Straubing: Friedhof St. Peter (14. Jahrhundert)

Bilder und Text von Frau Sandmann

Bei uns in Niederbayern liegt die kleine Stadt Straubing und diese besitzt einen der schönsten alten Friedhöfe überhaupt wie ich finde. Das interessante dabei ist, dass Grabmäler aus dem 14. bis Anfang des 20. Jahrhunderts dort erhalten sind. Ebenso wie die Friedhofsmauer und drei Totenkapellen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Friedhof geschlossen, seit dem befindet er sich in einem wie ich finde einzigartigen Erhaltungszustand, der leider nur wenigen denkmalgeschützten Orten bei uns in Deutschland zuteil wird. Wie ihr meinen Fotos entnehmen könnt, wurde auf dem Friedhof St. Peter nichts modernisiert, steril-renoviert oder „verschönert“. Damit meine ich, dass der Friedhof zwar instandgehalten wird, man aber die Zeichen der Zeit nicht wegrestauriert. Er darf also verfallen und „wild“ aussehen. Romantische Schönheit und der Zahn der Zeit liegen hier nahe beieinander, die Gräber, von denen fast jedes selbst ein Einzelkunstwerk ist, sehen so alt aus wie sie sind. Sie haben Risse, sind verwittert und bizarr von Baumwurzeln umschlungen. Manche Grabsteine wurden gesichert, da sie durch Absenkungen mittlerweile schief stehen. Aber gerade dies macht den Charme dieses besonderen Ortes aus.

Ich kenne ihn bereits seit meiner Kindheit in den 80er-Jahren. Bei all jährigen Verwandtenbesuchen waren wir damals öfter dort und ich muss sagen, dass er genauso verwunschen und düster romantisch geblieben ist wie damals. Für mich als Kind war es damals wie ein verzauberter Garten, diesen Ort hinter dieser abweisenden massiven Kirchenmauer vorzufinden. Klingt für normale Menschen unüblich, aber ich fand ihn als Kind wunderschön, warum ich meine Mutter auch jedes Mal bat mit mir dort hinzugehen, ich war eben als Kind schon ein bisschen anders ;)

Zuletzt habe ich den Friedhof im Januar mit meiner Freundin besucht. Die schneebedeckten Steine und die kargen Pflanzen unterstreichen die Atmosphäre dieses Ortes dabei besonders. Wie man auf den Fotos sehen kann, waren wir an dem Nachmittag nicht die einzigen Besucher – „Nevermore“ und seine Kumpels haben da auch ein schönes Plätzchen gefunden. Die Totentanzkapelle kann man nur im Rahmen einer Führung besichtigen, wenn Interesse besteht, mache ich auch dort einmal Bilder. Wenn es dann wieder möglich ist.

Die Totenkapellen

Es gibt aber noch weitere Totenkapellen. Eine wurde als Grablege für Agnes Bernauer errichtet. Agnes lebte im 15. Jahrhundert und wurde in Augsburg als Baderstocher geboren, bekannt wurde sie aufgrund ihrer heimlichen Liebesbeziehung zum bayrischen Herzog Albrecht. Leider gefiel dies ihrem potenziellen Schwiegervater nicht und er ließ sie in Abwesenheit seines Sohnes 1435 in der Donau in Straubing, unweit des Friedhofes ertränken. Diese Geschichte ist danach schon relativ bekannt geworden (Bernauer-Festspiele etc.). Interessant ist auch, dass Agnes (eigentliches) Grab auf dem Friedhof wohl leer ist.

Die Totentanzkapelle wurde 1763 errichtet, einem damaligen Trend der Barockzeit folgend wurde sie innen mit ungefähr 30 Totentanzfresken ausgemalt. Auf den morbiden Darstellungen kann man verfolgen, wie der Tod Menschen verschiedener sozialer Schichten alle gleichsam zum „Tanz abholt“ – Alte, Junge, Bürger, Handwerker oder auch Kinder.