Der Kinderkanal von ARD und ZDF nimmt sich Jugendkulturen zur Brust und präsentiert in seiner Serie ich! eine Reihe angesagter Szenen. Neben „ich! mach‘ Wrestling“ und „ich! bin schwul“ oder auch „ich! mach‘ Cosplay“ findet sich auch eine Folge mit dem Titel „ich! bin Goth“. Lisa (15) und Linus (16) fiebern dem WGT entgegen, für das sich Lisa auch noch Extra ein Lippenpiercing stechen lässt, während Linus sich in möglichst gruseligem Make-Up versucht. Einleitend dazu gibt es eine kurze Aufklärung:
Gothic klingt erst mal mittelalterlich, geheimnisvoll und irgendwie düster, aber auch cool und modern. Entstanden ist die Szene Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre aus der Punkbewegung. So politisch interessiert wie die Punks damals (und heute) sind die meisten Goths nicht unbedingt, aber sie kritisieren die Werte der „normalen“ Gesellschaft. Die empfinden sie als oberflächlich, hohl und auf Geld konzentriert. Gerade deswegen ist den Goths ihr Aussehen total wichtig: Mit ihrem außergewöhnlichen Styling wollen sie auffallen und klar sagen: Von euren Werten halten wir nichts!
Weil wir die normale Gesellschaft oberflächlich finden, ist uns unser Aussehen total wichtig? Lassen wir das. Betrachtet man den Artikel nüchtern und möglichst objektiv, so fällt zunächst eine gut verdauliche Mischung von Aufklärung, Klischee und jugendlichem Gehabe ins Auge, die nicht wirklich gut, aber auch nicht wirklich schlecht ist. Sie erfasst den Zeitgeist jugendlicher Grufties eigentlich ganz gut und bieten für die Älteren durchaus Diskussionsstoff, denn einer eingehende Prüfung hält der Bericht nicht stand. Muss er aber auch gar nicht, denn die Zielgruppe ist offensichtlich.
Eine oberflächliche, aber dennoch gelungene Darstellung jugendlicher Gothics, die sich bemüht es so zu zeigen wie es ist. Was ihr freilich nicht in Gänze gelingen mag, denn die blöden Zwischeneinblendungen und die Musikauswahl passt nun wirklich nicht. Darüber hinaus wirken auch so manche mehr gestellt als aus dem Leben gegriffen. Zwei Gothics mit wehende Gewändern auf Inlinern? Ich weiß nicht. Das Gespräch zwischen Lisa und ihrem Frisör (3:20) ist dagegen Oskarverdächtig: Lisa: „Ich sag‘ jetzt nicht direkt das ich Gothic bin, sondern in der schwarzen Szene aber was genau, da will ich mich nicht festlegen.“ Nur nicht eingrenzen lassen – Friseur: „Was soll ich denn unter der schwarzen Szene verstehen? Du musst schon sagen Gothic, das weiß man wenigstens … dunkel„. Aha, dunkel. Schaut euch den Rest einfach selber an.
Also ich find das Video ganz gut – das erinnert mich eins zu eins an meinen Einstieg… War schon irgendwie trotz peinlichem Make Up ne tolle Zeit. Darf ich sagen, dass ich mich mit 22 alt fühle?
Ich freu mich so aufs WGT.. letztes Jahr musst ich wegen des Geldes leider aussetzen aber dieses Jahr gehts wieder los und ich war bei meinem ersten WGT 2009 genauso geflasht wie die Kiddis in dem Video. Ich bekam da damals den Mund garnich mehr zu.. schön.. Freu mich schon :)
„Darf ich sagen, dass ich mich mit 22 alt fühle?“ Ja, darfst du, schließlich bist du noch jung, ich fühle mich manchmal sogar jung. Wenn du mit Ü35 sagst, dass du dich alt fühlst, bist du alt :)
Na gut :D
Ist ja drollig. Im Grunde mag ich solche Dokumentationen. Da kann man dann vor dem Bildschirm sitzen, diese Gestalten bei ihrer Naivität beobachten und schmunzelnd denken: »Ach Gott, wie niedlich«
Zumindest bis auf den Erörterungsversuch des Corpsepaint-Fetischs vor dem Duschen. Aber ich habe auch nie verstanden, warum manche im Gesicht freiwillig so aussehen wollen wie ranziges Jogurtdressing. Und vor allem, was dabei »Corpse« sein soll. Leichen sind bleich und fahl. Und sehen nicht aus, wie das Gesicht einmal in den Eimer Wandfarbe gehalten. Aber egal, jedem das seine.
Ein Thema, das ich bei den angebrachten Argumenten nie verstehe, ist das Ärgern über die fehlende Akzeptanz. Da besitze ich wohl eine Denkblockade. Nicht nur hier, sondern auch in anderen Berichten, in denen Teenies zu Wort kommen.
Wenn ich mich bewusst abheben will und ebenso willentlich den Kontrast zur Gesellschaftsnorm präsentiere, dann weiß ich doch worauf ich mich einlasse. Ergo: Ich weiß, dass mich nicht jeder mit Lob bzgl. meines Aussehens überhäufen wird. Wäre das so, dann würde ich mich nicht abheben. Vielleicht sehe ich das aber auch falsch.
Aber dennoch ein netter Film. Eine kleine Reise in die Vergangenheit. An mein erstes Piercing, genau an der gleichen Stelle. Allerdings nicht so behütet. Ich ließ es mir in einer verrauchten sowie von Testosteronausdünstungen geschwängerten Halle stechen, während hinter mir Vollprolls den Gogo-Tänzerinnen auf der Bühne zupfiffen. Und drei Stunden später war ich schon wieder chinesisch Essen. Was aber wiederum etwas schwerfällig ging. Denn permanent kam ich mit der unteren Zahnreihe unter das Hinterteil des Steckers und riss diesen nun ständig in der neuen Wunde nach oben. Aber was soll´s.
Ich glaube meinem ersten Festival, bzw. dann dem ersten WGT, begegnete ich ebenfalls mit meiner damals typischen Gleichgültigkeit. Zwar kann ich mich nicht mehr daran erinnern, aber ich schätze, dass sich meine Begeisterung nur in einem stoischen »Passt schon« geäußert hatte. Wenn nicht, so wären definitiv noch Erinnerungen geblieben. Vor allen, da ich mich damals noch von sämtlichen Drogen fernhielt.
Post scriptum: Interessant fand ich, dass Meister Aicrag mittlerweile der deutschen Sprache mächtig ist. Und selbst wenn es nur für die Kamera gewesen sein sollte, so kann man mal sehen, wie wohl sich manche Interpreten hier fühlen.
Guldhan: Das ist genau der Punkt der mich auch davon abhält die Sendung schlecht zu finden. Ich war sicherlich früher nicht anders drauf, auch wenn ich bei weitem nicht so gruftig aussah :) Aber so waren wir wohl, ein erschreckendes Stück Realität zu unserer idealisierten Erinnerung. So kommt es mir jedenfalls vor ;)
Zum Post Scriptum: Deutschland hat, soweit ich das beurteilen kann, die prozentual stärkste Szene und hat den meisten anderen Ländern der Rang abgelaufen, daher ist es mehr als Verständlich das „schwarze“ Künstler aus aller Welt auch mal in Deutsch singen um ihrem Publikum zu gefallen. Das hat Elvis schon gewusst.
Ja, ich glaube, dem ist auch so. Denn wenn man bei den Festivals mal sein Globalisierungsenglisch reanimiert und den ganzen ausländischen Schwarzfrauen und -männern zuhört, so merkt man doch, dass hier das meiste los ist. Sei es an Schwarzvolk, an Atmosphäre, wie auch an Großveranstaltungen. Ob das allerdings wirklich der Fall ist, wer weiß, ich hatte noch nicht die Möglichkeit dahingehend einen Blick über die Landesgrenze zu werfen.
»Muss i denn zum Städle hinaus« Ein Klassiker und immer wieder gerne überhört. Aber mal ernsthaft. Ich bin immer wieder begeistert, wenn unsere Sprache mit aller Freiwilligkeit gelernt wird. Und egal wie gebrochen es ein Aicrag, Ronan Harris, Johan Van Roy oder die halbe Belegschaft von Kirlian Camera von sich gibt, es ist eine wirkungsvolle Geste. Zum einen, weil man diese Sprache nicht lernen muss, da jeder der hierzulande viel oder nichts zu sagen hat, die Grundzüge des Englisch beherrscht. Und zum anderen, weil diese Sprache nicht gerade zu den einfachsten und kompromisslosesten Europas gehört. Ich bin da wirklich immer ehrlich begeistert. Was jetzt auch nichts mit Nationalismus zutun ha, sondern eher in kulturellen Patriotismus fällt. In dahingehend berechtigten Patriotismus. Aber das nur am Rande.
Ich finde die süß. Die sind noch total jung, die machen sich die ersten Gedanken, die sind nicht doof oder verblendet und sie sind unbeschwert und ehrlich begeistert. Der Rest ist wahrscheinlich eh alles Drehbuch. So schlecht ist der Beitrag wirklich nicht – keine groben Schnitzer drin. Allerdings wäre es mir bei aller Liebe nicht im Traum eingefallen, mit meiner Mutter auf ein Festival zu gehen, wenn es denn damals welche gegeben hätte.
Ich könnt mir schon vorstellen, mit meiner Mutter aufn Festival zu gehen, wennse sich denn passend herrichtet. Aber ich denke das liegt immer daran, welches Verhältnis man zu seinen Eltern hat – mit meinem Vater zum Beispiel würd ich mich niemals auf nem Festival zeigen wollen.
Was mir aber niemals eingefallen wäre, ist in voller Montur Inliner zu fahren :D Einmal auf die Fresse geflogen und der gute Zwirn ist kaputt…
Joa, ich finde es auch absolut OK, und irgendwie niedlich.
Immerhin wird auf den frühere Grufti-Doku-Standard von „Das sind alle Satanisten“ verzichtet und der aktuelle Grufti-Doku-Standard von „die sind doch ganz putzig und harmlos und malen sich nur freakig an“ wurde auch nicht all zu sehr erfüllt.
Die Message ist beim Zielpublikum sicherlich angekommen – Intention erfüllt.
Die ehrlichen Worte ganz am Anfang bezüglich Selbstinszenierung und so haben mich z.B. positiv überrascht und im großen und ganzen finde ich die beiden Kiddies reifer und reflektierter als viele Mit-20er-„Goths“ die hier so rumlaufen.
Nur die WGT-Ausschnitte haben mir direkt wieder gezeigt, warum ich da nicht noch mal hin muss… Besonders dieser kostümierte Leder-Bronze-Atemmaske-Clown… schrecklich…
Witzig fand ich die Aussage: „Accessoires, die man sonst nicht so leicht bekommt.“ Ich hätte da ein paar Links zu etwa 200 Gothic Shops im Internet und zu Ebay und Amazon, in denen es den Kram überall gibt.
@Tialda
Das hätte aber mein Bedürfnis nach Freiheit und Unabhängigkeit irgendwie sehr eingeschränkt. Da wäre ich lieber gleich zu Hause geblieben. ;-)
Karnstein
Nicht nur der Clown, auch Pumuckl in Rot/Weiß, das Vogelnest in sanftem Braun daneben, die knallblaue Alienfrau, das Tütütütüt-Schleier-Pärchen und die Braut in weißer Spitze, sehen mir persönlich einfach zu sehr nach Karneval aus. Und Linus: Nein, du brauchst keine Offiziersmütze! Wirklich nicht…
Das junge Pärchen ist mit einer Portion unverdorbener Euphorie und fast kindlicher Neugierde ausgestattet; das macht sie wohl deshalb für uns so richtig „knutschig“.
Über die Aussage des Frisörs „Ich dachte, ihr seid alle sehr sehr religiös, ihr glaubt an den Tod und an das Jenseits…“ habe ich wirklich mal schmunzeln müssen. Tja, der Tod ist unausweichlich, egal ob man daran glaubt oder nicht ;-) Und wer ist schon besonders religiös… Sophias „Ich lebe gerne“ dazu ist jedoch ein wichtiges Statement. Wer bis dahin gedacht hat, dass die Gothics ein Haufen suizidgefährdeter Wesen sind, kann sich wieder einmal vom Gegenteil überzeugen.
Also solche „Aufklärungsberichte“ über die Szene gab´s zu unserer Zeit nicht, wir mussten es ganz alleine herausfinden ;-)
Ich fand den Beitrag schon sehr ok und auch die Teens sehr sympathisch. Dennoch finde ich es schade, dass bei solchen Dokus die Musik immer etwas zu kurz kommt, denn ich denke, die spielt immer noch eine wesentliche Rolle, da sie ja auch Stimmungen und Gedanken „überträgt“
Toller Beitrag! Doch, und auch annähernd glaubwürdig – bis auf eines: never ever fahren die normal in ihren besten Düsterklamotten Inliner. Das glaub ich nun wirklich nicht! Das Mädel sah da auch so wackelig drauf aus, das war mal schön gestellt für den Film, wie sicher auch ein paar andere Sachen – aber im Großen und Ganzen doch authentisch.
Finde die Aussage im Vorwort „Mit ihrem außergewöhnlichen Styling wollen sie auffallen und klar sagen: Von euren Werten halten wir nichts!“ gar nicht verkehrt. Ich kritisiere auch die Werte dieser Gesellschaft, den gleichgeschalteten Stil in Aussehen, Kleidung, Wie-man-irgendwo-zu-erscheinen-hat oder sich zu benehmen hat etc. Ein Teil dessen zeige ich auch über die Kleidung. Auch wenn ich nicht jeden Tag 2h früher (!!!) aufstehe um mich zu so schön zu schminken wie der Linus – ich versuche doch auch im Alltag mit etwas weniger Aufwand immer etwas von der Norm abzuweichen. Es ist vllt. etwas pauschal im Beitrag gesagt, aber ist was Wahres dran. Alle gleichgeschaltet, gleich geschminkt, nach Maßstäben die die dumpfe Masse so einschleift, unauffällig sein… nee!
Was das WGT angeht, so sind die nur einfach noch nicht abgehärtet. Ich sag nie danach: „Hach, war das anstrengend. Es ist schön, sich hier zu entspannen.“ sondern immer „Kaum geschlafen, aber hat sich voll gelohnt!“ Auf dem WGT will ich mich ja auch nicht entspannen. Aber das Durchhalte- und Partyvermögen entwickelt sich bei den beiden garantiert noch.
2 Sachen fand ich nicht schlimm, aber trotzdem >> „Das hätte es früher nicht gegeben…“
1. Lisa jobbt als Model in der Szene.
2. Eine Sendung im KiKa über Gothics.
Neulich hab ich die Doku auch vergeblich gesucht um sie Robert zu empfehlen, da war jemand offenbar erfolgreicher als ich ;)
Hab sie letztes Jahr irgendwann mal gesehen.
Und ich fand sie auch nicht wirklich schlecht, man muss halt dazu im Auge behalten an welches Zielpublikum sich das ganze richtet, und daß die Protagonisten ja doch auch noch etwas jünger sind. Denk ich an mich im gleichen Alter zurück, ich hätte das gleiche erzählt wie Linus. Als Grufti hätte ich mich mangels Wissen darüber sicher nicht bezeichnet, aber ich fühlte mich anders als alle anderen Jugendlichen und zeigte das mit meinem Aussehen ziemlich deutlich :D
Bei den Kritikpunkten an der Sendung schließe ich mich Robert aber durchaus an, auch wenn die Sendung für Jugendliche konzipiert ist, die bescheuerten Zwischeneinblendungen hätte man sich sparen können, die Musikauswahl ist total unpassend.
Vonwegen Festival mit Eltern – ne Arbeitskollegin meiner Mutter will sie mit zum WGT schleifen *lach* sie wird freilich nicht mitkommen, einfach weils nicht ihre Welt ist, ansonsten steht sie dem ganzen sehr offen gegenüber, macht sogar Spaß nach dem WGT mit ihr Bilder anzuschauen, und ich gesteh ich fänd es witzig wenn sie tatsächlich mitkommen würde.
Für KiKa-Zuschauer ist das doch eigentlich wirklich eine sinnvolle Dokumentation.
In meiner Schulzeit wurden Gothics größtenteils auch noch als Satanisten abgestempelt und nicht weiter drüber nachgedacht. Schön, dass die GEZ-Gebühren auch in alltagspraktische Aufklärung investiert wird ;)
Schade finde ich allerdings, dass diese Andersartigkeit und vor allen Dingen die Ablehnung des „normalen“ so sehr betont wird. Denn eigentlich sind wir das doch gar nicht. Wir haben zwar andere Interessen, aber irgendwie treffen sich doch sowohl jugendliche Gothics, als auch HipHopper, Punks, etc. irgendwo zum quatschen, Musik hören, Trinken, …
Ich glaube nicht, dass diese zwei wirklich Gothics sind, weil sie die „normale“ Gesellschaft mit ihren Werten etc. ablehnen sondern vielmehr weil sie eben das befürworten, was für sie „schwarz“ ist.
@nrsss
Ich denke schon, dass die Erkenntnis, dass die bestehende Gesellschaft mit ihren Werten sehr fragwürdig ist und nicht mit der eigenen Erlebniswelt übereinstimmt, ein grundsätzlicher Bestandteil der schwarzen Szene oder überhaupt jeder Subkultur ist. Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass man „bunte“ Menschen ablehnt. In meinem Bekannten- und Freundeskreis finden sich nur sehr wenige schwarz gekleidete Menschen, die etwas mit „meiner“ Musik anfangen können.Die sind nicht weniger nachdenklich, weniger kreativ, weniger intelligent oder sonstwas – sie haben bloß eine andere „innere Heimat“ und das ist auch vollkommen in Ordnung. Deswegen stimme ich vollkommen zu: Ablehnung der bestehenden Werte einer Gesellschaft im Großen und Ganzen: ja, grundsätzliche Ablehnung des „Normalen“: nein. Und Teil der Szene ist man dann, wenn man sich dort Zuhause fühlt.
Orphi
Genau das meine ich ja. In dem Bericht wird es eben doch teilweise so dargestellt, als wollten sie mehr ihre Ablehnung zeigen und weniger ihre eigene Gesinnung und Zugehörigkeit.
Da geht es mir persölich zu sehr darum, wo sie eben nicht hinwollen, als darum, wo sie sich tatsächlich befinden.
Eher eine Definition von Gothic anhand dessen, was es nicht ist, als daran, was es ist. Die bestehenden Werte werden zwar in Frage gestellt, aber es gibt keine Darstellung der eigenen Werte. Schade.
Trotzdem aber ein sehr gelungener Bericht ;)
Achja: Kann es eigentlich sein, dass es in keiner anderen Szene so viele „Hobby-Models“ gibt wie in unserer?! ;)
Es hat mich sehr positiv überrascht, das die beiden in der gezeigten Doku so reflektiert über das Phänomen „Gothic“ sprechen. Ein Stück weit beängstigend, denn im gleichen Alter hatte ich noch ganz andere Flausen im Kopf.
Ich stimme Orphi zu, die Ablehnung der bestehende Werte unserer Gesellschaft ist auch für mich ein integraler Bestandteil des „schwarz seins“. Irgendwo geht das einen sehr punkigen Weg, und dennoch ist die schwarze Szene ein Stück weiter, denn hier geht es nicht um die plumpe Ablehnung, sondern auch den Umgang mit alternativen Wegen. Kreativität, Neugier und das Bestreben „hinter“ die Dinge zu schauen ist eine Eigenschaft der älteren Szenemitglieder.
Aber auch @nrsss hat insofern Recht, das Gothics anders als Punks beispielsweise an der bestehenden Gesellschaft partizipieren. Denn wir lehnen nicht grundsätzliche alle Werte ab, sind aber eher dazu bereit diese zu hinterfragen, gerade in spiritueller, okkulter, mystischer oder auch religiöser Sichtweise. Wir lehnen das normale nicht grundsätzlich ab, wir machen es uns aber nicht zu eigen. Ich nenne es immer: Quer zum Strom schwimmen.
Wir lehnen das normale nicht grundsätzlich ab, wir machen es uns aber nicht zu eigen.
@Robert: Das ist die Aussage, die ich unterschreiben kann, die auch auf mich zutrifft.
Ich habe oft eine innere Ablehnung gegen das, was als „normal“ gilt. Gegen ’normale Lebensweisen‘, Ansichten und aus meiner Sicht so manch traurigen Werteverfall in der Gesellschaft. Manches zeige ich manchmal nach außen, das meiste Anderssein ist aber innerlich und wird nur guten Freunden im Gespräch offenbart.
Auf das Äußere kommt es gar nicht an bzw. muss jeder selbst entscheiden, was und wie viel er nach außen von seiner Andersartigkeit zeigen will. Die andersartige Denk- und Lebensweise ist das, was zählt. Und da stehen Linus und Lisa noch am Anfang, da kam aus meiner Sicht nur sehr wenig rüber in den Interviews – sondern mehr vom Sprecher.
@shan_dark: Es ist auch erstaunlich wie sich die Sichtweise auf gesellschaftliche Werte im Laufe der Szenezugehörigkeit verändern. Mir geht es jedenfalls so, das sich meine Sichtweise der Dinge im wieder neuen Einflüssen unterwirft, so dass ich oftmals meinen Blickwinkel verändern muss um denen eigenen Anspruch an Objektivität zu wahren.
Aber wie du schon sagst: „Manches zeige ich manchmal nach außen, das meiste Anderssein ist aber innerlich und wird nur guten Freunden im Gespräch offenbart.„