez. „Szenegefilden“… streng genommen hast du natürlich recht, aber: Soweit ich weiß (in irgendeinem Artikel mal gelesen) waren tatsächlich nicht Joy Division sondern The Doors die erste Band der Neuzeit deren Musik von irgendeinem Journalisten mal (unter anderem) auch mit „gothic“ umschrieben wurde (als Abgrenzung zur eher optimstisch-fröhlichen Musik gewisser anderer Rockbands wie z.B. der Beatles)… also eine gewisse Connection ist durchaus da könnte man sagen (stimmungsmäßig teilweise sowieso)… ;)
Und irgendwie hast du mich auf eine Idee gebracht: Jetzt ist eigentlich genau DER Moment um mal wieder „The End“ rauszukramen… :( *seufz*
Ein starkes Mittel, was Du da hervorholen willst/ wolltest! Die von Dir erwähnte Connection kann man – wie ich finde – übrigens auch erkennen, wenn man Joy Division hört. Ich musste ja im Zuge des Artikels von Robert zugeben, dass ich sie erst jetzt kennengelernt habe. Sie haben mich aber gleich erreicht und so wurde ihr Album „Unknown Pleasures“ Teil meiner Sammlung. Einige Songs darauf lassen sich darauf hervorragend mit manchen Doors-Songs zu einem Stimmungscocktail mixen. Das hätte früher eine tolle selbst zusammengemixte Musikkassette ergeben. Auf Deinen Hinweis hin und den von @graphiel habe ich noch etwas rumgestöbert und gelesen, dass Ian Curtis Jimmy unter seine musikalischen Vorbilder eingereiht hat. Also bin ich mit meinem Eindruck nicht ganz falsch gelegen.
„The End“ hör ich aktuell mehrmals täglich, der perfekte Song um zu resiginieren und zu betrachten wie alles den Bach runtergeht, das eigene Leben genauso wie die Welt als Ganzes… der Song verleiht jeder Situation eine irgendwie befreiende Gleichgültigkeit (nach dem Motto „Was solls, is ja eh schon alles egal…“).
Ohja das Album ist einfach grandios… aber dass Jim ein Vorbild von Ian war wusste ich z.B. jetzt tatsächlich gar nicht… passt aber… wieder was gelernt… dankeschön. *dankbar verneig*
Freut mich, aber kein Grund für „verneig“. Ich bin doch diejenige, die hier oft unwissend ist. Und zwar über sehr viele Dinge. Ja, Du hast Recht, „The End“ ermöglicht sowohl den Blick in den persönlichen Abgrund als auch auf den, an dessen Rand die Welt sich befindet. Das liegt meiner Meinung nach am Wechsel vom düsteren meditativen Klang zu Beginn hin zum ekstatischen Inferno und an der Vielschichtigkeit des Textes. ( Eine sehr hörenswerte Variante des Songs findet sich auch auf der Matrix Tape Aufnahme).
Im Übrigen habe ich seit letzter Woche das Gefühl, dass der Bach, den die Welt runtergeht, noch reißender geworden ist. Da finde ich es dann sehr angenehm, dass die Welt zur Zeit meist wohltuend durch Nebel verhüllt ist- und um wieder auf den ursprünglichen Artikel zurück zu kommen- dass Robert Smith einen weiteren Teppich dunkler Klänge bereit hält.
Ich denke auch, dass die Medien, früher vor allem die BRAVO, einen großen Anteil am Hype hatten. Die Bekanntheit einer Band erhöht sich dadurch natürlich enorm, und so finden sich auch mehr (potentielle) Zuhörer.
Als das Internet als musikalische Inspirationsquelle hinzu kam, waren The Cure schon so durch Printmedien und Musiksendungen bekannt, dass sie des Internets zur Verbreitung eigentlich kaum noch bedurften – außer vielleicht bei späteren Generationen, der Kultstatus war da bereits vorhanden.
Sicher gab und gibt es eine Menge Bands, die zurecht und vielleicht sogar noch länger die Sparten Melancholie und Weltschmerz bedienten, aber manchmal spielen auch Zufälle eine Rolle, ob diese Bekanntheitsgrad erlangen oder lange/dauerhaft eher ein Geheimtip bleiben. Man nehme zum Beispiel The Chameleons, die seit ihrem Bestehen in den frühen 80ern immer unterbewertet waren – obwohl sie absolut tolle und viele melancholische Songs haben und eine wirklich klasse Liveband sind… Aber irgendwie hat es nicht über den Underground-Status hinaus geklappt. Manche Bands wollten aber auch gar nicht mainstreamig werden bzw. zu Major-Labels wechseln, sondern ihre Freiheiten behalten, das mag auch ein Grund sein, warum sie nie groß wurden.
Bei The Cure gab es zwar einen Haufen Band-Umbesetzungen und Stilwechsel, aber sie haben immer weiter gemacht, Alben produziert und getourt (nicht jahrelang pausiert wie andere), waren so auch von selbst immer präsent. Nicht jeder Fan konnte und wollte alle Kapriolen mittragen, aber aufgrund der medialen Präsenz fanden sich auch immer wieder neue Fans.
Und da neben sehr düsteren auch sehr poppige Songs existieren, eben die Stilbreite enorm ist, spricht die Band automatisch einen größeren Kreis an als jene, die ihrem Stil treu bleiben und da wenig musikalische Entwicklung zeigen. Was nicht unbedingt negativ sein muss, es kann auch Authentizität bedeuten!
Für mich verlor die Band wie gesagt den Status einer Lieblingsband dadurch, dass ich irgendwann kaum noch was von dem in ihrer Musik entdecken konnte, was mich angesprochen hat. Sie hatten immer mal wieder schräge, poppige Songs, aber in den letzten Jahren fehlte mir die melancholische, melodische oder postpunkige Komponente zu sehr. Es wurde immer schräger, unmelodiöser und schrammeliger. Gerade die melodischen Gitarren hab ich zunehmend vermisst, so riss für mich an dieser Stelle der Faden ab. Ich bin gespannt, ob das neue Album wieder daran anknüpfen kann.
Die alten Songs berühren mich zum Teil immer noch sehr, nicht nur aus Nostalgie. Meine liebsten Songs sind immer noch Sinking, The same deep Water as you, Prayers for Rain, The Figurehead, Cold, Other Voices, Three imaginary Boys, A Forest, Just one Kiss, The Drowning Man.
P.S. ein Freund machte mich auf diesen Beitrag von 3sat/Kulturzeit aufmerksam, da gibt es ab der 30. Minute eine positive längere Vorstellung des neuen Albums und Robert Smith selbst kommt auch zu Wort:
https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/vw-in-der-krise-wohin-steuert-die-autobranche-sendung-vom-29-10-2024-100.html
So wie du das erklärst macht das natürlich einen Sinn, dass ihr Auftreten im Mainstream zum Hype beigetragen hat 🤔. Mein Gedanke ging zwar immer mehr Richtung Szene, aber ich denke da muss man wohl tatsächlich größer denken. Und mit dem poppigen Sound, den du erwähnst, würde ich sogar mitgehen, auch wenn der mir eher in den Stücken des kommenden Albums auffiel, statt in den alten Sachen. Aber da kenne ich noch nicht Mal ein viertel von um wirklich urteilen zu können. Aber ja, je massentauglicher etwas klingt, desto mehr Leute springen natürlich an.
Das sehe ich ganz genauso. Die musikalische Bandbreite der Band und die verschiedenen Alben und Genre, die sie damit bedient haben, sorgen für viele Fans auch außerhalb „dunkler Gefilde“ und für eine entsprechende Popularität. Ich habe bis jetzt auch noch keinen Cure-Fan kennengelernt, der alle Alben der Band gut findet. Nach „Desintegration“ gab es nicht mehr viel, was mich hinter dem Ofen hervorgelockt hätte. Bei Bloodflowers habe ich zwar kurz gezuckt, bin aber dabei geblieben.
BLASPHEMIE!!!11elf1! ;-P
Nur Spaß ;) … Ich finde unser Spontis-Robert/Wizard of Goth (nur um Verwechslungen vorzubeugen ;) ) hat eigentlich den etwas besonderen Status der Band (für viele) gut begründet, würd ich alles unterschreiben. Besonders den Punkt Glaubwürdigkeit, ich würde es auch Authentizität nennen (und die ist bei so kleinen Indie-Künstlern durchaus öfters zu finden, bei so großen bekannten erfolgreichen langlebigen Bands wie The Cure aber nicht selbstverständlich). Wer Robert Smith z.B. mal bei einem seiner letzten Konzerte auf der Bühne gesehen hat weiß mit ziemlicher Sicherheit was ich meine…
Ich habe meinem Stiefvater – er sammelt Schallplatten, wichtige Alben aus dem eher rockigen Bereich – mal zum Geburtstag Disintegration auf Vinyl (Doppel-LP) geschenkt, und wir haben sie dann gemeinsam andächtig angehört. Er kannte The Cure natürlich aber war kein explizter Fan oder jemals Grufti. Er ist auch der Meinung dass Robert Smith technisch Zitat „kein wirklich guter Sänger“ wäre (auch Blasphemie natürlich! ;) ), ABER sagt eben auch dass Robert Smith Zitat „unglaublich authentisch“ wirkt, dass man ihm seinen Weltschmerz abnimmt und diese Band Zitat „einfach künstlerisch wirklich Substanz hat“… und er schätzt Disintegration jetzt aus diesem Grund jetzt sehr, OWBOHL es nicht seine übliche Musik ist (das wäre eher Pink Floyd & Co.).
Hier auf Spontis hat glaube ich auch mal jemand erzählt dass seine Tochter(!) nach einem gemeinsamen Live-Konzert-Besuch zum Cure-Fan wurde. Es ist schwierig in Worte zu fassen was diese Band besonders macht für mich und viele andere, aber wenn dann muss man eben exakt Worte wie „authentisch“ und „Substanz“ bemühen…
Und die Alben Pornography und Disintegration gehören für mich zu den besten Musik-Alben aller Zeiten und zu den wichtigsten Goth-Alben aller Zeiten, wobei sie auch wunderbar zwei verschiedene Facetten verkörpern finde ich… Kälte und Depression (Pornography) und verträumte Melancholie (Disintegration).
Wenn ich EINEN Song auswählen müsste auf der Welt der für mich einfach Goth „amtet“, wäre „Cold“ von The Cure wohl meine Wahl.
Ein ähnliches Format gab es in den 80ern im (jetzt haltet euch fest) Bayern II Radio. Die hatten einmal die Woche eine Jugendsendung und Teil davon war es aus der Underground Szene neue Platten vorzustellen, wo gut 80 % der Titel abgespielt wurden. Dazu gab es Infos der Band und Hintergründe zu den Songs. Ab und zu wurden auch die Bands selbst eingeladen und durften dazu noch ihren Senf abgeben. Da kam ich ganz zufällig beim Zappen (bzw Kurbeln am Radio) auf den Sender. Das ging so lange, bis es Ende der 80er eine Reform im Sender gab, natürlich zum schlechteren.
Ja bei VEVO/ MTV ist es denke ich mal leider nicht anders… Ich glaube in den frühen 2000er gab es noch die sogenannten alternativen Tage/ Wochen, wo Punk, Metal, Rap, Hip Hop, EMO und auch Goth vorgestellt wurden. So kam ich mit sehr jungen Jahren das erste mal in Berührung mit der Goth Szene und konnte Joy Division, oder The Cure genießen. Spät Abends liefen dann auch immer Bands wie Negative Type O, Blutengel und Marilyn Manson ( wobei ich die letzten beiden Musiker schon immer nicht besonders mochte). Dann wurde alles irgendwie immer mehr zum Einheitsbrei und es lief gefühlt nur noch Jay Z, Lady Gaga, usw.
Ich weiß natürlich nicht wie es jetzt bei VEVO/ MTV aussieht, da ich kein Fernseher habe, aber ich bezweifle dass es da besser ist als im Radio, das ja auch nur noch Einheitsbrei dudelt….
Ach ja damals kam auch das ich noch im Fernseher….
Das Destilat und Reanimat sind noch heute meine liebsten Musikstücke. Das waren damals noch Zeiten, also Musik auf VEVO/ MTV noch alternativ und innovativ war…
Ach ja, warum The Cure so bekannt sind. The Cure war schon immer Teil des Main Streams. Und sie sind jetzt z.B. auch wieder mit ihrem neuen Album in den Indie Trend Charts vertreten. Natürlich ist The Cure somit immer in aller Köpfe vertreten, wie kaum eine andere Goth-Band.
Ich beziehe mich nicht auf bekannt, sondern explizit darauf, dass sie groß umjubelt werden, förmlich als Helden gefeiert werden. Man könnte es auch mit beliebt gleichsetzen. Ich denke Maren und Robert haben es schon ganz gut erklärt, was der Zauber bei The Cure sein könnte und ist.
Menschen hören ja nicht deren Musik, weil sie in den Charts sind 😉.
Die Trendcharts heute beziehen nicht nur Verkäufe ein, so wie früher. Diese werten heute auch aus, wie oft Stücke in Streaming-Diensten und Radio/Internetradio usw aufgerufen und gespielt werden und das passiert unabhängig davon was in Charts steht, weil heute keiner mehr diese anschaut. Es ist also ein Indikator wie viel/oft ein Song in welchem Bereich konsumiert wird. Und The Cure werden nun mal allgemein sehr gut konsumiert, sind also allgemein gut vertreten und werden von Jedermann konsumiert, nicht nur in der dunklen Szene. The Cure sprechen also mit ihrem Stil viele Menschen an.
Nun ist es auch so, dass Menschen das aufnehmen, was auch in ihrem Umfeld konsumiert wird. Wir sind als Individuen von unserem Umfeld beeinflusst. Auch das spielt mit rein. Man übernimmt gerne Gründe anderer warum man etwas konsumiert. Davon ist keiner so frei wie man meint. Mensch ist nun mal ein Herdentier, der eine mehr der andere weniger. Die dunkle Szene ist davon nicht ausgeschlossen.
Großes Dankeschön an Robert für die Einladung zu dieser Listening Session,
Danke an die Experten, die sich gegenseitig alle hervorragend ergänzt haben für das Teilen ihrer Eindrücke. Da bedarf es eigentlich keiner weiteren Worte, die mir sowieso gerade fehlen. Ich bin völlig überwältigt. Was für ein wundervoller Start in den November!
Ich hab mir die Sendung angeschaut, das war eine sehr schöne Idee und es gab viele interessante Infos und Einspielungen zur Band, zu Robert Smith und der Entstehung der Songs. Und die Gesprächs-Runde war gut gewählt, es wurden sehr interessante Eindrücke und Aussagen geäußert. Dafür hat es sich gelohnt, einzuschalten und ich war auch sehr gespannt, ob das neue Album wirklich so etwas wie eine Disintegration II wird.
Im Gegensatz zu den Studiogästen und Kommentatoren kann ich jedoch die Begeisterung für das neue Album nicht teilen, leider.
Das Album berührt mich inhaltlich und textlich sehr, aber musikalisch bis auf zwei, drei Songs leider überhaupt nicht. Es beginnt wunderbar mit einem Song, der von der Musik perfekt auf die Disintegration gepasst hätte. Aber schon beim zweiten Song fehlt mir was, ich bin auch kein großer Fan von klimpernder Klaviermusik. Und dann kommen in den weiteren Songs neben solcher Klaviermusik zunehmend unangenehm disharmonische, anstrengende Gitarrenparts hinzu, die mich schon bei der Bloodflowers oder Songs wie The Kiss genervt haben. Ich kann solche Jaul/Kreisch-Gitarren einfach nicht ertragen, sorry. Es darf gerne punkig oder postpunkig rauh klingen, aber nicht nach Metal oder Prolo-Hardrock…
Musikgenuss hat ja viel damit zu tun, dass die Klänge angenehm sind bzw. zur Stimmung oder inneren Wellenlänge passen. Und das, was nicht passt, empfinden wir als uninteressant bis hin zu unerträglich. Manchmal kann ein mehrfaches Hören mit einem Song versöhnen und eine Gewöhnung eintreten, vielleicht hat der eine oder andere Song des neuen Albums ja auch ein solches Potential. Aber es ist schon schade, wenn etwas, das mal sehr gut gepasst hat, irgendwann nicht mehr passt. Das zwickt und zwackt dann (in den Ohren), und man hat dann auch keine Lust (mehr) darauf. So ergeht es mir gerade.
Song Nr. 6 ist dann der erste, der mir wieder gefällt, den ich mir auch immer wieder anhören würde. Und dann der eigentlich grandiose Endsong – bis auch darin wieder diese furchtbar jaulige Gitarre dominiert. Schade, schade, schade. Das Album hätte das Zeug gehabt, mich wieder mit der Band musikalisch zu versöhnen, aber hat es leider nicht geschafft. ich kann leider nur 2,5 von 8 Sternen vergeben (wenn man 1 Stern pro Song ansetzt) – auf ne Skala von 10 hochgerechnet wären es also 3 Sterne. Daher werde ich mir das Album nicht kaufen und auf das nächste, als im Gegensatz dazu poppig angekündigte Album warte ich schon gar nicht mehr mit Vorfreude.
DJ Knüpfi hat es im Laufe der Sendung auch gesagt, dass das Album stilistisch doch eher an Bloodflowers anknüpft als an Disintegration und ein etwas härterer Song (Track 4 oder 5 war es) ihn eher an die Single Never Enough statt an Fascination Street (was zunächst als Vergleich herangezogen wurde) erinnern würde. Das empfinde ich auch so. Es ist eine Bloodflowers II geworden.
Ich hab gestern im Anschluss der Sendung mit meiner alten Schulfreundin telefoniert, die mich damals vor 35 Jahren zu The Cure und zum Gruftisein gebracht hat. Sie hört inzwischen vor allem viel härtere Musik, mag aber nach wie vor die alten Curesongs unheimlich gerne. Sie hat das neue Album genauso empfunden wie ich, was ich sehr interessant finde, weil sie doch härtere Gitarrenparts eigentlich gewöhnt ist und mag – aber eben nicht bei Cure, sagt sie. Da fehlt ihr wie mir auch seit Jahren das Schwelgerische, Verträumte, Wavige in der Musik. Sie hat es so formuliert: „Ich finde, je neuer die Songs, desto mehr verlieren sie an Charisma“.
Naja, man merkt, dass die Band vom Post-Punk beeinflusst wurde und diesem Einfluss nicht entkommen kann. Von daher experimentiert Smith weiterhin, so wie früher der Post-Punk und dazu gehören auch die Disharmonien. The Cure ist The Cure und keine Wave-Gothic Band. Smith bleibt sich treu. Ich denke, das ist auch eines seiner Erfolgsrezepte. Die, die mit ihm groß geworden sind, wollen diesen Stil und würden davon laufen, würde er sich dramatisch ändern. Man kann es gut finden, vor allem die Fans die genau das erwarten, man kann es auch für weniger gut finden, weil einem eine musikalische Weiterentwicklung fehlt. Es ist wie bei den Stones oder AC/DC. Die einen feiern sie, die anderen meinen da hört sich seit 50 Jahren ein Album an wie das andere…
Ich habe mir eben die Wiederholung angehört, nun…The Cure wird, bis auf die handvoll Lieder die ich kenne / mag, einfach nicht meins werden. Weder die neuen Lieder des Albums noch die alten, die zwischendrin gespielt wurden. Mich packt es weder vom Sound noch stimmlich. Robert kann nun nix für seine Stimme, die ist nun Mal so, aber ich finde die irgendwie anstrengend. Mal geht das, aber nicht ständig.
So….nun zum Album. Gab tatsächlich kein Lied was für mich Wiederholungsbedarf hat. Stimmlich definitiv typisch The Cure und vom Sound, soweit ich das beurteilen kann, durchaus auch. Was die Lieder mit Schrammelgitarre betrifft, so fand ich die Gitarre selber jetzt nicht doof, aber meiner Meinung nach passt die nicht zu deren Musik. Und irgendwie hat die sich bei diesem War Song (?) zu sehr wiederholt. Ich finde, wenn man die zusätzlich noch in eine Melodie gepackt hätte, hätte das anders gewirkt. Für mich fehlte tatsächlich die passende Melodie, die das ganze ergänzt und somit abgerundet hätte. Gibt ja Lieder, wo man die Gitarre besonders wahrnimmt, aber da ist das stimmiger, wie ich finde 🤔.
Auch wenn ich es natürlich genauso gut an eine Wand oder auf ein beliebiges Blatt papier schreiben könnte (denn lesen wirst du es natürlich nie), aber: Danke Robert.
Es ist zwar nur Zufall dass du ein neues so düsteres Cure-Album, voller Melancholie, Schmerz und Trauer genau dann veröffentlichst wenn ich selbst gerade wieder mal im Leben ganz unten angekommen ist… aber dein Timing könnte diesmal gar nicht besser sein. :( *seufz*
Darum: Danke… <3
Erlaube, dass ich mich Deinem so schön formulierten Dank an Robert Smith einfach anschließe und für Dich hoffe, seine Musik Dir hilft.
Dankeschön…