Aleister Crowley – Das große Biest und der böseste Mensch, der je gelebt hat

Aleister Crowley, „Der böseste Mensch, der je gelebt hat“ ist damals wie heute wohl eine der schillerndsten und geheimnisumwittertesten Gestalten überhaupt. Zu Lebzeiten schockierte er die viktorianische Gesellschaft am liebsten mit Sexskandalen und Drogenexzessen, er liebte die Selbstdarstellung und sonnte sich in dem finsteren Ruf, der ihm damals schon vorauseilte. Sein Selbstbewusstsein hierbei war scheinbar grenzenlos, er trat als schottischer „Laird of Boleskin“ in entsprechendem Habitus auf und ernannte sich selbst sogar zum Gott. Auf den feinen Partys der Oberschicht war er aber nicht nur deswegen ein wenig gern gesehener Gast – man sagt, er wäre berüchtigt dafür gewesen, die teuren Teppiche der reichen Gastgeber mit seinem Darminhalt zu versauen. Viele frauenfeindliche Aussagen sollen aus seinem Mund gekommen sein – nicht gerade der Typ Mensch, mit dem man sich leicht anfreunden möchte …

Doch das ist nur eine Seite – sein Werk ist bis heute bedeutend und umfangreich, Crowley war ein überdurchschnittlich intelligenter Mensch mit scharfem Verstand, seine Persönlichkeit und sein Werk inspirieren bis heute Künstler aller Art – und nicht wenige davon stammen aus dem schwarzen Szeneumfeld, maßgeblich genannt seien hierbei Genesis P.Orridge (Throbbing Gristle) und David Tibet, der mit „Current 93“ ziemlich deutlich auf Thelema – ein magisches System das von Crowley erfunden wurde – anspricht. Gerade im Bereich des Ritual Industrial finden sich immer wieder Künstler die Crowleys Werk in ihrer Musik verarbeiten – und das seit den Ursprüngen des späteren Gothics in den ausgehenden 70ern bis Anfang der 80er Jahre.

Da verwundert es nicht, dass sich diese Künstler nicht nur recht theoretisch mit Crowley auseinandersetzen, sondern selbst praktizierende Magier sind, genauso wie Aldenon Satorial, der unter dem Bandnamen „Coph Nia“ – welcher auf das „Liber Al Vel Legis“ von Crowley zurückgeht – auf dem schwedischen Kult-Label Cold Meat Industries unter anderem auch Rituale aus Crowleys Feder dunkelambientig vertont:

In diesem Fall stammt der Text vom sogenannten Sternsaphir-Ritual. Aber auch weit bekanntere Namen wie David Bowie und Marian Gold von Alphaville sind bekennende Fans des Skandal-Magiers. Weitere Beispiele sind im Überfluss zu finden, würden aber den Rahmen des Artikels sprengen, also kehren wir zurück zur Biografie des „großen Biestes“:

Die Aleister Crowley Biografie

Edward Alexander Crowley wurde am 12. Oktober 1875 in Leamington Spa, England geboren. Sein Vater, Edward, war ein wohlhabender Brauereibesitzer und nebenbei Laienprediger. Als Mitglieder der strenggläubigen puritanischen Plymouth Brethren – Sekte zwangen seine Eltern den gerade wenige Jahre alten Crowley zu frühmorgendlichen Bibelstunden, so wuchs er in einem religiös-fundamentalistischen Umfeld, auf das ihm zunächst Angst einflößte, später aber stellte er fest wie sich die Bibel oftmals selbst widersprach und war von der Doppelmoral seiner Eltern angewidert.

Für seine Mutter – Emily Bertha – hatte er nichts als Hass übrig. Er hielt sie für das perfekte Beispiel von menschlicher Dummheit,  die mit ihrem wahnhaften Glauben und verbohrter Moral dem jungen Crowley beibringen wollte, dass Frauen keine Beine hätten. Er rebellierte – woraufhin seine Mutter ihn als das „Große Biest 666“ aus der biblischen Apokalypse bezeichnete – und die Bezeichnung nahm Crowley dankbar an und identifizierte sich mehr und mehr stolz mit der teuflischen Sagengestalt – machte es schließlich nach seiner Ansicht die strenggläubige Mutter zur Mutter des Antichristen höchstpersönlich.

Als Crowley 11 Jahre alt war,  starb sein Vater an Zungenkrebs, das sowieso schon schlechte Verhältnis zu seiner Mutter verschärfte sich daraufhin. Zur Schule ging der junge Crowley auf ein privates Institut, das von den Plymouth-Brüdern geleitet wurde und entsprechend streng religiös war. Er wurde mehrfach vom Unterricht ausgeschlossen, was Crowleys Mutter dazu veranlasste ihn in ein Internat zu stecken, das dem gleichen fundamentalistischen Verein gehörte.

Aleister Crowley
Aleister Crowley 1912 | Unbekannter Fotograf, Aleister Crowley 1912, als gemeinfrei gekennzeichnet

Mit 13 wurde er von diesem Internat geworfen, weil er jüngere Mitschüler zu Sexspielchen verleitete – daraufhin wurde er als „Umerziehungsmaßnahme“ in Einzelhaft gesteckt, welche erst nach 1 1/2 Semestern mit einem Nervenzusammenbruch von Crowley endete – ansonsten dürfte diese radikale Maßnahme bei Crowley den Hass auf die christliche Religion und seine Mutter  wohl eher geschürt haben.

Schon in diesem jungen Alter verschrieb Crowley sich seinen „Three Evil Kings – Smo-King, Drin-King und Fuc-King“ – ein frühreifer Bursche der auch in den folgenden Jahren nichts anbrennen lies um seinem Ruf als „das Große Biest“ gerecht zu werden.

1895 nahm er das Studium der Philosophie am Trinity College, Cambridge auf. Er änderte seinen Vornamen in Aleister, mit folgender Begründung:

For many years I had loathed being called Alick, partly because of the unpleasant sound and sight of the word, partly because it was the name by which my mother called me. Edward did not seem to suit me and the diminutives Ted or Ned were even less appropriate. Alexander was too long and Sandy suggested tow hair and freckles. I had read in some book or other that the most favourable name for becoming famous was one consisting of a dactyl followed by a spondee, as at the end of a hexameter: like Jeremy Taylor. Aleister Crowley fulfilled these conditions and Aleister is the Gaelic form of Alexander. To adopt it would satisfy my romantic ideals. The atrocious spelling A-L-E-I-S-T-E-R was suggested as the correct form by Cousin Gregor, who ought to have known better. In any case, A-L-A-I-S-D-A-I-R makes a very bad dactyl. For these reasons I saddled myself with my present nom-de-guerre—I can’t say that I feel sure that I facilitated the process of becoming famous. I should doubtless have done so, whatever name I had chosen.“

Auf Empfehlung seines Betreuers wechselte er aber bald zur englischen Literaturwissenschaft. Auch in seiner Zeit an der Universität hatte Crowley ein überaus aktives Sexleben – mit beiden Geschlechtern, sowie S/M-Praktiken.

Des Weiteren zählte er die Bergsteigerei zu seinen Hobbies – so bezwang er das Eigerjoch in den Alpen im Alleingang. Er strebte eine Profikarriere im Schach an, hing den Plan aber wieder an den Nagel als er auf einem Turnier die Profispieler zu Gesicht bekam, die er daraufhin als erbärmliche Witzfiguren betitelte. Daneben schrieb er Gedichte – und das schon seit seinem 10. Lebensjahr.

Auf der Suche nach Nervenkitzel und Abenteuern erwachte zu dieser Zeit auch Crowleys Interesse für Okkultismus. Auch mit Drogen experimentierte er zeitlebens – stets auf der Suche nach einer „magischen“ Substanz die zu göttlichen Bewusstseinszuständen führte – und ihm schwere Suchtprobleme einhandelte über die er sehr detailliert im Buch „Confessions of a drug fiend“ schrieb.

Wegen des wachsenden Interesses an Magie und Alchemie gab er 1896 sein Studium schließlich wieder auf – durch das Vermögen, das er von seinem Vater erbte, war er auf einen Beruf zum Lebensunterhalt nicht angewiesen.

Aleister Crowley und der magische Orden

1898 war Crowley zum Bergsteigen in die Schweiz gereist, hierbei machte er Bekanntschaft mit Leuten die ihn schließlich in den „Hermetic Order of the Golden Dawn“ einführten – ein 1887 gegründeter Mysterienorden in freimaurerisch-rosenkreuzerischer Tradition. Crowley nahm den Ordensnamen „Frater Perdurabo“ an – was so viel heißt wie „Ich werde bis zum Ende ertragen“.

Crowley nahm sich vor, die magischen Einweihungsgrade des Ordens so schnell wie möglich zu durchlaufen, allerdings verwehrten ihm die Leiter der Londoner Golden Dawn Loge den Aufstieg zum fünften Einweihungsgrad – dem Adeptus Minor – wegen seiner homosexuellen Aktivitäten. Daraufhin reiste er zum Gründer des Ordens nach Paris – MacGregor Mathers –  der dem Aufstieg zustimmte. Allerdings wollten die Londoner die Weihe nicht anerkennen. Crowley machte sich etliche hochrangige Mitglieder des Ordens zu Feinden, beispielsweise W.B Yeats und A.E. Waite (der Schöpfer des Waite-Tarotdecks welches nach Crowleys Deck eines der heute noch bekanntesten ist) .

Der ursprüngliche Golden Dawn Orden zerfiel schließlich aufgrund dieser und weiterer Differenzen, seine Nachfolger existieren aber auf der ganzen Welt noch heute unter dem gleichen Namen.

1900 reiste Crowley nach Mexico – einerseits um weiteren magischen Studien nachzugehen, aber auch um dort den K2 zu besteigen.

1903 lernte er Rose Edith Kelly kennen, nachdem beide hellseherische Experimente durchführten, heirateten sie. Die Hochzeitsreise sollte von London über Paris, Marseille und schließlich nach Kairo führen.  In Ägypten ereignete sich ein Vorfall der Crowleys weiteres Werk entscheidend beeinflussen sollte.

Nach einer Anrufung des ägyptischen Gottes Thot verfiel Crowleys Frau in Trance und verkündete, daß Horus auf Crowley warten würde – zu seiner Überraschung führte sie ihn daraufhin in ein beiden noch unbekanntes Museum zu einer Statue des Gottes Horus. Da noch dazu die Ausstellungsnummer dieses Stückes „666“ betrug, deutete Crowley – der noch immer stolz darauf war „das große Biest“ zu sein, dies als ein Omen.

Zurück im Hotelzimmer führte das Paar ein Ritual für Horus aus, woraufhin Rose Edith wiederum in Trance verfiel in der ein Engel namens Aiwaz – angeblich ein Abgesandter des Horus – durch sie gesprochen haben soll, der Crowley einen Text diktierte – das Buch des Gesetzes – Liber Al Vel Legis. Ihm wurde ebenso mitgeteilt die zeremonialmagischen Praktiken mit denen er sich beim Golden Dawn beschäftigt hatte, fallenzulassen und sich stattdessen auf sexualmagische Praktiken zu berufen. Der größenwahnsinnige Crowley fühlte sich abermals bestätigt in seiner Selbstauffassung der Antichrist in Person zu sein.

Crowley schloss sich daraufhin noch einigen anderen magischen Orden mit freimaurerischem Hintergrund an, war jedoch nach dem Ereignis in Kairo nicht aktiv magisch tätig. Er reiste nach China, USA und Kanada. Er brach sogar mit MacGregor Mathers endgültig, indem er ihm einen selbstgefälligen Brief schickte, in dem er Mathers klar machte dass ihm die Rituale des Golden Dawn bedeutungslos geworden waren. 1907 nahm er mit der Gründung seines eigenen Ordens – dem Astrum Argenteum („Silberner Stern“) die magischen Arbeiten wieder auf. Dieser beruhte auf dem Liber Al Vel Legis, im Kern auf dem sogenannten Gesetz von Thelema:

Tu was du willst, soll sein das Ganze des Gesetzes. Liebe ist das Gesetz. Liebe unter Willen

Welches im Folgenden ausgesprochen oft falsch interpretiert wurde – wie so vieles von Crowleys Werk.

Im Jahre 1910 knüpfte er Kontakte mit dem deutschen „Ordo Templi Orientis“ (OTO) welcher 1903 von Carl Kellner, Heinrich Klein und Franz Hartmann gegründet wurde.  Die Anfänge dieses Ordens lagen ebenfalls in freimarerischer und rosenkreuzerischer Tradition, ab 1906 strukturierte Theodor Reuß (Ordensname: Peregrinus) den Orden jedoch um und erweiterte die Lehren um hermetisches Gedankengut.

Crowley ließ sich von seiner Frau scheiden, die inzwischen stark alkoholabhängig war und kurz darauf dement in eine Nervenheilanstalt eingeliefert wurde.

Aleister Crowley as Baphomet
Aleister Crowley as Baphomet X | Arnold Genthe, Aleister Crowley as Baphomet X° O.T.O, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

1915 überarbeitete Crowley das System des OTO grundlegend und brachte sein „Liber Al Vel Legis“ mit ein. Das führte dazu, dass der OTO nicht als reguläre Freimaurerorganisation von der englischen Großloge anerkannt wurde – Crowleys skandalumwitterter Ruf tat sein übriges und brachte auch den OTO in Verruf der bis heute seine Kreise zieht – nicht selten wird der Orden als Satanistische Sekte angesehen, obgleich Crowley kein Satanist war und strengenommen auch nie satanistische Lehren verbreitete. Sein Kokettieren mit dem „großen Biest“ war eine willkommene Provokation, die er weitschweifig auslebte, manche der Rituale, die er durchführte, waren ebenfalls weit jenseits des guten Geschmacks – so soll er nach der Verkündung von Aiwaz einen Frosch auf den Namen Jesu Christi getauft haben, ihn dann an ein Kreuz genagelt haben, um nach dem Ableben des unglücklichen Tieres seine Schenkel zu verspeisen – worauf er das Zeitalter des Horus ausrief und sich selbst zum Gott erklärte.

Auf der Basis seines Buchs des Gesetzes entwickelte Crowley die Lehre von Thelema (griechisch für „Wille“)  – welche auch hier aufgrund von Falschauslegungen für ein satanistisches Konzept gehalten wurde, der Kern von Thelema aber besagt, dass der Mensch seinen wahren Willen finden muss um spirituell in die höchsten Sphären aufsteigen zu können. Dabei besagt Crowley auch daß jeder Mensch von Geburt an Göttlichkeit in sich trägt, ergo nicht von einer übergeordneten Gottheit bestimmt wird, sondern selbst der Herr über sein Leben und sein Schicksal ist – „Every man and every woman is a star“ – heißt es im Liber Al kryptisch ausgedrückt zu diesem Sachverhalt. Trotzdem aber berufen sich etliche Satanisten auf Crowleys Werk und verdrehten seine Aussagen immer wieder – in Crowleys Absicht stand aber trotz seines schlechten Rufes keineswegs die Begründung satanistischer Bewegungen.

1920 gründete Crowley in Cefalù auf Sizilien die „Abtei von Thelema“ – die wohl Ähnlichkeit mit späteren Hippie-Kommunen gehabt haben musste.  Crowley wähnte sicxh an diesem Ort der thelemitischen Kraft besonders nahe – nach der numerologischen Entsprechung des Wortes „Thelema“ auch 93er Strom genannt – oder in englisch: Current 93 (klingelt da was? ) . Nachdem einige Sex-Skandale ans Licht kamen und ein britischer Student in der Kommune verstarb, schied Crowley nicht nur aus dem OTO aus, die italienische Regierung verwies den Magier aus dem Land. Die Abtei wurde noch kurze Zeit von Thelemiten weitergeführt die in Sizilien geblieben waren, doch die Gruppe löste sich ohne das Oberhaupt bald auf. Das Gebäude steht heute leer, im Haus sind noch Zeichnungen an den Wänden zu sehen, die Crowley höchstpersönlich angefertigt hatte.

1929 veröffentlichte er „Magick: In Theory and in Practice“ – das zusätzliche „k“ in „Magick“ sollte Abgrenzung zu illusionistischen Bühnenzauberei ausdrücken – Genesis P. Orridge verwandte eine ähnliche schreibweise für den Namen seiner Throbbing Gristle Folgeband „Psychick TV“.

Nach der Ausweisung aus Italien verlief Crowleys Leben sehr unstet, sein Heroinkonsum verschlimmerte sich.

1937 lernte er die Künstlerin Frieda Harris kennen. Sie ist für die Gemälde verantwortlich die man heute als das „Crowley-Tarot“ kennt. Lady Harris war selbst okkult interessiert und hatte durchaus ihr Freude an der Zusammenarbeit mit Crowley. Man sagt zwar, der Magier wäre unausstehlich gewesen und mit keinem ihrer Entwürfe zufrieden gewesen, tatsächlich gab Crowley der Künstlerin aber lediglich eine Liste an Symbolen die auf den Karten sein sollten, was die weitere Gestaltung anging lies er ihr weitestgehend freie Hand. Ausserdem ist sie die einzige Frau die Crowley nicht psychisch kaputt zurück lies – wie es das Schicksal der Frauen war die ihn geheiratet hatten. Lady Harris war verheiratet und durchaus in der Lage Crowleys Avancen abzuweisen. Trotzdem schätze sie den alternden Magier der bis zu seinem Tod in ihrer Obhut war – das Vermögen das er einst von seinem Vater geerbt hatte war längst aufgebraucht, so steckte Crowley das Geld das er durch das Tarot Deck bekam komplett in die eigene Tasche, die Urheberrechte sowie der Besitz der Karten lagen aber Zeitlebens bei Frieda Harris.

1944 wurden die Karten zunächst als Illustrationen zu Crowleys „Buch Thot“ veröffentlicht, als Kartendeck wurde es erst 25 Jahre danach – 1969 – herausgegeben.

Man kann wohl behaupten daß Crowleys gesamtes okkultes Wissen in den 78 Karten des Tarots zu finden ist. Kaum ein anderes Deck ist so detailreich und komplex – und gerade deswegen auch nicht allzu einfach zu handhaben. Crowley überarbeitet das ganze Konzept hinter dem Tarot deutlich, wo zuvor das Rider-Waite Tarot unter Okkultisten mit das weit verbreiteste gewesen ist. Doch Crowley konnte E.A.Waite – wie schon gesagt – nicht ausstehen, die Symbolik auf dem Deck des Konkurrenten kritisierte er als zu christlich geprägt (und ich bin scher, Crowley drückte sich dabei sicher nicht so diplomatisch aus) .

Bei „Tarot“ denkt man freilich zunächst an zwielichtige Hellseherinnen, die die Zukunft aus der Karten lesen, aber die Bedeutung unter Okkultisten geht weit darüber hinaus – nicht selten wird die Verwendung als Wahrsageinstrument als Missbrauch der Karten verschmäht. So ist die gesamte mystische Kabbala in den 78 Karten codiert – kennt man die Kabbala, so kennt man das Tarot, und umgekehrt.  Näher darauf einzugehen ist an dieser Stelle aber kaum möglich, zu weitumfassend ist das Thema – wen es interessiert der kann sich auf den – noch dazu recht amüsant geschriebenen Seiten von Frater Eidolon und Frater Eo Ipso umsehen: hermetik.ch

Heute hat der Ordo Templi Orientis – der als Nachfolger des originalen OTO heute den Hauptsitz in USA hat – die Rechte an Crowleys Deck und finanziert sich selbst hauptsächlich aus den Tantiemen hieraus. 1947 stirbt „To Mega Therion“ (gr.: das große Biest) verarmt in Harris‘ Haus, seine letzten Worte sollen gewesen sein: „I’m perplexed“

Das Thema „Crowley“ könnte noch weit mehr Seiten füllen, zu bewegt war das Leben des Schock-Okkultisten. Doch vieles hat sich auch längst zur Legende verselbstständigt – man sollte sich immer vor Augen führen in welcher Zeit Crowley gelebt hat. Eventuell wäre er in der heutigen Zeit mit seinen sexuellen Ausschweifungen gar nicht mehr so groß aus dem Rahmen gefallen. Nichtsdestotrotz bleibt die dunkel-mystische Aura, die heute noch die Gemüter erregt und inspiriert. Man muss nicht an Magie „glauben“ um seinem Werk etwas abgewinnen zu können, man muss den Menschen Crowley auch nicht mögen dafür. Fakt ist aber, dass er auch auf die Szene von Anfang an einen gewissen Eindruck gemacht hatte – wollten sich die Gruftis der ersten Stunde ganz wie Crowley von einer Gesellschaft abheben, die sie für verlogen und falsch bis ins Mark empfunden haben. So ein bisschen Sympathie für das große Biest 666 ist da vielleicht vorhanden ;)

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der_Roboter
der_Roboter (@guest_15383)
Vor 13 Jahre

Ein gewisses Interesse an Crowley und seinen Ansichten (ohne diesen jetzt ohne weitere Kenntnis unbedingt zuzustimmen) habe ich schon, aber fehlt mir bisweilen die Orientierung bei dem Thema. Deshalb kommt mir dieser tolle Artikel sehr gelegen, danke dafür!

Ich schlage noch ein wenig musikalische Untermalung vom bereits genannten Current 93 vor, wenn auch alles andere als todernst :D
http://www.youtube.com/watch?v=BU_BP-L0eqM

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 13 Jahre

Ein unglaublich toller und ausführlicher Artikel, Rosa! Ich bin begeistert. Nicht unbedingt von Crowley, denn Spiritualität, Genie und Wahnsinn liegen oft sehr nah beieinander und Crowley ist mehr als einmal blind gestolpert, wie du es ja auch deutlich darstellst. Letztlich ist er Opfer einer verkorksten, streng religiösen Erziehung und ich denke, auch bewusstseinserweiternde Drogen sind für das Aufrechthalten des gesunden Verstands nicht gerade zuträglich – vor allem dann nicht, wenn man ohnehin psychisch nicht im Gleichgewicht ist. Das Ganze gekrönt mit übertriebener Spiritualität und der Wahnsinn ist vorprogrammiert. Gleich und gleich gesellt sich gerne und so ist es kein Wunder, dass seine Frauen ebenfalls von dieser Sorte waren und irgendwann abgedreht sind.

Ich habe seine Gedanken und Ansichten, die er so zu Papier gebracht hat, gelesen und habe viele Bücher ÜBER Crowley gelesen. Einige seiner Ansätze sind großartig, andere sind „Banane“. Das Tarot aber ist ein ganz hervorragendes Deck. Auch ich empfehle das Buch von Hajo Banzhaf.

Für alle, die tatsächlich glauben, mit einem Tarot Deck könne man die Zukunft vorhersagen (nur weil du es erwähntest im Artikel): Ihr schaut zu viel Fernsehen! :-) Das Tarot ist vielmehr ein Mittel zur Selbstreflexion – Ein Kartenspiel, das Gedankenanstöße gibt und mögliche Wege – mitunter sogar den wahren Willen – aufzeigt. Aber das wäre dann wohl wieder einen eigenen Artikel wert. ;-)

Rosa Chalybeia
Rosa Chalybeia (@guest_15385)
Vor 13 Jahre

Vielen Dank – freut mich immer zu hören wenn meine Artikel gefallen :) – der Text ist zwar schon umfangreich genug geworden, trotzdem haben einige Details keinen Platz gefunden.

@Der_Roboter: das Musikstück ist mehr als passend gewählt *lach* – ich habe schon mit dem Gedanken gespielt einen Artikel über Crowleys Werk in der schwarzen Musik zu schreiben, nur ist das Thema nicht minder umfangreich.
Auch ich bin, obwohl ich einige Werke von Crowley im Bücherschrank habe, noch lang nicht durch sein komplettes Universum, damit kann man Jahrzehnte zubringen. Aber man findet auch genug im Netz – nur ist Crowley nicht unbedingt einfache Kost zu lesen, noch nicht mal auf deutsch übersetzt.

 Orphi: kann Dir nur voll und ganz Beipflichten – der Spruch daß Genie und Wahnsinn nahe beisammen liegen, kommt mir bei Crowley auch immer wieder in den Sinn. Ich kann mir auch gut vorstellen daß er als Ehemann ein regelrechter Energievampir war und damit seine Frauen einfach im Lauf der Zeit völlig kaputt gemacht hat.
Okkulte Dinge sind mit mangelnder psychischer Stabilität auf jeden Fall äusserst gefährliches Pflaster. Heutzutage hat zB der Golden Dawn auch eingeweihte Psychologen die die Adepten begleiten, wenn ichs noch recht weiß hat Israel Regardie das eingeführt.
Ich frage mich eh wie Crowley besonders im späten nahezu dauerzugedröhnten Zustand überhaupt noch annähernd magisch arbeiten konnte – offenbar pfiff er sich Dosen rein die mehrfach über dem eigentlich tödlichen Maß waren – aber er blieb stehen, der zähe Hund. Andererseits war es gerade bei den victorianischen Magiern ausgesprochen chic auch mit bewusstseinserweiternden Drogen zu experimentieren – im krassen Gegenzug dazu gabs aber auch Vertreter die ein derart übertrieben gesunden Lebensstil propagierten …

Zum Tarot: wäre freilich einen separaten Artikel wert, nur wie tiefgründig soll der werden *g*

Ich hab das Buch von Banzhaf und Akron lang bevor ich das Crowley Deck in die Finger bekam, zufällig entdeckt, meine Anfänge habe ich mit dem Waite-Tarot gemacht, ein im Grunde aus sehr gutes Deck, nur war die Symbolik auch für meinen Geschmack nie das Gelbe vom Ei. Heute gibt es ziemlich viele unterschiedliche Decks, nur sind viele absolut unbrauchbar weil die Symbolik einen rein künstlerischen Ansatz ohne richtiges Hintergrundwissen nicht überschreitet. Für mich gibts da auch nur das Crowley Deck als das mit Abstand beste!

Vonwegen Wahrsagen und Tarot – gerade was das Fernsehen gern mal mit dem tarot macht in an Lächerlichkeit kaum zu überbieten – der Klassiker: der Tod wird unheilsschwanger in die Kamera gehalten und daraufhin stirbt im Plot doch wirklich wer *facepalm hoch zwölf* – auch geil sind die Fernseh-Wahrsager bisweilen, wobei das schon wieder gefährlich in die Ecke geht die schon nicht mehr lustig ist. Fälle bei denen allzu naive Erdenbewohner kaum mehr einen Schritt vor die Tür machen ohne die sündhaft teure Wahrsagerin zu befragen, sind auch nicht selten.

An okkulte Themen sollte man immer mit einer gesunden Portion Skepsis herangehen und für sich selbst beurteilen was wahr ist und was nicht – ein Dritter kann einem das *nie* sagen, und man sollte sich ergo auch nicht darauf verlassen – same here: mit Crowleys Werk muss man sich auseinandersetzen und die richtig guten Ansätze für einen selbst von dem Bullshit trennen. Die Arbeit kann einem aber dann auch keiner abnehmen.

shan_dark
shan_dark (@guest_15389)
Vor 13 Jahre

Interessanter Artikel, danke! Sehr aufschlussreich, auch wenn ich für Crowley so gar nix übrig habe. Neu war mir, dass Coph Nia auch ihn zurückgeht (Bandname) und sie praktizierende Magier sind. Ich mag die Band sehr gern, was jetzt auch nix daran ändert. Aber gut zu wissen… Das Video/Lied kannte ich von ihnen auch noch nicht.

Smid
Smid (@guest_15390)
Vor 13 Jahre

Danke, exzellenter Artikel!

tobikult
tobikult(@tobikult)
Vor 13 Jahre

Das nenne ich mal kompetente Berichterstattung! Und mir gefällt natürlich ganz besonders, dass Du versucht hast, uns diesen Zeitgenossen werturteilsfrei vorzustellen. Die weiterführenden Links werde ich nicht ungenutzt lassen. Vielen Dank!

Solitaire
Solitaire (@guest_15399)
Vor 13 Jahre

1900 reiste Crow­ley nach Mexico — einer­seits um wei­te­ren magi­schen Stu­dien nach­zu­ge­hen, aber auch um dort den K2 zu besteigen.

Tatsächlich? Das würde allerdings auf unterirdisch schlechte Erdkunde-Kenntnisse hindeuten!

stoffel
stoffel(@stoffel)
Vor 13 Jahre

Ich kann mich den Vorkommentatoren nur anschliessen … Danke Dir für diesen klasse Artikel.

Epitaph89
Epitaph89 (@guest_15437)
Vor 13 Jahre

Wirklich interessanter Artikel! Danke
Crowley ist wirklich interessant und zieht sich ja wie schon erwähnt durch 3 Jahrzehnte schwarze Musik. Ein Artikel darüber wäre wirklich sehr interessant und darüber habe ich auch schon nachgedacht, denke aber, dass wäre zu umfangreich und lediglich in Buchform machbar.

Und das Tarot liegt bei uns auch herum, habe mich damit allerdings auch noch nie richtig beschäftigt obwohl ich es eigentlich schon interessant finde, genauso wie Runen legen, doch da richtig einzusteigen bedarf immer einer großen Motivation und Zeit.

sylmei
sylmei (@guest_31649)
Vor 11 Jahre

hm – man muss sich ansehen, wo er herkam und welche Umstände ihn als Gegenpol hervorgebracht haben!

Das Jugendbild von ihm macht mir noch wenig Angst.
In dem ALter gibt es viele „Durchgeknallte“, die rebellieren u sich erstmal selbst definieren müssen.

Bei späteren Bildern kann ich mir vorstellen, dass es sehr anstrengend und vielleicht belastend/ erdrückend gewesen sein muss in seiner Gegenwart.

Für mich sieht er aus wie ein Mensch, der verzweifelt seinen inneren Frieden sucht, dabei immer neue Provokationen aussendet, um endlich eine gute Botschaft zu bekommen, die er verinnerlichen kann.
Da Alister in großen Zügen „böde“ geblieben ist, ist nur letztlich der „Beweis“ dafür, dass er diese positive gesuchte Resonanz nicht gefunden hat oder nicht verstehen konnte.
ZB die Beschäftigung mit Buddha.
Es konnte den Inhalt dessen, was er suchte, nicht wahrnehmen, hat sogar auch diese „FIgur“ – ja, Buddha zur Figur gemacht – durch seine Darstellung und Veröffentlichung lächerlich gemacht.

Ich denke, das wollte er nicht.
Ich denke, es war sein Weg des seinen-Frieden-suchens.
Er hat etwas Gutes gefunden und wußte nicht, wie er es in sich aufnehmen sollte, in sein Leben integrieren konnte.
Er hat die äußere Form nachgeäfft.

Friedenfinden ist aber etwas anderes:
JA, das bin ich.
SO beginnt der Frieden einer Seele.
Mit Bejaung.
Darum ist liebe die Heilkraft, denn sie nimmt eine Person an, wie sie ist.
Öffentlichkeit kann das leider nicht, denn sie sieht nur das Äußere.
Es braucht eine liebende Bejaung im intimen Bereich.

Ich weiß nicht, wie die Geschichte mir Alister C ausging.
Das schlimme war wohl, dass er Liebe gar nicht annehmen konnte. Wohl auch die Frauen, die ihn geliebt oder bewundert haben, nur benutzt hat u manipuliert hat.
Immer hat er sich darüber gestellt.
So kann man wohl Herr sein, aber nicht Geliebter.

Ich glaube, er tut mir leid für sein unruhiges, schmerzliches Leben.

sylmei
sylmei (@guest_31657)
Vor 11 Jahre

analysen

mir fällt auf:
Das Symbol, das mit der Thelema verwendet wird, die 2 zusammengestellten dreiecke mit der blüte darin – das erinnert mich an die Rhomben, die in den Körper eingezeichnet werden, die Kraftfelder.
– die Spitzen links u rechte = die Schultern, die Arme – die Blüte: das Zentrum, das Herz
Es ist also etwas zutiefst menschliches und realistisches.

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