Pamphlet für eine überfällige Trennung – Cyber und Gothics

Ist es nicht witzig, wenn bunte Glühwürmchen – oder auch Cyber genannt – zu technoider Musik tanzen? Kann man sich nicht herrlich darüber amüsieren, wenn im Netz wieder ein besonderes Fundstück auftaucht, in dem tanzende Knicklichtgrufties – oder auch Cyber genannt – an öffentlichen Orten ihre „Moves“ präsentieren? Sind sie nicht einfach lächerlich, diese sogenannten Cyber-Gothics?

Man mag von dieser Form der Selbstdarstellung halten was man möchte, ich finde sie ganz und gar nicht lächerlich und rege mich zunehmend darüber auf, dass sich andere darüber lustig machen.

Ich stelle für mich fest: Cyber hat mit Gothic nichts zu tun. Weder musikalisch, noch optisch und schon gar nicht inhaltlich. Diese Szene hat längst ihren eigenen Weg gefunden und ist vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders beliebt. Das es zu ständigen verbalen und thematischen Konflikten innerhalb der schwarzen Gemeinde kommt liegt einzig und allein an der Tatsache, dass Veranstalter von Festivals und Diskothekenbetreiber immer noch mischen, was nicht mehr zusammengehört. Ob es jemals zusammengehörte, bleibt fraglich. Die Gründe sind offensichtlich: Man möchte ein möglichst breites Publikum ansprechen um Veranstaltungsorte und Festivalgelände ausreichend zu füllen, damit Geld verdient wird.

Ich mag diese Form der Selbstdarstellung nicht, kann der Musik nichts abgewinnen und empfinde es auch als störend, wenn bunt leuchtende Gestalten auf der Tanzfläche meine Stimmung zerstören. Gerade bei Musiktiteln, die Potential für Überschneidungen liefern. Ein Trennung beider Szenen ist nützlich für beide Seiten, nur nicht für die Veranstalter, denn die haben dadurch Schwierigkeiten, ein entsprechendes Einzelpublikum anzulocken. Der Frust jedes Einzelnen über Zustände, die er scheinbar hinnehmen muss, entlädt sich dann in den Kommentaren zu entsprechenden Videos.

Aber Hand auf’s Herz: Wo bitte liegt der Unterschied zwischen Jugendlichen, die ihre Cyber-Moves präsentieren und denen die Hip-Hop, Breakdance oder Jumpstyle tanzen und ihre selbstgedrehten Videos auf YouTube veröffentlichen? Wir müssen uns nicht auf die gleiche Stufe mit denen stellen, die nichts anderes zu tun haben, als sich permanent darüber lustig zu machen was sie selbst nicht wollen oder können. Ich sehe mich zu mindestens außerstande genug Körperkontrolle aufzubringen, um auch nur eins der beiden vorgestellten Videos nachzutanzen. Und überhaupt, aus einem anderen Blickwinkel könnte man sich auch über das 3 Schritte vor und 3 Schritte zurück lächerlich machen, keine Frage. Ich finde es sogar ausgesprochen gut, wenn man seine Zeit damit verbringt einen Tanz oder eine Choreografie einzustudieren, diese zu filmen um sie sich selbst zu bewahren oder Freunden zu zeigen. Das wäre nichts für mich persönlich, aber zu mindestens eine – so finde ich – sinnvollere Freizeitbeschäftigung als rein destruktive und selbstzerstörerische Gemeinsamkeiten.

Liebe Gothics, liebe Cyber. Ihr passt einfach nicht zusammen. Versucht nicht, Parallelen zu finden, wo keine sind. Es mag sein, dass wir uns in mancher Hinsicht musikalisch ähneln, das liegt aber daran, dass sich EBM, Industrial oder auch Futurepop ähnlich tanzbar anfühlen. Wir können uns Gegenseitig nicht riechen, weil wir von Veranstaltern zusammengepfercht werden, die oftmals nur an ihren Gewinn denken. Jeder kämpft um seine Rückzugorte. Die einen wollen zu technoider Musik sich und ihre Tanzschritte präsentieren, die andern wollen sich in Ruhe ihrer Melancholie hingeben und sich mit geschlossenen Augen schleichend über die Tanzfläche schieben.

Hört auf damit, euch Gegenseitig lächerlich zu machen und nehmt euch nicht selbst so ernst. Besucht doch häufiger Veranstaltungen, die sich musikalischen klar voneinander unterscheiden, denn so wird letztendlich jedem Veranstalter klar, wohin der Weg führen könnte. Wenn es keine gibt, folgt den Beispielen und macht eure eigenen Party. Und ehrlich gesagt sind mit Videos mit tanzenden Cyber lieber als die, in denen sich Jugendliche verprügeln oder mit frisierten Rollern über die Landstraße düsen. Tanzen hat noch niemandem geschadet, egal zu welcher Musik, mit welchen Klamotten und in welcher Form auch immer.

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Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 13 Jahre

Du bist so derart Diplomat, dass sogar Deine Pamphlete mehr den Thesen der Vernunft gleichen und fern jeglicher Polemik sind. Und das zu dieser späten Stunde…
Ein neuer Artikel über das Thema: Teletubbies. Da schwant mir schlimmes. Zudem vermute ich auch bei dieser höfflichen Schmähschrift die Sprengung des einhundertsten Kommentars. Mal schauen, ob sich das bewahrheitet.

Es ist jedenfalls erbaulich zu sehen, dass auch Du über die Cyber-Treffen gestolpert bist. Ich dachte schon ich wäre als einziger mit jenem Wissen gesegnet. Und das war nicht einmal hämisch gemeint, zumindest nicht ausschließlich. Denn die Initiative, oder zumindest der Gedanke an ganz eigene Zappeltreffen, ist schon mal lobenswert. Zeigt es doch, dass die sich langsam loslösen und ihr eigenes Ding drehen wollen. Zumal die dort auch unter sich sind. Können tun und lassen was sie wollen, ohne von den Lästerblicken alter ergrauter Schwarzer gegeißelt zu werden oder in den Clubs rum zu schmutzen…Lichtverschmutzung sozusagen.

Und ich gebe Dir Recht. Eine Abspaltung könnte beiden Seiten gut tun. Und würde sogar den Grenzgängern ein breiteres Spektrum bieten. Denn aus vage vermuteten Gründen stoßen sich beide Mentalitäten auch weiterhin ab. Zumindest jene innerhalb der öffentlichen Darstellung.
Natürlich bietet dieser hiesige dunkelbunte Freizeitpark mittlerweile Attraktionen für Jedermann -der von den Alt-Eliten auch ganz gerne mit Hausverbot belegt werden würde- doch selbst der bierfahnige prollpogende EBMer besitzt einen besseren Leumund. Das sollte einem, oder besser gesagt: denen, schon zu denken geben. Wahrscheinlich aber auch nur, weil dieser nicht auf den Gedanken kommt, vor Kinderzimmerschrankwand und Webcam seine Stomper-Raserei zu zelebrieren sowie sich selbst zur unwiderstehlichen Kunstfigur zu erheben.

Von daher: Nabelt euch ab. Zieht eure eigenen Clubs auf. Gründet eigene Festivals. Feiert interne Tekker-Partys und geht dabei nur euch selber mit Bologneseflecken unterm Schlabberlatz und debilem Hubengequietsche auf die Nüsse. Das Suffix »Goth« könnt Ihr meinetwegen behalten. Als Präsent zum Abschied, als Zeichen der gewollten Völkerverständigung, oder weil ich es ohnehin nicht bräuchte und es hier nur dumm rum liegen würde. Doch spreche ich dabei wohl nicht unbedingt für andere.

Das erschreckende ist allerdings, dass ich mich über ein tatsächliches Eintreten dieses Zustandes gar nicht so richtig freuen könnte. Nicht, weil man es mir kaum recht machen kann, sondern weil ich unlängst die bittere Erfahrung machen musste, dass ein Club auch ohne einen einzige Glühwurm scheiß Musik spielen kann. Am Ende muss ich mein Weltbild revidieren und den Cyber mehr als Wirkung denn als Ursache ansehen. Und wenn dem so sei, dann können die meinetwegen auch drinnen bleiben. Scheiß Musik bleibt schließlich scheiß Musik, egal ob mit zusätzlich gehampelter Lichtorgel oder ohne.

[…]Ich sehe mich zu mindestens außerstande genug Körperkontrolle aufzubringen, um auch nur eins der beiden vorgestellten Videos nachzutanzen.[…]

Nicht nur körperlich. Ich müsst erst einmal gegen die Gedankenflut ankämpfen, mich bei solch´ einer Darbietung in den Hades der Lächerlichkeit zu stürzen. Doch wer werfe dahingehend den ersten Stein…

Post scriptum:

[…]Tanzen hat noch niemandem geschadet[…]

Sicher? Ich sage nur »Tanzwut«

ASRianerin
ASRianerin (@guest_16476)
Vor 13 Jahre

Ein schönes Pamphlet! Allerdings muss ich Guldhan zustimmen: Nur weil die Cybers nun mit der Abspaltung beginnen, bedeutet das noch lange nicht, dass die Clublandschaft musikalisch besser wird. Es gibt genug „Schwarze“, die zu Agonoize und ähnlichen Quatsch abzappeln und mit gutem, alten Goth-Rock nichts anfangen können. Aber wer weiß, vielleicht vergeht ja auch das? Ich zwinge mir diesen Optimismus jedenfalls auf. Besonders am frühen Morgen :)

tobikult
tobikult(@tobikult)
Vor 13 Jahre

Habe mir gerade noch einmal meine Fotos vom Amphi und vom WGT angeschaut. Ja, es wäre um einiges leerer ohne die Knicklichter.

Es gibt in meinem Freundeskreis einige Menschen, die vom Kirlian Camera-Konzert direkt zum Auftritt von Agonoize laufen, danach Combichrist Gehör schenken und am Abend den Klängen von Faun lauschen.

Auch ich lasse mich ungern hinsichtlich meiner musikalischen Vorlieben in Beton gießen (wenn meine Spannbreite auch nicht ganz so weit reicht). Für mich gibt es weniger eine hörbare als eine sichtbare Grenze zur Schwarzen Szene.

Nur weil die HipHop-Hosen schwarz sind gehören sie noch lange nicht in das Spektrum der Schwarzen Szene und ihrer Ästhetik. Auch der Tanzstil erweist sich als inkompatibel und was in den duschschlauchbehängten Köpfen vorgeht, wissen wir nicht. Das heißt: ich will auf Musik härterer elektronischer Gangart ungern verzichten, auf die in diesem Beitrag gezeigten Tänze und Styles sehr wohl.

Vielleicht sollten wir doch einen Integrationsbeauftragten für die Schwarze Szene benennen? Tanzveranstaltungen, auf denen es mehrere Räume mit unterschiedlichen Musikrichtungen gibt, funktionieren auch ganz gut. Ich kann mir immer noch vorstellen, dass junge Menschen vom Cyber in die schöne Schwarze Szene überwechseln. Von Abwanderbewegungen vom Batcave zum Cyber habe ich noch nie gehört…

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 13 Jahre

Zu ASRianerin

[…]und mit gutem, alten Goth-Rock nichts anfangen können[…]

Wobei ich mich dahingehend auch angesprochen fühle. Einige Vertreter bzw. einige Stücke dieser Sparte geben eine interessante Hintergrundmusik für arbeitsintensive Stunden ab. Doch um dieser Musikgattung bewusstes Gehör zu schenken, habe ich wirklich einen viel zu geringen Bezug zu der ganzen Art und Weise.

Zu tobikult

[…]Das heißt: ich will auf Musik härterer elektronischer Gangart ungern verzichten, auf die in diesem Beitrag gezeigten Tänze und Styles sehr wohl[…]

Dito. Doch Cyber, so wie ich es erlebte, hat selten etwas mit harter elektronischer Gangart zu tun. Selbst diese akustische Darbietung jenes 6ten Cybertreffens…das ist Kuschel-Techno, wie er bei Kiddies in der trotzigen Eltern-Nerv-Phase Verwendung findet.
Einer Phase, in der man noch nicht daran denkt, dass Musik auch eine Aussage, und ein komplexes Gewebe, fern der bloßen Instrumentalisierung treffen könnte. Das ist Tekker-Monotonie. Und ich bin nicht damals vor der aufkommenden Techno-Welle ins Asyl des Schwarzelektros eingezogen, um nun von ebensolchen Tekkern und deren Klangwelt umgeben zu sein.

Ich gebe natürlich zu, dass viele Vollblutschwarze meiner dahingehende Vorliebe einen Unterschied zum heutigen »TBM«, oder »AgroTech« oder wie die Beleidigungen der Clubabende noch geschimpft werden, absprechen. Das ist auch deren gutes Recht. Doch für mich ist die Differenz beider musikalischer Atmosphären wie ein Gebirge groß…und darauf zu beharren ist nun mein gutes Recht.

Davon mal abgesehen zeigen die 2x über 100 Kommentare der verbalen Frontenverhärtung der vorhergehenden Artikel, dass sich das Cyber noch immer nicht wirklich zu deuten versteht. Ich beispielsweise hätte noch immer interessierte Frage. Auch jenseits der Lästerei. Einfach über Aussage und Philosophie…

Somit finde ich es auch bedauerlich, dass der bzw. die Schreiberlinge von EXT!ZE nur ein kurzes Intermezzo gaben. Lag es am Zeit- oder Interessenmangel, sei es legitim. Lag es hingegen am Mangel nachfolgender Worte und Gedankeninhalte, so nehme ich das als Pro-Argument für das hintergrundlose Modeerscheinungswesen des Cyber.

Alwa
Alwa (@guest_16479)
Vor 13 Jahre

Hmmm, also ich denke, daß eine optische Abgrenzung leichter möglich ist als eine musikalische, denn da finde ich den Übergang schon ziemlich fließend. Recht eindrucksvoll habe ebendiesen mal bei einem Besuch des 666 hier in Wien miterlebt. In einer der hallen spiele es zuerst EMB und wirklich guten Industrial und die Glühwürmchendichte war dementsprechend recht gering. Als aber dann die Musik langsam immer technoider und monotoner wurde, nahm die Knicklichtdichte zu (Kleiner Exkurs: das 666 hat nichts mit Gothic zu tun sondern ist eher eine riesige Party für alle schwarzen geschmacksrichtungen, also auch Metal und Co. https://de-de.facebook.com/666halloween Seit ein paar Jahren findet das Ganze in einigen Räumen der Ottakringer Brauerei in Wien statt – eine wirklich geniale Location, vor allem die alten Fabrikshallen….)

Also ich muß zugeben, daß ich die bunten Gestalten so rein optisch irgendwie ganz niedlich finde. Daß deren Äußeres und auch der Tanzstil nichts mit klassischem Gothic zu tun haben, ist klar (von der Musik mal ganz abgesehen). Aber ganz ehrlich, all die bunten historischen Kostüme haben das im Prinzip genausowenig (und an diesem Punkt muß ich mich selber ganz fürchterlich an der Nase nehmen ;) ). Auch wenn in der schwarzromantischen Ecke die musikalischen Überschneidungen durchaus größer sind, so ärgert es mich doch sehr, wenn ein klassischer Batcaver oder Turmfrisurgote von so manchem Historienedelgotenschnösel verspottet und versifft genannt wird – daß muß und darf bitteschön auch nicht sein.

Veranstaltungen mit getrennten Tanzsälen für allen musikalischen Geschmäcker funktionieren imm allgemeinem wirklich recht gut, wie etwa beim Schwarzen Reigen in Wien. Daß die wirklich gute (und nicht unbedingt alte) Musik allerdings so schön langsam aus dem Clubgeschehen verschwindet, ist schon so ein Henne/Ei-Problem. Das Argument der Veranstalter, Clubbesitzer und DJs ist halt, daß man zu bestimmter Musik mehr Umsatz an der Bar machen kann. Gut, das Argument ist vom wirtschaftlichen Standpunkt her ja legitim. Auch, daß wohl bestimme Stücke oder ein bestimmter Stil vom Publikum verlangt werden. Aber woher sollen die Jungspunde dennr alle die andere Musik kennen, wenn sie ihnen nie einer vorspielt? Ich finde, die Hörerziehung fängt vor allem in den Clubs an.

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 13 Jahre
Karnstein
Karnstein(@karnstein)
Vor 13 Jahre

Ich bin hin und her gerissen…

Prinzipiell ja eigentlich volle Zustimmung.
Nur ist die Loslösung eben nicht so 100%ig wie (und die Grauzone größer als) es mir lieb wäre – leicht oder auch garnicht wirklich angecyberte Junggrufts die genau diese Musik wollen und genau so zu tanzen versuchen gibt es leider zu Hauf.
Von mir aus könnte man DIE den Cybern als Abschiedspräsent zustecken (und nicht das Wort „Goth“, das finde ich dann letztlich doch zu passend für meinen eigenen Lebensstil), aber so einfach ist das eben leider nicht.

Und gerade weil das so ist, und weil sehr viele aus dem Bereich sich auf Biegen und Brechen als Teil der gleichen Subkultur verstehen wollen wie unsereins ärgere ich mich auch weiterhin. Nicht so sehr weil es in sich so lächerlich wäre (siehe eben Hip-Hop, Hakke, Jumpstyle, etc. und letztlich vielleicht auch das gute alte Waven) sondern weil eben mir so verhasste Etikettenschwindel vorliegen. Es steht Industrial dran und Techno ist drin, es steht Gothic dran und … Techno ist drin :)
Das ärgert mich einfach und ich werde vermutlich auch weiterhin über Cyber-Tanz-Videos lachen.

Aaaber: Letztlich kümmert es mich eigentlich doch herzlich wenig, denn wie eben z.B. die Elektronische Nacht oder offenbar auch das Wavekommando sehr schön zeigen muss man keine Kompromisse eingehen. Nicht Vielfalt ist das Stichwort, sondern Sparten, wie du ja auch schon irgendwo kommentiert hattest, Robert.
Ich weiß was mich in den Clubs erwartet, musikalisch wie auch vom Publikum her. Das ist meine Szene. Da gehe ich hin.

Altgruftipunk
Altgruftipunk (@guest_16484)
Vor 13 Jahre

Tag auch, Robert,

nu, ich kenn‘ ich Dich ja nicht, war aber trotzdem leicht verdutzt wegen der ersten Sätze Deines Beitrags. „Was ist denn in den gefahren?“, ging mir in etwa durch den Kopf. Zum Glück stand ich nicht unter Zeitdruck, las also weiter. Fühlte mich plötzlich am Arm gepackt und einmal rumgewirbelt. Torkelnd fand ich mich ein in die neue Richtung Deiner Aussagen, musste lachen – hey, fast hatte ich geglaubt, Du willst tatsächlich über die Cybers herziehen. Gut gemacht. :)

Wenn diese schwarzbunten Kerlchen ein Händchen für’s Outfit haben und ihre Kunst beherrschen, dann sehe ich sie gern tanzen. Schlanke, androgyne Gestalten, die ihren Körper beherrschen – mmmh. (Es gibt sogar welche in meinem Alter.) Wenn Cybers ihr Zubehör ablegen, ist allerdings kein Cyber mehr übrig, der liegt dann in Teilen verstreut. Bei Punks und Gruftis bleibt zumindest die Frisur. ;)

Beides trennen, hier in Trier kenne ich das nicht. Die wenigen Leutchen, die unsere schwarzen Feten besuchen, nehmen zum Teil eine Stunde Anfahrtzeit in Kauf. Würde das noch gesplittet, wäre keine Fete mehr übrig, wie oben beim Cyber. Ähnlich das Mittelaltervolk, find ich nun auch nicht so optimal kompatibel zu Gothic. Aber wo sollen sie sonst hin, und ohne sie wäre es leerer.

Mir scheint, in anderen Gegenden sieht das anders aus. Habe ich doch von einer gewissen „Elektronischen Nacht“ gelesen, die 100% technofrei gewesen sein soll. (Quelle: Die Otranto-Archive. Einstufung: Verlässlich) Kaum zu fassen. Welch ein Luxus! Ab cirka fünf Liedern gehen nämlich auch mir die Klänge auf den Senkel, die des Cybers Herz erfreuen. Was habt Ihr’s gut. Genießt es! ;)

ASRianerin
ASRianerin (@guest_16485)
Vor 13 Jahre

Guldhan:
Ja, diese Eingrenzung auf Goth-Rock war irgendwie blöd, das wurde mir aber erst klar, nachdem das Koffein wirkte und ich nicht mehr editieren konnte^^

Karnstein
Karnstein(@karnstein)
Vor 13 Jahre

Am Rande (bevor man meine Haare spaltet tu ich’s lieber selbst *g*): Wie an bewussten Abend kurz (ebenso am Rande) diskutiert meine ich mit „Techno“ dabei natürlich das was man heute darunter versteht. „Techno“ im Sinne von 1990 war letztlich fast alles, und das ist auch gut so ;)

Death Disco
Death Disco (@guest_16489)
Vor 13 Jahre

Der Techno nach heutigem Verständnis nannte sich ja eigentlich Techno House und war nichts weiter als ein weiteres House-Untergenre (neben Chicago House, Acid House und Co.) mit Einflüssen aus Synthpop und EBM (die man ursprünglich eben als „Techno“ für „technikbetonte Musik“ zusammenfasste). Man hatte irgendwann aber das „House“ einfach weggelassen – und das führte dann zum Chaos. War bei Acid ja genauso.

Ich kann mich noch an die ganzen Wave- und Elektro-Sampler erinnern, die man bis ca. 1992 noch Techno-Sampler nannte. ;)

https://www.discogs.com/master/40591
https://www.discogs.com/release/125166-Electro-Revenge/images
https://www.discogs.com/master/12721
https://www.discogs.com/release/317206-Art-Dance/images
https://www.discogs.com/release/1031755
https://www.discogs.com/release/428582
https://www.discogs.com/release/584177
https://www.discogs.com/master/40597
https://www.discogs.com/release/1857230
https://www.discogs.com/release/641170

Altgruftipunk
Altgruftipunk (@guest_16492)
Vor 13 Jahre

@Death Disco
Calva Y Nada! <3
Prager Handgriff im Grunde auch, wenn nur die Reime nicht so tödlich wären …

stefan70muc
stefan70muc (@guest_16493)
Vor 13 Jahre

Da hat die ach so tolerante schwarze Szene wohl ihren ersten Generationen-Konflikt. Zugegeben, ich finde diesen Style auch eher albern, aber wenn die Kids das mögen, sollte man das auch tolerieren. Kann mich noch gut an Zeiten erinnern, als Punks, Waver, Goths, Psychs und Teds in winzigen Clubs zusammen gefeiert haben. Ja, der Opa erzählt von früher ;-) Das war ein ziemlich bunter Musikmix und auch wenn nicht alles nach meinem Geschmack war, hat mir das da gut gefallen.

Tacheles
Tacheles (@guest_16494)
Vor 13 Jahre

Das wilde Gestikulieren neonfarbener Mitmenschen kann man toll oder halt auch nicht finden aber die endlosen Diskussionen darüber gehen mir noch viel mehr auf den Keks. Im Gegensatz zu den Umweltkatastrophen, Hungersnöte und Kriege auf der Welt habt ihR wohl das grösste Problem oder den grössten Luxus euch mit Nichtigkeiten zu beschäftigen

ASRianerin
ASRianerin (@guest_16495)
Vor 13 Jahre

Darf man also nicht mehr über Dinge diskutieren, die im Vergleich zu genannten Katastrophen lediglich banal sind?

Tacheles
Tacheles (@guest_16496)
Vor 13 Jahre

Dürfen darf man aber es ist und bleibt voll nervig immer und immer wieder über dasselbe zu quatschen was bringts denn?

ASRianerin
ASRianerin (@guest_16497)
Vor 13 Jahre

Nun, so wie ich das sehe, bequatscht man hier womöglich die Geburt einer neuen Subkultur, die sich abspaltet und zu blühen beginnt. Ich finde das durchaus interessant. Im allgemeinen beobachtet und kommentiert man hier eine Entwicklung.

Rosa Chalybeia
Rosa Chalybeia (@guest_16498)
Vor 13 Jahre

Da stimme ich ASRianerin zu – hier gehts nicht drum den Cybers das Rumhüpfen zu verbieten, sondern um einen klaren Wunsch nach Trennung.
Individuen mögen Bezugspunkte zu beiden Subkulturen haben, aber im Ganzen sehe auch ich keine Kompatibilität. Cybers sind genervt wenn 5 Wave-Klassiker am Stück kommen und Grufties andersrum wenn der Bummbumm-Block zu lang geht. Ich denke man kann das mit der Situation Anfang der 80er nicht so vergleichen, da wars wohl noch übersichtlicher, heute gibt es nicht nur unzählig mehr Subströmungen parallel, auch die Grenzen sind fließender geworden. Die Musik ist vielfältiger geworden. Also wenn man damit eine wirklich gut durschmischte Party machen will dann sind am Ende alle genervt weil eh nur 2-3 Musikstücke aus der eigenen Sparte kommen -mal sehr theoretisch gesagt, ich hör auch nicht nur konsequent Neoklassik nur weil ich Reifröcke trage :D

Ich bin auch sehr für die Abspaltung, auch weil ich denke daß das die Situation entspannt. Dann bekommt jeder seine Musik-Oasen – und Gegenbesuche schließt das ja deswegen doch nicht aus …

Ich finde auch nicht daß an der Stelle die ewig gleiche Cyberdiffamierung betrieben wird. Mein Ding ist es freilich auch nicht, aber ich hab in meinem Bekanntenkreis auch Cybers – die ich bis jetzt noch nicht weggeschoben hab blos weil sie komische Schläuche im Haar haben. Daß ich vom Stil und der Musik jetzt nicht so begeistert bin wissen die – das ist fürs menschliche Verhältnis eh irrelevant.
Musik, Beweggründe und Stil an sich haben mit Gothic aber nichts gemein – und die Aussage ist rein nüchtern-neutral gemeint und richtet sich keinesfalls gegen Individuen.

Abspalten bringt schließlich auch Pufferzone in die Diskussion zwischen Cyber und Goth – weil dann jeder wieder seinen eigenen Rückzugsort hat und man sich da leichter seinen Raum nebeneinander lassen kann. Ich kann also nichts negatives in dem Wunsch nach Abspaltung sehen.

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 13 Jahre

Zu stefan70muc

Toleranz wird überbewertet. Toleranz führt zu Meinungsapathie und der Duldung von Negativität. Ist somit nicht unbedingt die Tugend, für die sie gern gehalten wird. Zumal meistens nur dann nach Toleranz geschrieen wird, wenn es darum geht, die eigene Intoleranz von anderen toleriert haben zu wollen.
Zudem wird es die Generationskonflikte immer gegeben haben. Wurde doch der einst einzige Gedanke des Goth mit schon genügend artfremden Sparten gespickt, die in der Anfangszeit mit Sicherheit nicht mit Kusshand aufgenommen worden waren. Und auch heute nur deshalb geduldet werden, weil sie mit der Mentalität mitspielen oder Narrenfreiheit erlangten.

Ich jedenfalls möchte heute einmal einen Clubabend in einer solcher Konstellation erleben, bei dem beispielsweise Punks –und nicht nur gutbürgerliche Modepunks- mit der paramilitärischen Elektrokrach-Garde oder dem Neofolk zusammentreffen. Was vor allem politisch verwirrte Punks von diesen Musik-Kollegen halten, wurde ja unter dem Deckmantel der Antifa-Bewegung des Öfteren eindrucksvoll aufgezeigt.

Zu Tacheles

Selbstredend haben wir den Luxus solche Themen ins Licht des Gezänks zu rücken. Was wird denn sonst erwartet; in einem wohlstandsgesättigtem Industrieland. In einem Land, für das Umweltkatastrophen, Hungersnöte und Kriege nur ein abstraktes Abbild in der feierabendlichen Mattscheibe sind. In dem man dann seinen kurzen Part der Pflicht-Betroffenheit mit Chips paniert und mit Bier herunterspült.
In dem einen eigentlich die endlosen Diskussionen zum Thema Umwelt, Hunger und Krieg auf den Keks gehen müssten. Da diese seit Jahrzehnten einzig als Quotenbringer der Politik und zur Profilierung des Gutmenschen herangezogen werden. Diskussionen, die zum hohlen Geschwätz und ohne ehrlichen Handlungswillen zur alltäglichen Nichtigkeit degradiert wurden.
Davon mal abgesehen muss man solche Themen gar nicht überempfindlich erörtern, da diese auf längere Sicht ohnehin dem Wohle des Planeten dienen. Also erfreuen wir uns doch lieber der heiteren Themenspielwiese mit Inhalte aus der menschlichen Gesellschaft; solange diese noch zu existieren gedenkt.

Zu Rosa

[…]Die Musik ist vielfältiger geworden. Also wenn man damit eine wirklich gut durschmischte Party machen will dann sind am Ende alle genervt weil eh nur 2–3 Musikstücke aus der eigenen Sparte kommen –mal sehr theoretisch gesagt[…]

Ich hege ebenso meine Zweifel, dass das heutzutage funktionierten würde. Denn trotz der vielen musikalischen Grenzgänger werden die Clubabende auch von genügend Nischenhocker durchstreunt. Zudem werden die meisten eine Eingrenzung des Rahmenprogramms vorziehen. Da dieses eine Aussage darüber trifft, was einen erwartet.
Zumindest ich habe keine Lust mehr, die momentanen Kosten für Sprit und Eintritt für die Katze im Sack zu tragen.

Ein gelungener Abend, meines Erachtens, lebt ausschließlich von einer konstanten musikalischen Atmosphäre, bzw. der daraus gezogenen Stimmung. Diese muss keine stoische Gerade bilden, aber doch zumindest gleichmäßig um die Mauern schwingen. Und »dummerweise« besitzen die meisten Musikgruppen ihre ganz eigenen Grundstimmungen. Die Allgegenwärtigen der schwarzen Sparten miteinander zu kombinieren und in harmonischen Einklang zu bringen wird entweder eine verdammt aufwendige Tüftelarbeit oder wird schier unmöglich sein.
Und bei dem allgemeinen Nichtgelingen nervt das Warten auf den nächsten »eigenen« Musikblock. Vor allem wenn einen die restliche Musikdarbietung gegen den Strich geht. Oder schlimmer noch: Das Interessensgebiet kleckert nur Titelweise durch die Anlage.
Fünf Minuten Fläche, fünfzehn Minuten Sitzgruppe, drei Minuten Fläche, dreißig Minuten zur Fleischbeschau dumm rumstehen …das ist kein adäquaten Abend sondern mutwilliger oder fahrlässiger Zeittotschlag.

Getrennt Abende hätten da zweierlei Vorteile. Oder zumindest zwei mögliche Resultate. Zum einen könnte der Etikettenschwindel wieder eingedämmt und einem nicht verstärkt TBM oder AgroTech als »Old School EBM und klassischem Elektro« verkauft werden.

Zum anderen könnte es mehr Kundschaft anlocken. Würde man beispielsweise anstatt 14tägiger Dunkelkrach-Abende Techno und Old-School im ständigen Wochenwechsel halten, so hätten frustresistentere Grenzgänger die Möglichkeit dort jede Woche Geld zu lassen. Da können Bumm-Bumm-Sympathisanten mit den Teletubbies abfeiern und sich am nächsten Abend in guter Musik suhlen.
Während jene mit niedrigerer Toleranzschwelle, beider Seiten, aller zwei Wochen gute ungestörte Stunden verbringen können und so auch gerne wiederkämen.

Eine rein räumliche Trennung wäre allerdings kaum möglich. Und wenn, dann weniger sinnvoll. Dass würde Clubs mit Durchschnittsgröße nur in beengte Zellen zerlegen. Und so viele Häuser, die sich das aufgrund ausladender Stockwerke oder üppiger Grundfläche leisten könnten, sind mir noch nicht begegnet. Zudem müsste dann obendrein noch der Wille nach mehr Personal vorhanden sein. Und dieses will ja auch entlohnt werden.

Zu Robert

[…]Wo bitte liegt der Unter¬schied zwischen Jugendlichen, die ihre Cyber-Moves präsentieren und denen die Hip-Hop[…]

Ich kann zwar aufgrund von Wissensmangel nicht für das Cyber sprechen. Doch die Hip-Hop-Kultur besitzt ein interessantes Fundament, ihrer Geschichte und Entstehung betreffend. Das davon innerhalb der heutige Populärvermarktung und damit in der öffentlichen Wahrnehmung nichts mehr als eine Parodie übrig geblieben ist, das sei dahingestellt.

Ich persönlich glaube allerdings nicht an eine so groß angelegte Abspaltung oder an dessen Gelingen. Denn aufgrund meines Eindrucks braucht das Cyber, als reine Spaßkanone mit Plastikgesteck, einen soliden vorgefertigten Untergrund…sonst versinkt sie im Morast. Sei der Untergrund Techno –als pauschaler Oberbegriff angenommen- oder eben dieser Szenehaufen.

Oder anders gesagt, wenn sie sich abspalten, werde sie allein wieder zu dem werden, was sie sind und immer waren: Tekker mit zuviel Geist um Mode und Gebaren, doch keinem Geist für den ganzen Rest.

Grabesmond
Grabesmond (@guest_16507)
Vor 13 Jahre

Hier in Hannover funktioniert die Trennung zwischen Goth und Cyber sehr gut- zumindest was einen Club betrifft. Aber gut, die Cyber wissen eigentlich dass da ihre Musik bewusst nicht gespielt wird- dafür sieht man dann statt Knicklichtern, Sch(w)eißerbrillen und co. Türme, Iros, Pikes usw. :D

Da aber auch in Hannover verstärkt an WEs und in den Ferien Treffen von Emos, Goths und Jumpstylern stattfinden, habe ich im Laufe meiner Beobachtungen feststellen können, dass sich letztere optisch nicht so sehr von Cybern unterscheiden; beide tragen gerne Schlabberhosen mit Neonverzierungen (weiß grad nicht wie die richtig heißen, ich persönlich finde sie absolut furchtbar), nur das Jumpstyler auf Haarteile und co. verzichtet.

Für getrennte Parties bin ich schon seit langem, weil wie es Rosa schon gesagt hat, sind Cybers nach 5 Waveklassikern genervt und umgekehrt ist der Rest genervt wenn nur Technogedröhne kommt. Eine Bekannte von mir geht z. B. gar nicht mehr in ihren einstigen Stammladen, weil da wohl die Cyber immer mehr das Sagen haben und nur ihre Wünsche durchsetzen und das Nicht-Cybervolk dann dementsprechend genervt ist. Kann ich nur nachvollziehen- ich würde mich auch nicht zurechtmachen um dann kilometerweit zu einem Club zu fahren, nur um dann festzustellen, dass da überhaupt keine musikalische Vielfalt vorhanden ist, sondern nur ein und dasselbe gespielt wird.

Klar, es ist schwierig bei einer Party viele Musikstile abzudecken, so dass jeder auf seine Kosten kommt, ich kenne das ja noch vom Auflegen her.
Aber ich bin auf jeden Fall für getrennte Parties und eine Trennung, zumal ich eh nicht nachvollziehen kann, was neonfarbige Schläuche im Haar und kunterbunte Sch(w)eißerbrillen mit Weltuntergangsstimmung zu tun haben soll ;D

Irgendwer
Irgendwer (@guest_16511)
Vor 13 Jahre

@grabesmond
welchen laden meinst du da konkret? das einzige wo ich mich in hannover wohlfühle sind die dm-parties von crax & lo-renz, oder halt die 100% von fabrikc, aber da weiss ich wer da ist und was die musik bringt.. aber mal sehen was das dark-star-festival im bad bringen wird bzw. die neuen parties von surfinwilliam, das hört sich noch sehr interessant an

Melle Noire
Melle Noire (@guest_16512)
Vor 13 Jahre

@ Grabesmond: Wer sagt denn, daß ich
immer in Weltuntergangsstimmung bin,
wenn ich in einen Club gehe?

Also ich trage gern mal Schweißerbrille im
Haar, bunte Schleier oder Haarteile – und ja,
ich besitze auch Cyberlocks in lila -, bunte
Accessoires, Krawatten usw zu meinen schwarzen
Cluboutfits. ZB in knallpink. ABER ich habe das
schon vor 10 Jahren getan, als noch kein Schwein
was von Cybergothics gehört hatte. An meinem
schwarzbunten Look in der Disco hat sich seither
wenig geändert. An manchen Tagen habe ich
auch Lust auf reinschwarze Outfits, dann gehts
evtl etwas mehr in Richtung Gothrock oder auch
in Richtung Mittelalter. Auch musikalisch mag
ich in der Szene so gut wie alles. Auch das
Bumm-bumm. Aber auch guten alten EBM,
Elektro, Industrial, Future Pop, Darkwave,
Gothic, Gothrock, NDH, Metal, Mittelalter, Folk…
Wenn ich in einem Club bin, komme ich oft
stundenlang kaum noch von der Tanzfläche runter,
bei getrennten Floors bin ichs etwas blöd, grad
möglicherweise anderswo was Gutes zu verpassen.
Wobei mir der Elektro-/Cyberfloor auch manchmal
schlichtweg zu anstrengend wird und ich flugs
auf den Classixfloor wechsele. Irgendwann tun
einem die Oberschenkel einfach weh, auf dem
Classixfloor gibt es auch mal langsamere Stücke
und man etwas Zeit, zu verschnaufen. ;)
Eigentlich bin ich ja ein großer Fan von
gemischten Floors. Da ist dann für jeden mal
was dabei. Und man verpaßt weniger. ;)

Aber bin ich nun in Eueren Augen eine
Grenzgängerin? An manchen Abenden könnte
ich optisch durchaus als Cyber durchgehen,
an anderen Abenden nicht. Ich nenne mich ja
schon seit jeher „Universalgrufti“. Je nach Lust
und Laune ist mir mal dieses recht, mal jenes.

Dunkle Grüße ;)
Melle

Grabesmond
Grabesmond (@guest_16513)
Vor 13 Jahre

@Irgendwer

Nee, eigentlich meinte ich den Ballsaal der Finsternis am Schwarzen Bären :D ist aber ein noch relativ neuer Club, der hat erst im März seine Tore geöffnet

@MelleNoir

Es ging hier nicht um deine persönliche Einstellung oder was du für Musik magst, sondern darum das ich für getrennte Floors bin. Und soweit ich mich erinnern kann, gab es schon anno 2002 zumindest in London die ersten Cybersachen- hat dann eben nur etwas gedauert bis es nach Deutschland rüberschwappte

Melle Noire
Melle Noire (@guest_16514)
Vor 13 Jahre

Anno 2002… Hm. Möglich.
Bei mir hat der bunte Kopfputz jedenfalls
keinen Cyberhintergrund. Zuerst hatte ich ja
nur meine bunten Tücher und Schleier,
Krönchen & Haarreifen. Später kamen dann
Rastahaarteile hinzu, die ich mit Schweißerbrille
kombinierte in der gleichen Weise wie Tücher
und Krönchen / Haarreifen. Manchmal auch
Tücher plus Schweißerbrille. Die lila Cyberloxx
kombiniere ich wiederum am ehesten zu
Krönchen / Haarreifen… *fg*

rusty
rusty (@guest_16521)
Vor 13 Jahre

hallo, bin grad hier reingestolpert. recht guter artikel, aber bei manchen sachen merkt man, das der schreiber sich mit dem cybertanzzeug nicht auskennt. das ist auch kein problem, da schwarz halt dermassen zwiebelmässig vielschichtig ist, das man mehrere menschenleben bräuchte, um alle bereiche wirklich mal zu erleben.

ich finde, das es durchaus richtig ist, diese leute zu belächeln. seitdem es sie gibt, machen sie nix anderes, als müllmagnet zu sein:

style mässig haben sie sich den CSD/loveparade schwulenfummel geklaut: puschel, plüsch und neon. dazu noch etwas aus der technoten der 90er wie gasmasken, radioaktivzeichen, usw… dann noch ein wenig aus der visual kei ecke mit den haarteilen und diversen leuchtkrempel, der aussieht, als wenn die leudis zu viele animes geglotzt haben. und als letztes tüpfelchen haben sie sich seit mitte der nullinger von den tänzern das tanzen abgeguckt. nicht weil tanzen so toll ist, sondern, weil sie gemerkt haben, das einfach nur aufgepimpt in der ecke stehen, um auf den nächsten clubknipser zu warten, um sich auf fotos zu inszenieren nicht reicht: heute muss man unbedingt auf ne bühne zu irgend einer elektrocombo und da den bühnen astaire machen … völlig egal, ob man mit der musik was anfangen kann, die bühne eigentlich zu klein oder ob man überhaupt tanzen kann…

ghuldan: „das ist Kuschel-Techno, wie er bei Kid­dies in der trot­zi­gen Eltern-Nerv-Phase Ver­wen­dung fin­det.
Einer Phase, in der man noch nicht daran denkt, dass Musik auch eine Aus­sage, und ein kom­ple­xes Gewebe, fern der blo­ßen Instru­men­ta­li­sie­rung tref­fen könnte. “

also diese herrschaften sollten eigentlich dann schon vor gutem stil nur noch so strotzen ? :

http://i169.photobucket.com/albums/u206/industrial-rusty/nightfall20-11-2010.jpg

tobikult: „Ich kann mir immer noch vor­stel­len, dass junge Men­schen vom Cyber in die schöne Schwarze Szene über­wech­seln.“

richtig, ich kenne leute, die vor einigen jahren noch in neongrün mit haarteil rumliefen. sehen plötzlich aus wie direkt aus den 80ern entsprungen..

„Da hat die ach so tole­rante schwarze Szene wohl ihren ers­ten Generationen-Konflikt. ….Ja, der Opa erzählt von frü­her ;-) “

so einfach ist es eben nicht… siehe oben… es gibt auch sehr viele sehr junge schwarze, die keinen bock auf cybers haben und sich sehr gestört fühlen… bitte leute,es ist KEIN GENERATIONSKONFLIKT ! es ist eher so, das hier bestimmte „musiker“, veranstalter und cybers/technoten die clubszene in eine richtung drücken wollen, die bei den meisten schwarzen, EGAL, ob jung oder alt, das kalte grausen auslöst.. es ist kein toleranzproblem, es ist „schwarz gegen mainstream“…

„Nun, so wie ich das sehe, bequatscht man hier womög­lich die Geburt einer neuen Sub­kul­tur, die sich abspal­tet und zu blü­hen beginnt.“

falsch. diese subkultur hat ihren „peak“ längst erreicht und ist schon wieder auf dem wege nach unten. das merkt man zum einen am verschwinden/langem pausieren der interessanteren musiker und dem nachdrängen von musik weitaus niedrigerer quali, zum anderen am zunehmenden auftreten von parodien oder belächeln einer gruppe .. erinnert sich noch einer daran, wie vor 5-6 jahren die emos ein massenphänomen darstellten ? verschwunden, eingedampft, weg … nicht zuletzt wegen diverser verhonepipelungen wie …

und dann natürlich, merkt man das daran, das die „guten und coolen leute der anfangszeit“ keine bock mehr haben auf den mist, der in zeitschriften, clubs, auf festivals und konzerten, klamottenkatalogen und läden kommerziell breit getreten wird (abwendung der innovationsbringer und treibenden kräfte aus frustration über zunehmender kommerzialisierung, zunehmender sinnentleerung und entfernung vom „eigentlichen ding“). die treffen sich dann auf „underground-parties“ und -treffen. kennt sicher der eine oder andere schwarze hier ;)… ich kenne cyberleute, die ihr outfit nicht mehr anziehen wollen, um mit „diesen tanzspacken“ nicht mehr in einen topf geworfen zu werden.

„Zumin­dest ich habe keine Lust mehr, die momen­ta­nen Kos­ten für Sprit und Ein­tritt für die Katze im Sack zu tragen.“ aus genau diesem grunde werden die clubs auch immer leerer. nicht alle. aber trotzdem isses nicht mehr das selbe, wie noch vor fünf jahren. erst wurde das von so manchem DJ mit der wirtschaftlichen flaute begründet, das argument zog aber spätestens 2010 nicht mehr, als die deutsche wirtschaft wieder anzog, und zwar so stark, das sich unsere europäischen nachbarn stark wunderten… man geht dann halt lieber zu den festivals, sucht sich da seine konzis und lässt die clubs links liegen. auf dem blackfield z.b. konnte man die cybers an einer hand abzählen…

@ghuldan

„Fünf Minu­ten Flä­che, fünf­zehn Minu­ten Sitz­gruppe, drei Minu­ten Flä­che, drei­ßig Minu­ten zur Fleisch­be­schau dumm rum­ste­hen …das ist kein adäqua­ten Abend son­dern mut­wil­li­ger oder fahr­läs­si­ger Zeittotschlag.“ okay, dazu mal folgendes :

1991: musik machen nur mit viel geld für hardware, es gibt nur MTV, Bravo und gedruckte Musikmagazine..

2011: gecrackte musiksoftware aus dem netz, jeder depp kann „musik“ machen, youtube, facebook, myspace, uvm.

ergebnis heute : keine 3 leute in einer schulklasse hören die selbe musik.. quo vadis, DJ ??
du siehst also, das ist kein problem einer subkultur, es ist das problem eines ganzesn zeitgeistes..

@abspaltung: da wir diese cybertanzkiste schon seit jahren beobachten, wussten wir schon lange, das eine diskussion zur abspaltung kommen wird. in belgien und holland ist dies schon längst der fall, dort kann man abende besuchen, in denen nix anderes läuft als suicide commando, noisuf-x, combichrist, und auch der neue schmu wie extize, incubite, x-r-x, eisenfunk und andere… dort siehst du goth leute, wenn überhaupt, nur vereinzelt..

zu den videos : das letzte der drei ist von mir. ich bin der gründer der ersten tanzgruppe in dem bereich, und das, was da draussen abgeht mittlerweile, das hat NICHTS mit gutem, zur musik passendem tanz zu tun ! und damit komme ich zu roberts aussage:

„Wir müs­sen uns nicht auf die glei­che Stufe mit denen stel­len, die nichts ande­res zu tun haben, als sich per­ma­nent dar­über lus­tig zu machen was sie selbst nicht wol­len oder kön­nen.“ …

in meinem falle ist das halt absolut anders. ich kann zu der mucke tanzen, auch recht energetisch, obwohl ich schon 37 lenze zähle. bei mir passt also weder die aussage mit dem generationenkonflikt, noch die mit der eigenen unfähigkeit auf der tanzfläche… im gegenteil, die cyberszene im in und ausland hat sich reichlich bei unseren ideen bedient. versucht mal, ein tanzgruppenvideo mit choreographischen elementen VOR april 2008 auf youtube zu finden… ;)…

mein freundes/bekanntenkreis (zwischen 16 und 60) und ich lehnen ebenfalls diese cybertanzkiddies ab, einfach, weil wir wissen, das es bei ihnen nicht ums tanzen, sondern um reine selbstdarstellung geht. das der tanz, wie vieles andere, von den cybers einfach einverleibt wurde, merkt man schon, wenn sie anfangen zu tanzen: das outfit ist in den seltensten fällen tanzkompatibel. und so wird sich im club ständig die schweisserbrille am arm oder die gasmaske/ haarteil auf dem kopf so alle 30 sekunden zurecht gerückt. tücher vor dem mund stören beim atmen, usw. welcher TÄNZER macht denn sowas ?? (von einigen krassen ausnahmen wie dem starlight express mal abgesehen) und da gibt es auch schon wieder einen ganz gewaltigen unterschied: ein hip hop tänzer weiss, wie er sich anzuziehen hat. er ordnet das outfit dem tanz unter, wie jeder ernst zu nehmende tänzer übrigens..

warum erzähle ich euch das ? ganz einfach: der graben verläuft nicht nur zwischen goths und cybers, sondern auch zwischen tänzern und cybers. und das aus einfachem grund: die spammen uns die wunschlisten beim DJ mit schrott zu ! letzten samstag stand ich neben einer jungen fülligen cyberdame, die ihr handy raus holte, und anderthalb seiten der A4 wunschliste voll pinnte, obwohl auf jeder liste steht „bitte nur 2-3 wünsche pro person“ wie soll man zu sinnentleertem klangmüll vernünftig tanzen ? ich weiss, was ich mit einem project pitchfork,combichrist,diversem weichen weiberelektro stück anfangen kann .. aber „tanz, schlampe“ und anderer mist mit nur einem sprachsample und null düsterer klang atmosphäre ? oder doofmucke, die computergames der 80er zum inhalt haben ? wie willst du dazu eine choreo entwickeln ?

ich seh mich als schwarzen tänzer. ich kaufe keine AMOK klamotten bei deecom, ich habe kein cyberzeugs, ich bleiche ein shirt und mach löcher rein. und statt des x-tra-x katalogs habe ich eine nähmaschine oder einen schneider… und wenn ich irgendwelche szenefremden clowns sehe, die ein sammelsurium an zusammengeklauten inhalten am körper und im hirn spazieren führen, ohne sich im entferntesten mal gedanke um inhalt und sinn zu machen ….klar lach ich die aus.. warum auch nicht ?

ich will keinen techno in schwarzen clubs. ich will keine leute, die sich via markenklamotten definieren. ich will keine DSDS mässigen tanz“battles“ und contests, das ist alles normalodreck, von dem ich mich eigentlich abwenden wollte.

Marcus
Marcus (@guest_16526)
Vor 13 Jahre

@rusty: Sicherlich benötigt es heutzutage aufgrund vorhandener Software keinerlei Talent mehr, um rhythmische Klänge – nennen wir es der einfachheithalber „Musik“ – zu erzeugen. Dies scheint dann auch der Grund zu sein, dass massenhaft unkreativer, leidenschafts- und ideenloser Müll produziert wird. Doch eine Erweiterung der Stilrichtungen kann ich hier nicht erkennen. Wo sollte nun das Problem für einen DJ sein? Ok, er muss aus dem Müllberg die Perlen herausfiltern. Dies sehe ich nun aber nicht als allzu große Herausforderung. Schwieriger dürfte es hingegen sein, sich „gegen“ einen Veranstalter bzw. Clubbetreiber mit einer innovativen Playlist, die sich vom gespielten Einheitsbrei unterscheidet, durchzusetzen. Letztendlich geht es vielen Veranstaltern einzig um Gewinnmaximierung. Dabei stellt sich dieser doch nur zwei Fragen: Wie locke ich die meisten Gäste an? Und welche „Art“ der Gäste konsumiert am meisten?

Persönlich freue ich mich über eine gute Mischung verschiedener Genres, sofern diese eine gemeinsame Basis haben. Beispielsweise Deine Lakaien, Siouxsie & The Banshees und Joy Division passen einfach nicht zu diesen ganzen – aus meiner Sicht – austauschbaren Technoprojekten wie [X]-RX, Eisenfunk und Co. Hier wäre eine Trennung absolut angebracht. Aber natürlich ist das nur mein persönliches Empfinden und nicht der Weisheit letzter Schluss.

Death Disco
Death Disco (@guest_16528)
Vor 13 Jahre

Apropos Deine Lakaien: Hat schon mal jemand die ersten Bandfotos von ca. 1985/86 gesehen? Veljanov mit Turmfrisur und rasierten Seiten – ein richtiger Gruftschlumpf, wie er im Buche steht. Diesen „Mozartzopf“ trägt er erst seit Anfang der 90er.

Horn sah hingegen damals schon aus wie der nette Onkel von nebenan. *g*

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 13 Jahre

Zu Robert:

[…] Es geht nicht unbedingt um die geschichtlichen Hintergründe, sondern vielmehr um die Präsentation im Netz. Mich nervt dieses gegenseitigen nörgeln einfach ab, wenn jemand sich und seinen Tanz im Internet präsentiert. […]

Da war ich wohl in einer anderen Denkrichtung. Aber das stimmt. Tanzwettkämpfe. Lehrvideos. Zeilenweise Diskussionen innerhalb der youtube-Kommentare wer doch wie und wann den perfekten »Move« ausführte. Wer noch üben muss und wer nicht. Man kommt sich vor wie in einem elitären Ballettverein, anstatt in einer Gruppe Gleichgesinnter, die einfach nur Spaß haben wollen.

Zu rusty:

[…] also diese herrschaften sollten eigentlich dann schon vor gutem stil nur noch so strotzen ? : […]

Der Konjunktiv ist hierbei richtig gewählt, sofern sich die Abgelichteten ernst nehmen.
Wobei sich die Bezeichnung »Kiddie-Kuschel-Techno« nicht auf das Alter bezog, sondern einfach auf die Wirkung der Musik.

[…]1991: musik machen nur mit viel geld für hardware, es gibt nur MTV, Bravo und gedruckte Musikmagazine..
2011: gecrackte musiksoftware aus dem netz, jeder depp kann »musik« machen, youtube, facebook, myspace, uvm.
ergeb¬nis heute : keine 3 leute in einer schulklasse hören die selbe musik.. quo vadis, DJ ??
du siehst also, das ist kein problem einer subkultur, es ist das problem eines ganzesn zeitgeistes.. […]

Da gebe ich Recht. Die heutigen Möglichkeiten begünstigen musikalische Minderwertigkeiten. Zumindest wurde früher gnadenloser ausgelichtet, da man ohne Plattenvertrag kaum auf sich aufmerksam machen konnte.
Es bleibt aber die Frage, ob man als DJ nun wirklich jedem Deppen durch die Anlage jagen muss. Nicht jeder, der sein Zeug über eine »Dauer-Demoversion« zusammenschusterte und dafür ein halbes Dutzend Gefällt-mir-Daumen bei Facebook einfährt, ist automatisch dazu privilegiert gespielt zu werden.
Als DJ sollte man schon ein Gespür für Sparten besitzen und kann dementsprechend auslichten bzw. kombinieren. Wenn nicht, dann hat man hinter dem Pult nichts verloren, denn einfach Titel abspielen kann jeder. Und dahingehend stimme ich Marcus zu. Dass man als DJ heutzutage schnell in die Misere gerät, 2/3 des Abends mit Stücken füllen zu dürfen, die man nie freiwillig präsentieren würde. Aber die zahlende Masse will es hören und damit duldet der Veranstalter kein Widerwort.

Zudem darf ja auch ruhig unbekanntes Material gespielt werden. Ich hatte dahingehend auch keine Berührungsängste. Denn wenn fremdes in einem Block mit Pitchfork, in strict, Calva, cat rapes dog, und weiß der Geier, auftauchte, dann konnte es ja nicht so schlecht sein. Meisten bewahrheitete sich das sogar.
Heute komme ich mit der Einstellung allerdings nicht mehr weit, ganz im Gegenteil. Ich lasse gute Stücke außen vor, weil ich bei dem befürchteten Mumpitz danach nicht auf der Fläche gesehen werden will. Es erklingt kurz Feindflug und danach wird man mit Nachtmahr beleidigt. Kurz mit den Krupps hervorgelockt und anschließend mit Straftanz wieder vertrieben. Natürlich ist Geschmack relativ. Aber vieles ist musikalisch einfach nicht mehr deckungsgleich.

[…] letzten samstag stand ich neben einer jungen fülligen cyberdame, die ihr handy raus holte, und anderthalb seiten der A4 wunschliste voll pinnte, obwohl auf jeder liste steht »bitte nur 2–3 wünsche pro person« wie soll man zu sinnentleertem klangmüll vernünftig tanzen ? […]

Brauchte die gute den Telefonjoker um sich an die Titel zu erinnern, die sie eigentlich mag, oder wie darf man das verstehen. Gut, bei anderthalb A4-Seiten wird es nach drei Redbull-Cola schon schwer, die richtige Schreibweise aus den Hirnwindungen zu pulen. Aber wenn man eine gewisse Leidenschaft in seine Musik legt, dann hat man die Stücke eigentlich im Kopf.
Es muss sich ja nicht bei jeden die kompletten Titellisten aller CDs in das Gedächtnis gebrannt haben. Aber alljene Titel mit denen man besondere Emotionen verbindet, die man gerne in Clubs entgegenvibriert habe möchte oder lange nicht mehr ausgeführt hat, alljene hat man doch im Kopf. Oder verlange ich da zu viel?

Davon mal abgesehen. Natürlich macht es gelegentlich Spaß, wenn man sich einfach nur ein »Electrohead« oder »Apathie« entgegenbrüllen lässt. Aber meine damalige Begeisterung schlug auch für die Texte und nicht nur für rundgelutschte Rhythmusflauten. Es mag arrogant klingen, aber von solchen Stücken wie »Mädchen in Uniform«, »Tanzt kaputt was euch kaputt macht«, »Koprolalie«, »Larissa« und Techno-Konsorten fühle ich mich einfach beleidigt.
Ich mag zwar Mädchen in Uniform…so ist es ja nicht. Aber wenn sich unter Hemd und Binder solche Proll-Technorienchen verbergen, dann braucht mit Sympathie meinerseits vorerst nicht gerechnet werden.

Zu Marcus:

[…] Dabei stellt sich dieser doch nur zwei Fragen: Wie locke ich die meisten Gäste an? Und welche „Art“ der Gäste konsumiert am meisten? […]

Dahingehend bin ich ohnehin ein Clubschreck. Ich zahle gezwungenermaßen den Eintritt, atme die kostbare Luft weg, beschwere mich über die musikalische Darbietung, aber ließ bis dato nicht einen Cent an den Theken.

Wraithqueen
Wraithqueen (@guest_16550)
Vor 13 Jahre

 Guldhan

Davon mal abge­se­hen. Natür­lich macht es gele­gent­lich Spaß, wenn man sich ein­fach nur ein »Elec­trohead« oder »Apa­thie« ent­ge­gen­brül­len lässt. Aber meine dama­lige Begeis­te­rung schlug auch für die Texte und nicht nur für rund­ge­lutschte Rhyth­mus­flau­ten. Es mag arro­gant klin­gen, aber von sol­chen Stü­cken wie »Mäd­chen in Uni­form«, »Tanzt kaputt was euch kaputt macht«, »Koprola­lie«, »Larissa« und Techno-Konsorten fühle ich mich ein­fach belei­digt.

Ohhhhhh, du sprichst mir voll und ganz aus der Seele!!!
Ich mag zwar die elektronische Richtung sehr, liebe mein Power Noise/ Rhythm ’n‘ Noise oder wie auch immer diese musikalischen Schubladen genau heißen, aber egal wo ich hingehe, es wird nur noch massenkompatibles 08/15-Technogedudel unterster Schublade gespielt. Ich könnte wirklich heulen! Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als ich immer meinen Block harten elektronischen Krach bekam. Damit gehöre ich zwar einer Minderheit an, aber es war Platz für uns neben allen anderen Musikrichtungen. Und jeder kam auf seine Kosten. Mittlerweile werden meine Musikwünsche meistens nur noch panisch abgewiesen, da ich damit die Kunden vertreiben würde. Traurig, aber wahr.

Doch die Technoleute bestimmen mittlerweile das Programm, so dass auch die rein elektronischen Abende nur eine Anreihung von immer gleich klingenden Taktfolgen sind und sich das Publikum dementsprechend geändert hat. Das macht mich doch ziemlich wütend. Das hat nur noch mit Party-um-jeden-Preis zu tun, aber meinem Empfinden nach nichts mehr mit dem Inhaltlichen, was ich einst in der Gothic-Szene gefunden hatte. Meine Lieblingsmusik mag keine Texte haben, statt Melancholie von Zerstörung und auch Aggression berichten, doch finde ich für mich darin unbeschreibliche Tiefe.

Letzt­end­lich geht es vie­len Ver­an­stal­tern ein­zig um Gewinn­ma­xi­mie­rung. Dabei stellt sich die­ser doch nur zwei Fra­gen: Wie locke ich die meis­ten Gäste an? Und wel­che „Art“ der Gäste kon­su­miert am meisten?

Und das ist im elektronischen Bereich leider das massenkompatible und leicht konsumierbare Techno, auf das viele Cybers abfahren. Sowie diverse Partygänger, die mit Gothic erst recht nichts am Hut haben. (Mit denen hätte ich keine Probleme, aber vielen geht es leider nur ums Saufen und Selbstdarstellen). Ich spreche den Cybers keineswegs so etwas wie Tiefgründigkeit ab. Ich kenne selbst Gothics, die nun auf die Techno-Cyber-Schiene aufgesprungen sind, weil es ihnen unheimlich viel Spaß macht.

Doch mir wäre es lieb, wenn genau bei solchen 08/15-Liedern eine Trennung erfolgen würde. Nicht nur weil ich mit der zu seichten inhaltslosen technoiden Musik nichts anfangen kann, auch wegen der schon in der Diskussion genannten zu krassen Unterschiede zwischen Cyber und Techno. Ich meine, wer bitte kam auf die Idee, mit Knicklichtern und LED-Handschuhen auf einer elektronischen Gothicveranstaltung herumzufuchteln? Es stört einfach nur!

Was die DJs angeht, in meinem Umfeld werden zwar nur noch Themenabende angeboten – z.B auf einem Floor Electro, TBM, auf dem anderen Dark Wave-, aber leider werden meist nur die Best-of-Gothic-Compilations rauf und runter gespielt. (Kein Witz!) Und Veranstaltungen, die wirklich nur spezielle elektronische Musik anbieten, haben bisher meist nicht lange überlebt. Die Abende, die sich rein dem Bat Cave, Dark Wave, etc. widmen, sind wesentlich erfolgreicher.
Es ist so ärgerlich, dass alles am Ende wieder auf das Geld hinausläuft. Da bleibt wirlich nur noch die Privatparty in einem verlassenen Schuppen im Feld oder so.

N30NGRüN
N30NGRüN (@guest_16670)
Vor 13 Jahre

Lange Zeit war ich der einzige Cyber in meinem Stammclub. Trotzdem lief immer viel elektronische Musik, in Richtung Agonoize, Eisenfunk, Combichrist, Nachtmahr und dergleichen. Seltsamerweise war die Tanzfläche auch in meiner Abwesenheit, ich kann nämlich nichts mit mindestens der Hälfte der elektronischen Musik anfangen, die so innerhalb der Schwarzen bzw. Cyber Szene verbreitet ist, immer gut gefüllt. Und ähnliche Beobachtungen habe ich nicht nur dort gemacht. Sogar auf größeren Parties, die ich besucht habe, auf denen die DJs ausschließlich solche Musik auflegen machen Cyber selten mehr als geschätzte 50% des Publikums aus, wenn überhaupt. Es ist also falsch zu behaupten die Cyber seien Schuld an der vielen, teils minderwertigen, elektronischen Musik in den schwarzen Clubs.

Was vielen hier übrigens nicht bewusst sein dürfte ist, dass die Cyber Szene alles andere als homogen ist. Das fängt dann, weil es hier schon thematisiert wurde, bei Tanzvideos an, viele finden sie toll und machen vielleicht selbst welche, während andere, und ich gehöre zu dieser Gruppe, nichts damit anfangen können und sich teilweise sogar ein Ende dieses Trends wünschen. Und diese Uneinigkeit, die in manchen Fällen sogar noch viel weiter geht, besteht bei nahezu allen Themen, oft genug sogar bei Musik und der Optik. Gerade aber für das Loslösen von der Schwarzen Szene bräuchte es aber Einigkeit, weswegen dies wohl auch in näherer Zukunft meiner Meinung nach nicht geschehen wird.

ASRianerin
ASRianerin (@guest_16673)
Vor 13 Jahre

Dass viel elektronische Musik in den Clubs gespielt wird ist wahr und die Frage, warum dem so ist, ist wie die Diskussion mit dem Huhn und dem Ei. Von daher ist es wirklich ein wenig kurzsichtig, wenn man nur den Cybern den bunten Peter in die Schuhe schiebt.

Ich persönlich muss aber auch immer schmunzeln, wenn sich diverse Leute über Cybers aufregen, aber selbst zu Agonoize abzappeln. Das ist in meinen Augen ein wenig inkonsequent, denn die Kleidung alleine provoziert zwar, reicht m.E. aber nicht wirklich für eine Diskussion auf einem gewissen Niveau aus.

Letztlich ist eben die Frage, wie sehr beide Seiten die Abspaltung wollen. Ich persönlich habe den Eindruck, dass viele Nicht-Cyber das sehr begrüßen, dabei aber recht inkonsequent sind. Bei den Cybern selbst, bin ich mir da nicht so sicher, beharren doch sehr viele auf den Zusatz „Gothic“, obwohl sie im nächsten Atemzug über hierfür eigentlich typische Dinge (besonders musikalisch gesehen, auch auf die Club-und Feierkultur bezogen) nur die Nase rümpfen und diese auch belächeln. Man könnte natürlich darüber philosophieren, ob das nur Abwehr ist…aber ich denke, da bewegt man sich schnell in Spiralen, da letztlich eh jede Seite dann auf ihre Interpunktion beharren wird ;)

Ich persönlich bin für eine Abspaltung. Und zwar inkl. musikalischer Auswahl auf Veranstaltungen.

ronjaRT
ronjaRT (@guest_19455)
Vor 12 Jahre

netter veranstaltungs-spoiler. aber etwas zu lang für simple werbung.

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 12 Jahre

Es ist schon bewusst, dass das englische spoil für »verderben« steht, oder? Was bei einigen Kommentaren der Fall ist, zugegeben. Doch was soll das dann mit Werbung zu tun haben?
Oder tritt jenes »to spoil« hier als fehlgeleiteter Anglizismus in Erscheinung? Wenn dem so sei, dann bleibt zu sagen: Bedauerlicher Weise geht mit jeglicher Kritik unweigerlich ein gewisser Werbeeffekt einher. Gibt es doch immer wieder Gaffer, die auf Trümmerfelder glotzen müssen.

Asti
Asti(@lorraine)
Vor 12 Jahre

Es wurde ja schon alles gesagt, denke ich.
Ich bin nur froh hier in der Region zwischen den Partys wählen zu können. Gut, die Guitarmen ist nur alle 2 Monate, aber das warten lohnt sich.
Mich persönlich nervt es nur, wenn in den Veranstaltungshinweisen expilizit mit Gothic, Wave, EBM, Industrial geworben wird und dann den ganzen Abend nur bummbummtechno läuft.

Wraithqueen
Wraithqueen (@guest_20579)
Vor 12 Jahre

Leider eine recht verspätete Antwort von mir. Dennoch wollte ich anmerken, dass ich in meinem Beitrag nicht meinte, dass explizit die Cyberszene an der technoiden elektronischen Musik schuld wäre. (Falls das so verstanden wurde.)
Das sind meiner Ansicht nach eher die Bands, die sich in diese Richtungen entwickeln (siehe Suicide Commando) und die DJs, die es spielen. An sich hätte ich nichts dagegen. Wenn es auf elektronischen Veranstaltungen nicht plötzlich zur hauptsächlich gespielten Musik erklärt worden wäre. Vielfalt darf anscheinend nicht sein. Und dem Etikettenschwindel, was Asti angesprochen hat. Steht explizit Hellelectro oder TBM auf den Flyern, dann weiß ich wenigstens, auf was ich mich einstellen muss.

Als Besucher sehe ich sowohl Gestalten in schlichtem Schwarz, ein paar Cybers, dazwischen Leute mit Metalshirt an und Knicklichtern in der Hand, Tekker und ganz normal gekleidete Leute, denen Gothic vollkommen egal ist und die einfach nur merken, dass sie auf die Musik tanzen und Spaß haben können. Der Rest ist gemischtes Gothicvolk, das sich tummelt und darauf wartet auf ein paar EBM- oder härtere elektronische Lieder tanzen zu können.
Für mich fühlen sich solche Abende irgendwie seelenlos an. Da kann ich auch in eine Mainstreamdisco gehen, da erlebe ich so ziemlich das gleiche. Nicht viel dahinter, Hauptsache Party.

In einem früher sehr beliebten Gothicclub toben sich derzeit hauptsächlich nur noch Knicklichtkinder aus (ich sage extra nicht Cyber, weil wie gesagt, sogar dem Aussehen nach vermeintliche Metaller diese Dinger schwingen). Und der Betreiber kam auf die glorreiche Idee einen Abend mit dunkler elektronischer Musik und House zu veranstalten. Demnächst gibt es dann die Düsterversion von DJ Ötzi vs DJ Bobo oder wie? Tut mir leid, aber diese Entwicklung kann ich nicht mehr nachvollziehen.

CyberDaisy
CyberDaisy (@guest_49732)
Vor 10 Jahre

Die Antwort kommt spät, aber da ich gerade erst über diesen Thred gestolpert bin und die letzten Zeilen von Robert so klasse fand, möchte ich auch gern noch was dazu sagen:

“Für mich füh­len sich sol­che Abende irgend­wie see­len­los an.”

Ich stimme Dir 100% zu. Genau so ist es. Erst wenn wir wieder dazu zurückfinden, dass Musik nicht tanzbar sein muss, ändert sich vielleicht was. Nicht der Beat ist entscheidend, sondern das Gefühl für die Musik.

Ich stimme dem total zu.
Früher kannte ich Partys gar nicht anders, als dass man irgendwie doch an fast jedem Weggeh-Abend mal jemand Interessanten kennengelernt hat und dann zu zweit oder in der Gruppe diskutierte.
Mag daran liegen, dass ich aus einer sehr ländlichen Gegend komme und alles nicht so ganz kommerziell dort ist wie an meinem derzeitigen Wohnort.
Und zum Glück hat sich das in meiner Heimat auch bis jetzt so bewahrt. Da gibts auch keine Cyberdiskussionen, zur Hoch-Zeit des Cybertrends waren wir in einem Gebiet von 50 km vielleicht 5-6 Cyber.
Mittlerweile bin ich die einzige und ich hatte nie Probleme, weder mit den gemischten Musikstilen (wenn man diese bei uns trennen würde, würden gar keine Veranstaltungen mehr stattfinden, da kaum Leute) noch mit den Leuten selbst; keiner störte sich an mir als Person oder meinem Kleidungsstil.

Doch hier an meinem aktuellen Wohnort ist alles mehr aufgesplittet in Musikstile und Cliquen und überhaupt wirkt alles ziemlich steril und kommerziell.
Überhaupt kein „Szenegeist“ mehr. Kein Flair, nichts Interessantes, Morbides, die meisten wirken irgendwie kostümiert und verstellt. Und ins Gespräch kommt man auch mit niemandem.
Ich finde das sehr schade.

Und wenn ich mir mal was Ruhiges, Atmosphärisches gewünscht habe, wie Lustmord oder Iszoloscope, heißt es: „ist nicht tanzbar, höchstens als Rausschmeißer“.
Mit Witchhouse hab ich es spaßenshalber auch mal versucht, aber das kennen die DJs meist erst gar nicht.

By the way, gibt es eigentlich irgendwo Dark Ambient-„Partys“?

Liebe Grüße,
CyberDaisy

Noire Mari
Noire Mari (@guest_52204)
Vor 8 Jahre

Wenn ich sage, dass Cyber nicht zur Gothickultur zähle, heißt das nicht dass ich Cyber verachte. Genauso wenig, wie Helene Fischer Fans. Das heißt aber nicht das man die Menschen unmenschlich behandeln soll. Dies ist eine einfache Feststellung ohne Wertung. Gothic ist mehr als einmal am Wochenende in der Disco zu tanzen.

NoireMari
NoireMari (@guest_52205)
Vor 8 Jahre

Es gibt keine Cybergothics! Cyber ist Partymusik und ein Technostil. Sieht man an den Outfits und Farben. Wer lebt Cyber als ganzheitliche Lebensphilosophie im Alltag Hellelectro oder Aggrotech sind auch kein Gothic! 3 Minuten nur „fick mich“ ins Mikro schreien ist nicht besonders düstertomantisch und regt auch nicht zum Denken an.

Gothic ist eine Lebensphilosophie, Cyber eine Partykultur, die zum Rave/Technobereich gehört. Mir hat noch kein Cyber je erklären können, was das typische verbindende Element sein soll. Vor allem, weil so Bands, wie Agonoize kein Industrial sind. Bands, wie SPK mit klassischem Industrial sind kein Begriff.

Gothic ist eine Vergangenheitsorientierte Philosophie. Die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit, mit dem Tod spielt keine Rolle, ebenso nicht Romantik, Mystik oder Okkultismus. Das kritische und düstere Element fehlt ebenfalls oder der Tanzstil ist ebenfalls ganz anders

Cybers sind ganz normale Menschen, wie Gothics auch. Da gibt es kein besser oder schlechter, nur muss man sich nicht woran haften, zu dem man nicht passt.

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