Ich feiere diese Doku ziemlich! Denn sie trifft den Nagel auf den Kopf. Erstmal DANKE an dich @Robert, für die Empfehlung.
Die kreative und hochintelligente Art und Weise, wie der Satanic Temple agiert ist bemerkenswert. Für mich ist das Protest, Aktivismus und Punk in Reinkultur.
Ich glaube sogar, dass „The Satanic Temple“ durchaus in Deutschland funktionieren könnte. Es herrscht über das Grundgesetz §2, §3 und §4 Religionsfreiheit und man darf auch wegen seiner Religion/Weltanschauung nicht diskriminiert werden. Andererseits wird auch hier das Christentum nach wie vor hofiert, bevorzugt und unterstützt. Angefangen damit, dass christlich geprägte Einrichtungen (Krankenhäuser, Kindergärten, Altenheime, etc.) von öffentlichen Geldern hauptsächlich finanziert wird, aber gleichzeitig als Tendenzbetrieb eine Diskriminierung von Mitarbeitern sich leisten können, wie kaum ein anderer. Auch beim Thema „Kindesmissbrauch“ in den christlichen Kirchen/Institutionen hat der Staat kaum bis gar nichts unternommen, was ein Skandal ist! Im Gegenteil, es ist irgendwie auch „mitfinanziert“ worden. By the way: Die Gehälter der deutschen Bischöfe werden nicht von der Kirchensteuer finanziert, sondern von den ganz normalen Steuergelder, die die Bürger hier bezahlen.
Christlich-fundamentalistische Strömungen hatten einen so großen Einfluss, dass 2016 Horst Seehofer veranlasste in den „Richtlinien für Familien- und Sexualerziehung“ einen „Projekttag Tag des Lebens“ zu verankern. Dort soll u.a. den Kinder- und Jugendlichen beigebracht werden, wie schlimm, schrecklich und böse eine Abtreibung ist, weil man vermutlich dafür in die Hölle kommt, weil das ungeborene Leben einfach wertvoller ist. ( https://www.change.org/p/dr-markus-s%C3%B6der-nein-zum-anti-abtreibungstag-an-bayrischen-schulen?recruiter=1077587367&recruited_by_id=88e64ea0-816b-11ea-a2ee-e3a0520b4d3e&utm_source=share_petition&utm_medium=copylink&utm_campaign=petition_dashboard )
Ich sehe auch mit wachsender Skepsis, wie Erdogan (der selbst fundamentalistisch ist) auch über den DITIB Einfluss nehmen will, über die Moscheen und den Islam hier in Deutschland. Anderseits müssen Muslime in unserer Gesellschaft immer noch Repressalien auch durch den Staat hinnehmen.
Gleichzeitig schafft es unser deutscher Staat auch nicht Antisemitismus irgendwie ernst zu nehmen, was auch dazu führt, dass jüdische Mitmenschen nach wie vor in Angst und Schrecken leben müssen.
Mir gefällt die Provokation die vom The Satanic Temple ausgeht. Sie regt zum Nachdenken an.
Wiener blut : Ja, warum braucht es Feminismus heute noch? Vielleicht, weil es noch immer so zynische Kommentare, wie deinen gibt? Zumindest lese ich ihn so.
Außerdem wissen wir aus dem unverhexten Alltag oft genug, dass reine Frauengruppen sehr anstrengend sein können, innen wie außen, und grade auch für manche Frauen selber. So wird es mir zumindest ab und zu von Frauen berichtet.
Das hat glaub ich weniger mit Frauen bzw. weiblich gelesenen Personen zu tun, denn auch reine Männergruppen können auch anstrengend sein und dazu führen, dass man sich verbiegt oder unglücklich ist. Bestes Beispiel sind Spitzensportler, die sich nach Ende ihrer aktiven Karriere dann als homosexuell outen. Reibereien, Meinungsverschiedenheiten und Streit ist etwas ganz normales in Gruppen, unabhängig ob sie homogen sind oder heterogen.
Eigentlich müssten Frauen heute generell genug Kompetenz (also nicht im Zaubern, sondern in anderen Dingen) und Selbstbewusstsein haben, und das auch nach außen zeigen, ohne daß es Begriffe wie Feminismus (oder Emanze und Co) noch bräuchte, um ihre Position in der Gruppe zu erreichen bzw zu stärken.
Huch! Es gab in der Vergangenheit zahlreiche Frauen/weiblich gelesene Personen mit ausreichender oder hervorragender Kompetenz. Das Problem ist ja eher, das diese nicht gefördert, ernstgenommen oder anerkannt wurden. Und ja, dass ist leider bis heute so. Die gläserne Decke existiert wirklich, wenn auch nicht für dich. Und das Selbstbewusstsein leidet auch irgendwann, wenn man nur niedergemacht wird. Wir leben in einer Gesellschaft, wo an jedem dritten Tag eine Frau ermordet wird durch ihren Partner/Ex-Partner. Menschen aus der LGBTQ-Community erleben tagtäglich Ausgrenzung, Diskriminierung, sowie psychische und physische Gewalt. Im ersten Lockdown haben die Hilfetelefone einen rasanten Anstieg an Anrufen erhalten. Deswegen brauchen wir Feminismus. Und ja, auch Männer würden davon profitieren, damit auch Gewalttaten gegen sie ernstgenommen werden ( https://www.youtube.com/watch?v=lxXBQ6s15ZQ).
Gibt es eigentlich queere Witcherei? Eine Transenhexe fänd ich interessant, und gut gemacht bestimmt total spannend. Käme ja dem Grundgedanken des Verbindens und Zusammenführens beim Okkulten sehr nahe.
Ja, gibt es. In einigen magischen Traditionen gibt es einen deutlichen Zuwachs an Büchern, magischen Zutaten, etc. die sich damit beschäftigen.
Orphi :
Mir erschließt sich nicht, was die Verehrung einer Gebärmutter mit Feminismus zu tun hat.
Das hat vor allem was mit der Selbstbestimmung über den eigenen Körper was zu tun. Hat auch unter anderem was damit zu tun, wie man Menstruation sieht und wie man damit umgeht. Nicht die klassische Ansicht, dass man Menstruationsblut diskret wegtamponieren muss, sondern das es etwas natürliches ist. Ist ja auch prinzipiell etwas echt Gutes, dass so zu sehen, aber das ist eine spezielle Entwicklung der 1960er/1970er Jahre. Da war die Vermischung von den spirituellen Strömungen und der feministischen Welle („Mein Bauch gehört mir!“).
Ja, es wäre wirklich wünschenswert, wenn sich mehr Menschen politisch engagieren würden, für bessere Arbeitsbedingungen usw. Da gebe ich dir absolut recht.
Was Feminismus oder Hexenkult überhaupt mit Antisemitismus zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Wo soll denn da bitteschön eine Schnittmenge oder überhaupt Berührungpunkte sein???
Da gibt es sehr viele Berührungspunkte. Antisemitismus ist leider etwas, was sich durch sämtliche Gesellschaften, Ideologien, Philosophien etc. durchzieht. Wir haben da leider nur immer den Nationalsozialismus/Faschismus im Kopf. Vor allem in der Zeit von ca. 1850 bis 1940 wurden mehrere „esoterische“ Strömungen und ganzheitliche medizinische Konzepte entwickelt, deren Gründer*innen eine fragwürdige Haltung zum Teil hatten. Zum Beispiel Helena Petrovna Blavatsky gehört zu Gründerinnen der modernen Theosophie und hat sich auch antisemitisch geäußert. Auch Rudolf Steiner (Waldorf Schule) hat sich antisemitisch und rassistisch in seinen Werken geäußert. Der Arzt Max Bircher-Benner (ja, der Erfinder des Bircher-Müslis!) hat eine ganzheitliche Gesundheitslehre entwickelt, die aber von Hitler und Mussolini gefördert und propagiert wurde. Das sind jetzt nur drei Beispiele, aber wenn man sich mit dem Okkulten oder sehr naturverbunden Lebensweisen auseinandersetzt, stolpert man zwangsläufig auf solche Persönlichkeiten und deren Werke.
Rechte Strömungen greifen sowas heute wieder stark auf und versuchen hier wieder sehr stark Einfluss zu nehmen. Wie sie es immer tun, die versuchen immer einen Fuß in die Tür zu bekommen. Ob es mit Neofolk ist, mit Esoterik, oder was auch immer. Da ist es so wichtig genau zu lesen, hinterfragen und auch so manche Schriften im Kontext zu betrachten (wer war der Autor, was hat der so gemacht, wie war die damalige Gesellschaft so, usw.). Vor allem junge und unerfahrene Menschen lesen sowas vielleicht nicht zwingend mit der nötigen Aufmerksamkeit.
Und dann möchte ich noch den Kommentar von Elric aufgreifen. Ja dieses TikTok geht mir auf den Senkel und vor allem, wie unbedarft damit umgegangen wird. Aber das betrifft ja auch viele andere Socia-Media-Plattformen. Kleiner Filmtipp: The Social Dilemma auf Netflix. Nette Doku.
Lieber Robert,
es gibt und gab Tage, da habe ich mich über viele Dinge in meinem Mikrokosmos freuen können: Emails mit dir, Artikel für Spontis schreiben, neue Videos von Orphi. Da fällt mir ein es steht noch ein gemeinsamer Artikel von uns aus. Es haben sich einige Freundschaften intensiviert, sind neu aufgelebt oder entstanden. Ich hatte unendliches Glück, dass meine Familie in der zweiten Welle jetzt hinter mir steht und mich unterstützt.
Dann gibt es Tage, wo ich nur noch fluchen möchte. Wenn ich so manche „Freunde“ nicht mehr wieder erkenne, für die ich jederzeit die Hand ins Feuer gelegt hätte. Oder wenn ein Mensch, mit denen man Leben und Bett geteilt hat, sich so derbe verändert, dass es einen kaputt macht.
Insgesamt hoffe ich, dass ich mich nach dem Jahr 2020 wieder erhole und mich weniger ärgere.