Hmmm, jaa, ich glaube, früher hätte ich mir das auch gewünscht, für eine einzige Band so stark zu brennen. Mittlerweile sehe ich das irgendwie anders. „Fansein“ ist ja nicht fix, sondern ein Spektrum, das von „kann man gut hören“ bis hin zu wortwörtlichem Fanatismus & Kult reicht. Damit sowas als Kult funktioniert, muss man die Angehimmelten erst mal ganz weit über die eigene Augenhöhe heben, sie göttlich machen. Das kann ja ganz süß und erfüllend sein, ist aber auch nur so lange in Ordnung, wenn es niemand anderem schadet oder komplettem Realitätsverlust gleicht. Wie bei Religion eben. Schnell kippt so ein Ultrafantum auch ins Toxische, auch die Swifties sind dafür bekannt, andere auszuschließen, Regeln aufzustellen (wer darf in die erste Reihe usw.) und sich komplett vor der menschlichen Seite ihres Idols zu verschließen. Ich find’s viel erfüllender, Musik zu hören und dabei zu denken „Das hat eine:r von uns gemacht, krass wozu talentierte Menschen fähig sind“. Gerade in der Szene bemühen sich ja viele Bands, nahbar und authentisch zu sein, auch mal Gefühle zu zeigen oder zu besingen. Dafür muss man einfach sichtbare Ecken und Kanten haben und mit den Fans stattfinden, nicht darüber. Wer mal Mark E. Smith betrunken, auf dem Boden liegend an einem Verstärker seines Gitarristen hat rumkurbeln sehen oder Peter Murphy, der Flaschen ins Publikum schmeißt, wird diese Künstler kaum noch unreflektiert abkulten können. Außer man ist zu sehr von der eigenen „Idee“ der Band oder der Person besessen und blendet alles Menschliche aus. Grüß dich, Platons Höhlengleichnis. Oder man ist einfach 13, noch nicht so reflektiert und identifiziert sich komplett über ein Shirt mit Dave Gahan drauf. Wie bei allem gilt: Die Dosis macht das Gift. Und ein Tränchen der Wertschätzung ist bei „Endsong“ auch gekullert, ein Cure-Fanatiker bin ich aber nicht.