Habe mir anfänglich vorgenommen, keinen Kommentar zu schreiben, habe es mir dann doch letztendlich anders überlegt. Auch wenn das womöglich niemand mehr lesen wird, ich lasse es einfach raus, damit mir diese Gedanken nicht mehr im Kopf herumspuken.
Also, erst einmal, lieben Dank Robert für den netten Tipp! Ohne diesen Artikel hätte ich diese Folge höchstwahrscheinlich nie gesehen. Da ich solchen Typ Serie und sein Niveau ein bisschen kenne, war ich nicht enttäuscht. Ja, kurz, ja, schematisch, gewiss kein Arthouse-Meisterwerk. Sollte ja es auch nicht sein, da ein anderes Genre. Manche Dialoge fand ich komisch, bei manchen Themen fehlten mir Details… Aber dafür schienen mir die „Goth“ Charaktere ganz schön „echt“, ziemlich organisch. Eigentlich etwas ganz Nettes, um sich nach der Arbeit zu entspannen. MMn.
Aber die Kritik, die hier erläutert wurde… Die hat mich etwas traurig gemacht und mehrere Fragen auftauchen lassen.
– Sollte man sich wirklich so viele Gedanken darüber machen, wie etwas bei dem oberflächlichsten Ottonormalverbraucher rüberkommt? Also bei jemandem, der keine Ahnung hat und vor allem haben möchte? Soll seine (wenn überhaupt vorhandene) Meinung so wichtig sein?
– Wenn die Szene ausschließlich Musik&Klamotten ausmachen, was dürfen denn die Anhänger [nicht] im Schlafzimmer machen und warum? Warum dürfen Menschen mit Bluttrinken-Kink nicht die Goth Musik, Stil und Partys mögen?
– Muss man jetzt, wenn man Goth werden möchte, ein psychiatrisches Gutachten mitbringen, dass man keine Depressionen oder sonst was hat?…
Wobei nichts Neues, eigentlich. Dass die Gothic Szene mittlerweile möchte, als „ganz normal“ wahrgenommen werden, als reine Musik- und Modesubkultur, die sich von anderen gutbürgerlichen Mitmenschen nur durch die Namen der zu besuchenden Onlineshops, Klubs und Bands in der Playlist unterscheidet… Das habe ich schon längst mitbekommen. Ist ja auch okay. Eine Subkultur ist ein soziologischer Begriff, ein sozialer Konstrukt, und da herrschen eigene Dynamiken. Die Mehrheit entscheidet, wo es lang geht; wer nicht mitmachen möchte, geht baden. Dura lex, sed lex.
Ich habe einst die Menschen nicht verstehen können, die an sich „kein Label kleben“ möchten. Die sich nicht als Goth bezeichnen wollten, obwohl sie (mMn) das eigentlich dürften.
Mittlerweile habe ich selbst aufgehört, mich szenetechnisch wie auch immer zu bezeichnen. Ich überlasse das jedem, wer das möchte. Und ich verkrieche mich lieber in meiner dunkelschönen Klicheeecke, um, umhüllt von Räucherstäbchenrauch und geliebten NDT- und Neoclassical-Klängen, meine düsteren Bilder zu malen oder ein Buch über Kommunikation mit Jenseits zu lesen (unironisch, lese gerade eins darüber). Dabei kein Blut trinken, aber schwarzen Kaffee oder Rotwein. Oder ziehe ich mir meine „90er-inspirierten“ Klamotten an, mitsamt „nicht richtigen“ Schuhen, und mache einen Spaziergang auf dem Ehrenfriedhof. Alleine. Weil alleine man so sein kann wie man möchte.
Der Uroboros hat sich in seinen Schwanz gebissen, wir sind an dem Punkt angekommen, wo wir einst angefangen. Die „Komischen“, die „Anderen“, die, die nicht „reinpassen“ und vom Leben mehr wollen als die schnöde „konsensuale Realität“ und „man macht das halt so“; die damals in der Schwarzen Szene einen Zufluchtsort gesucht – und gefunden haben… Jetzt sind sie wieder „über Bord“.
Meinetwegen… bin eh längst kein Teenager mehr und brauche keine Herde mehr.
„Wir sind nicht hier, um jemandem zu gefallen oder um irgendwelche Erwartungen zu erfüllen“ (c) Stillste Stund.
Sie veröffentlichen morgen 2 neue Songs, übrigens.
Mit besten Grüßen. Möge Harmonie und Frieden in Euren Seelen herrschen.