Ein sonniger und beschaulicher Sonntagnachmittag auf der Autobahn führte Orphi und mich in die Nähe von Köln. Wir beschlossen, die Innenstadt anzusteuern, um unserem aufkommenden Hungergefühl nachzugeben. Auf der Suche nach einer Sitzgelegenheit, um den in einer Imbissbude erstandenen Snack einzunehmen, steuerten wir in Richtung des kleinen Parks am Rathenauplatz, den wir schon von Besuchen im LaLic her kannten. Der Club, der sich seit seiner Eröffnung in der Mitte der 80er Jahre zum schwarzen Urgestein der Kölner Szene entwickelte, sorgt bei mir immer für nostalgisches Schwelgen in alten Erinnerungen. Die verspiegelte Tanzfläche, bei der man sich im zuckenden Licht und im dichten Nebel auf- und abwandern sehen konnte, ist mir bestens in Erinnerung.
Als wir uns niederlassen, streift unser Blick das Eckhaus, in dessen Keller sich der Club befunden hatte. Statt des vertrauten „LaLic“ Schriftzuges prangte nun das Schild „Zone-6“ über dem kleinen Eingang zur Discothek. Wir blickten uns ungläubig an und versuchten, über mein Smartphone Informationen abzurufen. Was war passiert? Sollte die Schließung der Kölner Legende wirklich an uns vorübergegangen sein?
Zu Hause angekommen recherchierte ich weiter im Netz und entdecke, dass die Kölner Legende am 29. und 30. Dezember 2011 seinen Abschied gefeiert hat. Keine weiteren Informationen, nur Gerüchte und merkwürdige Verweise. Ich wollte mehr erfahren und darüber schreiben, wie das LaLic eröffnet, und warum es geschlossen wurde, also habe ich den ehemaligen Inhaber Hein Förster, um ein Interview gebeten.
Spontis: Wie kam es überhaupt dazu, dass Du das LaLic eröffnet hast?
Hein Förster: Anfang der achtziger Jahre lernte ich die Location am Rathenauplatz in Köln kennen. Der Laden wurde damals unter dem Namen „Do it“ betrieben und hatte vorwiegend studentisches Publikum. Mainstream war tabu, ansonsten war von Jazz bis Rock alles zu hören. Musikalische Schwerpunkte setzten die DJs, für mich manchmal eine Schule der Toleranz. Das Fesselnde des Clubs war jedoch dessen Architektur. Man betrat ein Wohnzimmer über drei Ebenen. Über den Geschäftsführer, der ein Kommilitone von mir war, lernte ich den Inhaber kennen und fragte ihn nach einem Job. Damals finanzierte ich mein Studium als Kellner in einer Mainstreamdisco und dachte, es wäre ideal, wenn man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden könnte. Ich wechselte also den Job und kellnerte im „Do it“.
Etwas später übernahm mein Chef eine gutbürgerliche Kneipe auf der Kyffhäuser Straße, die finanziell am Boden lag und die er auch nicht aus den roten Zahlen wirtschaften konnte. Ich schlug ihm ein neues Konzept vor. Die Location wurde mit überdimensionalen Undergroundcomics an den Wänden umgestaltet und als musikalische Linie waren New Wave, Elektropop und NDW vorgesehen. Das „Comic“ mit mir als Geschäftsführer war geboren.
Wir hatten mit unserer Idee ins Schwarze getroffen. Der Zuspruch und die Besucherzahlen am Wochenende waren gigantisch, die Leute standen Schlange, um hineinzukommen. Es gab damals in Köln nichts Vergleichbares. Leider machten die Behörden und Nachbarn nicht lange mit und das „Comic“ wurde geschlossen und erlebte erst als „Marotte“ und später als „Cave“ eine Wiedergeburt.
Was lag also näher, als zumindest Teile dieses Konzeptes an den Rathenauplatz zu transferieren? Zumal durch die Neueröffnung des Luxors Gästepotential aus der Rockszene abwanderte. Unter neuem Namen und kühlen Neons wurde das „Lalic“ zum Sammelbecken und Schmelztiegel einer neuen Jugendkultur, zu der auch die Anfänge der Schwarzen Szene gehörten. Am 1. Januar 1987 war es mir dann möglich, als Teilhaber einzusteigen, zwei Jahre später übernahm ich den Laden ganz. Die ersten ausschließlich schwarzen Veranstaltungen folgten aber erst Anfang der neunziger Jahre.
Spontis: Gab es für Dich bei der Eröffnung einer „Szene-Discothek“ die Leidenschaft oder Motivation etwas für Dich selbst oder die schwarze Subkultur zu schaffen?
H. Förster: Um das Ganze etwas zu entmystifizieren: Ein Club ist ein Wirtschaftsbetrieb. Dies und der Umstand, dass du mit Familie und Mitarbeitern davon leben musst, steht über allem. Schreibst du schwarze Zahlen, kannst du an die Verwirklichung deiner Träume denken. Das LaLic war nie ein rein „schwarzer Laden“. Dort wurden gleichgewichtig sehr erfolgreiche Veranstaltungen aus dem Rockbereich und Mainstream gefahren. Nur so war es möglich, über all die Jahre das schwarze Köln mitzugestalten und dessen Entwicklung im Hinblick auf die Musik durch die DJs zuzulassen.
Meine Affinität zur Schwarzen Szene erklärt sich somit von selbst.
Spontis: Wie hat sich die Szene im Hinblick auf das LaLic verändert und entwickelt?
H. Förster: Aus der Sicht des Clubbetreibers ist die Schwarze Szene in ihrem Wachsen musikalisch immer mehr auseinandergedriftet. Anfang der Neunziger war es noch möglich, während einer Veranstaltung das gesamte Spektrum von Gothic über Mittelalter bis zu Elektro abzudecken. Dafür brauchst du heute mehrere Floors. Schwarz ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Der „Graf“ stürmt die Charts bei WDR4`s Schlagerwelt, Lehrerinnen leben in Lack und Fetisch ihre intimen Präferenzen aus und Internetstores bieten schwarzes Outfit aus Chinaproduktion zu Billigpreisen an.
Distanz dazu schafft nur der Kreative, indem er neue Facetten und Extreme schafft, was dann zwangsläufig wieder zu Divergenz statt Konvergenz der Szene führt. Intoleranz ist dabei Prämisse, in der Meinung, nur so sein Ego anderen gegenüber rechtfertigen zu können. Schwarze sind eben auch nur Menschen.
Spontis: Bist (oder warst) Du selbst ein Teil der Szene?
H. Förster: Fan und Förderer der Szene würde am ehesten passen.
Spontis: Gothic ist im Mainstream angekommen. Meinst Du, dass es heute überhaupt noch möglich ist, eine reine Szenediscothek zu betreiben?
H. Förster: Wie bereits erwähnt, war das LaLic immer durch meine Affinität zur Schwarzen und Rock-Szene geprägt, aber nie mit Ausschließlichkeitscharakter. Nur so habe ich mit der Akzeptanz und Toleranz meiner Gäste gegenüber anderen Musikstilen die Jahrzehnte überstanden.
Spontis: Gibt es eine besonders schöne und eine besonders schlechte Erinnerung in Deiner Zeit als Inhaber des LaLic?
H. Förster: Schlechte Erinnerung: Meine Abschiedsparty -Schöne Erinnerung: Meine Abschiedsparty
Spontis: 2011 war die Neofolk-Veranstaltung („Heimliche Welt“) ein heiß diskutiertes Thema auf diversen Internetseiten. Auf der Plattform „Indymedia“ ist dazu ein Artikel erschienen, der der Veranstaltung und den Gästen einen rechten und neofaschistischen Hintergrund unterstellt. Wusstest Du, dass die Veranstaltung so aufgenommen wird und wie stehst Du zu den Anschuldigungen einer „rechten Unterwanderung“?
H. Förster: Dass man eine Neofolk Party so politisiert, war mir beim Okay zur Party nicht klar und ich hätte sie nicht zugelassen, wenn ich die Gefahr gesehen hätte, dass man das LaLic als Plattform für politisches Gedankengut, egal ob von links oder rechts, nutzt. Davon mal abgesehen haben auch die sogenannten etablierten Parteien vor Wahlen schon versucht, Wahlkampf im Club zu machen und sind abgeblitzt. In der Nachschau zur „heimlichen Welt“ muss ich allerdings sagen, dass die Leute friedlich ihre Mucke gehört haben, keine rechten Aufkleber die Toiletten bepflasterten, niemand missioniert wurde oder sich jemand in irgendeiner Form als Fascho geoutet hätte. Da ist wohl die Androhung von Gewalt gegen den Laden und Besucher im Internet faschistoider. In die Köpfe der Gäste habe ich natürlich nicht geschaut. Da halte ich es mit Rosa Luxemburg: „Freiheit ist die Freiheit des Andersdenkenden.“
Spontis: Du hast die Leitung des LaLic zum 1. Oktober 2011 an die neuen Konzessionsträger der „Zone 6“ abgegeben, die sich zu einer Umstrukturierung und Neuausrichtung des Clubs entschlossen haben und das LaLic mit einer Abschiedsparty am 29. und 30. Dezember beerdigten. Wie kam es zu der Entscheidung, die Leitung des LaLic an den Nagel zu hängen?
H. Förster: Die Gründe, warum ich aufgehört habe, sind – wie so oft im Leben – vielschichtig gewesen. Sie waren sowohl wirtschaftlicher als auch privater Natur. Durch das Nichtraucherschutzgesetz von 2008 verlor ich meinen Kundenstamm der 16 bis 18jährigen Leute. Raucherclub ging erst mit Erwachsenen, nachdem ich die Raucher eine Zeit lang vor das Lokal geschickt habe, was zu Ärgernissen mit der Nachbarschaft führte. Daraus resultierende Ertragseinbrüche konnten nicht entsprechend kompensiert werden. Zu nennen wäre da sicherlich auch ein uneinsichtiger Vermieter. Die Immobilie, in der das LaLic beheimatet war, gehört einem ausländischen Fondsinvestor, der mir zwar eine horrende Miete abverlangte, aber keinerlei Bereitschaft zeigte, Verbesserungen mitzutragen. Sanitäre und lufttechnische Anlagen waren erneuerungsbedürftig und mindestens zweimal im Jahr kam mir das Wasser durch die Decke, weil mal wieder im Haus ein Rohr gebrochen war. Das Ausschlaggebende für mein Aufhören war letztendlich aber mein Alter. Mit 55 machst du nicht mehr alle Nächte am Wochenende durch, ohne dafür körperlich zu bezahlen. Ferner hatte ich das Gefühl, vielleicht nicht mehr den Zeitgeist meiner Gäste zu spüren, der Burnout für einen Clubbetreiber, der sich nicht nur als Geschäftsmann, sondern als Mitgestalter versteht. Daraus ergibt sich dann zwangsläufig eine Umorientierung.
Spontis: Ist dein Leben als Betreiber oder Inhaber eines Szene-Ladens und als Veranstalter „schwarzer Partys“ nun endgültig vorbei oder hast du Pläne für die Zukunft?
H. Förster: Never say Never.
Die Kellerräume an der Rathenaustraße 6 blicken auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Fast 30 Jahre lang prägte das LaLic die schwarze Kölner Clublandschaft und wurde weit über die Stadtgrenzen hinaus zur festen Institution der Gothic-Szene. Nun haben es die neuen Betreiber von „Zone 6“ entkernt und auf Vordermann gebracht, fast nichts erinnert mehr an die alten Zeiten. Die Spiegelwand erlag dem Hammer der Renovierungsarbeiten, die Räumlichkeiten sind jetzt moderner, zeitgemäßer und auf dem aktuellen Stand der Technik. Vielleicht war es an der Zeit für etwas Neues, Zeit für ein neues Publikum, Zeit für neue Ideen. Clubbetreiber stehen vor neuen Herausforderungen. Nichtraucherschutzgesetz, Lärmschutz, Brandschutzauflagen und nicht zuletzt die neuen Tarife der GEMA machen es immer schwerer, ein wirtschaftlich sinnvolle Discothek zu betreiben. Ein Trostpflaster bleibt, auch die Zone 6 veranstaltet immer wieder schwarze Abende, doch ob es je wieder ein Wohnzimmer für eine alternde Jugendkultur wird, bleibt zweifelhaft.
Ich danke Hein Förster für das großartige Interview, das einen Blick hinter die Kulissen erlaubt und zeigt, mit welchen Schwierigkeiten ein Clubbetreiber zu kämpfen hat. Nicht nur die Kölner Szene ist sicherlich auch dankbar dafür, dass er rund 30 Jahre für ein schwarzes Refugium sorgte.
Ich möchte mich hier noch mal bei allen Schwarzkitteln bedanken, die im Laufe der Jahre mein „Wohnzimmer“ besucht haben und von dort was mitgenommen haben und mir menschlich viel gegeben haben.
Stay dark – Hein Förster
Wow, heut ist wohl der Tag für Clubsterben-Diskussionen – super Artikel, sympathisches Interview – tolle Einblicke.
Namentlich war mir das „LaLic“ als schwarze Insitution bekannt, aber der Raum Köln ist eben zu weit weg von mir um sich mal dorthin zu verirren. Schön wenn schwarze Legenden auf diesem Wege den Tribut erhalten den sie verdienen.
Aber in den jahren in denen ich jetzt in den heiligen Hallen des Top Acts verkehre, war deren Existenz auch von den angesprochenen Problemen bedroht. Aber es gibt ihn noch – im Gegensatz zu manchen Clubs hier die ein tolles Konzept hatten, aber dennoch die Segel streichen mussten. Ich vergess nie den letzten Abend im ID2 – besonders als Tom Manegold gegen anbrechenden morgen ein Sektglas in die Bar feuerte und mit Pipi in den Augen allen noch anwesenden Gästen um den Hals fiel. Der Mann war da echt fertig mit den Nerven.
@Robert: ich hatte ja schon gewarnt daß ich über die alte Etage einen Artikel schreiben wollte – ist ebenso ein Stück Gruft-Geschichte welche man würdigen sollte. Da muss ich mich langsam echt mal dranhalten ;)
SEHR schönes und interessantes Interview.
Im laLic war ich selber früher ein paar mal, hat mir ganz gut gefallen. Schade..
Danke für dieses sehr interessante, ehrliche Interview – es gibt wirklich tiefe, entmystifizierte Einblicke. -> Fazit für mich: Man sollte erkennen und zulassen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist um aufzuhören (und nicht wie manche Clubs einfach abzuhalftern bis zum bösen, bitteren Ende, wo dann keiner mehr hingeht, weil sie nur noch schlecht oder teuer oder beides sind).
Nur von schwarzen Veranstaltungen alleine kann keiner leben – dieses Wissen teilen auch sämtliche Party-Veranstalter hier im Rhein-Main-Gebiet. Ich finde es nur krass, wie immens das Rauchverbot hier ‚reingeschlagen‘ hat. Das wird einem als Besucher gar nicht so bewusst und man hat das Problem vermutlich vor allem bei eingesessenen Clubs mit Stammgästen & Gewohnheiten. Umgewöhnen fällt immer schwerer als gleich von Anfang an bei neuen Parties die Leute mit vollendeten Tatsachen zu konfrontieren.
Das LaLic ist garantiert ein herber Verlust für Eure Region. Allerdings schafft es auch Platz für Neues. Was soweit ich weiß auch in Planung ist.
… Ich selbst war nie dort, WEIL es ein Raucherclub war. Verpasste Gelegenheit?
Und die „Sleepwalker Night“ (In K früher Alter Wartesaal, jetzt Luxor) pendelt ja auch seit einiger Zeit zwischen K und D hin und her, und ist nicht mehr nur in K – weil es sich nur in K nicht mehr lohnt.
Fängt wohl bald wieder mit dem Untergrund an, was?
Hach ja, es war meist die lange Anfahrt von Trier wert. Wir hatten immer unseren Spaß dort. Im Laufe der Jahre auch den Einen und Anderen Kölner kennen gernt. Schön auch an Karneval mit den vielen Schwarznasenträgern. Damals … im LaLic …
Als einer der zwei neuen Betreiber des ehemaligen LaLic, jetzt Zone6, möchte ich für dieses interessante Interview mit Hein Förser und den netten, sachlichen Artikel dazu recht herzlich danken.
Die Zone6 mit neuem Konzept versteht sich als Event-Location für Szene-Partys, weil diese wunderschöne, einzigartige Location dafür optimal geeignet ist. Wie im Artikel bereits richtig festgestellt wurde, von einer Szene allein kann ein Club heutzutage nicht mehr existieren, daher haben wir uns sehr breit aufgestellt: Elektronische Musik, Gitarren, Indie, Black Music, Reggae usw.
Dazu gehört selbstverständich auch, dass wir die Schwarze Szene weiterhin bedienen, denn das waren immer nicht nur sehr treue, sondern auch äußerst angenehme Gäste. Neben der regelmäßigen „Temple Of Goth“-Reihe mit Kult-DJ Kämpfer und Gast-DJs (immer am zweiten Freitag in jedem ungeraden Monat, nächster Termin also 13.7., dann 14.9. und 9.11.) haben wir dieses Jahr auch Special Events für die Schwarze Szene veranstaltet, z.B. „Death Of The Clowns“ an Karnevalssonntag, die Walpurgisnacht zum Tanz in den Mai sowie eine Party zum Schwarzbunt-Treffen an Pfingstsonntag. Zu unserer Freude mit großem Erfolg und positiver Resonanz, nicht zuletzt, weil der Club dazu auch szenegerecht dekoriert und geschmückt wurde, was stimmungsmäßig sicher einen Mehrwert darstellt.
Eine neue Ton- und Lichtanlage, die allen Partys zugute kommt, war nach 30 Jahren mal fällig, um den heutigen Anforderungen des Publikums gerecht zu werden. Die sanierten Thekenbereiche ebenso, jedoch waren diese zudem eine ordnungsbehördliche Auflage zur Erlangung der Konzession. Doch damit nicht genug: Wir sind immer noch im Umbruch, jede Woche wird eine Kleinigkeit erneuert oder verbessert, bevor wir uns im Herbst – wenn alles gut geht – wieder größeren Sanierungen widmen, wie z.B. Böden, Decken und Sanitärbereiche. Weiterhin ist geplant, auf der oberen Ebene eine Lounge einzurichten. Es tut sich also ständig was.
Also, seid nicht traurig, dass es das LaLic nicht mehr gibt, sondern freut Euch, dass diese tolle Location trotz aller Widrigkeiten vor der Schließung bewahrt werden konnte und ein wenig aufgepäppelt wurde.
Der Erfolg der Schwarzen Partys in der Zone6 und damit ihr Fortbestehen steht und fällt allerdings mit Euch. Vielleicht trifft man sich ja am Freitag, dem 13. Juli bei „Temple Of Goth“ in der Zone6? DJ Kämpfer und wir würden uns sehr freuen!
Wahrlich ein gelungenes Interview und auch wenn ich Köln nie wirklich besucht hatte, so ist mir das alte Gesicht des ehemaligen LaLic sofort sympathisch. Und das Neue durchaus mal ein Besuch wert.
Allerdings… Ich weiß dass es zu Recherchezwecken, bzw. dessen Untermauerung, notwendig ist, aber jene Verknüpfung zu den Latrineparolen der indymedia-Plattform gaben dem ganzen einen unschön bitteren Nachgeschmack.
[…]Eine Recherche im Millieu der sog. Schwarzen Szene Kölns ergab[…]. Eine Recherche also? Ich erkannte beim lesen keine Recherche, einzig eine für die Seite gewohnte Scheuklappen-Polemik. Las es sich doch wie eine latente Hetzschrift, die sich vor der Energie rechter Hasstiraden nicht verstecken braucht.
Und als dann als fundamentales Argument wirklich noch die heiß ersehnten Worte fielen: […]So soll er selbst bei seinen Mittwochabenden im Lalic Stücke von DeathInJune und KirlianKamera, usw., abgespielt haben.[…], musste ich schnell den Met absetzen, da mir ein Lacher aufstieß.
Faschistoider Kontext bei den erklärten Antifaschisten ist immer wieder ein Jauchzer wert. Neofolker = Neonazi. Zum Glück hat unsereins genügend Anstand, um nicht in dasselbe Horn zu blasen und jeden Parolenlinken für einen asozialen arbeitsfaulen Gossenpunk zu halten. Möge die geistige Elite der Antifa ihrem Kindergarten endlich einmal das Denken beibringen… (Bin einmal gespannt, ob sich irgendwer irgendwann genötigt sieht, sich über diese Kritik zu empören)
Bedauerlich, dass die Bemühungen jenes Clubs, auch einmal anderen Bereichen der Szene einen speziellen Abend zu widmen, wieder auf eine solche Reaktionen gestoßen ist. Denn gerade solche Projekte machen doch das Bild eines Clubs aus. Lassen diesen musikgewandt wirken und zeigen die Gunst für das Publikum. Zeigen, dass dieser frei ist vom Szene-Standard. Und auch einmal den Randgruppen signalisiert, dass ihre Sparte einen ganzen Arbeit füllen kann.
Während sich diese Dummbeutel und Betonköpfe so aufblasen, als hätte darin der NPD-Stammtisch getagt oder Landser sowie Frank Rennicke durch die Boxen salbadert.
Da muss ich mich Guldhan anschließen – bei Indymedia ist reichlich viel Nonsens zu finden – muss da nur dran denken was auf der Plattform los war nach den Vorfällen beim WGT 2007 – und wirklich handgreiflich waren da auch Antifa-Leute – wovon dann herrlich realitätsverdrehend bei Indymedia „berichtet“ wurde. Natürlich waren die anwesenden Industrie- und Neofolk-Fans die bösen Buben die die ach so friedlich demonstrierenden zuerst körperlich angegangen haben – nach dem wa sich live vor Ort beobachtet habe, waren die Konzertbesucher an keinem Streit interessiert, was die Antifa-Typen aufgestachelt hat da sich die Leute nicht provozieren liessen – und dann wurden den ersten Leuten die Bandshirts und der Runen-Schmuck vom Leib gerissen oO
Am Abend des Vorfalls fühlte ich mich noch vergleichsweise sicher in meinem Gruftkitsch-Aufzug – bis im Nachhinein von einem Indymedia-Heino dann die – mit Sicherheit gut recherchierte und bewiesene „Tatsache“ – fallengelassen wurde, die Sparte mit Hang zu altmodisch inspirierten Klamotten wäre ja gerade durch diese Vorliebe ganz besonders gefährdet rechtsradikale Einstellungen zu entwickeln, da man ja per se für „alte Ideologien“ anfällig sei …
Sprich, auch nach meiner Erfahrung ist das was auf dem Portal so von sich gegeben wird, oft von der Wahrheit meilenweit entfernt.
Aber generell haben Neofolk-Veranstaltungen auch andernorts die gleichen Probleme – was sehr ärgerlich ist, denn ich hab auch noch nie erlebt daß auf Neofolk-Veranstaltungen irgendwas politisiert wird oder missioniert … wenn es Probleme gibt dann wirklich nur wenn selbsternannte Politikwächter meinen, Stunk machen zu müssen, die Neofolker selbst sind friedlich.
Blöd ist das eben füür die Veranstalter, besonders wenn eine Location angemietet wird und der besitzer dann wegen Vorfällen natürlich auch keinen Bock mehr hat sowas zu beherbergen.
Bei uns werden die Parties deswegen eher in kleinen Kreisen beworben, und wenn Konzerte inbegriffen sind, wird oft erst ganz kurzfristig die Band Bescheid gegeben – um eben zu verhindern daß Randalierer aufkreuzen.
@Rosa: Die Idee eines Beitrags über „Die Etage“ schwirrt mir auch schon ein Weilchen durch den Kopf. Wahrscheinlich werde ich diese aber einfach mal auf Eis legen und irgendwann beim Lesen Deines Artikels in mittlerweile ziemlich verblassten Erinnerungen schwelgen… Lass mich nicht zu lange warten – ich werde auch nicht jünger ;-)
Schönes und interessantes Interview, danke dafür, Robert! Wobei ich mich bei den Sätzen „Anfang der Neunziger war es noch möglich, während einer Veranstaltung das gesamte Spektrum von Gothic über Mittelalter bis zu Elektro abzudecken. Dafür brauchst du heute mehrere Floors.“ ja schon gefragt habe, ob das wirklich nur an der Musik liegt und so stark ausgeprägt ist. Ist die Musik vom Anfang der Neunziger da wirklich so viel ähnlicher?
Zum Neofolk-Thema: Ja, der Artikel bei Indymedia ist schon ganz groß. Noch besser sind nur einige der Kommentare, da musste ich irgendwann aufhören. Zuviel Ignoranz auf einmal ist einfach schädlich für meinen Geisteszustand ;) Wenn es nicht so traurig wäre, weil „unschuldige“ Fans, Veranstalter und Künstler darunter leiden müssen, könnte man fast darüber lachen, wie nah diese selbsternannten Antifaschisten an dem sind, was sie zu bekämpfen glauben.
@Rosa: Du hast recht, dass solche Probleme bei Neofolk-Veranstaltungen immer mal wieder auftauchen, aber meinen Erfahrungen (und denen meiner Freunde) nach eigentlich fast nur in Deutschland. Nicht nur, dass im Ausland wohl nie jemand auf die Idee käme, Neofolker mit Neonazis gleichzusetzen (fängt ja beides mit „Neo“ an, höhö) und deswegen zu Protesten gegen Veranstaltungen aufzurufen, die Stimmung bei diesen Veranstaltungen ist auch eine ganz andere. Darum gehe ich fast schon lieber außerhalb Deutschlands auf Neofolk-Konzerte. Die muss man nämlich nicht vor der Öffentlichkeit verstecken. Traurig genug.
Ein wenig faszinierend finde ich es auch, wie man tatsächlich alles, was im Neofolk-Bereich existiert, in die Neonaziecke stecken kann. Bei Di6 sehe ich ja zumindest noch hier und da Dinge, an denen man sich sehr oberflächlich betrachtet und mit bösem Willen stoßen könnte (ohne, dass die logische Konsequenz „alle, die Death in June toll finden = Neonazis“ sein sollte), aber als mir jemand erzählte, dass es gegen ein OTWATM-Konzert Proteste gab (ich glaube, das wurde sogar abgesagt), hab ich mich schon gefragt, was bei den Leuten, die dagegen protestieren, eigentlich schief läuft. Faschistische Liebeslieder, oder wie? Vielleicht sollte da einfach mal jemand die Texte lesen. Und verstehen.
»Wer zu weit nach links geht, kommt rechts wieder raus.«
Jene Kommentare sind da wahrlich der Beweiß.
Da wird Indoktrination zelebriert und der Halbwahrheit gehuldigt, dass es dem Fanatismus gleichkommt. Ich würde es ja süß finden, doch wie innerhalb der anonymen Wortmeldungen die beide DJs und der damalige Veranstalter angegangen wurden, hat nichts mehr mit dem »Kampf« für eine gute Sache zu tun.
So kann man ja zurückblasen, wenn einem der Gegenpart schon blöd kam. Aber meines Erachtens waren die dortigen Schlichter, und Appellierer an den Unterscheidungswillen zwischen Rechts und Neofolk, die einzigen, die sachdienlich und vernunftbegabt argumentierten.
Doch mir schwant da schlimmen, womöglich bin ich schon zu rechts und infiziert. Vor allem durch meine Wahrung dessen, was ich in der Schule lernte, denn […] wir scheißen auf rechtsschreibfehler. es gibt wirkliche humanistische bildung die wichtiger ist als dieser nationalkonservative scheiß. das allein entlarvt dich schon wieder als rechten. […] [sic]
In diesem Sinne.
Zu Irmin:
Mit dem Erfolg brüstet sich die Antifa in der Eifel. Es ging um ein Konzert beim Mithras Festival auf der Burg Satzvey, Ende September 2010.
Argumentiert wurde das ganze mit dem Album »Sonnenheim«. Nationalsozialistische Ästhetik soll dem Cover innewohnen und überhaupt seien die Runen das Indiz schlechthin. Somit unter der Beweisführung die üblichen Verdächtigen.
[…] Wir erwarten von Ihnen und von :Of The Wand And The Moon: eine eindeutige antifaschistische und antirassistische Stellungnahme!
Wir dulden keine Art von Faschismus, Rassismus, Sexismus und Antisemitismus!
Weder in der Eifel noch sonst irgendwo! […]
Das ist deren Weltbild. Alles was nicht eineindeutig gegen deren Feindbild ist, ist unweigerlich dafür. Da kommt man auch nicht gegen an, das ist in deren Köpfen mit der Meinung einzementiert, dass sie damit im Recht sind.
Hachja – immer die gleiche Leier … bei besagtem WGT Vorfall seinerzeit richtete sich der Protest gegen Stormfågel – und beim dazu passenden Indimedia-Gesubbel kamen noch weit lachhaftere Sachen zur Sprache als in dem welcher sich gegen die LaLic-Neofolkabende wendet. Der klingt im Gegensatz dazu sogar noch ganz gut ^^ – ein Link dazu geistert glaub ich in den Kommentaren unter oben zitiertem Artikel rum, aber ich bin zu faul mich nochmal durch das Gelaber zu fräsen – mnches konnte man wenn überhaupt eh nur überfliegen.
Anzunehmen daß solche Leute den gutgemeinten Rat, sich erstmal umfassend zu informieren, eh nicht wirklich benötigen, denn wenn man unbedingt alles in braune Soße tunken will – ob vorhanden oder nicht – gibts immer einen Weg das so hinzuargumentieren.
@Irmin: ja, im Ausland ist das mit der Musikrichtung – und allem was da noch artverwandt ist – bei Weitem nicht so, das stimmt, nur fehlt mir das die Möglichkeit groß herumzureisen, leider, aber wenn sich was ergibt wär ich auf jeden Fall dabei :)
@Marcus: :) ich bemühe mich – ich kann selbst ja leider nicht aus eigener Erfahrung berichten da es mich erst nach der Etage-Ära nach Bayreuth verschlagen hat, aber ich werde mich dann an Zeitzeugen wenden und ein paar Statements dazu zusammentragen. Vielleicht versorgt mich noch jemand mit Bildern … jetzt schau ich aber zu daß Du nen anderen Artikel die Tage von mir noch im Postfach hast :)
Mittelaltermusik nach heutigem Verständnis war Anfang der 90er kein Bestandteil der Szene. Klar, man kannte Sarband, Vox, Estampie, Saltarello und wie sich diese ganzen Ensembles nannten, aber die hatten niemals solch einen Stellenwert wie das komische Dudelsack-Gerocke von heute. Das sind in meinen Augen auch völlig unterschiedliche Dinge. In Extremo zum Beispiel ist Musik für Hard-Rock- und Metal-Fans, die auf Konzerten abhotten möchten. Estampie oder Sarband ist hingegen vielmehr etwas für Leute, die Konzertaufführungen in bestuhlten Sälen bevorzugen.
In der damaligen Wave-Szene war die musikalische Nähe zum Mittelalter höchstens über Dead Can Dance und Qntal spürbar. Das war sowas wie der „Missing Link“. Ansonsten gab es da meiner Erfahrung nach noch nicht so viel in dieser Richtung. Viel populärer waren da Gruft-Elektronik wie Das Ich, Goth-Gitarre und der aufkommende Neofolk-Boom (den ich persönlich gemieden habe).
Den Club Étage kennt man natürlich auch noch, den hatte Jochen Schoberth von Artwork damals eröffnet. War so ’ne Art Residenz des Herrn Henke und des daran gekoppelten Etage Musiklabels. Mitte der 90er war das aber doch alles schon wieder tot und Danse Macabre & Etage Records mehr oder weniger Geschichte.
Auch daran merkt man, dass dieser deutschsprachige Dark-Wave-Aufschwung nur von kurzer Dauer war. Die Mitt-/End-90er waren schon nicht mehr der Rede wert. Das ist die Zeit des VIVA-Publikums zwischen Oomph! und Wolfsheim, das heute mit Unheilig seine peinlichste Phase durchlebt. ;)
Den Club Étage kennt man natürlich auch noch, den hatte Jochen Schoberth von Artwork damals eröffnet. War so ‘ne Art Residenz des Herrn Henke und des daran gekoppelten Etage Musiklabels. Mitte der 90er war das aber doch alles schon wieder tot und Danse Macabre & Etage Records mehr oder weniger Geschichte.
Jepp, soweit richtig, aber Bruno Kramm (Das Ich) ist mit dem Danse Macabre Records noch immer aktiv, auch wenn nicht alles was er da veröffentlicht jetzt auch supergenial sein mag. Tot ist das Label auf jeden Fall nicht. Bei Jochen Schoberth bin ich mir nicht ganz sicher, da scheints wirklich ruhig drum geworden zu sein. Insgesamt ist die Szene in Bayreuth schon auch eingeschlafen, muss man so sagen, auch wenn ich mich über die Bemühungen der „Deuxieme Etage“ Leute freue – die sind oft eben auch vom zahlenden Jungvolk abhängig.
Wurde reanimiert. Das war seit Mitte der 90er inaktiv bzw. nur noch für Das Ich geöffnet. Das war ja mal ein Tape-Label, hab noch stapelweise die Kassetten hier herumliegen. Sollte ich mal digitalisieren *g*
Wer übrigens mal wissen will, was Veljanov Mitte der 90s nebenbei trieb…
http://www.youtube.com/watch?v=6uZxMG9BmLo
:)
Jochen Schoberth ist heute u.a. mit Bella Donna aktiv. Außerdem betreibt er – soweit ich weiß – ein Tonstudio.
Guldhan : Ich hab mir schon fast gedacht, dass das wohl auf dem Album „Sonnenheim“ beruhen muss. Die Argumentationsführung in dem Antifa-Artikel ist in der Tat schon sehr, nun ja, speziell. Die Leute sind offenbar nicht einmal fähig, einen Wikipedia-Artikel zu lesen, auf den sie sogar verwiesen haben. Anders kann man auf die „Bösartigkeit“ des verwendeten Keltenkreuzes wohl nicht kommen. Runen, klar, sind immer böse, und der Ärmelstreifen der SS… auweia. „Da das Konzert erst am 25.9.2010 stattfindet, geben wir Ihnen Gelegenheit, den Sachverhalt bis zum 29.08.2010 zu klären.“ – wie dreist und überheblich kann man eigentlich sein? Vor Schreiben des Folgeartikels über den großartigen Erfolg hat dann wohl mal jemand die Wikipedia-Artikel über Keltenkreuz und Runen tatsächlich gelesen (denn sie sind nicht mehr Bestandteil der Vorwürfe), dafür taucht aus dem Nichts eine Schwarze Sonne auf. Nun ja. Die Rechtfertigung von Kim Larsen wird nicht geglaubt, wozu dann überhaupt eine einfordern?
Da das ja oft so ist, dass Rechtfertigungen nichts bringen, finde ich übrigens Rudy Ratzingers Ansatz viel lustiger – wenn man überhaupt Stellung bezieht, bekundet man Interesse an vorgeworfenen Zusammenhängen zu „bösen“ Leuten oder Ideologien. Wunderbar.
Dazu passend noch ein schöner Artikel aus der Zeit. Da geht es um Christian Kracht und die Diskussion über seine politische Orientierung. Es wird gezeigt, dass Richard von Weizsäcker, Alice Schwarzer und Roberto Blanco offensichtlich rechtsextrem sind. Durchaus unterhaltsam, das Ganze ;)
@Rosa: Nun ja, bisher habe ich nur mal das Rome-Konzert in Luxemburg am 27.10. grob vorgemerkt. Aus NRW ist man relativ schnell in Luxemburg, das passt mir also ganz gut. Muss man nur hoffen, dass es nicht auch eine luxemburgische Antifa-Version gibt, an Rome gibt’s bestimmt auch ganz viel Rechtsextremes zu entdecken :>
@Death Disco: Um den Anfang der Neunziger bewusst miterlebt zu haben, bin ich wohl ein wenig zu jung (mit vier-sechs Jahren hat man ja noch keinen so ausgeprägten Musikgeschmack ;)). Dieses komische Dudelsack-Gerocke hat seine Ursprünge aber ja schon etwas weiter zurückliegend, wie ich festgestellt habe, als ich vor einiger Zeit mal in der Plattensammlung meiner Mutter Ougenweide gefunden habe (das ist von 1974). Die Grundlagen für Mittelalter-Rock sind da schon gelegt, erstaunlicherweise haben Ougenweide offenbar auch 70% des Liedguts festgelegt, das eine Band heute spielen muss, um als dem Genre (also alles, was mit Mittelaltermusik zu tun hat) zugehörig zu gelten ;)
Ich mag übrigens beide Seiten recht gern. Nicht unbedingt In Extremo (zumindest nicht bis auf die ersten ein bis zwei Alben), aber mit Folk Rock und Folk Metal kann man mich, wenn es gut und keine Humppa-Saufkapelle ist, durchaus begeistern. Ich verstehe eine Abneigung dagegen durchaus, weil gerade das Publikum schon mal recht… nervig sein kann, um es freundlich zu umschreiben. Besonders bei so etwas wie Korpiklaani tummelt sich dann eben entsprechendes Volk ;) Genauso mag ich die ruhigeren Varianten wie Estampie, Dead Can Dance oder Faun (falls man die dazuzählen kann). Hekate nicht zu vergessen, die zwar allgemein mehr zum Neofolk gezählt werden, aber durchaus hörbare Faun-Einflüsse haben.
Vielleicht bin ich dann auch der falsche Maßstab, um zu bewerten, ob, wie in dem Interview erwähnt, das „Spektrum von Gothic über Mittelalter bis zu Elektro“ zusammengehört oder zusammengehören sollte. Für mich persönlich ist das der Fall (und man kann noch diverse Metal-Subgenres dazu zählen), weswegen ich auch Animositäten zwischen Metalfans und Gothics nicht nachvollziehen kann, die über tendenziell nerviges Verhalten der ersten Kategorie hinausgehen, sowie absolut dafür bin, die relativ breite Aufstellung des WGT beizubehalten. So kann ich da einen schönen großen Teil meines Musikgeschmacks abdecken (also theoretisch, falls ich es mal schaffe, hinzufahren ;)). Aber wie gesagt, diese Meinung wird wohl nicht unbedingt mehrheitsfähig sein.
Mit 6 war ich Elvis-Fan. Long live the King!
Wo’s herkommt das Gerocke, weiß ich nun nicht genau. Ich hab’s jedoch immer nur als „fremdartig“ empfunden. Das mit Ougenweide hatte ich auch schon mal gelesen. Vieles in der Richtung gab es aber wie gesagt noch nicht. Da fällt mir nur The Merlons of Nehemiah ein. Die würd ich sogar noch als eine Art Vorreiter für den späteren Boom betrachten. Die waren folkig, die waren rockig, die waren irgendwie „erdig“ im Gegensatz zu den eher elfenhaften, abgehobenen Wave-Sachen der 90er, die auf DCD und Cocteau Twins aufbauten. Auch den Merlons wurde immer was Gotisches nachgesagt, natürlich hatten sie mit Gothic Rock nichts zu tun.
Gab’s schon seit der ersten Goth-Stunde, als ein Metal-Fan Peter Murphy von Bauhaus bei einem Konzert in den Mund rotzte und damit eine Schlägerei auslöste. :D
Mir sind auch Musiker bekannt, die Metal konsequent ablehnten. Mindy Kumbalek wäre so eine, wenn ich mich recht entsinne. Das ist ja auch regional bedingt. In manchen Gebieten war es überhaupt kein Problem, dass Metaller mit Grufties den Club/die Clique teilten. Woanders wiederum waren die sich spinnefeind. Und dann muss man klar unterscheiden zwischen einem traditionellen Metal-Fan und einem „heutigen“ Metaller. Traditionelle Metal-Fans, Maiden-, Priest- oder Metallica-Fans, wirst du kaum mit Grufties versöhnen können. Für die sind Grufties die ewig heulenden Gedichteschreiber. Wenn du heutige Dark Metaller nimmst, ist das ganz anders. Die kreuzen sich ganz klar mit dem, was man heute unter Schwarzer Szene versteht (also eher das Mainstream-Publikum, das Mittelalterrock, NDH, Dark Metal und so ’n Geschrammel wie Samsas Traum hört).
Für mich ist das immer noch unvereinbar. Ich sehe Goth ganz klar als Bestandteil von Wave. Und ich verstehe jeden, der Metal auf einem Wave-Gothic-Treffen nicht haben will. Der Streit existiert übrigens schon seit ca. 1998. *g*
Wenn man erst später zu dieser Musik kommt, dann sieht man diese Grenzen vermutlich gar nicht mehr. Wenn man schon lange dabei ist, hat man immer das Gefühl, einer Invasion durch Fremdeinflüsse zu unterliegen.
Ja, da hast du wohl recht, ich bin ganz einfach zu jung für eine ordentliche Abneigung gegen Metaller oder Gruftis (je nachdem, in welche Richtung es mich dann verschlagen hätte). *g*
Zum Mainstream-Publikum gehöre ich aber nicht, weder auf der einen, noch auf der anderen Seite :-P (Auch wenn ich zu meiner Schande gestehen muss, dass ich so manches Samsas-Traum-Lied gar nicht so schlecht finde – obwohl ich eigentlich weder von Kaschte noch seinen Texten besonders viel halte)
Es ist eben auch so, dass einige Musiker, die ich mag, in mehreren „Welten“ zu Hause sind. Man denke nur an Ernst Horn mit den Lakaien und Qntal / Helium Vola (ja, das ist immer noch sehr elektronisch, hat aber deutliche Mittelaltereinflüsse), die Verbindung zwischen DVKE und Summoning oder diverse Dark-Ambient-Künstler, die auch gerne mal Black Metal machen (oder umgekehrt). Und wenn ich das eine mag, höre ich mir auch das andere an, und freue mich, wenn mir beides gefällt.
Zum WGT: Ich fand eine Metalbands beim Blick aufs Programm schon recht deplatziert, unabhängig davon, ob sie mir gefielen oder nicht. Aber käme ich endlich einmal zum WGT, würde ich mich auch nicht beschweren, wenn ich mehr Bands zur Auswahl hätte. Wobei ich vermutlich lieber nicht frage, was der „alteingesessene“ (sorry) Gruftie von Gothic Metal hält… ;)
Guldhan: In der Tat diente die Verlinkung nur der Untermauerung. Hintergrund war die Recherche nach dem Verbleib des LaLic. Bei einer entsprechenden Google-Suche wird der Link relativ weit oben ausgespuckt. Eine Aufgreifung der Thematik schien unausweichlich, da ich ausschließen wollten, dass zwischen der Schließung und dem verlinkten Artikel ein Zusammenhang bestand. Dem war glücklicherweise nicht so.
Die Verlinkung, oder auch die Nennung des Artikels, hatte einen weiteren Zweck, nämlich die einer offiziellen Stellungnahme des Betreibers, der letztendlich für die Veranstaltung verantwortlich war. Es geht dabei um eine klare Positionierung gegen eine rechte oder linke Vereinnahmung einer Veranstaltung oder Discothek. Hein Förster hat ja genau das gemacht. Somit ist ein Gegenpol zu einer völlig überzogenen und polemischen Diskussion auf Indymedia entstanden, die bei einer entsprechenden Recherche auch bei Google zu finden sein sollte.
Die Verlinkung der Quelle gehört für mich einfach dazu. Ob ich sie nun zum anklicken gestalten oder als Text hinterlege spielt für mich keine Rolle, es kommt ja im Prinzip auf das gleich raus.
Zur Rechts/Links Diskussion: So sehr ich diese Thematik auch schätze, sie sollte aber nicht den Tenor der Diskussion anführen, dabei schweift man schnell ab und übersieht die eigentlich Überschrift „Sterben einer Legende“.
Denn wenn ich mir das ganze so betrachte, schließen immer mehr Discotheken mit Kult-Charakter ihre Pforten. Das Zwischenfall in Bochum wird auch nicht wieder eröffnet und ehemals schwarze Clubs bieten mittlerweile ein kruden Genremix als Partyveranstaltung.
Als Anregung: Woran liegt das wilde durcheinanderwirbeln der Genre in den schwaren Tanztempeln? Liegt es vielleicht daran, dass sich offenbar niemand mehr in eine Schublade stecken möchte? Fragt man Szenemitglieder nach ihrer Nische, so kommt dabei heraus, dass sich niemand in irgendwas „reinstecken“ lassen möchte, um eine maximale Individualität zu bewahren. Was ist mit der Abgrenzung?
Vielleicht liegt es auch an der Zersplitterung der Szene selbst. Denn die besteht mittlerweile aus unzähligen Unterstilen und neuen Musikrichtungen, auf die sich aller vorhandenen Szenemitglieder verteilen. Die Bedienung eines einzelnen Genres ist schlichtweg zum Scheitern verurteilt, weil kaum jemand regelmäßig kommen würde.
Hein Förster hat es ja in seinem Interview schon durchklingen lassen.
Ist das Sterben der Legenden somit eine Folge der Szeneentwicklung? Wie könnte man das vermeiden und wie könnte das ganze in Zukunft aussehen?
Links und rechts sind verdrehte Worthülsen und schlicht obsolet. Diskussionen darüber mühsam. Wer glaubt, die Nazis seien per se Rechte gewesen, braucht sowieso mehr als nur einen Bibliothek-Aufenthalt. Die Methoden, denen sie sich bedienten, entstammten zum Teil eindeutig der linken Politik, ja sogar dem Marxismus, wenn man Hitlers Worten Glauben schenken mag. ;-)
Ich habe sogar zwei Alben von Paradise Lost und My Dying Bride (die ganz alten Sachen). Ist nicht so, dass ich das nun völlig ablehnen würde. Allerdings ist Gothic Metal inzwischen auch nur noch ein verwaschenes Etikett, das Bands abdeckt, die ich nie mit Gothic assoziieren würde. Deshalb kann ich bei der Bezeichnung leider auch nur noch die Augen verrollen.
@Robert:
Ich denke mal, ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Punkt ist einer, den Herr Förster schon angesprochen hat: Ein Club ist vor allem ein Wirtschaftsbetrieb und muss sich als solcher lohnen. Da hilft eine breite Aufstellung bezüglich der Genres natürlich. Das sehe ich auch völlig unabhängig von Entwicklungen in der Szene oder stark ausgeprägtem Individualismus, das ist einfach Marktwirtschaft, ob jetzt zum Guten oder zum Schlechten. Man kann sich aber durchaus die Frage stellen, ob, wie du es ja schon im Plural formulierst, das „Sterben der Legenden“ neuerdings verstärkt auftritt und wenn ja, woran das liegen kann – mal von marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten wie steigenden Nebenkosten (Miete etc.) abgesehen.
Ich finde es ja ganz interessant, dass du ein „Durcheinanderwirbeln der Genres“ erwähnst. Ich habe ja schon Herrn Försters Aussage „Anfang der Neunziger war es noch möglich, während einer Veranstaltung das gesamte Spektrum von Gothic über Mittelalter bis zu Elektro abzudecken. Dafür brauchst du heute mehrere Floors.“ zitiert. Widerspricht sich das nicht ein Stück weit? Oder geht das doch zusammen – bedingt durch die größere Diversifizierung innerhalb der Szene hört nicht jeder „das Gleiche“, da sich ein Club aber rechnen muss, wird dennoch ein noch größeres Genrespektrum abgedeckt? Oder spielt noch der Aspekt eine Rolle, dass zu viel von dem gespielt wird, was der Mainstream als „gothic“ ansieht, damit aber nicht unbedingt viel zu tun hat?
@Death Disco: Da sind wir einer Meinung. Zumal vieles von dem, was heute unter „Gothic Metal“ läuft, einfach schlechte oder langweilige Musik ist (weder Gothic noch Metal). Tristania z. B. waren nach den beiden richtig guten Alben (Beyond the Veil / World of Glass) zur Jahrtausendwende auch nicht mehr zu gebrauchen ;) The Vision Bleak ist meiner Meinung nach durchaus gut (zumindest die Alben „Carpathia – A Dramatic Poem“ und „Set Sail to Mystery“), aber kein Wunder, da ist ja auch eine Hälfte von Empyrium mit dabei ;)
das LaLic war in den 90ern mein zweites zuhause. ich bin froh dass ich aufgehoert habe (hinzugehen) wo es am schoensten war (weil ich weggezogen bin).
so bleibt es mir in erinnerung wie ich es am liebsten hatte: mit Gernot an der tuer, Marion an der bar, Jochen oder Kaempfer in der DJ booth und einem laden voller leute die ich schon jahrelang kenne und mit denen ich viele erinnerungen teile.
R.I.P. beloved Lic
danke Hein fuer den background der meine jugend untermalt hat!
viel glueck fuer das neue kapitel and die neuen betreiber.
Berniiiiiiieeee. Sömmerungstraße in Ehrenfeld? Oder Hermeskeiler Straße in Sülz irgendwo? Ja, das Lalic, die gute alte Zeit… „Devil Dance“ und danach ins Plastique, Stahlwerk, Schacht 8, Zeche, Zwischenfall, Alter Wartesaal…
ich kenne das lalic erst seit 2010,
kein Nachteil, eher ein Vorteil für einen unbefangenen Kommentar, denke ich mal
ich war, für meinen Teil dort sehr zufrieden und gut aufgehoben,
obwohl ich kein Jugendlicher mehr bin, mit zweiundvierzig Jahren,
trotzdem konnte mal dort prima feiern und neue leute treffen,
leider hat man dann den Freibierabend am Donnerstag abgeschafft und so die finanzschwachen jugendlichen ausgesperrt, die sich nur den Eintritt leisten konnten,
vermutlich wollte man genau diese Klientel nicht mehr haben, ohne zu wissen, daß man so eine komplette Kundenschicht vergrault hat,die so schnell nicht wiederkommen, am Freitag und Samstag war im lalic dann später,
nix mehr los, also auch keine Gäste mit Geld in der Tasche,
ich hoffe, das es die Zone6 besser macht und sich wieder um die Schüler und Studenten kümmert, es sind die Zahler von Morgen
Schade.
Hab immer noch die Lic Jetons „bis 5,- Mark Getränke“ in meiner Schatzkiste.
Alles Gute, Gruss an Marion falls der Kontakt noch besteht.
Sie hat uns immer Schnittchen gemacht(Sambuca Bailey).
Habe dreimal Geburtstag bei dir gefeiert. War schön.
Ich bin gerade nochmal durch Zufall über diesen Artikel gestolpert. Leider ist die Zone6 mittlerweile auch wieder Geschichte.
Vielen Dank für das Update.
Da fragt man sich ernsthaft, was es so schwierig macht, einen solchen Laden am Laufen zu halten. Die Rettungsankündigung war ja vollmundig, der Programmwechsel zunächst radikal. In den letzten Atemzüge scheint die Zone 6 wieder Stammpublikum im Auge zu haben und hatte verstärkt „schwarze Angebote“. Deutschland, deine Clubkultur geht den Bach runter. Gibt es denn bald nur noch Chart-Tempel mit Flatratebesoffenen Kids?
Hallo Robert, soweit ich das verstanden habe waren es ja die Flatratesaufen Leute, die eben NICHT gekommen sind. Im Gegensatz zum treuen schwarzen Volk. Zumindest ist es das was mir erzählt wurde.
Der Rest sind Gerüchte und die Wahrheit liegt dann wohl immer irgendwo in der Mitte ;)
@Christian: Genau das meine ich ja. Offensichtlich lohnt es sich ja nicht mehr, eine Discothek für tanzendes oder audiophiles Publikum offen zu halten, sondern nur noch für Flatrate-Kids. Ein furchtbares Paradoxon. Es zählen nur noch Durchgangszahlen und Getränkeverkäufe, weder die Musik noch das Tanzen.*seufz*
Gerade in Köln wundert es mich nicht, dass Konzepte, die auf den Mainstream abzielen, scheitern. Davon gibt es einfach zu viele. Es fehlen intelligente Alternativen, verdammt. :)
Naja, für mich ist das kein Paradoxon. Mit Grufties, die am Abend vielleicht an 2 Weingläser nippen, lässt sich in der Tat nix verdienen. ;-) Sobald Du weg vom Mainstream gehst, bleiben auch die Besucherzahlen weg, so schade das ist. Sehr schönes Beispiel sind hier die schwarzen Veranstaltungen im B-Plan (https://www.facebook.com/BPlanChemnitz?fref=ts), die sich direkt an ein audiophiles Publikum richten: wenn 100 Leute da sind, ist das verdammt viel. Es kann auch nur stattfinden, weil unser B-Plan tagsüber ein Jugendclub ist, welches in kommunalen Händen ist. Da hat man diesen Druck, das sich so eine Veranstaltung selbst tragen muss, nicht. Sobald dies aber so ist, muss man sich wirklich an das Partyvolk orientieren und das heißt für die „Gothic“-Clubs hier: Kirmestechno olé olé!
In Leipzig gibt es gelegentich auch noch das „Seelenschatten“, das aber auch „nur“ durch privaten Idealismus möglich ist. Das sind auch immer sehr schöne Veranstaltungen mit guter Musik und sehr angenehmen Gästen. Verdienen lässt sich aber auch damit nix.
Fakt ist: Es gibt nun mal sehr, sehr wenige „schwarze“. Von daher ist es schwierig für einen Clubbetreiber, sich ausschließlich auf dunkles Publikum zu konzentrieren. Wenn man, wie Axel sagt, das Glück hat, dass seine Location unabhängig von Eintrittsgeldern oder Getränkeeinnahmen ist, ist das ein Volltreffer. Wenn man das Ganze aber in privaten Händen trägt, wird es schwierig. Die Miete muss bezahlt werden können, verwaltungstechnische und bürokratische Hürden gemeistert werden. So etwas schreckt viele davon ab, selbst etwas auf die Beine zu stellen, dass dann quasi direkt aus dem „Untergrund“ kommt. Dieses Beispiel des BPlan Chemnitz finde ich sehr gut, man muss sich arrangieren können. Im JUZ in Mannheim gibt es ja auch Apocalyptic Factory – Partys, das macht das ganze ja auch unter anderem zu etwas besonderem, wenn es keine regulären Veranstaltungen sind.
Im Übrigen habe ich selbst die Erfahrung gemacht, dass es von der regionalen Szene nicht gern gesehen wird, wenn man völlig unabhängig etwas aufbaut, denn da spielen andere Faktoren auch eine Rolle. Pauschal: Grufties sind konservativ, wenn es um Clubs geht und sehen neuen Locations mit Misstrauen entgegen.
17.07.2010 auf der Alien Sex Fiend – Aftershowparty war ich dort.
DJ Kämpfer müsste da aufgelegt haben.
Lg, Schwarzkittel
Vielen lieben Dank für das Interview!
Ich überlege schon seit Monaten fieberhaft wie das Lalic früher hieß.
In diesem Bericht wurde das „ Do it“ genannt. Genau das war der Laden, in den ich eine lange Zeit gegangen bin und der einen Teil meiner Jugend geprägt hat.
Es ist schön noch mal an diese schönen Zeiten erinnert zu werden.
Es war unbeschwert und damals standen kaum Türsteher vor den Lokalen.
Ich danke für den tollen Bericht, der mich ein wenig sentimental hat werden lassen.
Danke Hein Förster für sein Engagement!